Die drei Ehen der Grand Sophy (eBook)
451 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7325-3176-9 (ISBN)
London, 1816: Als die 20-jährige Sophy Stanton-Lacy im Haus ihrer Tante eintrifft, ist die gesamte Verwandtschaft schockiert. Alle hatten ein schüchternes junges Mädchen erwartet. Aber Sophy ist eine hochgewachsene, selbstbewusste und energische junge Frau, die sich keck über die ungeschriebenen Gesetze der gehobenen Gesellschaft hinwegsetzt. Voller Elan mischt Sophy sich in die Liebesangelegenheiten anderer Leute ein und treibt ihren gutaussehenden Cousin Charles langsam aber sicher in den Wahnsinn. Doch am Ende finden sich alle Paare, und auch Sophy kann der Liebe nicht auf Dauer entfliehen ...
'Die drei Ehen der Grand Sophy' ist ein wunderbarer und amüsanter Regency-Roman mit einer charmanten Heldin. Jetzt als eBook bei beHEARTBEAT.
Kapitel 1
WIE DER KAMMERDIENER nachher seinen minder scharfblickenden Untergebenen zu verstehen gab, erkannte er den einzig überlebenden Bruder Ihrer Ladyschaft auf den ersten Blick. So erwies er Sir Horace die besondere Ehre einer tiefen Verneigung und versicherte ihm auf eigene Verantwortung, die Ladyschaft sei zwar für weniger eng dem Hause verbundene Personen nicht zu sprechen, werde aber gewiss erfreut sein, ihn zu empfangen.
Das beeindruckte Sir Horace nur wenig. Er reichte dem einen Lakai seinen Kragenmantel, dem andern Hut und Stock, warf seine Handschuhe auf das Marmortischchen, stellte fest, dass er sich das auch nicht anders vorgestellt hätte und fragte wie es Dassett ginge. Nicht recht sicher, ob er sich freuen sollte, dass man sich seines Namens entsann, oder ob er Sir Horace´ allzu freies Gehabe missbilligen sollte, antwortete der Kammerdiener, er fühle sich so wohl, wie man das bei seinem Alter erwarten dürfe. Besonders glücklich aber mache ihn (wenn es ihm gestattet sei, das zu bemerken), dass Sir Horace nicht um einen Tag gealtert sei, seit er das letzte Mal den Vorzug gehabt, ihn Ihrer Ladyschaft zu melden. Dann schritt er dem Besuch in wahrhaft majestätischer Haltung voran und geleitete ihn die imposante Treppe hinauf zum blauen Salon.
Dort saß Lady Ombersley in der Nähe des Kamins auf einem Sofa, einen Paisley-Schal um die Füße gewickelt, das Häubchen zur Seite gerutscht, und döste vor sich hin. Dassett, dem keine dieser Einzelheiten entging, hüstelte und brachte dann seine Meldung in bestimmtem Ton vor: «Sir Horace Stanton-Lacy, Mylady!»
Lady Ombersley fuhr aus ihrem Schläfchen auf, starrte einen Moment lang verständnislos in die Luft, tastete nach ihrem Häubchen und stieß einen unterdrückten Schrei aus: «Horace!»
«Hallo, Lizzie, wie geht es immer?», fragte Sir Horace und versetzte ihr einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
«Heiliger Himmel, hast du mich aber erschreckt!», seufzte Ihre Ladyschaft. Sie griff nach dem Riechfläschchen, das immer in ihrer Reichweite stand, und zog den Stöpsel heraus.
Der Kammerdiener, der diese Ausbrüche ungedämpfter Gefühle duldsam mitangesehen hatte, schloss hinter den wiedervereinigten Geschwistern die Tür und kehrte ins Dienerzimmer zurück. Dort verriet er seinen Untergebenen, dass Sir Horace ein Gentleman sei, der zumeist im Auslande lebe. Ihm, Dassett, sei bekannt, dass die Regierung ihn zu diplomatischen Missionen verwende, die wohl zu heikel wären, als dass man seiner Dienerschaft verständlich machen könnte.
Der Diplomat hatte sich mittlerweile an den Kamin gelehnt, um seine Frackschöße anzuwärmen. Er erfrischte sich, indem er eine Prise aus der Dose nahm, und eröffnete seiner Schwester, dass sie zugenommen hätte. «Ja, ja, wir werden auch nicht jünger, keiner von uns beiden», fügte er freundlich hinzu. «Obwohl ich dir um fünf Jahre voraus bin, Lizzie, falls mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt. Und das nehme ich keineswegs an.»
An der Wand gegenüber dem Kamin hing ein großer, goldgerahmter Spiegel, und Sir Horace erlaubte es seinem Blick, während er so sprach in kritischer Anerkennung auf seinem Spiegelbild zu ruhen. Die fünfundvierzig Jahre, die er durchlebt hatte, hatten ihn nicht unfreundlich behandelt. Vielleicht hatte er ein wenig Bauch angesetzt, aber die sechs Fuß, die er maß, erlaubten es dem Kritiker, über eine gewisse Stattlichkeit hinwegzusehen. Er war wirklich ein ansehnlicher Mann und besaß, neben seiner guten und wohlproportionierten Figur, Haltung, eine gewisse Contenance, die durch seine braunschimmernden, noch von keinem Silberstreifen durchzogenen Locken gehoben wurde. Er trug stets gewählte Kleidung, war aber viel zu klug, um modische Extravaganzen zu adoptieren, die eher geeignet waren, die Nachteile der mittleren Jahre hervorzuheben. «Seht euch doch den armen Prinny an», sagte Sir Horace gern zu minder vorsichtigen Freunden. «Er muss uns allen eine Lehre sein.»
Seine Schwester nahm die leise Kritik nicht übel auf. Siebenundzwanzig Jahre des Ehestandes waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen; und dass sie ihrem unsteten und keineswegs dankbaren Gatten acht Kinder geschenkt hatte, hatte sie seit langem allem Anspruch enthoben, für schön zu gelten. Ihre Gesundheit ließ nichts zu wünschen übrig, ihr Wesen war zu Nachgiebigkeit geneigt, und so hatte sie sich angewöhnt zu sagen: Wenn sie erst einmal Großmutter wäre, brauche sie sich über ihr Aussehen keine Gedanken mehr zu machen.
«Und wie geht es Ombersley?», erkundigte sich Sir Horace mehr aus Höflichkeit als aus Interesse.
«Die Gicht macht ihm ein wenig zu schaffen, aber alles in allem fühlt er sich recht gut», erwiderte sie.
Sir Horace nahm, was wohl nur so dahin gesagt war, in einem unerwünscht wörtlichen Sinn und bemerkte kopfnickend: «Er hat immer zu viel getrunken. Na, immerhin, er nähert sich jetzt auch den sechzig. Da hast du doch wohl wenigstens die anderen Sorgen nicht mehr, wie?»
«Aber nein, längst nicht mehr», versicherte sie hastig. Lord Ombersleys Seitensprünge, die er nur zu oft im vollen Lichte der Öffentlichkeit begangen hatte, hatten ihr nie besonderen Kummer bereitet. Sie aber hatte keine Lust, mit ihren Verwandten offen darüber zu sprechen, und so gab sie dem Gespräch mit der Frage, woher er käme, eine jähe Wendung.
«Aus Lissabon», erwiderte er und nahm wieder eine Prise.
Lady Ombersley war leicht verwundert. Es waren jetzt zwei Jahre vergangen, seit der lange Krieg in Spanien zu Ende gekommen war. Wenn sie sich nicht täuschte, so hatte sie von Sir Horace zuletzt aus Wien gehört, wo er ohne Zweifel eine geheimnisvolle Rolle bei dem Kongress gespielt hatte, der dann durch die Flucht dieses grässlichen Scheusals aus Elba zu einem so jähen Schluss gekommen war. «Ach», sagte sie ein wenig ratlos, «natürlich, du hast ja ein Haus dort! Das hatte ich beinahe vergessen. Und wie geht es der lieben Sophia?»
«Es ist sich in der Tat so», sagte Sir Horace, schüttelte seine Schnupftabaksdose und schob sie in die Tasche, «dass ich hier hergekommen bin, um mit dir über Sophy zu sprechen.»
Sir Horace war seit fünfzehn Jahren Witwer. In all dieser Zeit hatte er weder die Hilfe seiner Schwester in Anspruch genommen, wenn Fragen der Erziehung seiner Tochter zu klären waren, noch hatte er unerbetenem Rat ein Ohr geliehen. Bei seinen Worten empfand Lady Ombersley jetzt ein leises Unbehagen. «Ja, Horace? Die liebe kleine Sophia. Das ist auch wieder mindestens vier Jahre her, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Wie alt ist sie jetzt? Sie muss doch beinahe erwachsen sein?»
«Erwachsen ist sie schon seit Jahren», erwiderte Sir Horace. «Sie war es eigentlich von jeher. Jetzt ist sie zwanzig.»
«Zwanzig!», rief Lady Ombersley. Sie rechnete nach, dann sagte sie: «Ja, das muss sie wohl sein, denn meine Cecilia ist eben neunzehn geworden, und ich erinnere mich, dass deine Sophia ihr fast um ein Jahr voraus war. Ach du lieber Himmel, ja, ja. Die arme Marianne! Was für ein reizendes Geschöpf sie doch war, weiß Gott!»
Es kostete Sir Horace eine leichte Anstrengung, sich das Bild seiner verstorbenen Frau vor Augen zu rufen. «Ja, das war sie wohl. Man vergisst mit der Zeit so vieles, nicht wahr? Sophy ist ihr übrigens nicht sehr ähnlich. Gott sei Dank!»
«Ich kann mir denken, dass sie dir ein großer Trost gewesen sein muss», seufzte Lady Ombersley. «Und gewiss muss die tiefe Zuneigung, die du ihr entgegengebracht hast, mein lieber Horace, dem Kind bewusst sein.»
«Von so einer Zuneigung war nicht im Geringsten die Rede», unterbrach Sir Horace die Schwester. «Ich hätte sie gar nicht bei mir behalten, wenn sie mir Unannehmlichkeiten bereitet hätte. Aber das hat sie nie getan. Nettes kleines Ding, die Sophy.»
«Nun ja, mein Lieber, ohne Zweifel. Aber ein kleines Mädchen in Spanien und Portugal herumzuschleppen, wenn es doch eigentlich in ein anständiges Pensionat gehört ...»
«Das wäre gar nichts für sie gewesen. Dort hätte sie höchstens gelernt, sich wie ein zimperlicher Backfisch zu benehmen», sagte Sir Horace zynisch. «Es hat übrigens keinen Sinn, mir jetzt deswegen Vorhaltungen zu machen. Dazu ist es zu spät. Die Sache ist die, Lizzie, dass ich ein wenig in Verlegenheit bin. Ich hätte gern, dass du Sophy in deine Obhut nimmst, für die Zeit, die ich nach Südamerika gehe.»
«Nach Südamerika?» Lady Ombersley schnappte nach Luft.
«Nach Brasilien. Ich nehme eigentlich nicht an, dass ich sehr lange dort bleibe, aber ich kann die kleine Sophy nicht mitnehmen. Bei Tilly kann ich sie auch nicht lassen, denn Tilly ist tot. Schon vor Jahren in Wien gestorben. Es war das verteufelt Unpassendste, was sie tun konnte, aber sie hat es ja wohl nicht absichtlich getan.»
«Tilly?», fragte Lady Ombersley, gänzlich ratlos.
«Großer Gott, Elizabeth, gewöhne dir doch nicht an, jedes Wort zu wiederholen, das ich sage! Eine abstoßende Gewohnheit. Miss Tillingham, Sophys Gouvernante.»
«Du meine Güte,...
| Erscheint lt. Verlag | 28.3.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Liebe, Gerüchte und Skandale - Die unvergesslichen Regency Liebesromane von Georgette |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | The Grand Sophy |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 18. - 19. Jahrhundert • Anwesen • Beziehung • Biedermaier • brit • Britisch • British • Drama • England • England / Großbritannien • Frauen Bücher • Frauen Bücher Bestseller • Frauenroman • Frauenroman Bestseller • Frauenromane • Gefühl • Gefühle • Gesellschaftsroman • Historical • Historienroman • Historische Liebesromane • Historischer Roman • Historisches Buch • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Lady • Liebe • Liebesleben • Liebesroman • Liebesromane für Frauen • Liebesroman / Schmonzette • Liebhaber • Lord • lustig • Rebecca Gable • Regency • Romantik • Tragik • Trennung • Unterhaltung • Warringham • witzig |
| ISBN-10 | 3-7325-3176-7 / 3732531767 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-3176-9 / 9783732531769 |
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