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Der letzte Befehl (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Jack-Reacher-Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-20761-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der letzte Befehl -  Lee Child
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Ein knallharter Soldat, ein illegaler Befehl, eine folgenschwere Entscheidung.
Der Einsatzbefehl für den Militärpolizisten Jack Reacher ist eindeutig: Er soll verdeckt und ohne offizielle Unterstützung den Mord an einer jungen Frau aufklären - und anschließend, falls nötig, seine Ergebnisse vertuschen! Denn der Hauptverdächtige ist ein hoch dekorierter Offizier, der gerade von einer geheimen Mission zurückgekehrt ist, und - schlimmer noch - der Sohn eines Senators. Reacher soll niemanden auf die Zehen treten und verhindern, dass die Presse den Fall aufbauscht. Doch was er entdeckt, lässt ihn an der Rechtmäßigkeit seines Auftrags zweifeln - und macht aus Reacher einen Mann, den man fürchten muss.

Lee Child wurde in den englischen Midlands geboren, studierte Jura und arbeitete dann zwanzig Jahre lang beim Fernsehen. 1995 kehrte er der TV-Welt und England den Rücken, zog in die USA und landete bereits mit seinem ersten Jack-Reacher-Thriller einen internationalen Bestseller. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Anthony Award, dem renommiertesten Preis für Spannungsliteratur.

1

Mit hundertfünfunddreißigtausend Quadratmetern Grundfläche, dreihundertfünfundvierzigtausend Quadratmetern Bürofläche, achtundzwanzig Kilometern Korridoren und dreißigtausend Beschäftigten ist das Pentagon, der Sitz des amerikanischen Verteidigungsministeriums, das größte Bürogebäude der Welt. Aber es hat nur drei Eingänge, die jeweils in eine bewachte Eingangshalle führen. Ich wählte den Südosteingang, den eigentlichen Haupteingang, der Bus und Metro am nächsten liegt, weil er am belebtesten war und von Zivilangestellten bevorzugt wurde. Ich wollte möglichst viele Zivilisten um mich herum haben, am liebsten in einer endlos langen Schlange, um vor »Zufällen« sicher zu sein – vor allem davor, ohne Warnung erschossen zu werden. Verhaftungen gehen immer mal wieder schief, manchmal versehentlich, manchmal absichtlich, deshalb wollte ich Augenzeugen. Ich wollte zumindest anfangs unter unabhängiger Beobachtung stehen. Das Datum weiß ich natürlich noch. Es war Dienstag, der 11. März 1997, mein letzter Arbeitstag als Angestellter der Leute, die dieses Gebäude erbaut hatten.

Lang ist’s her.

Außerdem lag der 11. März 1997 zufällig genau viereinhalb Jahre vor jenem zukünftigen Dienstag, der die Welt verändern würde, deshalb waren die Kontrollen am Haupteingang wie so viele Dinge in der guten alten Zeit gründlich, ohne gleich hysterisch zu sein. Nicht dass ich Anlass zur Hysterie gegeben hätte. Nicht aus einiger Entfernung. Ich trug meinen Dienstanzug – frisch gereinigt, Oberhemd frisch gewaschen, Schuhe auf Hochglanz poliert – mit allen Orden, Ehrenzeichen und Aufnähern, die ich in dreizehn Dienstjahren angesammelt hatte. Ich war sechsunddreißig, hielt mich kerzengerade und marschierte mit festem Schritt: in jeder Beziehung ein vorbildlicher Major der U.S. Army Military Police, wenn man davon absah, dass mein Haar zu lang war und ich mich fünf Tage nicht mehr rasiert hatte.

Damals war für die Sicherheit des Pentagons der Defense Protective Service zuständig, und ich konnte schon aus vierzig Metern Entfernung zehn seiner Kerle in der Eingangshalle ausmachen, was erheblich zu viele zu sein schienen, sodass ich mich fragte, ob das wirklich alles DPS-Männer waren oder ob einige aus unseren Reihen kamen und in dieser Tarnung auf mich warteten. Unsere qualifizierte Arbeit wird hauptsächlich von Warrant Officers ausgeführt, die zur Tarnung häufig in andere Rollen schlüpfen. Sie verkörpern Colonels, Generale, Mannschaftsdienstgrade und alle möglichen anderen Leute und machen ihre Sache gut. Für sie wäre es nichts Besonderes gewesen, hier in DPS-Uniform auf die Zielperson zu warten. Aus dreißig Metern erkannte ich keinen von ihnen, aber andererseits ist die Army eine sehr große Einrichtung, und man hätte Leute genommen, die ich garantiert nicht kannte.

Ich ging weiter, war Teil einer vielköpfigen Menge, die durch die Eingangshalle zu den Türen strömte: Frauen und Männer in Uniform, im Dienstanzug wie ich oder in dem alten Flecktarnanzug, den wir damals noch hatten; Frauen und Männer, die militärisch wirkten, aber keine Uniform, sondern Anzüge oder Arbeitskleidung trugen, und offensichtliche Zivilisten aus beiden Kategorien, die Taschen, Aktenkoffer oder Pakete mit sich führten. Alle diese Menschen wurden langsamer, bewegten sich seitlich und gingen weiter, als der breite Strom sich vor den Einlasskontrollen zu einem Rinnsal aus Einzelgängern oder kollegialen Duos verengte. Ich reihte mich einzeln hinter einer Frau mit blassen, nicht abgearbeiteten Händen und vor einem Kerl in einem blauen Anzug ein, der an den Ellbogen glänzte. Beides Zivilisten, Bürohocker, vermutlich irgendwelche Analysten, also genau das, was ich brauchte. Unabhängige Beobachter. Es war kurz vor Mittag. Dieser Märztag war sonnig und schon ein bisschen warm. Frühling in Virginia. Jenseits des Flusses würden die Kirschbäume bald zu neuem Leben erwachen. Die berühmte Blüte stand unmittelbar bevor. Überall im ganzen Land lagen Flugtickets und Spiegelreflexkameras für Sightseeingtouren in die Hauptstadt bereit.

Ich wartete in der Schlange. Weit vor mir taten die DPS-Kerle, was Sicherheitsleute machen. Vier von ihnen hatten spezifische Aufgaben: zwei bemannten die Auskunftstheke, und zwei kontrollierten Dienstausweise und ließen ihre Inhaber das offene Drehkreuz passieren. Zwei weitere standen direkt hinter den Glastüren, suchten mit erhobenen Köpfen die Eingangshalle ab und beobachteten die Anstehenden. Die letzten vier blieben im Schatten hinter den Drehkreuzen, bildeten dort eine geschlossene kleine Gruppe und schwatzten miteinander. Alle zehn waren bewaffnet.

Es waren die vier hinter den Drehkreuzen, die mir Sorgen bereiteten. Auch wenn das Verteidigungsministerium damals im Jahr 1997 im Verhältnis zu den uns drohenden Gefahren zweifellos einen Personalüberhang hatte, war es höchst ungewöhnlich, vier Männer, die im Dienst waren, untätig herumstehen zu sehen. Die meisten Dienststellen sorgten wenigstens dafür, dass ihr überschüssiges Personal vorgab, beschäftigt zu sein. Aber diese vier hatten anscheinend nichts zu tun. Ich reckte mich hoch und bemühte mich, ihre Schuhe zu erspähen. Schuhe können viel verraten. Wer sich tarnt, denkt oft nicht an sie, vor allem nicht in einem uniformierten Umfeld. Weil der DPS-Dienst viel Ähnlichkeit mit dem eines Streifenpolizisten aufwies, trugen diese Leute am liebsten bequeme Copschuhe, mit denen man den ganzen Tag gut gehen und stehen konnte. Getarnte Warrant Officers der Militärpolizei würden vielleicht eigene Schuhe tragen, die meist etwas schmaler geschnitten waren.

Aber ich konnte ihre Schuhe nicht erkennen. Nicht im Halbdunkel und aus dieser Entfernung.

Die Schlange bewegte sich weiter, kam wie vor dem 11. September 2001 üblich zügig voran. Keine mürrische Ungeduld, keine Frustration, keine Angst. Nur eine Routine alter Art. Die Frau vor mir benutzte Parfüm. Ich konnte den zarten Duft riechen, der von ihrem Nacken aufstieg. Das gefiel mir. Die beiden Kerle hinter der Glaswand entdeckten mich aus zehn Metern Entfernung. Ihr Blick wandte sich von der Frau ab und erfasste mich. Er ruhte eine Sekunde länger auf mir als unbedingt nötig und wanderte dann zu dem Mann hinter mir weiter.

Danach kehrte er zurück. Die beiden Männer musterten mich ganz unverhohlen von oben bis unten, bestimmt vier bis fünf Sekunden lang, bevor ich den nächsten Schritt machte und sie nochmals den Mann hinter mir in Augenschein nahmen. Sie wechselten kein Wort miteinander. Sagten auch nichts zu ihren Kollegen. Keine Warnung, kein Alarm. Das konnte zwei mögliche Gründe haben. Erstens, der beste Fall: Ich war nur ein Typ, den sie noch nicht gesehen hatten. Vielleicht war ich auch aufgefallen, weil ich größer und schwerer war als alle anderen in hundert Metern Umkreis. Oder weil ich wie ein Fotomodell zu den goldenen Eichenblättern eines Majors eine Ordensspange mit hohen Auszeichnungen wie einem Silver Star trug, aber mit Fünftagebart und langem Haar wie ein richtiger Höhlenmensch aussah – eine Diskrepanz, also Grund genug für den langen zweiten Blick, hinter dem vielleicht nur flüchtiges Interesse steckte. Wache zu stehen kann langweilig sein, und ungewöhnliche Anblicke sind stets willkommen.

Oder zweitens, der schlimmste Fall: Für sie war lediglich irgendein erwartetes Ereignis eingetreten, weil alles nach Plan lief. Als hätten die beiden sich vorbereitet und Fotos studiert und sagten sich jetzt: Okay, da ist er, genau pünktlich. Also warten wir jetzt noch zwei Minuten, bis er drinnen ist, und erledigen ihn dann.

Denn ich wurde erwartet und kam genau pünktlich. Ich hatte einen Termin um zwölf Uhr, um mit einem bestimmten Colonel in seinem Dienstzimmer im zweiten Stock des Rings C bestimmte Dinge zu besprechen, und war mir ziemlich sicher, dass ich nie dort ankommen würde. Geradewegs in eine Verhaftung zu marschieren war eine ziemlich brachiale Taktik, aber wenn man sich vergewissern will, ob der Herd heiß ist, muss man ihn manchmal anfassen.

Der Kerl vor der Frau vor mir trat an die Tür und hielt einen Dienstausweis hoch, den er um den Hals gehängt trug. Er wurde durchgewinkt. Die Frau vor mir ging weiter und hielt dann inne, weil die beiden DPS-Beobachter in genau diesem Augenblick hinter dem Glas hervortraten. Die Frau machte ihnen Platz, damit sie sich gegen den Strom vor ihr herausquetschen konnten. Dann setzte sie sich wieder in Bewegung, und die beiden Kerle standen plötzlich genau da, wo sie gestanden hatte: einen Meter vor mir, aber nicht mit dem Rücken zu mir, sondern mir zugekehrt.

Sie blockierten die Tür. Sie sahen nur mich an. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich echte DPS-Leute vor mir hatte. Sie trugen Copschuhe, und ihre etwas ausgebeulten Uniformen hatten sich ihren individuellen Körperformen über längere Zeit hinweg angepasst. Das waren keine Uniformen, die jemand an diesem Morgen zur Tarnung aus dem Schrank geholt und erstmals angezogen hatte. Ich blickte an den beiden Männern vorbei zu ihren vier Partnern, die weiter nichts taten, und versuchte, den Sitz ihrer Uniformen zu beurteilen, um einen Vergleich zu haben. Aber das war fast nicht möglich.

Der Kerl rechts vor mir fragte: »Sir, können wir Ihnen behilflich sein?«

Ich fragte: »Wobei?«

»Wohin wollen Sie heute?«

»Muss ich Ihnen das sagen?«

»Nein, Sir, absolut nicht«, entgegnete der Kerl. »Aber wir könnten dafür sorgen, dass Sie schneller hinkommen, wenn Sie möchten.«

Vermutlich durch eine unauffällige Tür in einen kleinen absperrbaren Raum, dachte ich. Sicher hatten auch sie wie ich die...

Erscheint lt. Verlag 26.6.2017
Reihe/Serie Die-Jack-Reacher-Romane
Übersetzer Wulf Bergner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Affair (16 Jack Reacher)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte action • Afghanistan • Drogen • eBooks • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Militär • Militärpolizei • Mord • MP • New-York-Times-Besteller • New-York-Times-Bestseller • Spiegelbestsellerautor • Thriller
ISBN-10 3-641-20761-4 / 3641207614
ISBN-13 978-3-641-20761-8 / 9783641207618
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