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Hoffnung eines neuen Tages (eBook)

Roman.
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
480 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-013-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hoffnung eines neuen Tages -  Elisabeth Büchle
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Während der Erste Weltkrieg seinen unheilvollen Lauf nimmt, versucht die junge Demy in Berlin weiter unermüdlich, sich und ihre Schützlinge durch die schwere Zeit zu bringen. Als sie unter der Last zusammenbricht, steht ihr Philippe Meindorff unverhofft zur Seite. Doch dann erhält die Familie eine niederschmetternde Nachricht, die alles erneut ins Wanken bringt ... Der dritte Band der großen Meindorff-Familiensaga, die in vergangene Zeiten und an spannende Schauplätze wie Berlin, St. Petersburg und Deutsch-Südwestafrika entführt. Band 1: Himmel über fremdem Land, 5516750 Band 2: Sturmwolken am Horizont, 5516921 Band 3: Hoffnung eines neuen Tages, 5516927

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum. www.elisabeth-buechle.de © Foto: Claudia Toman, Traumstoff

Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum.

Kapitel 1

Berlin, Deutsches Reich, März 1917

Sie war jung, süß und unschuldig – und eine Gefahr für ihn, denn sie war eine van Campen. Karl Roth lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte Rika ungeniert. Die junge Frau bewegte sich auf der Tanzfläche elegant, fast schon beschwingt, allerdings bei Weitem nicht so erotisch wie ihre Landsmännin Mata Hari.

Karl schluckte hörbar. Er war nie an die schöne Mata Hari herangekommen, obgleich er ihr mehrmals begegnet war. Nun besagten die Gerüchte, dass sie in Frankreich verhaftet worden sei. Offenbar war man inzwischen endgültig von ihrer Spionagetätigkeit überzeugt. Ob die Franzosen es wagen würden, eine so schöne und zudem bekannte Frau wie Mata Hari hinzurichten?

Er zuckte mit den Schultern. Es war ihm gleichgültig, denn sie bedeutete ihm nichts. Vielleicht wäre es anders, hätte sie seinen Avancen nachgegeben, doch die ehemalige erotische Tänzerin war zu verwöhnt gewesen, was ihre Liebhaber anbelangte. Oder verschenkte sie ihre Gunst ausschließlich an ranghohe Militärs und Regierungsangehörige, bei denen sie neben Geld, Schmuck und Kleidern auch Informationen für die Gegenseite erwarten konnte? Er jedoch war nur ein unbedeutendes Rad im französischen Geheimdienst gewesen. Unwichtig und unterdessen aussortiert.

Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. Wieder einmal war er wegen einer Nachlässigkeit vor die Tür gesetzt worden. Und wie schon so oft hatte Philippe Meindorff, der Ziehsohn des Berliner Industriellen Joseph Meindorff, dabei eine bedeutende Rolle gespielt. Wie auch damals in Deutsch-Südwestafrika2, als Leutnant Philippe Meindorff dafür gesorgt hatte, dass man Karl unehrenhaft aus der Armee entließ.

Karls Unterkiefer knackte, während er eine eigentümliche Mundbewegung ausführte, die die Sperre in seinem Kiefergelenk lösen sollte. Dieses Problem hatte er sich als Jugendlicher zugezogen, damals in der Provence, kurz vor dem Tod seiner Pflegemutter, als er sich wieder einmal mit einigen Jungs geprügelt hatte.

Am Nebentisch lachte eine blonde Schönheit fröhlich auf. Karls Blick wanderte von Rika zu dieser zweiten, absolut aufregenden Frau. Sie hieß Julia, so viel hatte er bereits herausgefunden. Vermutlich wartete sie hier auf einen Mann, der sich jedoch verspätete oder sie versetzt hatte. Ein unverzeihlicher Fehler, wie Karl, aber auch andere Männer fanden, die der schönen Frau vergeblich ein Getränk spendieren oder ihr ihre Gesellschaft anbieten wollten.

Die Musik aus dem Grammophon wurde flotter. Karl, der froh war, keine Marschmusik hören zu müssen, suchte Rika und lächelte anzüglich, als er sah, dass ihr geschlitzter Rock durch ihre schwungvollen Bewegungen großzügige Einblicke auf ihre Beine gewährte. Mit sieben Paaren, die alle piekfein gekleidet waren – die Damen mit kecken Hüten auf dem modisch gekürzten Lockenhaar –, war die Tanzfläche zwischen den schwarzen Stühlen und mit Spitzentischdecken verzierten, runden Tischen überfüllt. Demzufolge pressten sich Rika und ihr uniformierter Tanzpartner unanständig eng aneinander. Schmucklose Lampen verbreiteten über den Tänzern ein helles Licht, wohingegen die Nischen weiter hinten im Raum umso schummriger und lauschiger ausfielen.

Rika lachte ihren Tanzpartner an, doch das ausgelassene Strahlen auf dem mädchenhaften Gesicht verflog so plötzlich, als habe jemand einen Lichtschalter ausgedreht. Ihre blauen Augen weiteten sich entsetzt. Sie befreite sich aus dem Arm ihres verdutzten Verehrers, einem schneidigen Fliegerleutnant.

Karl folgte ihrem Blick und zog sich sofort die Mütze tiefer in die Stirn. Unter der zu grellen Deckenbeleuchtung stand unverkennbar Demy van Campen, Rikas ältere Schwester.

Seit ihrem Zusammentreffen im Sommer 1914 in Paris war Demy deutlich schmaler geworden. Offenbar gingen die Hungerjahre auch an ihr nicht spurlos vorüber. Damals hatte er ihr eine Nachricht an seinen deutschen Spitzelkollegen zugesteckt. Dank einer rührseligen Geschichte von seiner angeblichen Verlobten, von der er sich nicht mehr habe verabschieden können, hatte er sie in sein gefährliches Spionagespiel hineingezogen. Demy van Campen war naiv genug gewesen, ihm die Geschichte zu glauben, sodass er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen hatte: Zum einen hatte er eine der Töchter seines verhassten ehemaligen Kompagnons Erik van Campen in Schwierigkeiten, wenn nicht sogar in Lebensgefahr gebracht, denn die Geheimdienste ließen nicht mit sich spaßen, und gleichzeitig war er seinen Verfolgern entkommen. Damit war gewährleistet gewesen, dass er noch über mehrere Monate hinweg seine Doppelspionagetätigkeit aufrechterhalten konnte. Aber selbst an diesem Tag hatte Meindorff ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und Demy vor den Häschern des französischen Geheimdienstes gerettet.

Philippe Meindorff! Seit vielen Jahren funkte er ihm immer wieder empfindlich dazwischen und Karls Groll auf ihn wuchs beständig.

Demy erreichte die Tanzfläche und packte ihre jüngere Schwester am Handgelenk, gleichzeitig bedachte sie deren Tanzpartner mit einem wütenden Blick. Diese Frau hat Mumm, stellte Karl fest, der nur zu gut wusste, dass die meisten Offiziere aus dem Adel, einige andere aus dem reichen Großbürgertum stammten.

»Was soll ich davon halten?«, fuhr Demy Rika an.

Rika zog einen Schmollmund und erwiderte den Blick der deutlich größeren Demy wütend. »Heute ist mein zwanzigster Geburtstag, da darf ich wohl mal feiern!«, protestierte Rika aufgebracht. »Es ist schrecklich hier! Dieser Krieg, der Verzicht auf alles was Freude bereitet. Du weißt doch genauso gut wie ich, wie sich das anfühlt!«

Karl sah, wie auf Demys gerader Nase kleine Falten entstanden, aber ihr Blick wurde milder.

»Es ist meine Schuld, Demy!«, mischte sich zu Karls Verwunderung nun der Uniformierte ein. »Ich habe Rika hierher eingeladen.«

»Albert, du weißt, dass diese Clubs zwar nicht verboten sind, aber misstrauisch beäugt werden. Wie willst du der hungernden Bevölkerung da draußen klarmachen, dass hier …«

»Fräulein van Campen?« Zu Karls Überraschung wusste auch diese Julia, wen sie da vor sich hatte. »Ich hätte Sie nicht erkannt, wäre da nicht Ihr ungewöhnlicher Vorname.«

Die beiden Frauen maßen sich mit abschätzenden Blicken; Rika und ihr Begleiter sahen sich fragend an.

»Fräulein Romeike?« Die Falten auf Demys Nase vertieften sich, was der aufmerksame Beobachter als Missbilligung interpretierte.

»Mir gehört dieser Club anteilig und ich verspreche Ihnen, dass wir hier nichts ausschenken, das nicht auch in anderen Wirtshäusern zu finden ist.«

»Von denen aber die meisten geschlossen haben, da nicht genug Lebensmittel vorhanden sind.«

Julia zog in einer anmutigen Bewegung die rechte Schulter nach oben und wandte sich Rika und ihrem Begleiter zu. »Mein Name ist Julia Romeike. Fräulein van Campen und ich haben uns auf der Hochzeit von Tilla und Joseph Meindorff kennengelernt. Ich höre viel Gutes über Fräulein van Campen, und da Sie beide noch sehr jung zu sein scheinen, möchte ich Sie bitten, ihrem Wunsch nachzukommen, dass Sie dieses Etablissement verlassen.«

Karl grinste. Diese Julia wollte einen Aufruhr verhindern, da die geschwisterliche Zwistigkeit bereits unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zog.

»Leider konnten wir einander bei Josephs Vermählung nicht vorgestellt werden, da ich in Groß-Lichterfelde3 zur Offiziersausbildung war. Mein Name ist Albert Meindorff.« Der Fliegerleutnant verneigte sich wie ein geübter Galan.

Karl presste die Zähne zusammen, bis sie knirschten und sein Kiefer erneut dieses grässliche Knacksen von sich gab. Ein Meindorff! Ein Mitglied der Familie, die Philippe aufgenommen, verhätschelt und großgezogen hatte. Der Hass auf diesen Mann und seine Sippe quoll in ihm hoch wie überkochende Milch auf dem Herd. Nur mühsam zwang er sich, still sitzen zu bleiben, denn Demy durfte ihn nicht sehen. Die Gefahr, von ihr als ein gewisser Clément Rouge aus Paris wiedererkannt zu werden, war zu groß.

»Wir gehen«, befahl Demy mit hartem Tonfall, doch Julia wandte sich mit ihrem einnehmenden Lächeln bereits Meindorff zu.

»Sie sind ein Bruder von Joseph?«

»Der Jüngste seiner drei Brüder, ja.«

»Richtig. Da gibt es noch Hans, der eine Arbeiterfrau heiratete.« Ihr Blick huschte für einen Augenblick zu Demy, der ehemaligen Verlobten von Hannes. »Wurde er nicht enterbt? Und natürlich Sie, Albert.« Wieder schenkte sie dem Mann ihr strahlendes Lächeln und dieser starrte die Frau hingerissen an.

Demy griff mittlerweile nach Rikas Hand, als wolle sie ihre Schwester gewaltsam hinter sich her aus dem Lokal zerren.

»Philippe, so heißt der Vierte im Bunde, nicht wahr?«

Albert tat seine Zustimmung durch ein Nicken kund.

»Ein Zögling des Familienpatriarchen, gebürtig von einer Frau aus der französischen Linie der Familie. Sind Sie nicht seit geraumer Zeit mit Philippe verlobt, Fräulein van Campen?«

»Albert, würdest du bitte das Geburtstagskind hinausbegleiten?«, bat Demy in einem Tonfall, der eher einem Befehl gleichkam, obwohl Albert älter war als sie. In jedem Fall aber gehörte er der Familie an, bei der Demy angestellt war.

Karl registrierte alle diese Details aufmerksam. Nicht umsonst war er während seiner Geheimdiensttätigkeit dahingehend geschult worden.

Der jüngste Spross der Meindorffs, noch immer mit einem hingerissenen Lächeln auf dem Gesicht,...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2014
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1. Weltkrieg • Berlin • Erster Weltkrieg • Familiensaga • Februarrevolution • historisch • Petrograd • St. Petersburg
ISBN-10 3-96122-013-1 / 3961220131
ISBN-13 978-3-96122-013-7 / 9783961220137
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