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Totentrank (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: PDF | EPUB
2017 | 3. Auflage
288 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-5370-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Totentrank -  Günter Neuwirth
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Nach dem Tod ihres Ehemannes quittiert Christina Kayserling den Polizeidienst und wagt im steirischen Weinland einen Neuanfang. Dort trifft sie Edgar, einen jungen Mann, der sich trotz des Altersunterschieds für sie zu interessieren scheint. Als in der Gegend mehrere Giftmorde geschehen, kann sich Christina der dunklen Faszination nicht entziehen. Sie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und ist sich schnell sicher: Hier will jemand Rache nehmen. Eine aufwühlende Mörderjagd beginnt.

Günter Neuwirth wuchs in Wien auf. Nach einer Ausbildung zum Ingenieur und dem Studium der Philosophie und Germanistik zog es ihn für mehrere Jahre nach Graz. Der Autor verdient seine Brötchen als Informationsarchitekt an der TU Graz. Er wohnt in der Weststeiermark und Wien. Günter Neuwirth ist Autodidakt am Piano und trat in jungen Jahren in Wiener Jazzclubs auf. Eine Schaffensphase führte ihn als Solokabarettist auf zahlreiche Kleinkunstbühnen. Seit 2008 publiziert er Romane, vornehmlich im Bereich Krimi. Mehr Informationen zum Autor unter: www.guenterneuwirth.at

Günter Neuwirth wuchs in Wien auf. Nach einer Ausbildung zum Ingenieur und dem Studium der Philosophie und Germanistik zog es ihn für mehrere Jahre nach Graz. Der Autor verdient seine Brötchen als Informationsarchitekt an der TU Graz. Er wohnt in der Weststeiermark und Wien. Günter Neuwirth ist Autodidakt am Piano und trat in jungen Jahren in Wiener Jazzclubs auf. Eine Schaffensphase führte ihn als Solokabarettist auf zahlreiche Kleinkunstbühnen. Seit 2008 publiziert er Romane, vornehmlich im Bereich Krimi. Mehr Informationen zum Autor unter: www.guenterneuwirth.at

Ein Jahr zuvor


Er hielt inne und spitzte die Ohren. Das Klavier. Wie lange hatte er schon das Klavier nicht mehr gehört?

Anna war mit ihrem Spiel nie zufrieden gewesen, hatte diese oder jene Passage bemäkelt, hatte stets an der Schnelligkeit und Sicherheit ihrer Finger gearbeitet. Er hingegen hatte ihr Spiel immer genossen, die angeblichen Fehler in Annas Spiel hatte er kaum gehört. Curd war als Musiker untalentiert, verstand wenig von der spieltechnischen Präzision und lauschte in Wahrheit nur den Empfindungen der Musik. Vor allem liebte er die »Morgenstimmung« von Edvard Grieg in einer Transkription für Klavier. Er hatte Anna immer wieder gebeten, dieses Stück zu spielen.

Und jetzt? Ein paar wahllos angeschlagene Töne.

Curd Brendelberg ließ den Trolley stehen und schritt bedächtig in den Salon. Anna saß im durch die Fenster brechenden Morgenlicht am Flügel, ihr Blick verlor sich auf den 88 Tasten. Curd wartete. Ein bitterer Abschied. Er sah es seiner Frau nur allzu klar an.

»Anna.«

Sie war nicht anwesend. Wahrscheinlich hörte sie noch den längst verklungenen Nachhall der angeschlagenen Saiten, wahrscheinlich lauschte sie einer Sonate, einer Serenade oder einer jener Etüden, mit denen sie ihre Übungsstunden eingeleitet hatte. Sie hatte nie den Ehrgeiz entwickelt, Konzertpianistin zu werden. Das Klavierspiel hatte ihr immer nur als Vergnügen gedient. Für professionelles Spiel war ihr die Musik zu wertvoll gewesen.

»Wir sollten langsam aufbrechen.«

Sie tauchte aus ihrer Versenkung hoch.

»Wie bitte?«

»Es ist acht Uhr. Wir sollten losfahren.«

»Schon acht Uhr?«

Curd schob den Rollator auf den Klavierhocker zu und half Anna beim Aufstehen.

»Halte dich fest.«

Vor einem Jahr war die Amyotrophe Lateralsklerose diagnostiziert worden. Damals hatte sie bei Wanderungen eine nachlassende Sicherheit im Schritt festgestellt und war zum Arzt gegangen. Erst nach einigen Untersuchungen hatte der Arzt die Diagnose als gesichert bezeichnet. Sie hatte sich viele Monate gut gehalten, aber zuletzt war die Krankheit substanziell schlimmer geworden. Nicht nur die Bewegungssicherheit der Beine hatte gelitten, auch die der Arme und Hände. Der Hände! Innerhalb weniger Wochen hatte sich ihr Klavierspiel drastisch verschlechtert. Und Anna wollte es scheinbar nicht wahrhaben, aber Curd hatte es eindeutig bemerkt, auch ihre Sprechweise litt unter der Nervenkrankheit. Für Außenstehende weitgehend unauffällig, nicht aber für ihn als Ehemann. Dabei hatte sie eine so schöne Sprechweise. Ihre kultivierte Wortwahl und präzise Artikulation waren ihm sofort aufgefallen, damals, als sie sich in der Tanzschule kennengelernt hatten.

»Hast du das Gepäck?«

»Natürlich. Und den Wagen habe ich vorgefahren.«

Er begleitete sie durch den Salon in die Vorhalle. Anna hielt inne und schaute Curd von der Seite an.

»Vier Wochen. So lange waren wir noch nie getrennt.«

»Ich werde dich so oft wie möglich besuchen.«

Anna schaute ihren Ehemann voller Dankbarkeit an.

»Lass dich küssen.«

Curd lächelte und beugte sich näher. Sie hauchte ihm ein Küsschen auf die Lippen.

»Jetzt aber los. Um zehn Uhr müssen wir in der Klinik sein.«

Der Weg nach Bad Radkersburg war nicht allzu weit, ungefähr eine Stunde Fahrzeit mussten sie einplanen. Die Reha-Klinik war auf Patienten mit neurologischen oder orthopädischen Erkrankungen spezialisiert, Anna hatte von ihrem Hausarzt die Empfehlung erhalten, dorthin zu gehen. Anfangs war Curd skeptisch gewesen, immerhin war das eine allgemeine Klinik, aber Anna hatte mit ihm geschimpft, er solle kein Snob sein, vier Wochen im Kreise von normalen Menschen aus dem Volk würden ihr nicht schaden, im Gegenteil, sie freue sich, nicht in einer dieser überteuerten Privatkliniken unterzukommen, in denen die Neureichen ihre Wehwehchen kurierten. Dann schon lieber alte Bäuerinnen, denen ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt worden war, oder Sekretärinnen mit Multipler Sklerose, die einen Krankheitsschub hinter sich hatten.

»Hilf mir bitte mit dem Sicherheitsgurt.«

»Natürlich. Komm her. So, fertig, wir können starten.«

Curd setzte sich hinter das Steuer. Vier Wochen würde Anna in guter Pflege sein. Vier Wochen musste er sich keine Sorgen um sie machen. Vier Wochen würde er in der Villa alleine sein. Vier Wochen Einsamkeit und Stille. Die Stille hatte er immer gemocht, nicht aber die Einsamkeit. In der Einsamkeit lauerten die dunklen Träume. Anna hatte sie mit ihrer Anwesenheit fern gehalten. Curd wusste jetzt schon, dass er in diesen vier Wochen viel arbeiten würde. Im Büro war immer etwas zu tun.

Der Wagen rollte in gemächlichem Tempo die kurvenreiche Strecke talwärts.

*

Curd speicherte und schloss die Excel-Datei. Er ließ sich in die Lehne des Schreibtischstuhls sinken und den Blick aus dem Fenster schweifen. Eben fuhr ein Laster mit einer neuen Ladung aus dem Steinbruch ein. Das günstige Wetter musste ausgenutzt werden, also hatte der Sprengmeister um neun Uhr Vormittag eine Ladung gezündet. Den ganzen Tag schon rollten die zwei Laster vom Steinbruch in das Firmenareal, der Bagger kam nie zum Stillstand, der Betrieb lief heute wie geschmiert. Curds Großvater hatte mit dem Steinhandel begonnen, die Firma Brendelberg & Söhne war seit Jahrzehnten eine fixe Größe in der Wirtschaft des steirischen Koralpengebiets. Die Stainzer Platte sicherte nicht nur seiner Firma das Auskommen, auch andere kleinere Unternehmen brachen und verkauften den Hartgneis aus den Bergen. Der Stein nahm durch Verwitterung häufig eine angenehm rötliche Färbung an, eine Folge des Eisengehalts im Material. Daher rührte seine Beliebtheit als Baumaterial für Außenanlagen.

Curd hatte sich schon als Kind von der Begeisterung seines Großvaters für Mineralien mitreißen lassen, und daher auch Angewandte Geowissenschaften an der Montanuniversität in Leoben studiert. Sein Vater teilte diese Leidenschaft für Erdkunde nicht, er hatte sich vor allem für die wirtschaftlichen Belange des Unternehmens interessiert, mit der Folge, dass er nach seinem zweiten Herzinfarkt Curd ein gut organisiertes und einträgliches Geschäft übergeben hatte können. Curd war 40 Jahre alt, seit vier Jahren leitete er die Firma, und niemand in seiner Familie, auch nicht in der sehr anspruchsvollen Familie seiner Frau, fand an der Führung des Unternehmens Anlass zu Kritik. Curd ließ einfach die betriebswirtschaftlichen Strategien seines Vaters weiterlaufen und holte sich von Mal zu Mal von ihm einen Tipp. Die Belegschaft arbeitete gern für Curd, weil der Junior, wie er genannt wurde, etwas vom Fach verstand, seine Arbeit liebte und sich über besonders schöne Platten aus dem Steinbruch wirklich freuen konnte. So hatte er sich Respekt verschafft. Auch bei seinen Kunden.

Das Handy klingelte. Er schaute auf die Anzeige.

»Hallo, Alexander.«

»Hallo. Störe ich gerade eine Besprechung? Sitzt du im Auto?«

»Nein, ich bin im Büro und erledige das Organisatorische.«

»Gut. Wie laufen die Geschäfte?«

»Ich kann nicht klagen.«

»Na toll. Du, Curd, warum ich anrufe. Hast du am Wochenende schon etwas vor?«

Curd dachte an die vor ihm liegenden stillen Tage in seinem Haus. Kein sehr angenehmer Gedanke.

»Nun, ich werde am Sonntag nach Bad Radkersburg fahren und meine Frau besuchen.«

»Ach ja, sie ist ja jetzt auf Reha. Wie geht es ihr?«

»Danke der Nachfrage, recht gut. Sie hat sich in den Kurbetrieb schnell eingefunden und lobt die Freundlichkeit des therapeutischen Personals.«

»Höre ich gerne.«

»Wieso fragst du? Hast du etwas vor?«

»Na ja, du kannst dich bestimmt erinnern, im letzten Herbst haben wir doch mal beiläufig über eine Motorradtour gesprochen.«

»Ich kann mich erinnern.«

»Der Frühling ist da! Zeit, die Öfen aus dem Schuppen zu holen. Am Samstag machen wir eine Tour. Der Wetterbericht hört sich gut an.«

»Ich verstehe.«

»Herwig steht zu seinem Angebot. Er würde dir eine seiner Maschinen leihen.«

Curd ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen. Er besaß kein eigenes Motorrad, eigentlich interessierte er sich nicht besonders für Motorräder, er hatte als 18-Jähriger den Führerschein ohne bestimmte Ambitionen gemacht. Aber warum eigentlich nicht? Besser, als zu Hause zu sitzen und den Flügel im Salon anzustarren.

»Tja, ich bin lange nicht gefahren.«

Alexander Stadler lachte ins Telefon.

»Kein Problem. Wir machen eine komplette Einschulung und fahren extra langsam. Wir müssen ja auch erst aus dem Winterschlaf erwachen.«

Curd gab sich einen Ruck.

»Also gut, ich bin dabei.«

»Das hört sich toll an. Wir treffen uns um zehn Uhr Vormittag bei Herwig. Weißt du, wo er wohnt?«

»Ja.«

»Okay, also bis Samstag.«

»Bis Samstag. Schönen Tag noch.«

Curd legte lächelnd das Telefon zur Seite. Ein sympathischer Mann, obwohl er ein Anwalt war. Curd mied Anwälte, so gut es ging. Als Unternehmer konnte er nicht umhin, immer wieder einmal Rechtsbeistand zu suchen, aber da vertraute er auf die Kanzlei in Leibnitz, die schon seit 30 Jahren das Unternehmen im Fall des Falles vertrat. Aber er musste Alexander ja nicht beruflich konsultieren. Wie und wann hatte er den Mann eigentlich kennengelernt? Curd wusste es gar nicht mehr. Es musste irgendwann im letzten Herbst gewesen sein.

Eine Motorradtour! Mal etwas ganz Neues. Was würde Anna dazu...

Erscheint lt. Verlag 5.4.2017
Reihe/Serie Kriminalromane im GMEINER-Verlag
Polizistin Christina Kayserling
Thriller im GMEINER-Verlag
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1. Fall • Beziehung • Christina • Keyserling • Koralpe • Kriminalroman • Medizin • Mord • Österreich • Rache • Thriller
ISBN-10 3-8392-5370-5 / 3839253705
ISBN-13 978-3-8392-5370-0 / 9783839253700
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