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Das Geheimnis der schönen Winterlady (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
9783733769826 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Geheimnis der schönen Winterlady - Georgina Devon
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Ein winterlicher Kutschenunfall beschert Guy, Viscount Chillings, einen geheimnisvollen Hausgast: Eine wunderschöne Fremde, die ihr Gedächtnis verloren hat, braucht seine Hilfe. Wer ist sie? Ist sie gar bereits vergeben? Das wäre fatal! Denn Guy ist bereits ihrem zarten Lächeln erlegen, das sein Herz berührt hat ...

1. KAPITEL

Sechs Monate später …

Guy spornte seinen Wallach an. Der Wind blähte seinen Wintermantel auf, und eine Frostschicht legte sich auf seinen Bart, der wie ein modischer Fauxpas wirkte. Ihm war das gleichgültig. Schon vor langer Zeit hatte er beschlossen, zu tun, was ihm beliebte. Ob er sich einen Bart wachsen ließ, war allein seine Sache.

Das Wetter hatte ihn in der letzten Woche in The Folly festgehalten, ein Umstand, der ihn reizbar gemacht hatte. An diesem Morgen wollte er in die nächste Kleinstadt reiten, wo seine derzeitige Mätresse, eine hübsche Witwe, wohnte. Er gab ihr Geld, und sie gewährte ihm Befriedigung. Diese Übereinkunft kam ihm gelegen, und er beabsichtigte, ihre Begegnungen noch so ausgiebig wie möglich zu genießen. Sobald er im nächsten Frühling Miss Duckworth heiratete, würde er sich verpflichtet fühlen, die Affäre zu beenden. Er freute sich nicht auf diese Zeit. Die Witwe war in vielen Dingen sehr erfahren.

Er zügelte sein Pferd beim Überqueren einer kleinen Brücke, die über einen heftig rauschenden Bach führte.

Die Hufe des Pferdes gerieten auf dem Eis ins Rutschen. Pferd und Reiter schwankten. Schließlich gelangten sie heil über die Brücke und befanden sich auf erdigem Grund, der nur noch halb gefroren war und sich zunehmend in Matsch verwandelte.

Guy lehnte sich vor und tätschelte seinen Wallach am Hals. „Du bist ein guter Junge, Dante.“

Das prachtvolle Pferd wieherte und warf zustimmend den Kopf empor. Guy lachte.

In leichtem Galopp ritt er den Hügel hinab. Schneefall setzte ein. Unter ihm lag das weite Tal mit seiner Moorlandschaft. So weit das Auge reichte, ragte graugrüner Ginster aus der dünnen Schneedecke. Der Wind wehte ihm den warmen Schal vom Hals, den er um das Gesicht gewickelt hatte. Im letzten Moment bekam er das Wolltuch zu fassen.

Er hielt sein Pferd an und nahm den Schal fest in seine rechte Hand. Unterhalb des Hügels führte eine Straße entlang, auf der eine umgestürzte Kutsche lag. Aus dieser Entfernung sah es nicht so aus, als ob die Pferde sich verletzt hätten. Ein Mann, den Guy für den Kutscher hielt, ging mit den Pferden auf und ab, um zu verhindern, dass sie zu rasch auskühlten. Der Unfall musste eben erst passiert sein.

Guy trieb Dante an, bis sie auf gleicher Höhe mit der verunglückten Kutsche waren. Er sprang aus dem Sattel, und die Sohlen seiner Lederstiefel knirschten auf dem vereisten Boden. „Ist jemand verletzt?“

Der Kutscher warf Guy nur einen flüchtigen Blick zu und wies mit dem Kopf in Richtung eines vorstehenden Felsens. „Sie.“

Dort auf dem kalten Untergrund lag eine Frau. Ein schwarzer Umhang hüllte den ausgestreckten Körper ein. Sie hatte die Augen geschlossen und war leichenblass. Strähnen kastanienbraunen Haars fielen in ihr Gesicht. Ihre Lippen waren blau angelaufen.

Sofort eilte Guy zu ihr und hockte sich neben sie. Ihre Brust hob und senkte sich unter schnellen, wenn auch flachen Atemzügen, wie er erleichtert feststellte.

„Madam?“, fragte er besorgt.

Als sie nicht antwortete, ergriff er ihre rechte Hand. Ihre Finger fühlten sich selbst durch das schwarze Ziegenleder ihrer Handschuhe wie Eis an. Sie musste unbedingt an einen warmen Ort gebracht werden. Und zwar so rasch wie möglich.

„Wie lange liegt sie schon auf dem kalten Boden?“, erkundigte er sich, ohne ein Auge von ihr abzuwenden.

„Seit ich sie aus der Kutsche herausgezogen habe“, lautete die knappe Antwort.

Guy ärgerte sich über diese nichtssagende Auskunft. „Wie lange ist das her?“, fragte er in scharfem Tonfall.

„Dreißig, vielleicht auch sechzig Minuten. Das kann ich nicht so genau sagen.“

Guy schluckte eine vernichtende Erwiderung hinunter. Der Frau würde es nichts nützen, wenn er den Mann beschimpfte.

Er ließ die Hand der Frau los, fasste sie unter Rücken und Oberschenkeln und hob sie hoch. Sie sank gegen seine Brust. Die Kapuze ihres Umhangs rutschte nach hinten, und ihr gelöstes Haar fiel herab. Es war so lang, dass es beinahe den Boden berührte. Guy hielt sofort an, weil er nicht auf die seidigen Strähnen treten wollte.

Ihr Haar war prachtvoll. Das matte Wintersonnenlicht ließ die üppigen Locken aufleuchten wie Diamanten, die man gegen eine Scheibe aus Kupfer hielt. Das Gewicht der langen Haare zog ihren Kopf nach unten und gab den Blick auf ihren schlanken Hals frei. Ihr Puls ging schwach und rasch wie das Flügelschlagen eines kleinen Vogels. Sie wirkte zart und sinnlich zugleich.

Und sie war verletzt.

Guy holte tief Luft und blickte sich um. Nur The Folly lag in der Nähe. Seine Haushälterin würde sich besser um die Frau kümmern als der Apotheker in der Kleinstadt. Und der nächste Arzt befand sich mehrere Reitstunden entfernt in Newcastle.

Er pfiff, und sofort trabte Dante auf ihn zu. „Sie da!“, rief Guy den Kutscher, der endlich mit den Pferden zum Stillstand gekommen war. „Helfen Sie mir.“

Widerwillig näherte sich der Mann.

Guy legte ihm die Frau in die Arme. „Heben Sie sie zu mir hoch, sobald ich im Sattel sitze.“

Der Kutscher zögerte. „Wer sind Sie denn?“

Für Guy war es vollkommen ungewohnt, dass ihn jemand nach seiner Identität fragte. Während er schon ein Bein über den Sattel schwang, antwortete er: „Viscount Chillings.“

„Und woher soll ich wissen, ob das stimmt?“

Guy lächelte grimmig. „Ich sage es, also stimmt es. Außerdem bleibt Ihnen keine andere Wahl, als mir zu glauben. Sie kann hier unmöglich auf dem eisigen Boden liegen bleiben. Ich nehme sie mit zu mir nach Hause und schicke Ihnen einen Stallknecht zu Hilfe.“ Noch immer hob der Kutscher die Frau nicht hoch. „Sie können sich darauf verlassen“, versprach Guy leise und sah den Mann eindringlich an.

Der entschiedene Blick veranlasste den Kutscher endlich zu tun, wie ihm geheißen. Guy ergriff die Frau unter den Armen, wobei ihr Umhang ihn daran hinderte, sie gut zu fassen zu bekommen. Nach einigem Geschiebe lag sie schließlich sicher vor ihm, ihr Rücken lehnte gegen seine Brust, und er hielt sie mit den Armen umschlossen. Ihr prächtiges Haar hatte er mühsam unter ihrer Kapuze verstaut.

Er hielt Dante dazu an, nur langsam loszutraben. Das Letzte, was er oder die Frau brauchen konnten, war ein Sturz. Zum Glück lag The Folly nicht allzu weit entfernt. Jane – die Witwe – würde warten müssen, bis er die Verletzte gut untergebracht hatte.

Guy schaute zu der Frau hinunter. Nah an seiner Brust, sodass sein Körper sie vom Wind abschirmte, hatte ihr Gesicht wieder etwas Farbe angenommen. Ihre Wangen schimmerten in einem zarten Pfirsichton, was in einem auffälligen Kontrast zum kräftigen Kastanienbraun ihrer langen Wimpern stand, die ihre geschlossenen Augen umrahmten. Ihre vollen Lippen waren leicht geöffnet, was ihr ein entspanntes Aussehen verlieh.

Voller Unbehagen stellte er fest, dass er sie begehrenswert fand. Diese Empfindung ließ sich nicht logisch erklären. Die Fremde löste einfach pures Verlangen in ihm aus. Auf diese Weise hatte er noch nie auf eine Frau reagiert – auf keine, der er je begegnet war.

Es muss daran liegen, dass ich dem Besuch bei Jane entgegengesehen habe, sagte er sich. Er hatte seine Mätresse lange nicht aufsuchen können, weshalb sein Körper vermutlich ungewöhnlich heftig reagierte. Normalerweise legte er Wert darauf, sich nicht von seinen Begierden mitreißen zu lassen. Eine Frau erregend zu finden, die er nicht einmal kannte und die schlaff in seinen Armen lag, war gewiss eine vorübergehende Anwandlung.

Und dennoch hatte ihr Lavendelduft, der ihm ab und an in die Nase stieg, eine ausgesprochen betörende Wirkung auf ihn. Sie bewegte sich kurz, und er dachte, sie würde aufwachen, doch ihre Augen blieben fest geschlossen.

Sie kamen nur langsam voran, was Guy genügend Gelegenheit zum Nachdenken bot. Wer war sie? Was ließ sich aus der Qualität ihrer Kleidung ablesen? Warum reiste sie ohne Begleitung? Nun, er würde es früh genug erfahren, sobald sie aufwachte. Während der langen und qualvollen Stunden, in denen Suzanne in den Wehen gelegen und er sehnsüchtig auf seinen Erben gewartet hatte, hatte er gelernt, dass Geduld eine besondere Tugend ist. Dann war seine Frau gestorben und hatte den Sohn mit sich genommen. Von diesem Tag an hatte er auf nichts mehr gewartet. Entweder etwas war sofort für ihn greifbar, oder er war weitergezogen.

Als The Folly in Sichtweite kam, erwachte er aus seinen Gedanken. Ohne dass es einer weiteren Führung bedurfte, steuerte Dante auf die Rotunde vor dem Portal zu und hielt, als sie die Stufen erreicht hatten.

Wie es sich für einen erstklassigen Butler gehörte, stand Oswald bereits am Fuß der Marmortreppe, bevor Guy dazu kam, ihn zu rufen.

„Mylord, lassen Sie mich helfen.“

Der Butler streckte die Arme nach der bewusstlosen Frau aus, und Guy übergab sie ihm vorsichtig. Die Kälte und der langsame Ritt hatten seine Muskeln steif werden lassen. Es war ein unbehagliches Gefühl.

„Bitten Sie Mrs. Drummond, nach ihr zu sehen.“ Er lenkte Dante in die andere Richtung und ritt zu den Stallungen, ohne sich noch einmal umzusehen. Er würde sicherstellen, dass die Frau versorgt war und dann, sofern sich das Wetter nicht verschlechterte, erneut...

Erscheint lt. Verlag 14.12.2016
Reihe/Serie Historical
Historical
Historical
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-13 9783733769826 / 9783733769826
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