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Celia Garth (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
570 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7325-2780-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Celia Garth - Gwen Bristow
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Die junge Waise Celia Garth lebt nach dem Tod ihrer Eltern bei Verwandten, die sie jedoch lieblos behandeln und als billige Haushaltshilfe ausnutzen. Celia nimmt ihren Mut zusammen, entflieht der Abhängigkeit und baut sich als Schneiderin eine unabhängige Existenz in Charleston auf. Als sie den jungen Offizier Jimmy trifft ist ihr Glück perfekt. Doch dann bricht der Unabhängigkeitskrieg aus und nichts ist mehr so wie es war...

Ein großer historischer Roman, der in dramatischen Bildern die Wirren des Bürgerkriegs schildert.

Erstes Kapitel


Celia Garth hatte blondes Haar und braune Augen. Das Haar war voll und weich und hatte einen goldenen Schimmer. Die Augen waren dunkel und blickten frisch und munter in die Welt. Sie hatte eine gute Figur, war stolz darauf und pflegte gerade und aufrecht zu gehen. Ihr Gesicht war sehr lebendig und von etwas unregelmäßigem Schnitt: ein eigensinniger Mund, ein eckiges Kinn und eine kecke, gerade Nase mit Sommersprossen. Es war kein klassisches Gesicht, aber es verriet Temperament, Schwung und gesunden Mutterwitz. Wenn sie das Kinn vorstreckte und das Näschen aufwarf, war man versucht, sie Fräulein Naseweis zu nennen.

Celia war zwanzig Jahre alt. Jetzt, im September 1779, war sie seit drei Monaten Lehrmädchen in Mrs. Thorleys Modesalon in Charleston, Südkarolina. Als sie an diesem Morgen vor dem Frühstück zu Mrs. Thorley ging, um ihre Anweisungen für den Tag entgegenzunehmen, bemühte sie sich, ein sanftmütiges Gesicht aufzusetzen. Dies gelang ihr nicht, aber sie wirkte unzweifelhaft interessant.

Sie trug das blonde Haar aus der Stirn zurückgekämmt; es wellte sich, sorgfältig gebürstet, unter einem flotten kleinen Käppchen aus weißem Batist. Ein weißes, über dem Busen verknotetes Halstuch deckte ihre Schultern. Das Material ihres Kleides bestand aus handgesponnenem Leinen. Dieses Leinen, von den Flachsbauern in Kingstree gewebt und in Ballen nach Charleston transportiert, war derb, billig und ziemlich gewöhnlich, aber an Celia wirkte es keineswegs so.

Die natürliche Farbe des Stoffes war ein schmutziges, unansehnliches Braun, aber Celia hatte ihn so lange gewaschen und gebleicht, bis aus dem Braun ein zartes Beige wurde, das ausgezeichnet zu ihren dunklen Augen und ihrem hellen Haar passte. Das Mieder schmiegte sich wie Satin um Brust und Taille. Die Ärmel fielen in tiefen, weißen Rüschen fast bis zu den Handgelenken herab. Der Rock bauschte sich graziös wie eine Glockenblume und war kurz genug, um ein paar Zentimeter ihrer weißen Strümpfe und ihre schwarzen Schnallenschuhe sehen zu lassen. Celia hatte in ihrem ganzen Leben kein kostbares Kleid besessen, aber sie liebte schöne Kleider, wie sie in ihre eigene hübsche Erscheinung verliebt war, und legte großen Wert darauf, immer sauber und adrett auszusehen.

Die Inhaberin des Modesalons, Mrs. Thorley, saß an ihrem Schreibtisch. Celia stand vor ihr und beantwortete jede ihrer Äußerungen mit einem gehorsamen: »Jawohl, Madam!« Dabei hatte sie hinter ihrem naseweisen Gesicht naseweise Gedanken. Sie versuchte sich vorzustellen, wie Mrs. Thorley von einem Mann geküsst würde. Sie musste unzweifelhaft einmal geküsst worden sein, denn sie war Mrs. Thorley und also einmal verheiratet gewesen, aber Celia vermochte sich das Bild nicht auszumalen. Mrs. Thorley war eine stattliche, ziemlich korpulente Dame; ihr gestärktes graues Kleid umgab sie wie eine Ritterrüstung, und ihre gestärkte weiße Haube saß wie ein Helm auf ihrem Kopf. Sie hatte blaue Augen, schiefergraues Haar und eine tiefe, grollende Stimme. Celia fragte sich, was für eine Art Mann Mr. Thorley wohl gewesen sein mochte. Es war nicht weiter wichtig, denn wie immer er ausgesehen hatte, die bloße Vorstellung, wie Mrs. Thorley von einem Mann umarmt wurde, war fürchterlich.

Celia war des Öfteren geküsst worden, allerdings nicht während der Monate, da sie hier im Modesalon tätig war. Mrs. Thorley war streng und hatte gewisse unwandelbare Grundsätze. Sie beschäftigte nur Mädchen aus ehrbaren und angesehenen Familien. Angestellte, deren Angehörige nicht in Charleston ansässig waren, wohnten in ihrem Haus und wurden wie Zöglinge eines Internates gehalten. Mrs. Thorley war sehr stolz auf die Sorge, die sie ihren Mädchen angedeihen ließ. (Sie pflegte von ihren Näherinnen stets als von ihren ›Mädchen‹ oder ihren ›jungen Damen‹ zu sprechen, obwohl einige von ihnen die vierzig bereits überschritten hatten.)

Mrs. Thorley wies Celia an, zu Mr. Bernards Lagerhaus zu gehen und die dort bestellten Rollen Seidenflor abzuholen. Seide und vor allem Florseide war knapp und teuer in diesen Tagen. Sie musste importiert werden, und nun, da sich die dreizehn Kolonien im Aufruhr gegen den König befanden, riskierten Handelsschiffe, von der Kriegsmarine des Königs gekapert zu werden. Aber gerade jetzt war es einem Schiff Mr. Bernards gelungen, von den westindischen Inseln kommend, die Blockadesperre zu durchbrechen und, mit kostbaren Gütern beladen, den Hafen von Charleston zu erreichen.

»Hören Sie zu, Miss Garth«, sagte Mrs. Thorley, »bevor Sie sich zum Lagerhaus auf den Weg machen, gehen Sie zum Nähsaal hinauf und lassen Sie sich von Miss Loring ein Stück derben Stoff geben, um die Seide darin einzuschlagen.«

»Jawohl, Madam«, sagte Celia. Sie stellte fest, dass Mrs. Thorley schrecklich viele Haare auf der Oberlippe hatte. Ein Kuss von ihr musste kratzen wie der Kuss eines Mannes, der sich lange nicht rasiert hatte.

»Nach dem Frühstück öffnen Sie den Empfangssalon«, fuhr Mrs. Thorley fort. Celia überlegte, ob ihre Stimme wohl schon immer so tief und grollend geklungen haben mochte wie jetzt. Wenn man sich vorstellte, dass eine solche Stimme zu einem Mann »Ich liebe dich« sagte! Man konnte es sich nicht vorstellen. Mrs. Thorley sagte: »Wahrscheinlich werden heute mehr Kunden kommen als sonst. Die neuen Stoffe dürften ihre Wirkung nicht verfehlen. Ich habe durch eine Anzeige in der ›Gazette‹ ankündigen lassen, dass sie heute zu besichtigen seien.«

»Jawohl, Madam«, sagte Celia.

»Mehrere Damen haben bereits Hauben aus Seidenflor bestellt«, bemerkte Mrs. Thorley. »Wenn Sie also jemand fragen sollte, sagen Sie, dass das Material eingetroffen sei.«

»Jawohl, Madam! Und – oh, bitte, Mrs. Thorley« – Celias Bemühungen, sanftmütig und respektvoll zu erscheinen, gerieten über dem Eifer, mit dem sie ihre Frage anzubringen versuchte, ins Wanken. Aber bevor sie noch antworten konnte, wurde sie schon von Mrs. Thorley unterbrochen:

»Was wünschen Sie, Miss Garth?«

»Bitte, Madam, darf ich eine dieser Hauben nähen? Ich weiß, wie man Seidenflor behandeln muss. Ich kann wunderschöne, winzige Stiche machen. Wirklich, ich kann es. Bitte, geben Sie mir Gelegenheit, Ihnen zu zeigen …«

»Miss Garth, Sie haben Ihre Arbeit zugewiesen bekommen«, sagte Mrs. Thorley. Sie war nicht ungehalten; ihre Stimme klang ruhig und bestimmt wie immer. Sie fragte: »Haben Sie die Knöpfe an den Hemden für Captain Rand angenäht?«

»Nein, Madam, aber das kann ich abends nach dem Essen machen. Die Überstunden machen mir gar nichts aus. Bitte, lassen Sie mich …«

»Tun Sie die Arbeit, die Ihnen aufgetragen wurde, Miss Garth. Wenn Sie heute im Empfangssalon Hilfe benötigen sollten, sagen Sie Miss Loring Bescheid.«

»Ja, Madam«, sagte Celia. Es hatte keinen Zweck. Sie würden ihr keine Gelegenheit geben zu beweisen, was sie konnte. Sie würde weiter kleine, unbedeutende Hilfsarbeiten verrichten müssen, Arbeiten, die sie schon leisten konnte, als sie sechs Jahre alt war. Knöpfe annähen!

»Das ist alles, Miss Garth«, sagte Mrs. Thorley.

Celia machte einen Knicks. Mrs. Thorley wandte sich ab, entnahm einer Schublade ihres Schreibtisches Bücher und Papiere und schickte sich an, Rechnungen zu schreiben. Im Sonnenlicht, das durch das Fenster hereinfiel, wurden die Haare auf ihrer Oberlippe deutlicher erkennbar. – Ich glaube nicht, dass es ihm Spaß gemacht hat, sie zu küssen, dachte Celia.

Sie ging die Treppe hinauf zum Nähsaal. Das war ein großer, sehr heller Raum, in dem die zwanzig Näherinnen, die hier arbeiteten, reichlich Platz hatten. Mrs. Thorley war nicht eben weichherzig veranlagt, aber sie wusste, dass Menschen bessere Arbeit leisteten, wenn sie äußerlich gut untergebracht waren. Ein schwarzes Mädchen wischte Staub, und ein männlicher Farbiger war damit beschäftigt, die Abfallkästen zu leeren, die zur Aufnahme von ausgefransten oder schmutzigen Stoffresten dienten. Diese Abfälle erhielt die ›Gazette‹ zum Zweck der Papierherstellung. In Mrs. Thorleys Modesalon wurde nichts vergeudet.

Die Mädchen arbeiteten noch nicht, aber die beiden Aufsichtsdamen, Miss Loring und Miss Perry, waren bereits eifrig beschäftigt. Miss Loring saß an einem Tisch und schrieb; Miss Perry lief geschäftig hin und her, öffnete Vorhänge, zog Schubladen auf und zu und traf Vorbereitungen für den kommenden Arbeitstag. Celia ging zum Tisch und wartete höflich und bescheiden, bis Miss Loring aufsah.

»Ja, was gibt es? Was gibt es?«, fragte Miss Loring.

Die Aufsichtsdame war dünn und hatte ein knochiges, hageres Gesicht, Sie machte ständig den Eindruck, als habe sie sehr viel mehr zu tun, als sie je würde bewältigen können. Sie war jetzt sicherlich noch keine halbe Stunde aus dem Bett, aber ihr Haar war bereits zerzaust, und das Häubchen saß ihr schief auf dem Kopf. Celia fragte sich, ob Miss Loring wohl jemals geküsst worden sei. Wahrscheinlich nicht. Einige der Mädchen behaupteten, sie habe einmal einen Verehrer gehabt, der gestorben sei. Celia glaubte das nicht. Sie hielt es für ausgeschlossen, dass dieses dürre Knochengestell es fertiggebracht haben sollte, in einem Mann romantische Gefühle zu erwecken. Sie fragte nach dem Einwickelstoff.

»Stoff?«, sagte Miss Loring. Sie runzelte die Stirn und machte ein Gesicht, als hätte sie das Wort noch nie im Leben gehört. Doch, dann erinnerte sie sich. »O ja, ja, natürlich! Für die Florseide. Gleich, einen Augenblick! Hier« – sie zeigte Celia die Tafel, auf der sie geschrieben hatte – »das ist die Liste der Kunden, die sich für heute...

Erscheint lt. Verlag 3.3.2017
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Celia Garth
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Jahrhundert Trilogie • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Kreuzzüge • Mittelalter • Rebecca Gable • Warringham
ISBN-10 3-7325-2780-8 / 3732527808
ISBN-13 978-3-7325-2780-9 / 9783732527809
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