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Zwillinge ohne Eltern (eBook)

Sophienlust 130 – Familienroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017
100 Seiten
Blattwerk Handel GmbH (Verlag)
978-3-7409-1478-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zwillinge ohne Eltern - Aliza Korten
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Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. »Endlich«, sagte Andrea von Lehn aufatmend, als sie draußen einen Wagen vorfahren hörte. Sie lief vors Haus, um ihren Mann zu begrüßen. Dr. Hans-Joachim von Lehn wirkte müde und niedergeschlagen. Das war ungewöhnlich, denn er war jung und lebensfroh. Im allgemeinen machte ihm ein gerütteltes Maß an Arbeit nichts aus. Außerdem liebte er seinen Beruf. Schon sein Vater war Tiermediziner gewesen. Von ihm hatte er die große Praxis übernommen. »Du kommst reichlich spät«, sagte Andrea, wobei sie ihren Mann umarmte. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht. So weit ist es doch gar nicht nach Karlshof.« Der Tierarzt strich seiner blutjungen Frau liebevoll über das dunkle Haar. Andrea sah fast noch wie ein Schulmädchen aus und war doch bereits die Mutter eines kleinen Buben, der in seinem Zimmer brav schlief, das Däumchen im Mund. »Mir passiert schon nichts, Andrea«, erwiderte Hans-Joachim leise. »Ich bin aufgehalten worden. Das ist alles.« Andrea zog ihn an der Hand ins Haus, wo der Abendbrottisch schon lange wartete. Betti trug gleich das Essen auf und entschuldigte sich verlegen, dass der Salat leider zusammengefallen sei. »Lass nur, Betti, das schadet nichts«, tröstete der blonde Hausherr das tüchtige Mädchen. »Es gibt wahrhaftig Schlimmeres auf der Welt, als einen zusammengefallenen Salat.« »Was ist?«, fragte Andrea, als das Mädchen hinausgegangen war. »Du bist ganz verändert, Hans-Joachim. So kenne ich dich gar nicht.« »Erinnerst du dich an die Nachricht vom Tod des jungen Ehepaares auf Karlshof?«, gab er leise zurück. »Es war ein Flugzeugabsturz, bei dem sämtliche Insassen ums Leben kamen. Ein paar Monate ist es nun her.« »Ja, richtig,

Sie sucht nicht das Rampenlicht der Öffentlichkeit, aber ihre schriftstellerische Arbeit hat längst ihren verdienten Ertrag gefunden. Große Emotionen zeichnen ihre so beliebten Adelsromane und Familienromane aus. Von ihnen hat Aliza Korten in stiller, geduldiger Manier 311 Titel geschaffen, die immer erfolgreicher geworden sind. Als eine der wichtigsten Autorinnen der berühmten Serie Sophienlust werden die von ihr verfassten Romane dieser Art besonders häufig nachgefragt. Sie hat eine Romanwelt entwickelt, die eigene Züge trägt. Dabei ist Aliza Korten eine exzellente Beobachterin der Gesellschaft, sowohl der bürgerlichen als auch der adligen Kreise. Ihre zahlreichen Bewunderer lieben ihren Stil und ihre Aussagekraft.

Sie sucht nicht das Rampenlicht der Öffentlichkeit, aber ihre schriftstellerische Arbeit hat längst ihren verdienten Ertrag gefunden. Große Emotionen zeichnen ihre so beliebten Adelsromane und Familienromane aus. Von ihnen hat Aliza Korten in stiller, geduldiger Manier 311 Titel geschaffen, die immer erfolgreicher geworden sind. Als eine der wichtigsten Autorinnen der berühmten Serie Sophienlust werden die von ihr verfassten Romane dieser Art besonders häufig nachgefragt. Sie hat eine Romanwelt entwickelt, die eigene Züge trägt. Dabei ist Aliza Korten eine exzellente Beobachterin der Gesellschaft, sowohl der bürgerlichen als auch der adligen Kreise. Ihre zahlreichen Bewunderer lieben ihren Stil und ihre Aussagekraft.

»Endlich«, sagte Andrea von Lehn aufatmend, als sie draußen einen Wagen vorfahren hörte. Sie lief vors Haus, um ihren Mann zu begrüßen.

Dr. Hans-Joachim von Lehn wirkte müde und niedergeschlagen. Das war ungewöhnlich, denn er war jung und lebensfroh. Im allgemeinen machte ihm ein gerütteltes Maß an Arbeit nichts aus. Außerdem liebte er seinen Beruf. Schon sein Vater war Tiermediziner gewesen. Von ihm hatte er die große Praxis übernommen.

»Du kommst reichlich spät«, sagte Andrea, wobei sie ihren Mann umarmte. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht. So weit ist es doch gar nicht nach Karlshof.«

Der Tierarzt strich seiner blutjungen Frau liebevoll über das dunkle Haar. Andrea sah fast noch wie ein Schulmädchen aus und war doch bereits die Mutter eines kleinen Buben, der in seinem Zimmer brav schlief, das Däumchen im Mund.

»Mir passiert schon nichts, Andrea«, erwiderte Hans-Joachim leise. »Ich bin aufgehalten worden. Das ist alles.«

Andrea zog ihn an der Hand ins Haus, wo der Abendbrottisch schon lange wartete. Betti trug gleich das Essen auf und entschuldigte sich verlegen, dass der Salat leider zusammengefallen sei.

»Lass nur, Betti, das schadet nichts«, tröstete der blonde Hausherr das tüchtige Mädchen. »Es gibt wahrhaftig Schlimmeres auf der Welt, als einen zusammengefallenen Salat.«

»Was ist?«, fragte Andrea, als das Mädchen hinausgegangen war. »Du bist ganz verändert, Hans-Joachim. So kenne ich dich gar nicht.«

»Erinnerst du dich an die Nachricht vom Tod des jungen Ehepaares auf Karlshof?«, gab er leise zurück. »Es war ein Flugzeugabsturz, bei dem sämtliche Insassen ums Leben kamen. Ein paar Monate ist es nun her.«

»Ja, richtig, es stand in der Zeitung. Wer hat das Gut jetzt übernommen?«

»Zur Zeit haben sich zwei entfernte Vettern dort eingenistet. Man hält es kaum für möglich, dass es so etwas gibt, Andrea.«

Hans-Joachim von Lehn vergaß das Essen und erzählte in aller Ausführlichkeit, was er gehört und beobachtet hatte.

»Der Gutsverwalter hatte angerufen, weil unter den Kühen eine ansteckende Krankheit ausgebrochen war. Es handelt sich um eine Infektion, die zur Zeit in unserer Gegend fast jeden Stall befällt. Insofern schien also alles ganz normal. Doch als ich Karlshof erreichte, stellte ich fest, dass man mich viel zu spät von der Erkrankung der Kühe verständigt hatte. Der Stall machte keinen sonderlich sauberen Eindruck, und Herr Wingert, der Verwalter, wirkte nervös, überarbeitet und ausgesprochen deprimiert. Er half mir, die einzelnen Kühe zu untersuchen, und ging mir zur Hand, weil ich jedem einzelnen Rind eine Injektion geben musste. Man muss leider damit rechnen, dass keine einzige Kuh von der Infektion verschont bleibt, weil die Gegenmaßnahmen viel zu spät eingeleitet worden sind.«

»Also ein schlechter Verwalter und ein Gutsherr, der sich nicht genügend um seinen Viehbestand kümmert«, warf Andrea lebhaft ein. »Man sollte solche Leute sofort anzeigen.«

Andrea war eine Tierliebhaberin, nicht anders als ihr Mann. Auf dem Gelände, das zum Lehnschen Haus gehörte, hatte sie ein Heim für kranke und verlassene Tiere errichtet, das im Laufe der Zeit ziemlich beachtliche Ausmaße angenommen hatte. Der Tierpfleger Helmut Koster betreute die Insassen des Heims, und der Dackel Waldi war Namenspatron und Chef dieser einzigartigen Einrichtung.

»Herrn Wingert kann man kaum einenVorwurf machen, Andrea«, widersprach Hans-Joachim seiner Frau. »Er hatte keine freie Hand. Die derzeitigen Herren von Karlshof hielten es nicht für nötig, die Kühe behandeln zu lassen, weil das natürlich Geld kostet. Das erfuhr ich so nach und nach, denn Frau Wingert bewirtete mich zwischendurch mit einer Tasse Kaffee, wofür ich ihr recht dankbar war. Nun, beim Kaffee begann Herr Wingert zu reden, und seine Frau fügte hin und wieder noch etwas hinzu. Die Verhältnisse auf Karlshof sind schlimm. Sebastian Karl war ein hervorragender Landwirt und arbeitete tüchtig mit auf dem Gut. Durch seinen plötzlichen Tod entstand eine gewaltige Lücke, die sich nicht schließen lässt. Er und seine Frau – sie hieß Ingeborg und stammte aus Schweden – hatten offenbar keine näheren Anverwandten. Zurück blieben ihre Kinder, Zwillinge von anderthalb Jahren. Es sind zwei kleine Mädchen.«

»Wie traurig!«, rief Andrea aus. »Was ist aus den armen Kindern geworden? Kümmert sich jemand um sie? Sollte man sie nicht nach Sophienlust bringen?«

Hans-Joachim hob die Schultern. »Die Sache scheint ziemlich problematisch. Dem äußeren Anschein nach ist für die kleinen Zwillinge bestens gesorgt. Ein Kindermädchen betreut sie. Frau Wingert versicherte mir, dass dieses Mädchen zuverlässig sei und mit großer Liebe an ihren Schützlingen hänge. Hingegen sind die beiden Vettern nur darauf aus, den Besitz an sich zu bringen.«

»Dazu haben sie kein Recht«, empörte sich Andrea. »Falls sonst niemand da ist, gehört das Gut jetzt den kleinen Mädchen.«

Hans-Joachim nickte. »Sie sind die Alleinerben. Das steht fest. Aber es sind Babys, die in absehbarer Zeit nicht in der Lage sein werden, ihre Rechte wahrzunehmen. So scheint die Rechnung der beiden Vettern aufzugehen. Sie treten als einzige Verwandte auf und geben vor, die Interessen der unmündigen Kinder zu vertreten. Doch Herr und Frau Wingert befürchten, dass sie nichts anderes im Sinn haben, als den Besitz an sich zu bringen. Es sind zwei Brüder, noch ziemlich jung, die ständig miteinander im Streit liegen. Um die Verwaltung des Gutes kümmern sie sich nicht im Geringsten. Durch einen Trick scheint es ihnen gelungen zu sein, ein gewisses Verfügungsrecht über die vorhandenen Barmittel zu erlangen. Herr Wingert wusste nicht, wie das möglich gewesen ist. Er beobachtet mit wachsender Sorge, dass die beiden Gutsherren von eigenen Gnaden das Geld mit vollen Händen ausgeben. Wohlgemerkt, nur für sich und für ihre persönlichen Ansprüche, nicht aber für das, was im Interesse des Gutsbetriebes nötig wäre. Der arme Herr Wingert schuftet vom Morgengrauen bis in die Nacht hinein und wird doch nicht fertig. Es sind mehrere Leute von den Vettern entlassen und keine neuen eingestellt worden. Angeblich sei viel zu viel Personal vorhanden gewesen. Diese Verschwendung soll ein Ende haben. Wenn das eine Weile so weitergeht, wird Karlshof heruntergewirtschaftet. Das zeichnet sich jetzt schon ab. Nur aus Treue zur Familie halten die Wingerts noch aus. Ob sie das auf die Dauer tun werden, muss man zumindest für fraglich halten.«

»Was für unhaltbare Zustände. Greift denn da niemand ein, Hans-Joachim? Man muss doch etwas tun können. Bis die kleinen Mädchen erwachsen sein werden, haben diese gewissenlosen Vettern den Besitz wahrscheinlich durchgebracht.«

Der Tierarzt stocherte im zusammengefallenen Salat herum. »Ich weiß nicht, ob sich solche Dinge hieb- und stichfest beweisen lassen, Andrea. Aber ich bin bedrückt. Zwar kannten wir das junge Ehepaar nicht, doch ich würde herzlich gern versuchen, den Kindern zu helfen. Nur bleibt die große Frage, wie das zu bewerkstelligen wäre.«

»Ich werde Mutti fragen«, äußerte Andrea entschlossen. »Sie kennt sich in solchen Dingen am besten aus. In Sophienlust sammelt man zwangsläufig einschlägige Erfahrungen.«

Andrea sprang auf und ließ ihr Essen achtlos stehen. Zunächst rief sie im Kinderheim Sophienlust an, das von ihrer Stiefmutter Denise von Schoenecker gegründet worden war. Frau Rennert, die tüchtige Heimleiterin, teilte ihr mit, dass Frau von Schoenecker bereits nach Gut Schoeneich gefahren sei.

Der zweite Anruf ging also nach Schoeneich, wo die Familie von Schoen­ecker lebte. Alexander von Schoenecker kam an den Apparat und wollte seine Tochter sogleich nach dem kleinen Peterle fragen, denn das erste Enkelchen war sein ganzer Stolz. Doch Andrea ließ ihn nicht zu Worte kommen. Sie fragte: »Ist Mutti schon da, Vati? Ich muss sie unbedingt sprechen. Es ist wahnsinnig wichtig.«

Durch die geöffnete Tür konnte Hans-Joachim von Lehn das temperamentvoll geführte Telefongespräch seiner entzückenden jungen Frau verfolgen. Sie schilderte die Zustände auf Gut Karlshof so lebhaft und anschaulich, als hätte sie selbst mit dem Verwalter Wingert gesprochen. »Du siehst doch ein, dass man den Kindern helfen muss, Mutti«, beendete sie ihren Bericht. »Es geht um Recht und Besitz dieser kleinen Zwillinge. Wurde Sophienlust nicht für Kinder, die in Not geraten sind, ins Leben gerufen? Was schlägst du vor? Sollte man die Zwillinge nicht sofort nach Sophienlust bringen, damit sie erst einmal in Sicherheit vor ihren skrupellosen Verwandten sind? Wer weiß, was diese Vettern noch im Schilde führen.«

Was Denise von Schoenecker antwortete, konnte Hans-Joachim von Lehn nicht hören. Doch er entnahm den Ausrufen, Zwischenfragen und enttäuschten Bemerkungen seiner Frau, dass seine Schwiegermutter zunächst keine Möglichkeit zum Eingreifen sah.

Schließlich kehrte Andrea an den Tisch zurück und ließ sich mutlos auf ihren Stuhl fallen. »Mutti glaubt nicht, dass die Aussagen des Verwalters genügend Beweiskraft besitzen, Hans-Joachim. Nicht einmal die Tatsache, dass man dich zu spät zu den erkrankten Kühen gerufen hat, würde ausreichen. Sie ist nicht weniger beunruhigt als wir beide. Möglicherweise wird sie sich mit dem zuständigen Jugendamt in Verbindung setzen, damit wenigstens die Aufmerksamkeit der Behörde auf den Fall gelenkt wird. Zwei junge Männer sind schließlich auf die Dauer nicht dazu geeignet, die kleinen Kinder zu erziehen.«

»Nun ja, warten wir ab, ob dabei etwas zu erreichen ist, Andrea. Leider befürchte ich, dass nichts zu machen sein wird.«

»So leicht gebe ich mich nicht geschlagen,...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2017
Reihe/Serie Sophienlust
Sophienlust
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Familiengeschichte • Familienroman • Familiensaga • Familienzwist • Heimatroman • Liebesgeschichte • Mami • Martin Kelter Verlag • Patricia Vandenberg • Sonnenwinkel • Sophienlust
ISBN-10 3-7409-1478-5 / 3740914785
ISBN-13 978-3-7409-1478-3 / 9783740914783
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