Silvia-Gold 24 (eBook)
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4419-6 (ISBN)
Als Marina, die als Sekretärin auf Gut Assenhausen arbeitet, ihren Chef über den Hof eilen sieht, klopft ihr Herz unvernünftig schnell. Sofort sind sie wieder da, die romantischen Erinnerungen an den vergangenen Abend! Ein fürchterliches Unwetter hat das Voralpenland heimgesucht und Robert von Assenhausen und Marina in einer einsamen Waldhütte eingeschlossen.
Roberts Nähe hat Marina schwindlig gemacht, und sein Kuss war wie eine zärtliche Offenbarung. Sie kann sich nicht länger etwas vormachen: Sie liebt ihren Chef mit jeder Faser ihres Herzens!
Doch seit der Rückkehr auf das Gut scheint der Zauber gebrochen. Und eine Schlagzeile in der Zeitung soll Marinas Glück jäh zerstören. Sie lautet:
Traumhochzeit in Sicht - die Schauspielerin Samantha Bergen wird die Frau von Robert von Assenhausen!
Wieder und wieder las Marina Lorenz den Zeitungsbericht, in dem über den Unfalltod ihrer Schwester und ihres Schwagers berichtet wurde. Eine Träne fiel auf das Foto neben dem Bericht.
»Weinst du, Tante Marina?« Mit großen fragenden Augen musterte Tina ihre Tante.
Marina schloss ihre Nichte in die Arme.
»Behältst du mich bei dir, Tante Marina, oder muss ich jetzt ins Heim?«
»Du musst nicht ins Heim.« Nur mühsam konnte Marina ihre Stimme kontrollieren. Der Unfall lag erst ein paar Wochen zurück. »Natürlich behalte ich dich, das ist doch selbstverständlich.«
Die Züge des Mädchens entspannten sich.
Marina streichelte das lange blonde Haar der Achtjährigen.
»Du musst jetzt ins Bett, Tinalein. Morgen reden wir weiter, ja?«
Tina schluckte. »Bist du auch wirklich morgen noch da?«
»Aber natürlich, ich wohne doch jetzt hier.« Nach dem Unfall war Marina in das Haus ihrer Schwester gezogen, um Tina zu versorgen. Ihre kleine Studentenwohnung in München hatte sie aufgegeben. Was mit ihrem Germanistikstudium werden sollte, wusste Marina noch nicht. Sie hatte keine weiteren Angehörigen mehr, niemanden, der sich um Tina kümmern konnte, und in ein Heim geben wollte sie ihre Nichte nicht.
Auf keinen Fall, dachte Marina, während sie Tina in ihr Zimmer brachte. Die Kleine soll nicht ohne Mutterliebe aufwachsen. Ich werde ihr die Mama ersetzen, so gut es geht. Die Vormundschaft hatte sie schon beantragt.
Vor dem Schlafzimmer ihrer Schwester stockte sie. Tina war bereits ins Bad gegangen. Marina öffnete die Tür, knipste das Licht an und betrat den Raum. Mit schmerzlicher Wucht überfielen sie Bilder und Erinnerungen. Ein Foto zeigte Tina in den Armen ihres Vaters, daneben hing das Hochzeitsbild.
Fluchtartig verließ Marina das Zimmer.
»Bringst du mich ins Bett?«, fragte Tina, die gerade aus dem Bad kam.
»Klar.« Marina deckte die Kleine zu und gab ihr einen Kuss.
»Bleibst du wirklich hier?«
»Ganz bestimmt. Ich schlafe im Gästezimmer.«
»Warum nicht in Mamis Bett?«
»Das kann ich nicht.« Marina fuhr sich über die Augen. »Ich kann es einfach nicht.«
»Weil du dann an Mami denken musst?«
Marina nickte und sah, dass auch Tinas Augen in Tränen schwammen. »Wir müssen jetzt ganz stark sein, wir zwei.« Sie nahm das Mädchen in die Arme. »Irgendwann wird es nicht mehr so weh tun, wenn wir an deine Mami und deinen Papi denken.«
Tina fing leise an zu weinen. »Wir wollten an die Ostsee fahren …«
»Ich weiß«, flüsterte Marina und streichelte der Kleinen übers Haar.
»Kannst du nicht bei mir schlafen, Tante Marina?«
»Mach ich. Ich gehe nur schnell ins Bad, dann komme ich.«
Zufrieden schloss Tina die Augen. Als Marina nach zehn Minuten wiederkam, war das Kind eingeschlafen. Trotzdem legte sie sich zu Tina. Bevor Marina einschlief, dachte sie daran, dass sie am nächsten Morgen zum Notar gehen musste. Die Testamentseröffnung war für zehn Uhr anberaumt.
***
Marina saß dem Notar in seinem Büro gegenüber. Er hatte das Testament verlesen und schaute Marina fragend an. »Nehmen Sie die Erbschaft an?«
Die junge Frau nickte. »Natürlich nehme ich sie an, auch wenn es nur Schulden sind.«
»Sie können ablehnen«, gab der Notar zu bedenken. »Niemand kann von Ihnen verlangen, dass Sie die Schulden Ihrer Schwester bezahlen.«
Marina nickte. »Ich weiß, aber es käme mir wie … Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich will mich nicht vor der Verantwortung drücken, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Der Notar verstand es nicht. Er riet ihr noch einmal, die Erbschaft, die nur aus Schulden bestand, abzulehnen. Doch Marina nahm sie an. Ich werde Sonjas Schulden bezahlen, dachte sie, auch wenn ich im Moment noch nicht weiß, wie.
»Sie können den Schuldenberg erheblich verkleinern, wenn Sie das Haus Ihrer Schwester verkaufen«, riet der Notar.
»Ich werde darüber nachdenken. Momentan muss ich erst mal die Nachricht verdauen, dass ich Schulden habe.«
»Kommen Sie zu mir, wenn Sie einen Rat brauchen«, schlug der erfahrene Jurist vor. »Ich berate Sie, ohne dafür gleich eine Rechnung zu schicken.« Lächelnd reichte er ihr die Hand.
Schulden, dachte Marina, als sie wieder auf der Straße stand, Schulden – und nicht gerade wenig! Sie fuhr nach Hause und holte Tina bei der Nachbarin ab.
»Was hat der Anwalt gesagt?«, wollte die Kleine wissen.
»Dass wir Schulden haben.« Marina seufzte.
»Das auch noch«, entfuhr es der Nachbarin. »Kommen Sie rein, ich mache Ihnen erst mal einen Kaffee.«
Nach dem ersten Schluck Kaffee bekamen Marinas Wangen wieder etwas Farbe. Sie berichtete von dem Gespräch beim Notar und sagte: »Ich werde mein Studium abbrechen und mir eine Arbeit suchen.«
»Das dürfen Sie nicht!«, entfuhr es Veronika Hahn.
»Ich muss.« Marina legte den Arm um Tinas Schultern. »Von irgendwas müssen wir schließlich leben.« Sie lächelte Tina zu. »Keine Angst, das schaffen wir schon.«
Wie tapfer sie ist, dachte Veronika Hahn. Laut sagte sie: »Ich bin gern bereit, mich tagsüber um Tina zu kümmern. Sie kann bei mir essen und ihre Schulaufgaben machen. Natürlich nur, wenn du willst, Tina.«
Zögernd nickte das Mädchen. Sie mochte Veronika Hahn, bei der sie schon öfter einen Tag verbracht hatte.
»Das wäre eine große Hilfe«, meinte Marina. »Bloß …«
»Bezahlen brauchen Sie mich nicht«, versicherte die Nachbarin schnell. »Ich kümmere mich gern um Tina. Sie wissen ja, dass ich selbst keine eigenen Kinder habe.«
Das ist die erste gute Nachricht seit Sonjas Tod, dachte Marina.
»Danke, Frau Hahn, vielen Dank. Ich werde darauf zurückkommen müssen, wenn ich außer Haus arbeite.« Hoffentlich finde ich überhaupt eine Stelle, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Haben Sie schon mit Herrn Hammer gesprochen?«
Marina schüttelte den Kopf. »Wer ist das?«
»Er war der Geschäftspartner Ihres Schwagers.«
»Ach, der …« Marina erinnerte sich. »Er hat vor ein paar Tagen aus Spanien angerufen. Er will sich bei mir melden, sobald er wieder in Deutschland ist. Kennen Sie ihn?«
»Nur flüchtig«, meinte die Nachbarin. »Ich weiß nur, dass er in der Immobilienfirma der Partner Ihres Schwagers war. Vielleicht kann er Ihnen aus der finanziellen Misere helfen?«
Marina schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Von Sonja weiß ich, dass die Firma nicht besonders gut lief. Hoffentlich kommen von der Seite nicht auch noch Schulden auf mich zu.« Müde stand sie auf. »Vielen Dank für den Kaffee, Frau Hahn.«
Die Nachbarin winkte ab. »Keine Ursache. Übrigens, da fällt mir gerade etwas ein. Vielleicht kann ich Ihnen eine Stelle besorgen. Können Sie mit dem Computer arbeiten?«
»Selbstverständlich.« Marina bestätigte es.
»Sehr gut. Meine Schwester hat erwähnt, dass der Besitzer von Gut Assenhausen eine Sekretärin sucht.«
»Gut Assenhausen? Ist das nicht ganz in der Nähe?«
»Zehn Kilometer von hier. Ein Riesenanwesen. Robert von Assenhausen leitet es selbst.«
»Und der sucht eine Bürokraft?«
Die Nachbarin nickte. »Rufen Sie ihn an! Soviel ich weiß, hat er noch niemanden eingestellt. Es haben sich zwar einige Frauen beworben, aber entschieden soll er sich noch nicht haben. Sie hätten also noch eine Chance, und es wäre günstig für Sie, weil es nicht so weit weg ist.«
»Stimmt. Ich versuche es«, beschloss Marina. »Vielleicht habe ich ja Glück.«
»Ich drücke Ihnen fest die Daumen«, versprach Veronika, während sie die beiden zur Tür begleitete.
Während sie mit Tina nach Hause ging, dachte Marina an den Rat des Notars, das Haus zu verkaufen.
»Könntest du dir vorstellen, in einer kleinen Wohnung mit mir zu wohnen?«, fragte sie ihre Nichte.
Tina schaute auf. »Klar. Warum fragst du?«
Marina wählte ihre Worte sorgfältig, sie wollte das Kind nicht ängstigen.
»Vielleicht müssen wir das Haus verkaufen.«
»Verkaufen?«, fragte Tina arglos. »Warum? Weil wir Schulden haben?«
Marina nickte. Sie waren inzwischen an Tinas Elternhaus angekommen.
»Meinetwegen können wir es verkaufen«, meinte Tina. »Ich ziehe auch in eine Wohnung, wenn du mitkommst.«
Erleichtert schloss Marina ihre Nichte in die Arme.
»Aber Tina«, rief sie dann erschrocken. »Du weinst ja. Was ist denn?«
Die Kleine schluchzte, fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase und meinte: »Ich hab solche Angst!«
»Angst? Wovor denn?«
»Dass du weggehst, dann bin ich ganz allein.«
»Tinalein!« Marina wiegte ihre Nichte in den Armen. »Ich werde niemals weggehen. Ganz bestimmt nicht. Ich verspreche dir, dass ich dich immer bei mir behalten werde.«
»Egal, was passiert?«, fragte Tina ängstlich.
»Egal, was passiert«, bestätigte Marina.
»Und wenn du heiratest?«
»Dann kriegst du einen neuen Papi.«
»Und wenn der mich nicht haben will?« Tinas Stimme schwankte bedenklich. Sie hatten inzwischen das behagliche Wohnzimmer betreten.
»Einen Mann, der dich nicht will, werde ich gar nicht erst heiraten«, entschied Marina energisch. »Hab keine Angst, Häschen.« Ein...
| Erscheint lt. Verlag | 28.2.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Silvia-Gold |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | feelgood • Gefühle • Happy End • Herzschmerz • Hollywood • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Nicholas Sparks • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • tatsächlich liebe • wohlfühlen |
| ISBN-10 | 3-7325-4419-2 / 3732544192 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-4419-6 / 9783732544196 |
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