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Dr. Stefan Frank 2384 (eBook)

Meine Schwester bleibt bei mir!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4408-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dr. Stefan Frank 2384 - Stefan Frank
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Der neunjährige Moritz hat es im Leben bisher immer leicht gehabt: Er ist außergewöhnlich hübsch, besitzt einen umwerfenden Charme und ist auf vielen Gebieten sehr begabt. Alles scheint ihm in den Schoß zu fallen, und er ist überall beliebt.

Doch dann fällt ein furchtbarer Schatten auf das Leben des Jungen: Seine Eltern verunglücken tödlich. Moritz und seine kleine Schwester Madita werden vorübergehend von ihrer Tante Annabelle versorgt, die ihnen aber schnell klarmacht, dass dies kein Dauerzustand sein kann. Annabelle hat ihre eigenen Probleme, und dass sie jemals Kinder großziehen wird, hat sie für sich schon lange ausgeschlossen.

Ihre Suche nach geeigneten Adoptiveltern zeigt der jungen Frau schnell, dass es nahezu unmöglich ist, ein Paar zu finden, das beide Kinder nehmen will. Es wird ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Kinder zu trennen und einzeln zu vermitteln.

Als Moritz erfährt, dass seine geliebte Schwester in einer anderen Familie groß werden soll als er, fasst er einen Plan ...

„Gib mir sofort mein Smartphone zurück!“, rief Moritz Hellmer aufgebracht. Er versuchte, über den Tisch hinweg nach dem Gerät zu greifen, doch seine Tante Annabelle hatte es bereits in ihre Tasche gleiten lassen.

„Nach dem Essen“, erwiderte sie gelassen. „Es ist unhöflich, dauernd mit dem Ding herumzudaddeln, wenn noch andere Leute am Tisch sitzen.“

„Andere Leute? Außer dir und Madita ist doch niemand da, und Madita stört es nicht.“ Moritz’ schöne blaue Augen waren noch schöner, wenn er zornig war – wie jetzt. Er war überhaupt ein bemerkenswert hübscher Junge.

„Madita kann noch nicht sprechen.“

Annabelle ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, zumindest äußerlich nicht. Innerlich war sie bereits ziemlich angespannt, dabei war erst Freitag. Die beiden waren erst seit ein paar Stunden bei ihr.

Aber sie war es nicht gewöhnt, ihr Wochenende mit zwei lebhaften Kindern zu verbringen, von denen eins erst ein knappes Jahr alt war und das andere ein neunjähriger Junge, der sich nicht gern etwas sagen ließ. Schon gar nicht von seiner Tante, die er nur selten sah und deshalb nicht richtig einschätzen konnte.

„Also weißt du nicht, ob es Madita stört oder nicht“, fuhr Annabelle fort. „Mich jedenfalls stört es. Ich würde mich lieber mit dir unterhalten.“

Ein finsterer Blick traf sie.

„Ich will mich aber nicht mit dir unterhalten.“

„Dann nicht“, erwiderte Annabelle. „Seit ihr beide hier seid, hast du dich nahezu pausenlos mit diesem blöden Ding beschäftigt. Selbst wenn du mit Madita spielst, guckst du immer wieder nach, ob dir jemand eine Nachricht geschickt hat.“

„Na und?“, fragte Moritz. Es klang herausfordernd. „Das machen heute alle so, aber das verstehst du nicht, dazu bist du wahrscheinlich zu alt.“

„Kann sein“, erwiderte sie. „Ich bin immerhin zwanzig Jahre älter als du, da ist man als Frau natürlich schon fast eine Oma. Denk in zwanzig Jahren daran, wenn du wieder mal einer Frau ein Kompliment machst.“

Sie sagte das trocken und ohne erkennbare Gemütsregung. Sie würde sich von diesem kleinen Satansbraten nicht dazu verleiten lassen, die Beherrschung zu verlieren, das hatte sie sich fest vorgenommen. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass er es ihr so schwer machen würde.

Ihr Verhältnis zu Moritz war von Anfang an schwierig gewesen. Mit Madita war es leichter, aber die war ja auch noch so klein und hatte außerdem ein sonniges Gemüt. Fast immer war sie guter Dinge. Jetzt allerdings spürte sie die Spannung am Tisch, sie sah ängstlich von ihrem geliebten großen Bruder zu ihrer Tante und wieder zurück.

Sie saß in einem Kinderstuhl zwischen Annabelle und Moritz, der sie normalerweise fütterte. Aber jetzt hatte er vor lauter Wut über das abgenommene Smartphone seine kleine Schwester vergessen, sodass Annabelle seine Aufgabe übernahm. Ihm schien das nicht einmal aufzufallen.

Maditas mollige Händchen patschten munter durch die Gegend, es sah aus, als wollte sie Fliegen fangen. Wie immer, wenn Annabelle sie ansah, ging ihr das Herz auf, aber es tat ihr auch weh. Sie liebte Kinder, doch sie war fest entschlossen, selbst keine zu bekommen.

Sie war ein unglückliches Kind gewesen, und allein die Vorstellung, sie würde ihre eigenen Kinder – ohne es zu merken – ähnlich unglücklich machen, war ihr so schrecklich, dass sie schon frühzeitig beschlossen hatte, keine Familie zu gründen.

Freilich bestand dann die Gefahr, eine wunderliche Einzelgängerin zu werden, darauf hatte ihre Freundin Lara Bromfeld sie erst kürzlich wieder hingewiesen.

„Du hast einen Job, bei dem du den ganzen Tag allein bist, du gehst nicht gern aus, du triffst dich nicht mit Männern, du hast kaum Kontakt zu deinem Bruder und seiner Familie – nur unsere Clique kriegt dich gelegentlich aus dem Haus. Das ist nicht gesund, Bella, auf Dauer macht das einsam und eigenbrötlerisch“, hatte Lara gesagt. Sie lag damit vermutlich sogar richtig.

Moritz stand auf und schob den Stuhl heftig zurück.

„Ich bin fertig mit dem Essen“, sagte er. „Gib mir jetzt sofort mein Smartphone zurück.“

„Setz dich sofort wieder hin!“ Annabelles Stimme klang schärfer als beabsichtigt, sie hörte es selbst. „Madita und ich essen noch, das siehst du doch. Es ist unhöflich, einfach aufzustehen und zu gehen, wann es einem passt. Man wartet, bis alle anderen fertig sind.“

„Zu Hause darf ich immer aufstehen wann ich will“, murrte Moritz. „Wenn Mama und Papa noch einmal verreisen, will ich jedenfalls nicht wieder zu dir, dass du es nur weißt.“ Die letzten Worte schleuderte er ihr wütend entgegen.

„Das trifft mich jetzt aber wirklich mitten ins Herz“, bemerkte Annabelle, während sie Madita weiter zu füttern versuchte. Doch die Kleine hatte wegen ihres scharfen Tonfalls und Moritz’ heftiger Reaktion einen Schrecken bekommen und verzog das Gesicht. Gleich würde sie anfangen, zu weinen.

„Madita gefällt es auch nicht bei dir“, fuhr Moritz fort. „Sie weint sonst nie. Du machst ihr Angst.“

„Oder du. Vielleicht weint sie ja über dich“, sagte Annabelle. Sie stand auf und nahm die Kleine aus dem Stühlchen.

Doch Madita, die ihre Tante nicht so gut kannte wie ihren Bruder, streckte die Ärmchen nach Moritz aus, der Annabelle einen triumphierenden Blick zuwarf.

„Siehst du? Sie will auch nicht bei dir sein.“

Annabelle setzte sich wieder. Der Junge konnte nicht ahnen, was es sie kostete, ruhig zu bleiben, aber sie wusste, dass sie endgültig verloren hätte, wenn sie jetzt aus der Haut fuhr. Ruhig aß sie weiter.

„Bis jetzt hat es Madita hier sehr gut gefallen, und das weißt du auch. Du bist der Unruhestifter, Moritz.“

Daraufhin blieb er erstaunlicherweise still. Sie hatte eigentlich mit einer weiteren ätzenden Bemerkung gerechnet.

„Wieso bist du so streng?“, fragte er nach einer Weile. „Mama und Papa regen sich schon lange nicht mehr auf, wenn ich mich mit dem Smartphone beschäftige.“

„Seit wann hast du das eigentlich?“

„Habe ich zu meinem achten Geburtstag bekommen.“

„Wenn sie es dir selbst schenken, können sie sich ja schlecht darüber aufregen.“

„Aber alle haben heute Smartphones, echt. Wenn man keins hat, gehört man nicht dazu.“

„Das ist ein Problem“, gab Annabelle zu, „trotzdem finde ich, dass es Regeln geben muss, an die man sich auch halten sollte. Sonst redet bald niemand mehr mit dem anderen.“

„Aber wir reden doch!“, rief Moritz. „Wir schicken uns Nachrichten. Ich rede dauernd mit meinen Freunden, wirklich!“

„Ich sage dir ein Beispiel, vielleicht wird dann klarer, was ich meine. Neulich habe ich zwei Mädchen auf einer Bank sitzen sehen. Beide hatten so ein Ding in der Hand, waren am Tippen und am Wischen, und plötzlich fängt eine an, zu lachen. Die andere fragt, was los ist. Daraufhin erzählt die, die lacht, es ihr nicht etwa, und sie zeigt es ihr auch nicht. ‚Warte, ich schicke es dir‘, sagt sie. Gleich darauf lacht auch die andere, während sie auf ihr Smartphone guckt, wo jetzt die Nachricht von ihrer Freundin angekommen ist.“

Annabelle schaute Moritz ernst an.

„Verstehst du, was ich meine? Sie haben sich nicht ein einziges Mal angesehen, sie waren sind nur mit ihren kleinen Wundermaschinen beschäftigt, aber nicht mit der neben ihnen sitzenden Freundin.“

Madita hatte sich wieder beruhigt, sie streckte die Ärmchen aus, weil sie wieder in ihrem hohen Stuhl sitzen wollte. Annabelle half Moritz, sie hineinzusetzen, danach fütterten sie die Kleine beide, was Madita sehr gefiel.

„Ich finde das nicht so schlimm“, sagte Moritz endlich. „Manchmal schicken wir uns Nachrichten, aber manchmal reden wir auch.“

„Vielleicht täusche ich mich ja, aber für mich sieht es so aus, als wärt ihr alle nur noch mit euren Smartphones beschäftigt, und ich lese dauernd, dass die auch im Unterricht ein großes Problem sind. Auf der Straße werde ich von Leuten umgerannt, die nicht darauf achten, wo sie hinlaufen, weil sie gerade nachsehen, wer ihnen wieder geschrieben hat.“

Annabelle schüttelte den Kopf.

„Und in der Bahn reden auch immer weniger Leute miteinander, weil sie wischen und tippen und lesen und Nachrichten verschicken. Manchmal träume ich nachts, dass niemand mehr redet, dass die gesprochene Sprache einfach ausstirbt.“

„Während des Unterrichts müssen wir die Smartphones ausschalten“, sagte Moritz. „Und beim Sport guckt sowieso keiner drauf. Im Kino auch nicht. Es gibt ganz viele Situationen, wo sie aus sind.“

„Und ganz viele, wo sie eingeschaltet sind.“

„Ja, schon, aber ich finde das nicht schlimm. Ich habe mal gehört, dass es auch einen Aufstand gegeben hat, als man anfing, Bücher zu drucken. Da haben auch viele Leute gewarnt, dass sich niemand mehr unterhalten wird, wenn alle Leute nur noch ihre Nasen in Bücher stecken.“

„Das stimmt“, sagte Annabelle überrascht und beeindruckt, dass Moritz das wusste. „Ganz früher wurde ja noch viel vorgelesen. Da saß die ganze Familie um einen großen Tisch, und der Vater las vor. Damit war es dann natürlich vorbei, als Bücher sich immer weiter ausbreiteten.“

„So ist das jetzt vielleicht auch“, erwiderte Moritz. „Einiges ändert sich und verschwindet vielleicht, aber es kommt auch etwas dazu.“

„Was denn, zum Beispiel?“

„Wir verstehen mehr von Technik als ihr“, sagte Moritz. „Also, ich meine, von Elektronik. Ich kann...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2017
Reihe/Serie Dr. Stefan Frank
Dr. Stefan Frank
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte feelgood • Gefühle • Happy End • Herzschmerz • Hollywood • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Nicholas Sparks • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • tatsächlich liebe • wohlfühlen
ISBN-10 3-7325-4408-7 / 3732544087
ISBN-13 978-3-7325-4408-0 / 9783732544080
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