Einzige Liebe: Frankfurter Fußball-Krimi (eBook)
246 Seiten
mainbook Verlag
978-3-946413-38-7 (ISBN)
Gerd Fischer wurde 1970 in Hanau geboren, spielte von seinem 6. bis zu seinem 25. Lebensjahr Fußball und hat es immerhin bis zum Kapitän der Bezirksliga-Mannschaft des VFB Höchst/ Nidder gebracht. Er studierte Germanistik, Politologie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main, wo er seit 1991 lebt. Weitere Krimi-Veröffentlichungen im mainbook Verlag: 'Mord auf Bali' 2006 (Neuauflage 2011), 'Lauf in den Tod' 2010, 'Der Mann mit den zarten Händen' 2010, 'Robin Tod' 2011, 'Paukersterben' 2012, 'Fliegeralarm' 2013, 'Abgerippt' 2014, 'Bockenheim schreibt ein Buch' (Hrsg.) 2015.
Gerd Fischer wurde 1970 in Hanau geboren, spielte von seinem 6. bis zu seinem 25. Lebensjahr Fußball und hat es immerhin bis zum Kapitän der Bezirksliga-Mannschaft des VFB Höchst/ Nidder gebracht. Er studierte Germanistik, Politologie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main, wo er seit 1991 lebt. Weitere Krimi-Veröffentlichungen im mainbook Verlag: "Mord auf Bali" 2006 (Neuauflage 2011), "Lauf in den Tod" 2010, "Der Mann mit den zarten Händen" 2010, "Robin Tod" 2011, "Paukersterben" 2012, "Fliegeralarm" 2013, "Abgerippt" 2014, "Bockenheim schreibt ein Buch" (Hrsg.) 2015.
Anpfiff 1. Halbzeit
1
„Wie der Meier den wieder reingemacht hat – irre!“, rief Jana Kern voller Freude. Sie war wie aufgelöst, warf ihren Eintracht-Schal um Andreas Rauschers Hals, zog ihn an sich heran und gab ihm einen Schmatzer auf den Mund. Sie wirkte dabei, als wolle sie die ganze Welt mit ihrer Liebe zur Eintracht überschütten.
„Der hat ihn doch fast versemmelt“, erwiderte der Kommissar und strich über ihre raspelkurzen, blondgefärbten Haare. An den Anblick ihres neuen Schnitts musste er sich erst gewöhnen.
„Quatsch, das war klasse. Meier – Fußballgott!“, schrie Jana.
In Frankfurt-Sachsenhausen, im überdachten Hof des Gemalten Hauses, einer der traditionellen Apfelweinwirtschaften der Stadt, brodelte die Stimmung. Auf der Großbildleinwand wurde das Eintracht-Spiel übertragen. Soeben war gegen Mitte der ersten Halbzeit das 1:0 für die SGE gefallen. Ringsherum an den Tischen sprangen ein paar ältere Semester euphorisch auf, was man ihnen gar nicht mehr zugetraut hätte. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen und schrien ihre Siegesgewissheit heraus. Selbst Susanne, die Kellnerin, stellte den Schoppenträger mit den goldgelb glänzenden Gerippten für eine Weile ab und blickte gebannt auf die Wiederholung der Torszene, um mitjubeln zu können. Im Hintergrund lief Axel vorbei, Kellner seit einer Ewigkeit, Eintracht-Fan und der gute Geist des Hauses. Auch er stoppte kurz, warf einen Blick auf die Leinwand und freute sich diebisch.
Die Stimme des Reporters überschlug sich. „Toooooor für die Eiiiiiiiiintracht. Und wieder mal der Meier!“
Immer mehr Gäste sprangen auf und ließen ihrem Jubel freien Lauf. Andere freuten sich nur innerlich oder stießen mit ihren Schoppen an. Die Stimmung an diesem vorgerückten Samstagnachmittag hätte kaum besser sein können. Ein Mann hatte sein Geripptes beim Jubelschrei umgeworfen, das goldfarbene Stöffche tropfte vom Tisch.
„Champions League“, rief einer vom Nachbartisch.
„Meister!“, kam prompt die Antwort aus den hinteren Reihen.
Rauscher grinste. Typisch! Der Eintracht-Fan, wie er leibt und lebt. Kaum waren drei Spiele am Stück erfolgreich verlaufen, schwebten schon einige auf der Fußballwolke gen Meisterschaft. Wer wollte es ihnen verdenken? Die Sehnsucht war groß. Immerhin wartete man in der Stadt seit 1959 auf einen Deutschen Meistertitel. Und an den letzten Pokaltriumph konnte sich auch nur die drittletzte Generation erinnern. Wann war das noch mal, überlegte Rauscher einen Moment lang. Klar! Die Saison 1987/88. In Berlin. Gegen Bochum. Freistoß. 1:0 Detari. Das waren noch Zeiten!
An den Nachbartischen bestellten die Gäste die nächsten Runden bei Susanne.
Als Stendera etwa zehn Minuten vor Abpfiff einen Traumpass auf Meier spielte, der den Ball im Sechzehner sanft annahm, ihn fast streichelte, um erneut in eine gute Schussposition zu gelangen, vibrierte Rauschers Handy. Er ließ sich davon ablenken, wie er bedauernd feststellte, griff in seine Hosentasche und erkannte Kollege Krauses Nummer. Meiers Schuss schrammte haarscharf rechts am Torpfosten vorbei, was Rauscher aber nur aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte. Ärgerlich sprang er auf und lief rasch vor die Tür auf den Bürgersteig, denn bei der Lautstärke im Innenhof hätte er kein Wort verstanden.
„Passt gerade gar nicht!“, nahm er den Anruf entgegen.
„Wie immer bei dir … Wo seid ihr denn?“
„Wir sind Schoppen.“
„Was? Du und Einkaufbummel?“
„Quatsch. Wir trinken Ebbelwoi im Gemalten Haus und ich schaue mit meiner neuen meine alte Liebe an, die Eintracht.“
„Na, das passt ja. Du musst sofort zum Stadion kommen.“
„Wieso? Das Spiel ist doch gleich vorbei.“
„Wir haben einen Toten. Im Wäldchen hinterm Haupteingang.“
„Nee!“
„Doch.“
Drinnen erschallten in diesem Moment laute Rufe, Pfiffe und Unmutsäußerungen. Etwa der Ausgleich? Rauschers Herz setzte fast aus.
„Das glaub ich jetzt nicht“, rief er ins Telefon. „Warum hast du mich angerufen? Ich hab keinen Bereitschaftsdienst heute. Ingo ist dran!“
„Pass auf, Andreas! Wenn du herkommst und es dir ansiehst, weißt du, warum. Reicht dir das als Erklärung?“
„Nö … ich will …“
„Komm einfach!“, unterbrach ihn Krause und klickte das Gespräch weg.
„In Ordnu …“, wollte Rauscher gerade antworten, realisierte jedoch, dass Krause ihn schon nicht mehr hören konnte. Nanu? Was war so wichtig, dass Krause ihn in seiner Freizeit kontaktiert hatte? Er rätselte einen Moment darüber, kam aber zu keinem Ergebnis und ging wieder zurück in die Wirtschaft. Er würde es ohnehin bald erfahren.
Rauscher kehrte an Janas Tisch zurück. Es waren nur noch wenige Minuten zu spielen. Alle fieberten mit. Als kurz darauf das Spiel abgepfiffen wurde, setzte ein Murren unter den Zuschauern im Hof ein. Endstand 1:1.
„Übles Gekicke in der zweiten Halbzeit“, vernahm Rauscher vom Nachbartisch.
„Die tauche aafach nix“, war die niederschmetternde Antwort.
„Schick den Seferovic zurück in die Schweiz, da gehört er hin!“
„Dass die so en Schrott spiele, da dran is nur de Veh schuld.“
„Ach, geh fort“, grölte ein alter Frankfurter aus einer der hinteren Reihen. „Schuld is die Redaktion von de Rundschau, die hawwe de Schaaf weggemobbt. Sonst wär unsern Vorstand doch gar ned uff die Idee komme, en neue Drainer zu suche.“
Rauscher musste lächeln. Ja, ja, die Eintracht-Fans. Wussten immer alles besser als der amtierende Trainer.
„Drainer hin oder her. Unser Abwehr is de dilettandischsde Haufe seit Tasmania in de Bundeslischa gewese is!“, kam es wutschnaubend aus einer Ecke ganz hinten links. Rauscher überschlug kurz im Kopf. Das war anno dazumal im Jahre 1965/66 gewesen, als der längst in Vergessenheit geratene Berliner Verein die schlechteste Runde aller Zeiten gespielt hatte.
„Das 1:1 fiel knapp zehn Minuten vorm Abpfiff“, sagte Jana. „Danach ging nichts mehr. So ein Mist!“ Sie schlug sich mit der Hand auf den Oberschenkel.
Doch so schnell ließen sich die Frankfurter nicht unterkriegen. Das Spiel war bei den meisten Zuschauern bereits abgehakt. Sie widmeten sich wieder ihren Schoppen oder ihrem Handkäs mit Musik, um dem Tag wenigstens noch etwas Pepp zu verleihen.
„Wer hat angerufen?“, wollte Jana wissen, als Rauscher der Kellnerin winkte, um die Rechnung zu ordern.
„Kollege Krause. Ich muss zum Stadion. Kommst du mit?“
„Zum Stadion? Wieso?“
„Kapitalverbrechen.“
„Ausgerechnet heute!“
„Ja“, seufzte Rauscher und ließ seine Augen über die Tische im Hof wandern. Der Abend würde sicher in einem gemütlichen Ebbelwoischwoof ausklingen. Allerdings ohne sie.
2
Es wehte ein frischer Abendwind, als Rauscher und Jana am Stadionwäldchen ankamen. Den konnte Rauscher gut gebrauchen. Irgendwie musste er den Hebel umlegen, um den Kopf frei zu kriegen. Ein Tatort war etwas anderes als das Gemalte Haus, obwohl auch in der traditionellen Wirtschaft schon so manche Tat vollbracht worden war.
Während er gemeinsam mit Jana zu der von Krause beschriebenen Stelle im Wäldchen ging, musste er an die vergangenen Wochen mit ihr denken, die er sehr genossen hatte. Er hatte Jana bei einem Fall zum Thema Mietwucher im Sommer kennengelernt. Sie lebte in Eschborn, war Kommissarin in Königstein und hatte es fertiggebracht, seine Gedanken von dem wohl schmerzlichsten Tag seines Lebens abzulenken: dem Tag seiner vermeintlichen Hochzeit. Elke Erb, Rauschers Fast-Angetraute, hatte es an jenem Tag im Mai vorgezogen, mit seinem Sohn Max in ihre Heimatstadt Hamburg zurückzukehren, nachdem Rauscher sie vorm Traualtar hatte stehen lassen, um sich um eine potenzielle Selbstmörderin zu kümmern. Das hatte ihm Elke bis zum heutigen Tag nicht verziehen, und er zweifelte mehr denn je daran, ob sie es jemals tun würde. Darunter litt er sehr, zumal er durch Elkes Umzug seinen Sohn Max kaum noch sehen konnte.
Rauscher verzog das Gesicht, wurde jedoch von Krauses Worten unsanft in die Tatortrealität zurückgeholt. „Tötungsdelikt … Es ist ein Eintracht-Fan.“
Die Worte pfiffen ihm um die Ohren, bis ihr Klang vom seichten Wind übers Stadiondach hinweggetragen wurde.
Jana schlug sichtlich geschockt die Hand vor den Mund. Rauscher blickte Krause starr an, als hätte er es geahnt. Der hagere, gertenschlanke Krause,...
| Erscheint lt. Verlag | 9.1.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Frankfurt-Krimis | Frankfurt-Krimis |
| Verlagsort | Frankfurt am Main |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Apfelwein • Bundesliga • Ebbelwoi • Eintracht • Eintracht Frankfurt • Frankfurter • Frankfurt-Krimi • Fußball • Krimi • Lajos Detari • Rauscher • SGE • Waldstadion |
| ISBN-10 | 3-946413-38-2 / 3946413382 |
| ISBN-13 | 978-3-946413-38-7 / 9783946413387 |
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