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Lassiter 2338 (eBook)

Dorothys Rache

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4705-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2338 - Jack Slade
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Der Kutscher riss hart die Zügel zurück, als er die Hügelkuppe passierte und die vermummten Reiter sah, die vor ihm den Weg versperrten. Angesichts der großkalibrigen Feuerwaffen verspürte Roddy Mellow keine große Lust, den Helden zu spielen.

'Runter vom Bock und keine Dummheiten, alter Mann', zischte der schlanke Bursche, der sein Pferd neben ihn lenkte und dabei eine Parker Gun mit abgesägtem Doppellauf auf ihn richtete. Roddy beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten. Wortlos sprang er von der Kutsche und legte seine Hände in den Nacken, bevor er auf die Knie sank. Hinter ihm erhob die junge Frau in der Kabine ihre Stimme: 'Lasst ihn in Ruhe, bitte!'

Er grinste schief, doch im nächsten Moment traf ein brutaler Hieb seinen Hinterkopf und ließ ihn bewusstlos in den Staub der Straße stürzen.

Der Weg der Postkutsche war eigentlich nur kurz gewesen. Von Rabbits Creek zwanzig Meilen gen Norden bis zur Bahnstation in Hillary Falls. Eine Distanz, die Douglas Trumbull oft an einem einzigen Vormittag auf dem Pferd zurücklegte, wenn er die Rinderherden auf dem weitläufigen Areal inspizierte, das er sein eigen nannte. Deshalb hatte er geglaubt, sich eine Eskorte sparen zu können.

Eine fatale Fehleinschätzung, wie sich nun herausgestellt hatte.

Insgesamt verfügte er über knapp vier Dutzend Männer, die sich darum kümmerten, dass die Zäune hielten, das Vieh versorgt wurde und man Wölfe und Coyoten von seinen Herden fernhielt. Manche nannten sich Cowboys, die Burschen vom anderen Ufer des Rio Grande Charros, was dasselbe bedeutete.

Sie waren Tagelöhner, die er dafür bezahlte, dass es den viertausend Tieren auf seinen Weiden gut ging. Und in seinen Augen waren sie nicht viel intelligenter als die Rinder, für die sie zu sorgen hatten.

Deshalb ignorierte er das vielstimmige Lamento aus Englisch und Spanisch um sich herum und lenkte sein Pferd ohne Rücksicht auf die umstehenden Männer durch das kniehohe Weidengras. Sie mussten ihm ausweichen, wenn sie nicht durch die Hufe des Hengstes verletzt werden wollten.

Als er die Böschung erreichte, hinter der die Poststraße nach Norden verlief, schaute Roddy Mellow ihm mit betretener Miene entgegen. Der Kutscher hockte auf dem Tritt seines Fuhrwerks unter der Tür zur Kabine und rieb sich den Hinterkopf.

»Was in Gottes Namen ist passiert, Mellow?«, brummte er, obwohl ihm die Antwort in groben Zügen bereits bekannt war. Sein Vormann Lefty Haines hatte ihn vor einer halben Stunde im Haupthaus beim Abendessen angetroffen und die Hiobsbotschaft überbracht.

»Sie waren zu Dritt und sind wie aus dem Nichts aufgetaucht, Sir«, antwortete Mellow. »Ehe ich mich versah, haben die Banditen mir ihre Schießeisen unter die Nase gehalten. Ich konnte nichts machen.« Der Kutscher rang deprimiert die Hände.

Trumbull sah sich um; seine Blicke wanderten über die Weiden, die bis zum Horizont zu seinem Land gehörten. Außer dem Abendwind, der das Gras zum Rauschen brachte, und ein paar grasenden Rindern auf der Anhöhe wirkte die Landschaft so friedlich und beschaulich, als hätte der Überfall nie stattgefunden.

»Wo ist meine Tochter?«, fragte er und starrte Mellow aus zusammengekniffenen Augen an. Der Klang seiner Stimme war so ruhig wie unheilvoll; der Stille gleich, die einem Gewitter vorausgeht.

»Sie haben sie wohl mitgenommen, Mr. Trumbull.« Mellow zuckte ratlos die Achseln. »Ich habe eins über den Schädel bekommen, und dann bin ich abgetreten. Ihre Leute haben mich auf der Straße gefunden, aber ich muss bestimmt eine halbe Stunde bewusstlos gewesen sein.«

Der Rinderbaron presste die fleischigen Lippen unter dem mächtigen stahlgrauen Schnauzbart zusammen. Das bedeutete, dass seit dem Überfall mindestens eine Stunde vergangen war. Die Outlaws hatten mehr als genug Zeit gehabt, zu entkommen und waren längst über alle Berge.

»Was ist mit dem Geld?«, knurrte er.

»Weg, natürlich. Sie haben alle drei Kisten mitgenommen.«

»Fünfzehntausend Dollar, Mellow.« Die tiefblauen Augen von Trumbull funkelten. »Dafür werden Sie mir geradestehen!«

Der Kutscher schüttelte empört den Kopf. »Hätte ich mich vielleicht über den Haufen schießen lassen sollen, Mr. Trumbull?«, fragte er und starrte sein Gegenüber herausfordernd an. »Dann läge ich jetzt als Leiche neben meiner Kutsche, und Ihre Kohle wäre trotzdem nicht mehr da.«

Trumbull ignorierte den Einwand und streckte seine rechte Hand mit erhobenem Zeigefinger vor, als wolle er Mellow damit ein Auge ausstechen. »Sie fahren mit Ihrer Kutsche zurück nach Rabbits Creek und machen eine Aussage bei Sheriff Vain. Denken Sie auf dem Weg noch einmal genau über alles nach – jedes Detail könnte wichtig sein.«

»Also, eigentlich erwartet man mich in Hillary Falls, Sir. Ich habe bereits eine Stunde Verspätung, und meine Route geht noch weiter nach Norden, wie Sie wissen …«

Trumbulls eisiger Blick brachte ihn zum Schweigen, und der Kutscher hob ergeben die Hände. »Okay, okay. Geht schon in Ordnung«, brummte er und erhob sich schwerfällig.

Hinter Trumbull ertönten dumpfe Hufgeräusche, und er drehte sich im Sattel um. Lefty Haines lenkte sein Pferd die Böschung hinauf, bevor er es neben seinem Arbeitgeber zügelte.

»Miss Natalie ist tatsächlich verschwunden, nicht wahr?« Der breitschultrige Rothaarige schob den Hut in den Nacken und stützte seine behandschuhten Hände auf dem Sattelholm ab. Erwartungsvoll starrte er Trumbull an. »Ich könnte sofort einen Suchtrupp zusammenstellen, Sir.«

Er warf einen kurzen Blick nach Westen. »Wir haben noch gut und gern zwei Stunden Zeit, bevor die Sonne untergeht.«

Der Rancher schien einen Moment darüber nachzudenken, bevor er schließlich den Kopf schüttelte. »Nein, Lefty. Ich glaube nicht, dass das jetzt noch Sinn macht. Aber begleite Mellow zum Sheriff in die Stadt. Hör dir noch einmal an, was der Kerl zu sagen hat und richte Preston Vain aus, dass ich ihn anschließend bei mir auf der Ranch erwarte.«

»Geht klar, Sir.«

Trumbull sah Kutsche und Reiter mit düsterer Miene nach, wie sie über die Anhöhe verschwanden und kurz darauf eine Viertelmeile weiter südlich wieder auftauchten, als die Piste eine Linkskurve beschrieb und zwischen dichten Eschen hindurch in Richtung Rabbits Creek führte.

Er dachte an Natalie, seine rebellische Tochter, die in drei Wochen ihren zwanzigsten Geburtstag feiern würde. Und er hoffte, dass sie dazu noch die Gelegenheit erhielt.

***

»So weit, so gut, Lassiter.«

Timothy Jackson klappte die Akte zu und griff nach der Whiskeyflasche, die neben ihm auf dem Schreibtisch stand. Er goss zwei Gläser fingerbreit voll und schob seinem Gegenüber eines davon zu. Ein kurzes Nicken wurde von einem teilnahmsvollen Blick begleitet. »Was macht die Schulter?«

Lassiter zuckte die Achseln. »Geht schon wieder. Zwei Narben mehr. Berufsrisiko.«

Jackson grinste schief und hob sein Glas. Lassiter folgte seinem Beispiel, und sie prosteten sich zu, bevor sie ihre Drinks leerten.

Lassiter hob anerkennend die Augenbrauen. »Ein guter Tropfen, Tim.«

Der Notar lachte leise. »Ein echter Scotsman, fünfzehn Jahre alt. Mein Cousin importiert das Zeug direkt aus England, sonst könnte ich mir so etwas gar nicht leisten.«

»Also dann. Auf bald.« Lassiter wollte sich gerade erheben, als Jackson die Hand hob und ihn mitten in der Bewegung innehalten ließ.

»Also, um ehrlich zu sein, habe ich vor einer Stunde etwas hereinbekommen«, begann der Notar zögerlich, und Lassiter runzelte die Stirn. »Ich weiß natürlich, dass Ihnen eigentlich zwei Wochen Urlaub zustehen, aber …«

Mit einem unterdrückten Seufzer ließ sich Lassiter in die Polster des Sessels zurückfallen. »Worum geht’s denn, Tim?«

Jackson lächelte verbindlich. »Weil Sie gerade in der Gegend sind, hat die Brigade Sieben mich gebeten, Sie zu fragen, ob Sie den Job übernehmen können.«

»Schießen Sie los.«

»Okay.« Der Notar nickte dankbar und griff nach einer dünnen Aktenmappe neben sich, die er aufklappte und einen Moment lang studierte, bevor er fortfuhr. »Es geht um Natalie Trumbull. Sie ist die Tochter …«

»… von Douglas Trumbull«, vollendete Lassiter den Satz, und Jackson schaute überrascht auf.

»Sie kennen ihn?«

»Ich habe von ihm gehört«, brummte Lassiter. »Ein Viehbaron der alten Schule. Hat unten im Süden etwa achthundert Morgen bestes Weideland und ein paar tausend Rinder. Man hört, dass mit seinem Geld gerade die Bahnlinie in Richtung New Mexiko weitergebaut wird.«

Jackson nickte beflissen. »Sie sind gut informiert. Mr. Trumbull ist hier in Arizona ein sehr wichtiger Mann, und möglicherweise wird er im kommenden Jahr sogar für das Gouverneursamt kandidieren.«

»Donnerwetter«, knurrte Lassiter, ohne dabei sonderlich beeindruckt zu wirken. Er musterte sein Gegenüber, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Jackson blinzelte und schien etwas irritiert zu sein, bevor er seinen Blick wieder auf die Papiere vor sich sinken ließ.

»Seine Tochter … Natalie. Nun, sie ist vor knapp drei Wochen entführt worden. Sie saß in einer Postkutsche, die auch eine größere Summe an Dollars transportierte.«

»Das Geld gehörte Trumbull?«

»Richtig. Es sollte in die nächstgelegene Stadt gebracht werden, und von dort aus mit dem Zug zur South Western Bank hier in Tucson.«

»Wusste jemand von dem Geld in der Kutsche?«

Jackson hob den Blick. »Eine gute Frage. Meines Wissens nicht. Mr. Trumbull hatte den Transport bewusst kurzfristig angesetzt und sicherlich großen Wert auf Diskretion gelegt.«

Lassiter nickte nachdenklich. »Waren außer Miss Trumbull noch andere Passagiere in der Kutsche?«

»Nein.« Der Notar schüttelte den Kopf. »Mr. Trumbull hatte die Kutsche exklusiv gebucht. Seine Tochter war nur deshalb mit dabei, weil sie am Abend mit dem Zug weiterreisen sollte in die Klosterschule der Sisters of Mercy.«

Lassiters Mundwinkel hoben sich zu der Andeutung eines Lächelns. Das Mädchenpensionat in den Bergen westlich von Tucson hatte einen Ruf als Herberge für renitente junge Mädchen mit reichen Eltern, in denen man den höheren Töchtern auf strengste Art Zucht und Ordnung beibrachte.

»Was hat Miss Trumbull denn so Schlimmes angestellt, damit ihr Vater Sie in...

Erscheint lt. Verlag 9.5.2017
Reihe/Serie Lassiter
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anna Basener • Bahnhofsroman • Bud Spencer • Cassidy • Clint Eastwood • Cora • Cowboy • Die Abenteurer • G. F. Barner • G. F. Unger • Groschenheft • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • High noon • Indianer • Italowestern • Klassiker • Laredo • Lassiter • Lucky Luke • Mira • Pulp • Pulp Ficition • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Spiel mir das Lied vom Tod • TerrenceHill • Western • Westernromane • Western Romane • Wilder Westen • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7325-4705-1 / 3732547051
ISBN-13 978-3-7325-4705-0 / 9783732547050
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