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Romantische Bibliothek - Folge 52 (eBook)

Zerstörter Traum vom süßen Leben

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4458-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Romantische Bibliothek - Folge 52 - Frida Sommer
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'Liebe Mutter, lieber Vater, wenn Ihr diesen Brief findet, bin ich fort. Bitte, sucht mich nicht. Ich lebe in irgendeiner Stadt unter falschem Namen, Ihr werdet mich nicht finden. Verzeiht mir, aber ich konnte einfach nicht anders. Eure Hilde'

Blind vor Tränen schiebt Hilde den Brief in einen Umschlag. Sie hat ihren Eltern Schande gemacht, und sie dürfen es niemals erfahren. Daher gibt es keinen anderen Ausweg - sie muss ihr geliebtes Zuhause verlassen! Eine große Dame wollte sie sein, doch, ach, ein dummes, naives Gänschen ist sie gewesen! Und nun ist er aus, der Traum vom süßen Leben. Denn sie trägt ein Kind unterm Herzen, und der Vater, Georg Baron von Gundloff, will nichts mehr von ihr wissen. Eine nette Abwechslung, ein Zeitvertreib ist sie für ihn gewesen.

Langsam steht Hilde auf, nimmt den Koffer mit ihren wenigen Habseligkeiten und klettert leise aus dem Fenster. Die junge Frau wirft noch einen letzten Blick zurück, dann verschwindet sie in die Nacht ...

„Wohin willst du?“, fragte Hilde Bertram ihren Vater.

Sie saß im geräumigen Wohnzimmer des Forsthauses am Webstuhl. Ihre Hände bewegten sich flink, aber ihr verdrossenes Gesicht zeigte, wie wenig Freude sie an ihrer Arbeit fand.

„Ich muss ins Schloss. Der Graf möchte gern einen Bock schießen. Ich will mit ihm besprechen, wann es ihm am besten passt.“

Hilde ließ die Hände in den Schoß sinken und schaute ihren Vater an. Er war ein Hüne von Mann, aber trotz seiner Breite wirkte er nicht massig. Die Haut seines Gesichtes war von Wind und Wetter gegerbt, und durch sein ergrautes Haar wirkte er älter, als er war. Wenn man allerdings in seine leuchtend blauen Augen schaute, sah man, dass er ein Mann auf der Höhe seines Lebens sein musste.

„Lass mich mitkommen“, bat Hilde und stand schon auf, ohne die Erlaubnis ihres Vaters abzuwarten. „Ich zieh mir nur rasch ein anderes Kleid an.“

Konrad Bertram schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nicht, was dich immer ins Schloss zieht“, äußerte er nachdenklich. „Du versäumst keine Gelegenheit, dich dort herumzutreiben. Was zieht dich dorthin?“

„Nichts Besonderes.“ Hilde war rot geworden unter seinem forschenden Blick. „Es ist doch langweilig, den ganzen Tag immer nur dasselbe zu sehen. Verstehst du das nicht?“

„Nein.“ Förster Bertram schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Gibt es denn etwas Schöneres als unseren Wald? Ich habe mich hier noch keine Minute gelangweilt. Wer Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, zu dem sprechen die Bäume und Tiere.“

„Bäume …!“ Hilde schob verächtlich die Unterlippe vor. „Mir hängen sie zum Halse heraus. Wo ich hinschaue, sehe ich Bäume und Bäume und nochmals Bäume!“

„Es ist besser, als wenn du überall nur Menschen sehen würdest wie in einer Stadt. Von wem hast du nur deine Unzufriedenheit, Hildchen? Ich stehe bei dir manchmal vor einem Rätsel. Deine Mutter fühlt sich hier wohl, ich wünsche mir nichts anderes, nur du …“

„Ich bin eben jung. Du lebst hier wie lebendig begraben, Vater. Jeden Tag machst du das Gleiche, absolvierst deine Inspektionsgänge und beaufsichtigst die Waldarbeiter, beobachtest die Tiere. Das kann einem Menschen doch auf die Dauer nicht genügen.“

„Wie sehr du dich irrst.“ Der Förster senkte bekümmert den Kopf. „Der Wald ist jeden Tag anders. Man muss ihn nur richtig sehen. Was wird das, woran du webst?“

Er trat hinter sie und schaute über ihren Kopf hinweg auf die angefangene Arbeit.

„Wieder eine Tischdecke.“ Sie seufzte auf. „Ich komme mir manchmal vor wie im Gefängnis. Im Schloss ist die große Welt, dort gibt es Autos, und vor allem Menschen, mit denen man einmal sprechen kann. Wen habe ich denn hier außer euch und Dieter?“

„Und das genügt dir nicht?“

„Nein, das genügt mir nicht!“ Temperamentvoll sprang Hilde Bertram auf. Ihr Stuhl fiel dabei rückwärts auf den Boden, ihr Vater bückte sich und stellte ihn wieder auf die Beine.

„Ich möchte auch einmal tanzen gehen! Und Menschen sehen, Autos, Flugzeuge. Aber alles, was die Welt schön macht, kenne ich nur aus den Zeitschriften. Warum erlaubt ihr mir nicht, in die Stadt zu gehen? Ich könnte mir dort eine Stellung suchen …“

„Du willst allein in der Stadt leben, allein unter fremden Menschen?“ Förster Bertram schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht zulassen. Ich war in der Stadt, ich habe dort studiert, ich weiß, was es heißt, mutterseelenallein zu sein. Im Wald ist man nie allein. In der Stadt kannst du in deinem Zimmer sterben, ohne, dass sich jemand um dich kümmert.“

„Du warst in der Stadt, du kannst leicht sagen, es sei nicht das Richtige. Vielleicht trifft das für dich zu, aber die Menschen sind verschieden. Bitte, lass mich zum Schloss mitkommen.“

Konrad Bertram seufzte. „Wenn dir so viel daran liegt – meinetwegen. Ich will dich ja nicht einsperren, das liegt mir fern. Wenn du Lust hast, können wir am Sonntag auch in die Stadt fahren. Dann könnt ihr euch Schaufenster anschauen, wir trinken irgendwo Kaffee …“

„Jetzt am Sonntag?“ Hildes Gesicht strahlte. „Wie schön! Aber du hältst ja doch nicht Wort“, setzte sie hinzu, und ein Schatten glitt über ihr Gesicht. „Du versprichst es mir, aber wenn es dann so weit ist, hast du wieder keine Lust, und wir bleiben dann zu Hause.“

„Nein, diesmal halte ich Wort.“

Der Förster legte seiner schönen Tochter die Hand auf die Schulter. Das blonde Haar hatte sie von seiner Frau geerbt und wohl auch ihre zierliche Gestalt. In ihr sah er die junge Lene wieder, in die er sich verliebt hatte – und die er jetzt noch immer liebte.

Die Ehe hatte sein Gefühl vertieft, der Leidenschaft der Jugend war eine stille Kameradschaft gefolgt, die viel wertvoller und tiefer war.

„Also gut, zieh dich jetzt um, ich warte. Aber beeil dich ein bisschen, hörst du?“

„Ich fliege“, versprach Hilde und rannte aus dem Zimmer.

Ihr Vater hörte, wie sie in ihrer Eile alle Türen zuknallte. Er schüttelte nur den Kopf über ihr Ungestüm. Sie hält die Großstadt für ein Paradies, dachte er, dabei hat sie keine Ahnung, dass es ein Dschungel ist, in dem jeder gegen den anderen kämpft.

Sie hat keine Ahnung, wie schwer es ist zu überleben. Für sie war das Leben bisher ein Spiel, wir haben ihr alle Schwierigkeiten ferngehalten und sie behütet aufwachsen lassen. Sie hat noch nichts Schlechtes kennengelernt, unsere kleine Hilde.

Nur auf ihre Schönheit bildete sie sich viel ein, und manchmal schalt der Vater mit ihr, wenn sie gar zu lange vor dem Spiegel stand. Sie besaß schöne Kleider, selbst angefertigt, und zum Teil hatte sie die Stoffe sogar selbst gewebt. Wer unsere Hilde einmal heiratet, hat Glück, dachte der Förster, und es war natürlich, dass seine Gedanken automatisch zu Dieter Lingen weiterwanderten.

Lingen war seit Kurzem als Gehilfe bei ihm. Er hatte seine Ausbildung gerade beendet und noch keine verantwortungsvolle Stellung gefunden. Ein paar Jahre würde er wohl unter Konrad Bertram arbeiten, bevor man ihm einen größeren Bezirk anvertraute.

Dieter war so recht ein Mann nach Konrad Bertrams Herzen. Schon allein deshalb, weil auch er ein Waidmann von altem Schrot und Korn war, dem das Hegen des Wildes mehr am Herzen lag als das Schießen.

„Da bin ich. Ist es nicht schnell gegangen?“

Hilde wirbelte ins Zimmer, und die Freude hatte die frische Farbe ihrer Wangen noch vertieft. Sie war ein bildhübsches Geschöpf, kein Wunder, dass die Augen des Vaters voller Stolz aufleuchteten, als sein Blick sie umfing.

„Du hast ja dein bestes Kleid angezogen“, stellte er fest. „Was soll das?“

„Kannst du mir eine Gelegenheit sagen, bei der ich es sonst tragen könnte?“, fragte Hilde und warf den Kopf in den Nacken. „Deinen heißgeliebten Bäumen und Tieren ist es völlig gleichgültig, was die Menschen tragen, die im Walde gehen. Aber auf dem Schloss wird man mich beachten. Gefalle ich dir so, Vati?“

„Eitler Fratz.“ Förster Bertram gab ihr einen Klaps auf den Rücken. „Ich möchte nur einmal wissen, was in deinem Kopf so vor sich geht. Ich glaube, viel ist es nicht.“

Es klopfte, und auf des Försters Herein trat Dieter Lingen ein. Er trug die grüne Uniform des Forstbeamten. Sie stand ihm ungemein gut – das fand jedenfalls Konrad Bertram.

Hilde dagegen hatte etwas gegen die grüne Tracht. Sie liebte elegante Männer, wie sie sie von den Anzeigen der Illustrierten her kannte, die ihr Vater ab und zu mitbrachte.

„Ich habe die Bäume angezeichnet, die geschlagen werden sollen“, teilte er seinem Chef mit, aber sein Blick ging zu Hilde. „Ich hoffe, dass Sie zufrieden sein werden, Herr Bertram.“

„Davon bin ich überzeugt. Wir wollten gerade ins Schloss. Der Graf will einen Bock schießen, ich habe gedacht, ich empfehle ihm den Alten, der auf der Birkenlichtung seinen Standplatz hat.“

„Ja, der muss weg.“ Dieters Atem ging schwerer.

Er meinte nie etwas Schöneres gesehen zu haben als Hilde in ihrem Kleid. Allerdings fand er sie auch in der Küchenschürze schön.

„Wir wollen am Sonntag in die Stadt, einen kleinen Schaufensterbummel machen. Haben Sie Lust mitzukommen?“

„Herr Lingen wird sicherlich etwas Besseres vorhaben“, warf Hilde rasch ein.

Sie schob trotzig die Unterlippe vor, als sie sah, wie der junge Mann bekümmert den Kopf senkte. Sie wusste, dass er sie verehrte, aber sie wollte nichts von ihm wissen. Wenn sie einmal heiratete, dann musste es ein feiner Herr aus der Stadt sein. Ein Auto musste er haben, ein großes Haus, und er musste sie mit Schmuck und schönen Kleidern verwöhnen.

Hilde war überzeugt, dass sie einmal ihren Märchenprinzen kennenlernen würde. Ihr fehlte es in dem abgeschiedenen Forsthaus nur an der Möglichkeit, ihm zu begegnen.

„Ich … hatte am Sonntag sowieso etwas vor“, log Dieter Lingen verkrampft.

Er verneigte sich und ging wieder hinaus.

„Ein netter Junge. Weshalb bist du so abweisend zu ihm, Hilde?“

„Abweisend?“, fragte das Mädchen erstaunt. „Ich weiß nicht, wie du darauf kommst. Wollen wir jetzt gehen?“

Sie sah schon das Schloss vor sich, und es war für sie wie ein Bild aus einem Märchenbuch – und seine Bewohner dazu. Es war ein uralter Bau mit Türmchen, Zinnen und Erkern, ja, sogar der alte Wassergraben, der es in alten Zeiten gegen den Angriff der Feinde schützte, war noch vorhanden.

Und...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2017
Reihe/Serie Romantische Bibliothek
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7325-4458-3 / 3732544583
ISBN-13 978-3-7325-4458-5 / 9783732544585
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