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G. F. Unger Sonder-Edition 101 (eBook)

Die Canons - Der Niedergang. 2. Band des großen Jubiläums-Zweiteilers

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4148-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 101 - G. F. Unger
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Dies ist die fesselnde Geschichte der schönen Sue Canon und ihrer drei Söhne, die vor keinem Verbrachen zurückscheuen, um ihre Macht am Missouri ins Unermessliche zu steigern. Die Canons treibt bei all ihrem verderblichen Tun ein unversöhnlicher, zerstörerischer Hass, der sich irgendwann gegen sie selbst richten wird...

Es ist dann in einer schwarzen Nacht auf dem Ohio, etwa fünf Meilen vor der Mündung in den Mississippi, als sie kurz nach Mitternacht in ihre Luxusdoppelkabine gehen, um ihre Koffer zu packen und sich umzukleiden.

Denn sie haben den Entschluss gefasst, das Schiff zu verlassen und weiter hinauf nach Norden zu fahren, weiter, als sie bisher jemals waren.

Sie haben die Kabinentür noch nicht hinter sich geschlossen, als diese aufgestoßen wird und ein Mann eintritt, der einen schussbereiten Colt-Derringer in der Hand hält und das Gesicht maskiert hat.

Seine Gestalt ist unter einem weiten Mantel verborgen.

Der Mann sagt höflich: »Ladys, es wäre wirklich dumm, wenn Sie jetzt zu kreischen anfingen.«

»Sicher, das wäre wirklich dumm«, erwidert Mrs. Pickerton. »Bevor wir Hilfe bekämen, hätten Sie uns längst umgebracht und ausgeraubt. Die Nachbarkabinen sind leer. Und das Schiff macht eine Menge Geräusche. Im Vergnügungssaloon spielt die Kapelle jetzt besonders laut. Was wollen Sie, Mister – zwei hilflose Frauen überfallen?«

»So ist es, Ladys«, sagt der Mann und zeigt ihnen im Lampenschein den kleinen Colt-Derringer, lässt sie in den Doppellauf blicken.

»Ich will ja nicht Ihre Unschuld«, fügt er kichernd hinzu, »ich möchte nur Ihr Spielkapital, und das ist nicht wenig. Ich habe Sie die ganzen Nächte beim Spiel beobachtet. Sie beide haben prächtig abgesahnt.«

»Und nun erscheint es Ihnen leichter, uns zu berauben, als selbst beim Spiel Ihr Glück zu versuchen?«

Mrs. Pickertons Stimme klingt sehr beherrscht und kühl, ja, fast sogar souverän.

Der Mann lacht wieder leise unter der Maske.

»Na los«, sagt er. »Sie haben soeben den Geldkoffer aus dem Office des Zahlmeisters geholt. Her damit!«

Er streckt seine Hand aus.

Doch Mrs. Pickerton bewegt sich nicht.

Da zielt er auf Katy, welche etwas rechts von ihm in der Kabine verharrt.

»Ich werde auf sie schießen«, sagt er rau. »Her mit dem Geldkoffer! Ihr werdet schon bald wieder zu Geld kommen, ihr zwei prächtigen Elstern. Die Kleine da braucht nur ein paar der eindeutigen Angebote anzunehmen, die sie gewiss immer wieder erhält. Damit verdient sie euch leicht neues Spielkapital. Also, ich zähle bis drei. Dann habe ich entweder den Koffer – oder ich schieße.«

Er beginnt zu zählen, und als er bei zwei angelangt ist, wirft ihm Mrs. Pickerton den Geldkoffer zu. Er kann ihn nicht fangen. Deshalb fällt der Koffer vor seine Füße, nachdem er gegen seine Oberschenkel prallte.

Als er sich bückt, tritt Katy ihn gegen den Revolverarm. Sie trifft von unten mit der Schuhspitze sein Handgelenk. Die kleine Waffe entfällt ihm, denn er war schon zu sehr auf den Geldkoffer konzentriert, fühlte sich bereits als Sieger.

Nun brüllt er auf, denn die beiden altersmäßig so verschiedenen Frauen fallen wie Wildkatzen über ihn her. Ja, auch Mrs. Pickerton, die sich doch stets so würdig und seriös benimmt, so ladyhaft, wie sich eine alte Lady nur benehmen kann – sie kämpft nun wild und gnadenlos.

Sie tritt den Mann gegen die Schienbeine, ohne auf ihre eigenen Füße und Zehen Rücksicht zu nehmen. Der Mann, welcher beschäftigt war, Katy abzuwehren, lässt diese los. Und da hat Katy plötzlich das dolchartige Messer aus dem Strumpfband freibekommen und sticht zu – einmal, zweimal, dreimal.

Dann liegt der Mann am Boden und atmet stöhnend für immer aus.

Die beiden Frauen verharren keuchend.

Im Lampenschein sehen sie sich an.

Katy hebt dann ihr blutiges Dolchmesser.

»Der wollte mich sozusagen auf den Strich schicken«, sagt sie tonlos. »Da war es wohl besser, ihn umzubringen.«

»Sicher, mein Kleines.« Mrs. Pickerton nickt. »Der wollte uns zu armen Mäusen machen. Ohne Spielkapital kann man nie große Spiele gewinnen. Der wollte uns auf seine Weise aus allen Spielen bluffen.«

Ihr keuchender Atem beruhigt sich nun. Langsam fällt die Erregung von ihnen ab. Sie werden sich bewusst, dass sie einen Toten in der Kabine haben.

Mrs. Pickerton sagt: »Wir sollten ihn einfach über Bord werfen. Das erspart uns eine Menge unnötiger Umstände bei den Behörden. Es ist eine finstere Nacht. Katy, mein Engel, sieh mal draußen auf dem Kabinendeck nach, ob wir ungestört sind.«

Katy bückt sich erst und wischt das blutige Messer an der Kleidung des Mannes ab. Sie entfernt ihm auch die Maske. Auch Mrs. Pickerton betrachtet den Toten.

»Ja, den kenne ich«, sagt sie. »Der fiel mir im Spielsaloon auf, weil er ständig beim Roulett verlor. Der wollte seine Verluste durch einen Überfall auf zwei hilflose Ladys wieder wettmachen. Also, mein Kleines …«

Katy nickt, öffnet die Kabinentür und tritt hinaus an die Reling.

Die Nacht ist schwarz, aber das Dampfboot fährt dennoch stromabwärts zur Mündung des Ohio in den Mississippi. In der Ferne sind bereits die Lichter der Schiffslandestelle und der kleinen Ortschaft zu erkennen.

Niemand ist auf dieser Seite des Kabinendecks.

Katy tritt in die Kabine zurück. Sie fasst den Mann an den Beinen. Mrs. Pickerton packt den Toten unter den Achseln. Der Mann ist nicht sehr schwer, kaum mehr als hundertvierzig Pfund. Die beiden Frauen schaffen es leicht, ihn hochzuheben und über die Reling in den Fluss fallen zu lassen.

Mrs. Pickerton keucht zwar heftig, aber als sie dann wieder in der Kabine sind, beruhigt sich ihr Atem bald.

»Dieser Narr«, sagt Mrs. Pickerton.

Katy nickt.

»Ja, dieser Narr. Er sagte, dass ich eindeutige Angebote von Männern annehmen solle. Er wollte, dass ich zur Hure werde, damit wir wieder zu Geld kommen. Ich hatte ein Recht, ihn zu töten.«

»Ja, mein Engel, du hattest ein Recht dazu«, murmelt Mrs. Pickerton. Und als sie sich im Lampenschein ansehen, da stellt sie die Frage: »Aber würdest du dich mit reichen Männern einlassen, um für uns Geld zu beschaffen, wenn wir einmal pleite wären?«

Katy zuckt mit keiner Wimper, als sie erwidert: »Sicher, wenn es keine andere Möglichkeit geben würde, an Geld zu kommen. Ich habe dir viel zu verdanken, Tante. Und ich möchte unsere Lebensweise noch nicht aufgeben.«

Sie geht langsam zu ihrem Bett, um den Koffer zu packen.

Dabei denkt sie: Nun habe ich getötet. Und auch dies ist die Schuld der Canons, die meinen Vater töteten. Es wird Zeit, dass ich weiter nach Norden gehe, mit oder ohne Mrs. Pickerton. Denn irgendwo dort oben im Norden sind gewiss die Canons zu finden. Ja, ich werde bald nach Norden gehen.

***

Sie bleiben nur den Rest der Nacht und den darauf folgenden Tag in dem kleinen Hotel an der Ohiomündung. Und sie müssen in diesen Stunden den Schock überwinden, einen Mann getötet zu haben.

Katy wundert sich manchmal, wie leicht es war, doch wie schwer es danach ist, wenn man das Geschehene immer wieder durchlebt.

Und plötzlich denkt sie: So könnte ich auch die Canons töten, leise und schnell mit dem Messer. Es war ja so leicht. Und sie schulden mir das Leben meines Vaters. Sie sind schuld daran, dass ich diesen rauen Weg gehen musste von Abe Donovans Store bis zu den verdammten Sagatan-Brüdern, die mich entjungferten, obwohl ich noch ein Kind war. Das einzig Gute in den letzten Jahren ist Tante Pickerton. Aber die macht nicht mehr lange. Ich spüre es deutlich. Unser letztes Erlebnis gab ihr den Rest. Sie ist zu alt.

Es ist am späten Nachmittag dieses Tages im Hotel an der Ohiomündung, als Mrs. Pickerton zu ihr sagt: »Ich kam soeben zu einem Entschluss.«

»Zu welchem?« Katy wendet bei ihrer Frage nicht einmal den Kopf. Sie hat die Augen geschlossen und genießt die Sonne. Aber gleichzeitig denkt sie nach.

Nun wird sie mir gleich sagen, dass sie genug hat von diesem Leben, weil sie zu alt geworden ist. Ja, jetzt wird sie es mir sagen.

Mrs. Pickerton zögert noch. Doch dann sagt sie: »Katy, meine Nervenkraft und meine Selbstsicherheit sind verbraucht. Ich kann nicht mehr.« Sie verstummt bitter. In ihrer Stimme sind Resignation und Traurigkeit.

Katy lässt eine volle Minute vergehen. Erst dann fragt sie: »Und was willst du tun, Tante? Hast du dich schon zu etwas entschlossen?«

»Ja, das habe ich«, erwidert Mrs. Pickerton, und nun klingt ihre Stimme hart und endgültig. »Ich höre auf. In unserem Geldkoffer sind fast zehntausend Dollar. Damit könnte man sich in New Orleans ein kleines Restaurant oder Café kaufen. Das Leben wäre nicht zu einsam. Man hätte Kontakt mit Menschen. Willst du mitkommen, mein Kleines?«

»Nein«, erwidert Katy entschieden. »Ich habe noch eine Menge vor. Und ich bin inzwischen selbstständig genug geworden. Von dir habe ich alles gelernt, um mich überall behaupten zu können. Und meine Nerven sind noch gut.«

Mrs. Pickerton schweigt eine Weile. Nur ihr Seufzen ist dann und wann zu hören. Schließlich sagt sie: »Ja, so war ich damals auch. Ich wollte mich überall behaupten und glaubte, dass ich alle Männer beherrschen und um den kleinen Finger wickeln könnte. Ich war sehr reizvoll damals, aber …«

Wieder verstummt sie, schweigt lange. Schließlich spricht sie mit harter Stimme weiter: »Also werden wir unser Geld teilen und dann unserer Wege gehen, ja?«

»Nein, das kommt nicht in Frage«, widerspricht Katy. »Ich bin jung. Meine Schönheit ist eine Million wert. Du bist alt. Gib mir tausend Dollar für einen Anfang, und auch die werde ich dir zurückschicken, sobald sie sich vermehrt haben. Schick mir nach Saint Louis deine Anschrift. Ich werde stets in unserem...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2016
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • Bud Spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Clint Eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • High noon • Indianer • Italowestern • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Lucky Luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Spiel mir das Lied vom Tod • TerrenceHill • Western • Western-roman • Westernromane • Western Romane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-4148-7 / 3732541487
ISBN-13 978-3-7325-4148-5 / 9783732541485
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