Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Hedwig Courths-Mahler - Folge 164 (eBook)

Das ist der Liebe Zaubermacht
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-2195-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hedwig Courths-Mahler - Folge 164 - Hedwig Courths-Mahler
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
(CHF 1,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Die Geschwister Heinz und Käthe Lindner standen am Ufer des Flusses, der die Arbeitersiedlung von den mächtigen Werken des Kommerzienrats Ruhland trennte. Sehnsüchtig flogen ihre Blicke hinüber zur festlich erleuchteten Villa Ruhland. Hinter welchem der Fenster mochte Rose, die reizende Tochter des Kommerzienrats, weilen? Heinz seufzte. 'Wenn ich doch nur reich wäre', murmelte er. 'Dann könnte ich um die Frau werben, die ich mit allen Fasern meines Seins liebe. Aber leider geschehen keine Wunder.' Käthe lächelte verträumt. 'Ist die Liebe allein nicht schon ein Wunder?', fragte sie und dachte dabei an Gert, den jüngsten Sohn des Kommerzienrats. Einmal nur hatte sie mit ihm gesprochen, dann war er für vier Jahre in die Fremde gegangen. Doch nun kehrte er zurück, und mit heißem Hoffen fieberte ihm Käthes Herz entgegen...

Käthe Lindner ging mit zielsicheren Schritten zwischen den Arbeitern dahin, die in Massen das Carolawerk verließen.

Sie erwiderte hier und da einen Gruß, gab auf eine Frage Bescheid. Obwohl sie sich den Arbeitern zugehörig fühlte, fiel sie doch durch ihre stolze Haltung, durch die beherrschte Anmut ihrer Bewegungen auf.

Noch ehe sie an das große Tor kam, erreichten sie zwei Männer, die sie sofort in ihre Mitte nahmen.

„Da sind wir auch, Käthe, guten Abend“, sagte der Ältere.

Lächelnd sah sie die beiden an. „Guten Abend, Vater – guten Abend, Heinz! Habt ihr‘s geschafft?“

„Wie du, Käthe. Bist du müde?“, fragte Heinz, Käthes Bruder.

Sie reckte die jungen Glieder.

„Nicht sehr, nur gerade genug, um mich auf die Feierabendstunden mit euch zu freuen. Aber du bist müde, Vater, nicht wahr?“

Friedrich Lindner richtete seine breitschultrige Gestalt mit einem Ruck empor.

„Ich nehme es schon noch auf mit euch zwei Jungen“, sagte er und blickte mit väterlichem Stolz auf seine beiden Kinder, die elastisch neben ihm herschritten. Käthe legte die Hand auf den Arm des Vaters und sah liebevoll zu ihm auf.

„Wir sind doch nicht aus der Art geschlagen, der Heinz und ich, Vater.“

Er schmunzelte.

„Ein wenig doch, Käthe. Du und Heinz, ihr seid schon ein wenig feiner geartet als ich, seid schon ein paar Sprossen weiter emporgeklettert auf dem Weg zur Höhe. Ihr habt halt mehr gelernt als euer Vater.“

„Und wem verdanken wir das? Hättest du nicht allezeit so fleißig geschafft, dann hättest du uns nicht eine so gute Schulbildung zuteil werden lassen können.“

„Nun, nun“, wehrte der Vater fast verlegen ab, „das habt ihr mehr eurer seligen Mutter zu verdanken als mir. Ich wäre wahrscheinlich gar nicht darauf gekommen, dass es nützlich für euch sein könnte, wenn ihr Französisch und Englisch lerntet. Ich hätte euch im gewohnten Trott dahingehen lassen, wie meine Eltern mich gehen ließen. Aber eure Mutter hat mir keine Ruhe gelassen. Immer wieder sagte sie: Das Beste, was du deinen Kindern geben kannst, ist eine gute Erziehung. Und so ist es gekommen, dass ich euch lernen ließ, was es nur zu lernen gab. Eurer Mutter müsst ihr es danken – ich hab das wenigste dazu getan.“

„Halt, halt, Vater“, sagte Heinz munter, „stelle nur dein Licht nicht gar zu sehr unter den Scheffel! Wärst du nicht dein Lebtag so fleißig und solid gewesen, dann hättest du nichts zurücklegen und wir hätten nicht eine so gute Schulausbildung erhalten können. Und wenn du uns nicht durch dein Beispiel gelehrt hättest, die Arbeit zu lieben, dann hätten wir dir nicht nachgeeifert. Die gute Schulbildung allein macht es nicht, sonst müssten ja alle Menschen, die eine gute Schule gehabt haben, Tüchtiges leisten. Und das ist nicht so. Der Fleiß ist die Hauptsache – und die Freude an der Arbeit.“

Der Vater nickte.

„Ja, Heinz, da hast du Recht.“

Die drei schwiegen. Die Menge, in der sie dahinschritten, hatte sich mehr und mehr gelichtet. Nach allen Seiten waren die Menschen in den Straßen der Siedlung verschwunden. In diesen Straßen standen die kleinen Häuser, die alle von Arbeitern der Werke bewohnt waren. Die ganze Siedlung lebte von den Werken, direkt und indirekt.

Lindners wohnten ein Stück weiter, wo die Straßen breiter wurden. Ihr Häuschen lag ziemlich frei, von einem Stück Garten umgeben.

Als Friedrich Lindner noch jung war, hatte er sich zusammen mit dem Vater, der auch in den Werken beschäftigt gewesen war, dieses Häuschen selbst gebaut. Es umfasste drei Zimmer und eine Küche im Erdgeschoss und ein Giebelstübchen, zu dem außen an der Rückseite des Hauses eine Holztreppe emporführte.

In diesem Giebelstübchen wohnte und schlief Heinz Lindner. Seine Schwester Käthe hatte ihr Schlafzimmer zwischen dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer ihres Vaters. Sie teilte es mit Tante Anna, der Schwester ihres Vaters, die, seit sie Witwe war, den Haushalt ihres Bruders besorgte.

Das Häuschen war weiß getüncht, und wilder Wein rankte sich an ihm empor. Rechts und links neben der Haustür standen große Fliederbüsche, die bereits dicke Blütentrauben angesetzt hatten. Einige begannen schon aufzublühen.

Als der Vater mit seinen Kindern vor der Haustür anlangte, zog Käthe eine der aufgeblühten Fliederdolden zu sich herab und sog ihren Duft ein.

„Es ist Frühling geworden, Heinz. Sieh nur, der Flieder fängt an zu blühen! Prachtvoll werden unsere Büsche wieder aussehen!“

Heinz nickte.

Hinter dem Vater betraten sie den Hausflur. Hier legten sie ihre Überkleider ab, und während Vater und Sohn das Wohnzimmer betraten, eilte Käthe in die Küche, wo Tante Anna am Herd hantierte.

„Guten Abend, Tante Anna! Kann ich dir etwas helfen?“

Frau Anna Bauer, die ihrem Bruder so ähnlich sah, wie eine Frau nur einem Mann ähnlich sein kann, blickte vom Herd auf.

„Guten Abend, Käthe! Ich werde schon allein fertig. Seid ihr alle drei zu Hause?“

„Ja, Tante, und wir haben einen Bärenhunger mitgebracht“, erwiderte Käthe lachend.

Die Tante nickte. „Dem wollen wir gleich zu Leibe gehen. Da, nimm die Suppenterrine mit hinein! Ich komme gleich mit dem anderen nach.“

Käthe verschwand mit der Terrine im Wohnzimmer.

Wie in der Küche blitzte und blinkte auch hier alles vor Sauberkeit. Die Möbel waren gepflegt. Auf dem Sofa lagen weiße Schutzdecken, und am Fenster hingen weiße Gardinen.

An einem der beiden Fenster stand ein Nähtisch, an dem anderen ein altmodischer Lehnstuhl. Inmitten des Zimmers stand ein viereckiger Tisch mit vier Stühlen.

Etwas fiel in diesem Arbeiterhaus besonders auf – das war ein hohes Bücherregal an der Wand, auf dem Reihen von Büchern aufgestapelt waren. Da standen die meisten Klassiker in Reih und Glied, daneben einige Werke von Gustav Freytag und Felix Dahn. Außerdem gab es Fachwerke, die Heinz Lindner gehörten, und ein Lexikon sowie verschiedene englische und französische Bücher.

Über dieses Bücherregal hatte man in der kleinen Arbeitersiedlung viel gesprochen. Bücher fielen eben aus dem Rahmen. überhaupt waren Lindners schon manchmal Gesprächsstoff gewesen. Dass Friedrich Lindner seinen Sohn Ingenieur werden ließ und dass seine Tochter fremde Sprachen erlernte, das sah doch sehr nach Überheblichkeit aus. Aber dass die Geschwister Lindner trotzdem mit bescheidener Freundlichkeit mit allen verkehrten, versöhnte wieder.

Käthe hatte die Suppe auf den Tisch gestellt. „Komm Vater, komm Heinz!“, lud sie Vater und Bruder zum Essen ein. Gleich darauf trat auch Tante Anna ein.

Es wurde mit gesundem Appetit gegessen. Man unterhielt sich angeregt dabei. Auch als die Mahlzeit beendet war, saß man noch eine Weile plaudernd zusammen. Der Vater rauchte dabei ein Pfeifchen, Heinz eine Zigarre. Man besprach die Ereignisse des Tages.

Später nahm Vater Lindner die Zeitung zur Hand und Tante Anna den Strickstrumpf.

Da sagte Heinz zu seiner Schwester: „Kommst du noch ein halbes Stündchen mit ins Freie, Käthe?“

Sie erhob sich bereitwillig. „Gern, Heinz. Ich bin froh, wenn ich mich noch ein wenig auslaufen kann.“

Die Geschwister verabschiedeten sich vom Vater und der Tante, zogen im Flur ihre Mäntel an und traten ins Freie.

Tief atmeten sie die köstliche Frühlingsluft ein, die noch ein wenig kühl, aber voller Düfte war.

Sie schritten vollends hinaus aus der kleinen Arbeiterstadt, am Ufer des Flusses entlang, der die Carolawerke von der Arbeiterkolonie trennte. Die Geschwister plauderten von ihren Zukunftsplänen und von allem, was junge Menschenherzen bewegt.

Käthe wusste, was Heinz vorläufig nicht einmal dem Vater anvertraut hatte, dass er seit zwei Jahren an einer Erfindung arbeitete. Alle seine Mußestunden waren dieser Erfindung gewidmet. Heinz erhoffte viel davon und wollte noch diesen Sommer damit zu Ende kommen.

Im Lauf des Gesprächs sagte Heinz: „Denk dir, heute blieb Herr Georg Ruhland lange bei mir stehen und sah meiner Arbeit zu. Und dann sprach er auch mit mir. Du weißt doch, dass er sonst ungemein hochmütig ist, im Gegensatz zu seinem Vater, dem Herrn Kommerzienrat, der stets freundlich ist. Bis heute hat mich Herr Georg nie beachtet. Heute zeigte er mir zu meinem Erstaunen ein ganz besonderes Interesse. Ich möchte wissen, weshalb er plötzlich so verändert war.“

Käthes Stirn hatte sich zusammengezogen.

„Vielleicht ist es ein Unrecht, Heinz, aber ich halte nicht viel von dieser Freundlichkeit. Es mag töricht sein, dass ich bei seinem Anblick immer das Gefühl habe, als sträube sich alles in mir gegen ihn. Jedenfalls habe ich das sichere Empfinden, dass er kein guter Mensch ist.“

Heinz nahm den Hut ab und ließ den Frühlingswind um seine Stirn wehen.

„Es ist ganz gut, dass du nichts von ihm hältst, Käthe. Du bist ein schönes Mädchen, und Georg Ruhland gilt als ein Don Juan ärgster Sorte. Er hat in dieser Beziehung viel auf dem Gewissen. Hoffentlich ist sein Bruder von anderer Art. Ich hörte, seine Heimkehr stehe bevor. Seit vier Jahren ist er den Carolawerken fern gewesen und soll die halbe Welt bereist haben. Soviel ich mich erinnere, war er ganz anders als sein älterer Bruder. Hoffentlich hat sich das in den vier Jahren seiner Abwesenheit nicht geändert.“

In Käthes Gesicht stieg ein rosiger Schimmer. Aber Heinz sah es nicht, da es dunkel geworden war.

„Ich glaube, er ist mehr wie seine Schwester. Fräulein...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2017
Reihe/Serie Hedwig Courths-Mahler
Hedwig Courths-Mahler
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte feelgood • Gefühle • Happy End • Herzschmerz • Hollywood • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Nicholas Sparks • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • tatsächlich liebe • wohlfühlen
ISBN-10 3-7325-2195-8 / 3732521958
ISBN-13 978-3-7325-2195-1 / 9783732521951
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Iris Wolff

eBook Download (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
CHF 9,75
Radiosendungen nach Deutschland | Neuausgabe mit einem Vorwort und …

von Thomas Mann

eBook Download (2025)
Fischer E-Books (Verlag)
CHF 18,55