Sternklare Nächte der Karibik (eBook)
130 Seiten
CORA Verlag
978-3-7337-7771-5 (ISBN)
Wochen wie im Paradies erlebt Karis auf der Insel Grande Comore im Indischen Ozean. Doch als sie sich in den faszinierenden Unternehmer Miles Kennedy verliebt, gerät sie in einen Zwiespalt: Soll sie seinem heißen Werben nachgehen, obwohl sie glaubt, dass sein Herz einer anderen gehört?
1. KAPITEL
Interessiert beobachtete Karis, wie die „Estrella“ elegant an den Bootssteg heranglitt. Die Schiffsmaschine war bei dem Rauschen der Brandung an dem weißen Sandstrand von Levos, Fiestas tropischer Privatinsel, kaum zu hören.
Im Schatten und Schutz eines blätterreichen Banyanbaums und unbemerkt von den Bordpassagieren, setzte Karis die kleine Tara auf ihrer Hüfte zurecht, während die Feriengäste die Yacht verließen.
Es war eine der gewohnten Gruppen: mehrere übergewichtige Männer mittleren Alters in Bermudas, in deren Gefolge schöne, sonnengebräunte Blondinen über den Holzsteg eilten. Je schöner und langbeiniger die Blondine, desto wohlhabender offensichtlich der gewichtige Begleiter.
Karis betrachtete das Schauspiel mit einem belustigten Lächeln. Es hatte eine Zeit gegeben, da war es ihr unerträglich gewesen, das Aussteigen der Passagiere mit anzusehen; eine Zeit, in der sie die Leute beinah dafür verachtet hatte, dass sie hierher kamen, um sich zu vergnügen. Es waren fast ausnahmslos Paare, und wie unpassend manche von ihnen auch wirken mochten, sie waren dennoch zusammen, was Karis ihren eigenen Verlust umso schmerzlicher empfinden ließ.
Im Laufe der vergangenen Monate war es jedoch besser geworden, und inzwischen konnte sie mit Belustigung zuschauen, anstatt mit Ärger und Neid. Ich habe zwar keinen Partner, dachte sie, aber ich habe etwas, das diese langbeinigen Blondinen nicht haben. Sie besaß die Liebe zweier wunderbarer Kinder, einen gewissen Grad an Zufriedenheit mit ihrem Leben, und Josh hatte Karis geholfen, ihr Selbstwertgefühl zurückzugewinnen, das ihr bei ihrer Ankunft vor einem Jahr zum größten Teil abhanden gekommen war.
Josh – wo ist er denn eigentlich? Karis drehte sich um und sah, wie der Junge, glücklich in sein Spiel versunken, versuchte, etwas weiter den Strand entlang einen Krebs unter einem Kakteenstrauch hervorzulocken. Beruhigt richtete Karis den Blick wieder auf das Boot und die beiden letzten Passagiere an Deck.
Der Mann sah umwerfend aus, weder wohlbeleibt noch mittleren Alters, aber offenbar durchaus wohlhabend, nach dem Schnitt seiner weißen Leinenhose und dem mitternachtsblauen Seidenhemd zu urteilen. Er hatte glänzendes schwarzes Haar, war groß und gut, wenn auch etwas finster aussehend, und Karis betrachtete ihn einige Sekunden lang, ehe sie sich seiner Begleiterin zuwandte. Diese sah, wie zu erwarten, ebenfalls ausgesprochen attraktiv aus. Ihre Haare waren rotblond, der Anzug aus fließendem Seidendruck stand ihr hervorragend, und Karis musste zugeben, dass sie intelligenter wirkte als die meisten Frauen, die zum Sonnenbaden und Spaß haben auf die Insel kamen.
„Lass das Gepäck, Simone“, sagte da der Mann mit befehlsgewohnter Stimme. „Es gibt genügend Personal, das sich darum kümmern wird, und es kann auch nichts verloren gehen.“
„Darauf will ich mich lieber nicht verlassen“, entgegnete die Rothaarige ebenso entschlossen.
Der Mann, dessen Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen waren, hatte die Hände auf die Reling der Yacht gestützt, den Kiefer hart zusammengepresst. Karis nahm an, dass er nur mit Mühe seine Ungeduld und seinen Ärger beherrschte. Er wartete schweigend, während seine Gefährtin einen Mann der Besatzung kurz angebunden anwies, ihre Taschen und Koffer augenblicklich unter all dem anderen Gepäck hervorzuholen, sie zum Plantagenhaus hinauf und in ihre Suite zu bringen, und nirgendwo anders hin.
„Mein liebes Kind“, erwiderte der gutmütige Westinder, „ich bin Mitglied der Besatzung auf dieser Yacht, und weiter gehen meine Pflichten nicht. Wenn Sie einen Packesel brauchen …“
„Der Packesel zu Ihren Diensten, Ma’am“, rief da Leroy, einer von Fiestas Hausjungen, der barfuß über den Steg angerannt kam.
Karis legte die Hand vor den Mund, um ihre Belustigung darüber zu verbergen, wie Leroy die reizbare rothaarige Dame mit seinem entwaffnenden, offenen Willkommenslächeln und seiner Bereitwilligkeit, jedem ihrer Befehle augenblicklich zu gehorchen, bezauberte.
Der Mann an ihrer Seite schien diese Zähmung seiner Gefährtin nicht zu bemerken. Er lehnte, in seine eigene Welt zurückgezogen, über der Reling und starrte auf die kleine tropische Insel, seine Kieferpartie noch immer hart zusammengepresst, die breiten Schultern angespannt und unbeugsam unter dem Seidenhemd, das sich in der leichten Brise kräuselte. Trotz seines guten Aussehens wirkte er kalt und so, als sei er nicht eben gerne hier.
Karis erinnerte sich an ihre eigenen Gefühle, als sie sich der Insel zum ersten Mal und auf derselben Yacht genähert hatte. Genau wie der Mann hatte sie die Reling umklammert, und die Schönheit dieser paradiesischen Insel, die wie ein Kleinod von dem türkisfarbenen Meer eingefasst schien, war an ihr vorbeigegangen. Sie war nicht im Stande gewesen, ihre Reize zu erfassen, auf Grund ihrer Befürchtungen in Bezug auf das neue Leben, das vor ihr lag. So weit her hatte sie kommen müssen, um sich von einer Vergangenheit zu lösen, die ihr solchen Schmerz bereitet hatte.
Der Fremde besaß einen ähnlichen Ausdruck, so als trauere er um etwas und sei voller Zweifel, ob sein Kommen überhaupt eine gute Idee war.
Aber das ist ja alles Spekulation, sagte Karis sich, während sie die beiden Neuankömmlinge über den Strand zum Gartenpfad, der zum Haupthaus führte, hinaufgehen sah. Leroy folgte ihnen mühsam mit einem Berg an Gepäck auf dem Rücken.
Da spürte sie plötzlich Joshs warme, sandige Hand in der ihren. Karis umschloss sie fest und schenkte ihm nun ihre volle Aufmerksamkeit. Der kleine Junge beobachtete die Besucher ebenfalls, die dunklen Augen undurchdringlich. Es war einer der schönsten Augenblicke für Karis gewesen, als es ihr das erste Mal gelungen war, seine Zurückhaltung zu durchbrechen. Mittlerweile geschah dies häufiger, doch jetzt war sein Blick vollkommen verschlossen.
„Schon wieder neue Gäste“, sagte sie leise zu ihm. „Aber keine Kinder diesmal.“ Erneut drückte sie aufmunternd seine Hand. Der kleine Fünfjährige, den sie betreute, brauchte die Gesellschaft anderer Kinder. „Du wirst dich also noch ein Weilchen länger mit Klein-Tara als Spielgefährtin zufrieden geben müssen.“
Doch Tara reichte Josh nicht. Sie war noch ein Baby, und Josh brauchte Kinder in seinem Alter. Nicht dass er leicht Anschluss fand, wenn einmal welche auf die Insel kamen. Im Allgemeinen dauerte es einige Tage, bis Josh sich an die Anwesenheit kleiner Feriengäste gewöhnt hatte, und wenn er dann so weit war, dass er hätte versuchen mögen, neue Freundschaften zu schließen, reisten die Kinder schon bald wieder ab.
Irgendwann fanden Kinder immer den Weg zu Karis’ Häuschen, wo man sie gerne willkommen hieß. „Kindermädchen in Sonderstellung“ nannte Fiesta Karis in ihren freundlicheren Momenten, meistens jedoch behandelte sie sie mit Gleichgültigkeit. Karis war lediglich eine Angestellte, die ihr Josh vom Hals halten sollte.
Und Josh war häufig schwierig, launisch und teilnahmslos. Jetzt hielt er den Blick starr auf die drei Menschen gerichtet, die da den Strand heraufkamen – den Gast, der seine Begleiterin behutsam am Ellbogen hielt, damit sie in dem tiefen Sand nicht stolperte, und Leroy mit seinem fröhlichen Geplauder, das jedoch auf taube Ohren zu stoßen schien.
In Karis regte sich etwas, das sie sich nur ungern eingestand, das altbekannte Gefühl von Neid und Reue, das sie überkam, wenn sie lachende Liebespaare an Land kommen sah. Zwar wirkten diese beiden nicht gerade wie ein verliebtes Traumpaar, aber dennoch beneidete Karis die Frau um ihren so umwerfend attraktiven Partner, und es gab ihr einen Stich. Karis hatte keinen Partner mehr, nicht einmal mehr jemanden zum Streiten, und in diesem Augenblick empfand sie ihren Verlust schärfer als sonst.
Energisch wischte sie diese Gedanken beiseite und trat aus dem Schatten des Banyanbaumes, um mit den Kindern am Wasser entlang zu ihrem Häuschen zurückzukehren. Tara schlief an ihrer Schulter, und es war auch Zeit für Joshs Mittagsschlaf. Auf einmal jedoch presste der Junge ihre Hand, so dass Karis innehielt. Zugleich stieß er einen seltsamen Kehllaut aus.
Die Besucher hatten den Eingang zu den Gärten erreicht und befanden sich nur etwa 20 Meter von ihnen entfernt, als der Mann auf Joshs leisen Aufschrei hin stehen blieb und ruckartig in ihre Richtung herumfuhr.
Karis’ Magen schnürte sich zusammen, denn obwohl die anderen weitergingen, stand der Mann regungslos und starrte sie an, barfuß und braun gebrannt wie sie war, in einem scharlachroten Sarong, mit der kleinen Tara auf der Hüfte und den kleinen dunkelhaarigen Jungen an der Hand.
Karis spürte, wie Josh seine kleinen Fäuste ängstlich in ihrem Rock vergrub.
Langsam nahm der Mann seine Sonnenbrille ab, und in diesem Moment wusste Karis, wer er war. Ihr Magen wurde noch enger, und ihr Herz hämmerte.
Er sagte kein Wort, doch mit seinen dunklen Augen musterte er Karis kalt und feindselig. Josh stand steif hinter ihr, die Hände noch immer an ihren Rock geklammert, und dann merkte Karis, wie ein Beben durch seinen kleinen schmalen Körper ging. Ohne ihre grünen Augen von dem Fremden zu lassen, strich sie dem Jungen hinter ihr zärtlich über den Kopf, um ihm zu zeigen, dass er bei ihr in Sicherheit war.
Ein verwirrter Ausdruck huschte über das Gesicht des Mannes, und dann verengten sich seine Augen, während sein Blick missbilligend über Karis’ knappes Oberteil und die wilde, schwarz glänzende Lockenmähne glitt, die ihr bis auf die Schultern fiel. Ein sanfter Tropenwind drückte ihr den Sarong gegen die langen...
| Erscheint lt. Verlag | 20.5.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Digital Edition | Digital Edition |
| Übersetzer | Susanne Albrecht |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora digital edition • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook angebote • ebook günstig • ebook liebesroman • Frauenroman • Frech • Liebesgeschichte • Liebesroman • romantisch • Romantische Bücher • Sexy |
| ISBN-10 | 3-7337-7771-9 / 3733777719 |
| ISBN-13 | 978-3-7337-7771-5 / 9783733777715 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich