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Notärztin Andrea Bergen 1319 (eBook)

Dr. Bergen und die Hoffnungslose

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4353-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Notärztin Andrea Bergen 1319 - Marina Anders
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Als die schöne Jasmin Sanders an diesem Nachmittag nach Dienstschluss das Elisabeth-Krankenhaus verlässt, macht sie sich beschwingt auf den Weg in den Weltladen in der Innenstadt, der einem gewissen Jens Herbiger gehört - einem Mann mit wunderschönen braunen Augen und dem sympathischsten Lächeln der Welt. Seitdem Jasmin ihm begegnet ist, ist wieder Hoffnung in ihr Herz gezogen - Hoffnung, einen Neuanfang zu wagen und dem verhassten Leben an der Seite ihres egozentrischen Ehemannes zu entkommen. Doch als sie nun die Straße überquert und auf Jens' Ladentür zusteuert, erfasst sie plötzlich ein Gefühl drohender Gefahr. Vergessen ist die gerade noch empfundene Vorfreude auf das Wiedersehen mit Jens. Obwohl eine innere Stimme sie eindringlich warnt, es zu lassen, betritt Jasmin das Geschäft - und wenig später nimmt ein Drama seinen Lauf, das Jasmin in die größte Krise ihres Lebens stürzen soll ...

»Deinen Besuch hättest du dir sparen können!«, grollte Professor Helmut Eickhoff. »Wann kapierst du endlich, dass wir geschiedene Leute sind?«

»Papa!«, weinte Jasmin Sanders auf. »Ich bin immer noch deine Tochter.«

»Ich habe keine Tochter mehr, schon seit Jahren nicht«, erwiderte der Professor hart. Ebenso hart fiel hinter Jasmin die Haustür ins Schloss.

Weinend ging sie durch den Vorgarten zum Gartentor. Ihr Vater hatte recht. Sie hätte sich diesen Besuch sparen können, wie schon so viele Besuche zuvor.

Ihr tränenverschleierter Blick steifte das Nachbarhaus, wo sie hinter einem Fenster eine Bewegung wahrgenommen hatte. Es war ein idyllisches, efeubewachsenes Fachwerkhaus, das Bettina Eilers gehörte, die als Oberschwester am ebenfalls an der Rheinpromenade gelegenen Elisabeth-Krankenhaus arbeitete.

Jasmin war dort als medizinische Transkriptionistin beschäftigt, arbeitete jedoch vorwiegend von zu Hause aus. Mit der Oberschwester hatte sie deshalb weiter nichts zu tun, doch man kannte sich. Bettina Eilers wusste auch, dass ihr Nachbar Jasmins Vater war und die beiden seit Jahren keinen Kontakt zueinander hatten, bis auf die wenigen Male, die Jasmin gekommen war in der Hoffnung, sich doch noch mit ihrem Vater auszusöhnen.

Jasmin stieg in ihr Auto und schlug den Nachhauseweg ein. Doch dann bog sie an einer Kreuzung spontan in Richtung Fußgängerzone ab und fuhr wenig später in ein Parkhaus. Nach dieser neuerlichen Niederlage brauchte sie unbedingt ein Erfolgserlebnis.

Jasmin mischte sich unter den Passantenstrom. Zielstrebig ging sie auf eine Herrenboutique zu. Als sie gerade die Eingangstür aufdrücken wollte, bemerkte sie, wie einer der Verkäufer ihr auffallend scharf entgegenblickte.

Jasmin erschrak. Hastig wandte sie sich um und ging die Stufen wieder hinunter. Mit eiligen Schritten verschwand sie in der Menge der Passanten.

Hatte sie vergessen, dass sie diese Herrenboutique nicht mehr betreten wollte, zumindest nicht für eine Weile? Nachdem man sich nun offenbar noch an sie erinnern konnte, sollte sie lieber überhaupt nicht mehr dorthin gehen.

Zum Glück gab es in der Innenstadt auch noch andere Geschäfte für Herrenmode. Wenig später betrat Jasmin eines, das nicht ganz so exklusiv war. Aber es war gut besucht, was ihr sehr gelegen kam.

Ein Verkäufer trat auf sie zu und erkundigte sich beflissen nach ihren Wünschen. Als Jasmin ihm erklärte, dass sie sich nur umsehen wollte, zog er sich wieder zurück und wandte sich anderer Kundschaft zu. Er würde in den nächsten Minuten sicher nicht auf sie achten.

Jasmin ging zu den Krawattenständern. Nick liebte modische Krawatten und freute sich jedes Mal, wenn sie ihm ein besonders schickes Exemplar mitbrachte.

Lass es blieben!, mahnte eine innere Stimme sie. Oder bezahle sie ordnungsgemäß. Hat Nick nicht auch schon genug Krawatten im Schrank hängen?

Jasmin presste die Lippen aufeinander. Ihre Handflächen wurden feucht, eine ungeheure Anspannung bemächtigte sich ihrer. Sie wünschte, der Stimme der Vernunft folgen zu können, doch es war ihr unmöglich, dem intensiven Drang zum Stehlen zu widerstehen.

Sie stellte ihre geöffnete Tasche auf dem Boden ab. Ihr langer Mantel verdeckte sie vor den Blicken anderer. Mit erzwungener Ruhe, doch unter heftigem Herzklopfen sah sie die Krawatten durch. Nachdem ihre Wahl auf eine gefallen war, deren eigenwilliges Design bestimmt Anklang bei ihrem Mann finden würde, ließ sie die Krawatte geschickt in ihre Tasche gleiten.

Es kostete Jasmin alle Mühe, nicht hastig aus dem Laden zu laufen. Für ein paar Augenblicke sah sie die Krawatten weiter durch, dann nahm sie betont gleichmütig die Tasche wieder auf und schloss sie unauffällig. Es gelang ihr sogar, dem Verkäufer zum Abschied zuzunicken, bevor sie das Geschäft verließ.

Draußen atmete sie tief durch. Wunderbare Glücksgefühle durchströmten sie. Ihre Anspannung verflüchtigte sich, der niederschmetternde Besuch bei ihrem Vater war vergessen, ihre depressive Stimmung verflogen. Das war das Erfolgserlebnis gewesen, das sie gebraucht hatte.

Leider hielt ihre Hochstimmung nicht lange an. Noch während der Heimfahrt wurde Jasmin von zunehmenden Gewissensbissen geplagt. Scham und Selbstverachtung überkamen sie und die Verzweiflung über ihre Unfähigkeit, ihrem Zwang zu stehlen ein Ende zu bereiten.

Jasmin bog in ihre Straße ein. Als sie in die Einfahrt zu ihrem Bungalow fuhr, sah sie, dass ihr Mann schon zu Hause war. Damit hatte sie nicht gerechnet. Hoffentlich wollte er sein Abendessen nicht früher als gewohnt haben, sonst würde sie Probleme bekommen. Jasmin fuhr ihren Wagen in die Garage und betrat kurz darauf das Haus.

»Hallo, Nick«, rief sie, während sie in der Diele ihren Mantel ablegte. »Ich bin zu Hause.«

Sie war sicher, dass er sie gehört hatte, doch von ihm kam keine Reaktion. Da auch die gewohnten Fernsehgeräusche nicht zu hören waren, nahm sie an, dass er im Computerzimmer war, das er auch als Arbeitszimmer nutzte. Ihr eigenes Reich lag im rückwärtigen Teil des Bungalows. Dort hatte sie ihren Arbeitsplatz und ihre private Ecke. Zur Not konnte es auch als Gästezimmer dienen, denn ein Sofabett stand darin. Aber wann hatten sie schon Gäste?

Ich muss Nicks Geschenk noch rasch einwickeln, ging es ihr durch den Sinn. Sie konnte ihm die Krawatte schlecht ohne Verpackung präsentieren. Jasmin eilte in ihr Zimmer, entfernte das Etikett und schlug die Krawatte in Seidenpapier ein.

Wie erwartet fand sie ihren Mann im Computerzimmer, wo er wieder mal in ein Computerspiel vertieft war.

Jasmin trat hinter seinen Stuhl, legte ihre Arme um Nicks Schultern und küsste ihn auf die Wange.

»Hallo, Nick«, sagte sie noch einmal.

Er reagierte nicht gleich. Sein Blick klebte am Bildschirm, seine Hand umkrampfte den Joystick. »Du kommst spät«, stellte er fest, ohne sie anzusehen. »Wie willst du da das Essen noch pünktlich auf den Tisch bringen?«

»Das schaffe ich schon noch«, erwiderte Jasmin rasch.

Widerwillig unterbrach Nick sein Computerspiel und drehte sich halb zu ihr um. »Du weißt, dass ich es hasse, wenn ich auf mein Essen warten muss! Wo bist du gewesen?«

Bei meinem Vater, hätte sie beinahe geantwortet, schluckte die Worte jedoch noch rechtzeitig hinunter. Nick hätte sich sonst nur wieder aufgeregt und gemeint, sie solle es endlich aufgeben, sich mit dem »sturen alten Bock«, wie er ihn nannte, versöhnen zu wollen.

»Ich hatte noch im Krankenhaus zu tun«, erwiderte sie. »Dr. Kranz hat mir Berichte diktiert.« Sie legte das Päckchen vor ihn hin. »Hier, ich hab dir was Hübsches mitgebracht. Hoffentlich gefällt es dir und versöhnt dich, wenn du vielleicht doch ein paar Minuten länger auf dein Essen warten musst.«

Zum Glück hatte Jasmin das Abendessen so weit vorbereitet, dass es innerhalb kurzer Zeit auf dem Tisch stehen konnte. Sie würde sich nur etwas beeilen müssen.

Nick wandte sich wieder dem Bildschirm zu, doch Jasmin bat ihn, erst das Päckchen zu öffnen, was er dann auch mit einem ergebenen Seufzer tat. Auch diesmal hatte sie seinen Geschmack getroffen, wie sie befriedigt feststellte. Sein anerkennender Blick sagte es ihr.

»Sieht teuer aus«, meinte er.

»Das war sie auch.« Jasmin lachte. »Aber du weißt ja, für dich ist mir nichts zu teuer.«

Nick legte die Krawatte zur Seite und grinste leicht. »Solange du all diese Geschenke nicht von meinem Geld kaufst, habe ich nichts dagegen.«

»Ich verdiene genug, um dir hin und wieder eine Freude zu machen«, erwiderte Jasmin bescheiden. Gleichzeitig fragte sie sich, wie sie zu solchen Worten kam. Wann hatte Nick ihr zuletzt eine Freude gemacht?

»Im Übrigen ist das Badezimmer nicht sauber«, bemerkte er unvermittelt. »Und im Schlafzimmer hast du einen Socken verloren. Er liegt noch vor meinem Bett.«

Ärger stieg in Jasmin auf. »Und warum hast du ihn dann nicht aufgehoben?«, entfuhr es ihr. Nick hätte ihn weiß Gott selbst in den Wäschekorb werfen können.

Er zuckte die Schultern. »Du bist die Hausfrau«, erwiderte er lakonisch und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Computerspiel.

***

»Gestern ist sie wieder bei ihm gewesen«, raunte Oberschwester Bettina Eilers der Notärztin zu. »Und wieder ist sie weinend aus seinem Haus gelaufen. Ich möchte wissen, was da vorgefallen ist, auch wenn ich mich sonst nicht in das Privatleben anderer einmische.«

Andrea Bergen blickte der jungen Frau, die gerade mit einem traurigen Lächeln an ihnen vorbeigegangen war, kurz nach. Schon von Anfang an, seit Jasmin Sanders als Transkriptionistin für verschiedene Stationen des Elisabeth-Krankenhauses arbeitete, war ihr aufgefallen, dass sie oft einen bedrückten Eindruck machte. Erst hatte Andrea vermutet, dass sie in ihrer Ehe nicht glücklich war, doch es schien eher mit ihrem Vater zusammenzuhängen.

»Professor Eickhoff ist Ihr unmittelbarer Nachbar, da bekommt man natürlich einiges mit und macht sich Gedanken darüber«, meinte Andrea. »Vor allem, wenn es sich bei der betreffenden Person um eine Mitarbeiterin handelt, die wir alle mögen und schätzen.«

Oberschwester Bettina, eine schlanke, etwas streng wirkende Mittfünfzigerin, nickte gedankenvoll.

»Ich bin wirklich keine Klatschtante, auch wenn man mir nachsagt, dass ich alles höre und sehe. Aber das bezieht sich nur auf das, was sich innerhalb dieser Krankenhausmauern abspielt. Doch wenn ich solche Dinge mitbekomme, mache ich mir eben...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2017
Reihe/Serie Notärztin Andrea Bergen
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte feelgood • Gefühle • Happy End • Herzschmerz • Hollywood • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Nicholas Sparks • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • tatsächlich liebe • wohlfühlen
ISBN-10 3-7325-4353-6 / 3732543536
ISBN-13 978-3-7325-4353-3 / 9783732543533
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