Die Mühle unter der Teufelskanzel
BUCHVERLAG KÖNIG
9783943210972 (ISBN)
Diese Sagensammlung des bekannten vogtländischen Sagenforschers Rudolf Schramm zeichnet sich dadurch aus, dass versucht wird, die jeweiligen Überlieferungen aus dem mittleren Elstertal in der näheren Umgebung der Stadt Greiz in historische, volkskundliche, naturwissenschaftliche und andere Zusammenhänge zu stellen und somit den Leser zusätzliche Informationen zu vermitteln. Dabei hat Schramm die hier aufgenommenen Sagen nicht allein älterer gedruckter Literatur entnommen, sondern auch rein mündlich-gedächtnismäßig überlieferte Texte in die Auswahl einbezogen und dabei eigene Aufzeichnungen als auch die ihm bekannter Heimatfreunde genutzt. Durch seine behutsame, anschauliche Neuerzählung, ohne Veränderung der Aussage und des Gehalts, erreicht der Autor, dass sich auch der heutige Leser angesprochen fühlt. - Die Illustrationen von Dieter Hellfritzsch gehen zum Teil über den Rahmen einer rein bildlichen Abbildung des Geschehens in den jeweiligen Texten hinaus und unterstreichen einfühlsam die Stimmung und den Reiz der Sagen. Ein geografisch geordnetes Ortsregister und ausführliche Erläuterungen mit einem Quellenverzeichnis, das auch Archivalien einschließt, stehen dem Leser zur schnellen und sachkundigen Orientierung zur Verfügung.
I. Natursagen: 1. Kapitel: Hausgeister, 2. Kapitel: Naturgeister, 3. Kapitel: Der Teufel, 4. Kapitel: Der Drache, 5. Kapitel: Irrlicht und Feuermann - II. Geschichtliche Sagen: 1. Kapitel: Von Burgwällen, Ritterburgen und Schlössern, 2. Kapitel: Das Bauopfer - III. Volksglaube: 1. Kapitel: Schätze und Schatzgräber, 2. Kapitel: Schwarzkünstler und Zaubermeister, 3. Kapitel: Von Nachtspuk und Geisterwelt, 4. Kapitel: Rätsel um Berge, Gewässer und Höhlen, 5. Kapitel: Nachlese aus Dorf und Stadt - IV. Allerlei Narretei
BUCHAUSZUG: "Die Mühle unter der Teufelskanzel" - Sagen und seltsame Begebenheiten aus dem Tal der Weißen Elster: Der Spaziergänger, der nach Verlassen des Greizer Parks auf dem schmalen Waldpfad zum Weißen Kreuz seine Blicke auf den jenseitigen bewaldeten Berghang am linken Elsterufer richtet, sieht zwischen den Stämmen des Hochwaldes einen massigen, schwer zugänglichen Quarzitblock emporragen, der in jähem Sturz zum Elstertal abfällt. Eine schmale Plattform, die man nach mühsamem Klettern erreicht, gewährt einen lohnenden Blick ins Flusstal und auf das andere Ufer mit dem Hirschstein und seinen Klippen. - Es geht die Sage, hier habe der Teufel in grauer Vorzeit gepredigt, und darum heißt dieser Felskegel die Teufelskanzel. Hier habe sich auch zuweilen eine riesige Gestalt gezeigt, die einen Fuß auf die Kanzel und den anderen auf die klippigen Vorsprünge des Hirschsteins gesetzt habe, sodass sie Fluss und Tal mit beiden Beinen gleich einer Brücke mit einem einzigen Riesenbogen überspannten. - Nur wenige Schritte südlich der Teufelskanzel erhebt sich ein anderes Felsmassiv, der Klingenstein. Hinter dieser Felsklippe, und unten im Tal beim alten Fischerhäuschen am Parkausgang, trieb vordem der Wilde Jäger mit lautem Hussa! und Hallo! unter Peitschenknall und Hundegebell nächtlicherweise talauf, talab sein Wesen. - Am Fuße des von Hochwald bestandenen linksseitigen Berghanges schlängelt sich die Elster durch die Wiesenaue, deren Wasser an dieser Stelle einst durch das Sauwehr gestaut wurde. Ein gutes Stück oberhalb stand vor Zeiten am rechten Elsterufer eine Mühle, in der wohnte ein Müller mit seinem Töchterchen. Er war bekannt als ein roher und boshafter Mann, dessen Sinn nur nach Geld und Gewinn stand, der die Not der armen Leute ausnutzte, Wucher trieb und sie vom Hof jagte, wenn sie um wenig Brot oder Mehl an seine Tür klopften. - Umso milder und barmherziger, und von Herzen gut und hilfsbereit war die kleine Müllerstochter. Doch den bösen Sinn ihres Vaters vermochte sie nicht zu ändern. So lieb auch der Müller seine Tochter hatte, ihren Bitten gegenüber blieb er taub und verstockt. Darum verrichtete sie auch immer still, aber oft vor Kummer weinend, ihre Hausarbeit. Oft suchte sie allein auf einsamen Waldpfaden Trost und Ablenkung von ihrem Leid. - Hoch oben von seiner Kanzel aus hielt der Teufel stets Ausschau nach dem Müller, denn es gelüstete ihn nach seiner Seele. Er konnte aber nie in ihren Besitz kommen, solange das fromme Mädchen in der Nähe der Mühle weilte, weil das Böse vor dem Guten flieht. - An einem schwülen Sommertag, als das Mädchen seine Arbeit in Haus und Hof verrichtet hatte, verließ es die Mühle, um auf schattigen Waldwegen Ruhe und Erholung zu suchen. Dabei entfernte sich das Kind immer weiter von der väterlichen Behausung. - Es bemerkte nicht, wie hinter der Teufelskanzel schwarz drohende Gewitterwolken aufstiegen, denn es wandelte unter dichtbelaubten Waldbäumen. Als sich der Himmel immer mehr verfinsterte, bemerkte auch der Müller das aufziehende Gewitter. Er rief laut nach seiner Tochter, doch seine Stimme verschlang der heulende Gewittersturm. Da er keine Antwort erhielt, ergrimmte er, fluchte und wütete wie von Sinnen. Dann stieß er in maßloser Wut einen so grässlichen Fluch aus, dass der Böse hoch oben auf der Teufelskanzel ein laut schallendes Hohngelächter anstimmte. Jetzt war für ihn die längst erhoffte Gelegenheit gekommen, sich des Müllers und seiner Seele zu bemächtigen. - Plötzlich zuckte ein greller Blitzstrahl vom Himmel, die Erde erzitterte und bebte. In Windeseile wälzten sich die Hochwasserfluten der Elster daher und rissen die Mühle in den offenen Schlund der Erde. Hinab in die Tiefe fuhr auch der Teufel mit Leib und Seele des bösen Müllers. - Auch sein Töchterchen hatte den Donnerschlag vernommen und eilte, von Angst und Schrecken gejagt, der Mühle zu. Es war aber auch die Wilde Jagd entfesselt, und schneller noch als das M
| Erscheinungsdatum | 10.06.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Region und Welt | Sagen und seltsame Begebenheiten aus dem Tal der Weißen Elster |
| Illustrationen | Dieter Hellfritzsch |
| Zusatzinfo | Mit Illustrationen von Dieter Hellfritzsch |
| Sprache | deutsch |
| Maße | 150 x 210 mm |
| Gewicht | 548 g |
| Themenwelt | Literatur ► Märchen / Sagen |
| Schlagworte | Elstertal, Literatur; Sagen |
| ISBN-13 | 9783943210972 / 9783943210972 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich