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John Sinclair Sonder-Edition 44 (eBook)

Hände, die der Satan schuf

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4303-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair Sonder-Edition 44 - Jason Dark
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Er hieß Ricardo Bachara und war ein begnadete Schnitzer. Böse Zungen behaupteten, solche Kunstfertigkeit ginge nicht mit rechten Dingen zu.

Es stimmte tatsächlich. Der Satan hatte ihm die Begabung schon mit in die Wiege gelegt.

Nur gab der Teufel nichts umsonst. Ricardo musste seine Aufträge ausführen. Er schuf die Nachbildungen der Menschen, die der Teufel hasste und vernichten wollte.

Einer davon war ich ...

Diese Hände waren nicht normal!

Bei ihrer Entstehung musste der Satan mitgewirkt haben, denn Ricardo Bachara hielt sie selbst für außergewöhnlich und unerklärbar. Es waren seine Hände, über die er nachdachte. Hände, die vollkommen gewöhnlich aussahen und es doch nicht waren.

Was sie anpackten, gelang!

Ricardo Bachara war kein bescheidener Mensch. Er schätzte seine Möglichkeiten richtig ein, und er bezeichnete sich selbst als genialen Schöpfer. Vor allen Dingen deshalb, weil jemand hinter ihm stand, der ihm die Kraft gab, der ihn leitete und auf das Ziel hinführte.

Ricardo Bachara hatte ihn nie gesehen. Er wusste nur, dass er existierte und ihn beobachtete. Dieses Wissen genügte ihm. Der andere schaute zu, zog die Fäden, und Ricardo gehorchte.

Der Schatten des Mannes fiel auf die Werkbank, vor der er saß. Immer wenn er sich bewegte, quietschte der Drehschemel, auch jetzt, als er die Hände in den Lichtkegel der eingeschalteten Lampe brachte.

Das Licht fiel über die Finger.

Ricardo senkte den Kopf. Er kannte seine Finger, dennoch wurde er nicht müde, sie anzuschauen. Da glich er einem Narziss, der sich am eigenen Anblick hochschaukelte.

Es waren lange Finger, nicht dünn, sondern kräftig. Unter der braungebrannten Haut wuchsen starke Knochen. Die Nägel zeigten gesunde Halbmonde, sie waren glatt, ohne Risse und Furchen. Manche Klavierspieler besaßen solche Finger, aber Ricardo spielte nicht Klavier. Er ging einer anderen Arbeit nach.

Er schnitzte!

Diese Finger waren in der Lage, ein Stück Holz in ein Kunstwerk zu verwandeln. So echt, dass sich jeder in dem wiedererkannte, was Ricardo schuf. Er schnitzte Menschen.

Frauen, Männer und Kinder. Er formte die Figuren nach, die ihm irgendwann einmal in seinem langjährigen Leben begegnet waren. Und er tat dies mit ungeheurem Geschick. Zuerst hatte er seine Eltern geschnitzt. Sie waren lange tot. Auf dem Regal seines Zimmers standen sie jetzt als Andenken.

Später schnitzte er seine Freunde, Bekannte, Verwandte. Schließlich Menschen, die er auf der Straße sah, selbst wenn es flüchtige Begegnungen waren. Dabei hatte er sich über sein fotografisches Gedächtnis gewundert. Er brauchte eine Person nur einmal zu sehen, und er wusste genau, wie diese aussah.

Danach hatte es eine Zeit in seinem Leben gegeben, die er als die wertvollste empfand. Auch wenn sie hart gewesen war. Das Verbrechen hatte ihn berührt, erst gestreift, dann war es ihm gelungen, ihn in seinen Bann zu ziehen.

Ricardo Bachara war den schlimmen Weg gegangen, und er hatte zu hassen gelernt.

Menschen, die hassen und besondere Fähigkeiten besitzen, sind immer eine leichte Beute für die Hölle. Beim Schnitzer war es nicht anders gewesen. Nach seiner Flucht in die Einsamkeit hatte sich der Teufel gemeldet und ihm Vorschläge unterbreitet, die Ricardo schwindlig werden ließen. Wenn das alles eintraf, was der Teufel sagte, war er bald mächtig. Dann erfüllte sich sein Lebenstraum.

Von nun an schnitzte er wie besessen. Und der Satan gab ihm seinen Segen.

Wie in dieser Nacht, als der Himmel dunkel und wolkenverhangen war, sodass die Bergkuppen im Dunst lagen. Ob es Nacht war oder Tag, das interessierte Ricardo Bachara nicht, er arbeitete, und es gab kaum jemanden, der ihn störte.

Noch immer schaute er auf seine Hände. Er spitzte die Lippen und blies darüber.

Holzstaub flog der Lampe entgegen. Die Partikel schimmerten im Lichtschein. Beide Hände hatte er auf die Arbeitsplatte gelegt. Die rechte bewegte er jetzt, sodass sie aus dem Lichtschein geriet. Die linke verschwand ebenfalls für einen Moment. Als sie wieder erschien, umklammerten Daumen und Zeigefinger ein Schnitzmesser für Feinarbeiten.

Die Rechte hatte nach einer Puppe gegriffen. Aus dem Stück Holz war ein Meisterwerk entstanden, ein Mensch, wie er hätte leben können.

Das kunstvolle Gesicht wirkte nicht steif, es besaß Leben, und Bacharas Züge verzogen sich zu einem kalten Lächeln, als er darauf starrte.

Wie er diesen Mann hasste!

Er hatte ihn gejagt und fast erwischt, wenn es Bachara nicht im letzten Augenblick gelungen wäre, durch einen Fluchttunnel zu verschwinden. Das Gesicht des Mannes hatte er nie vergessen. Jede Pore kannte er und seinen Namen.

Der Mann hieß Harald West!

Ein Todfeind, der vernichtet werden musste. Und er, Ricardo, hatte endlich die Macht dazu, da es jemanden gab, der ihn schützte.

Satan wachte …

Und er war da.

Man sah ihn nie, man hörte ihn nicht, er kam, wenn er kommen wollte. Ricardo Bachara spürte den kalten Hauch, der durch seine Hütte wehte und ihn streifte.

Es war der Hauch der Hölle. Nicht zu beschreiben, nicht mit Wind zu vergleichen, sondern mit Kälte, die auf der Erde nicht geboren sein konnte.

Reglos blieb er sitzen.

Der Schnitzer wusste, dass es falsch war, wenn er sich meldete, so etwas liebte der Teufel nicht.

Also wartete er.

Ein Geräusch vernahm er nicht. Dafür roch er den Höllenherrscher. Es war dieser typische strenge Geruch, von dem die Menschen erzählt und geschrieben hatten.

Der Geruch nach Schwefel.

Höllengestank …

Wenn er von Ricardo wahrgenommen wurde, war der andere nicht weit. Bachara ließ die kleine Figur aus den Fingern rutschen. Mit dem Schnitzermesser geschah dasselbe.

»Bist du zufrieden?«

Bei den ersten Begegnungen war er noch zusammengezuckt, wenn er die Stimme hörte, inzwischen hatte er sich daran gewöhnt. Ja, er freute sich darauf, wenn der andere kam.

Ein Schatten fiel über ihn. Bachara wagte nicht, sich umzudrehen. Er blieb starr sitzen, denn ihm war bewusst, was er zu tun hatte. Ein gewöhnlicher Schatten war es nicht, so klar und konturenscharf konnte nur ein magischer sein, und der Schatten wanderte auf die Lichtinsel zu, um die Helligkeit aufzusaugen.

»Ja, ich bin zufrieden«, sagte Ricardo.

»Mit deiner Arbeit?«

»Ja.«

»Und allgemein?«

Ricardo hob die Schultern. »Du weißt, dass man mich sucht. Wenn man mich findet, steckt man mich bis an mein Lebensende hinter Gitter.«

»Wo du kaum schnitzen kannst.«

»Genau.«

Satan begann zu lachen. »Ja, das würde diesen verfluchten Ignoranten so passen, dich zu vernichten. Aber ich lasse es nicht zu. Du hast dich einmal für mich entschieden, und ich werde dir helfen. Kannst du dir vorstellen, zu was die Hölle fähig ist?«

»Nein.«

Wieder lachte der Teufel. »Du bist wenigstens ehrlich, das freut mich. Die Hölle und ich sind so mächtig, dass du es dir kaum vorstellen kannst. Wir können das, von dem Menschen nur träumen. Ich bin gekommen, um dir dies zu beweisen.«

»Darauf warte ich.«

»Dann willst du tun, was ich von dir verlange?«

»Sicher.«

»Gut«, erklang die geheimnisvolle Stimme des Teufels. »Ich werde den Beweis für meine Macht antreten. Wenn ich ihn dir gezeigt habe, wirst du mir weitere Gefallen erweisen.«

»Alles, was du willst.«

»Versprich nur nicht zu viel!«, sagte der Teufel. »Menschen machen Fehler, das ist nun mal so. Damit sich die Fehler jedoch in Grenzen halten, bin ich gekommen, mich als Mentor an deine Seite zu stellen. Die Figur, die du da geschnitzt hast, zeigt einen Menschen, der lebt und den du hasst, oder?«

»Ja, ich hasse ihn!«

»Wie lautet sein Name?«

»Harald West.«

»Er hat dich gejagt?«

»Er wollte meinen Tod, meine Vernichtung. Ich stand auf der anderen Seite. Man jagt Terroristen eben. Auch in Deutschland.«

»Und das hat sich nicht gegeben?«, fragte der Teufel.

»Ich stehe nach wie vor auf ihrer Liste.«

Der Satan lachte auf. »Das soll sich ändern. Bald wirst du nicht mehr auf ihrer Liste stehen, sondern umgekehrt, und der Mann, dessen Ebenbild du geschnitzt hast, wird bald nicht mehr am Leben sein, das kann ich dir versprechen.«

»Wer wird ihn töten?«

Asmodis lachte erneut. Eine Schwefelwolke wallte auf Ricardo zu. »Du hast bereits den Anfang gemacht.«

»Wieso?«

»Indem du diese Figur geschnitzt hast. Jetzt brauche ich sie nur mehr zu manipulieren.«

»Und wie willst du das anstellen?«

»Aber nicht doch! Es darf keinen Zweifel zwischen dir und mir geben, hast du gehört? Die Kräfte des Satans sind unermesslich. Man kann sie nicht erfassen, in keine Schablone pressen. Ich kann aus den einfachsten Dingen eine magische Zeitbombe herstellen. Du sollst es erleben, damit deine Zweifel beseitigt werden. Gib mir die Puppe!«

Ricardo Bachara zögerte einen Moment. Er wollte nicht so recht. Das Erscheinen des Teufels hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Er hielt die Figur nicht für fertig, aus diesem Grund schüttelte er den Kopf und bat um ein wenig Zeit.

»Die kann ich dir nicht geben.«

»Aber ich werde …«

Der Teufel ließ ihn nicht ausreden. »Wir haben lange genug diskutiert. Nun muss gehandelt werden. Hast du verstanden? Wir müssen handeln!«

»Ja.«

»Willst du seinen Tod oder willst du ihn nicht?«

»Er soll verrecken«, erklärte der Mann voller Hass.

»Dann ist es gut. Er wird auch verrecken«, entgegnete Asmodis und griff zu.

Ricardo zuckte zurück, als plötzlich eine schwarze Klaue am Rand des Lichtscheins erschien und zupackte. Nur für einen Moment hatte der Schnitzer diese Pranke gesehen, auf der schwarzes Fell wuchs, dann war sie verschwunden.

Und mit ihr die Figur!

Bachara lehnte sich...

Erscheint lt. Verlag 7.2.2017
Reihe/Serie John Sinclair Sonder-Edition
John Sinclair Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte blutig • Clown • Gruselroman • Horror • Horror Bücher ab 18 • horror thriller • Jason Dark • Lovecraft • Paranomal • Sinclair • Slasher • Splatter • Stephen King • Steven King • Zombies
ISBN-10 3-7325-4303-X / 373254303X
ISBN-13 978-3-7325-4303-8 / 9783732543038
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