Die List der stolzen Schottin (eBook)
256 Seiten
CORA Verlag
9783733769420 (ISBN)
Schottland, 1498: Die junge Joanna Macdonald denkt gar nicht daran, sich still ihrem Schicksal zu fügen - auf Befehl des Königs soll sie ihren Erzfeind Rory MacLean heiraten, der einst ihren Großvater dem Tod ausgeliefert hat! Doch auch eine Flucht kommt nicht in Frage. Stattdessen verbirgt sie bei Rorys Ankunft auf ihrem Schloss ihre weiblichen Reize hinter der Verkleidung eines Stallburschen. So kann sie ihren verhassten Gegner beobachten, ohne sich zu erkennen zu geben! Joanna ahnt nicht, dass Rory ihr Versteckspiel sofort durchschaut - und ihrer Schönheit trotz der Maskerade erliegt. Bis jetzt war ihr Erbe für den breitschultrigen Clanführer Grund genug, sie zu heiraten. Jetzt brennt er vor Verlangen, das stolze Herz seiner widerspenstigen Braut zu erobern ...
<p>Kathleen Harrington lässt in ihren historischen Romanen eine faszinierende Mischung aus aufregendem Abenteuer und unsterblicher Liebe entstehen. Ihre mitreißenden Bücher haben inzwischen eine weltweite Fangemeinde gefunden. Mit ihrem Ehemann lebt die vielfach preisgekrönte Autorin im sonnigen Kalifornien.</p>
1. KAPITEL
Mai 1498
Kinlochleven Castle
Western Highlands
Fearchar ließ den Blick über die gewaltige, vierzig Fuß hohe Burgmauer schweifen und verzog verdrießlich das Gesicht. „Willkommen in Eurem neuen Heim, Laird!“
Rorys finstere Miene wurde noch finsterer, als er an der Befestigungsanlage hochblickte. „Wenn ich das hier sehe, überkommt mich ein verdammt eigenartiges Gefühl.“
Hätte er sich der Hoffnung hingegeben, dass die Kinlochlevens ihren zukünftigen Burgherrn mit feierlichen Spruchbändern und einem Freudenfest empfangen würden, dann wäre er bitter enttäuscht gewesen. Doch da ihm solche Fantastereien fremd waren, ritt er, die Hand am Heft seines Schwertes, mit mürrischem Blick über die heruntergelassene Zugbrücke.
Absolut kein Widerstand? Das irritierte ihn.
Das Vermögen einer Erbin überließ man doch nicht widerstandslos dem Feind. Rory hatte nicht erwartet, dass die Macdonalds sich dem Dekret des Königs kampflos unterwarfen. Deshalb hatte er auch fünfzig Verwandte in seinem Gefolge, alle bewaffnet und bereit zu kämpfen, falls er sich mit Gewalt Zugang zu der Festung verschaffen musste. Sogar für den Fall, dass eine längere Belagerung erforderlich war, hatte er vorgesorgt. Dann wollte er aus Appin, der Burg seines Onkels, Verstärkung anfordern.
Es ist wahrlich nicht meine Idee gewesen, in ein Nest verräterischer Vipern einzuheiraten, dachte Rory. Den absurden Plan, die Glencoe Macdonalds auf friedlichem Wege unter die Autorität der schottischen Krone zu bringen, hatte James IV. ausgeheckt.
Nachdem sie den Torbogen passiert hatten und sich hinter den zweieinhalb Meter dicken Sandsteinmauern befanden, schien Fearchar dieselbe Unruhe wie sein Cousin zu verspüren. Angespannt schaute er sich nach allen Seiten um und ließ seinen Blick auf der Suche nach Anzeichen für einen Hinterhalt über die äußeren Burgmauern schweifen.
Aber die Bewohner von Kinlochleven gingen ruhig ihrer täglichen Arbeit nach und nahmen kaum Notiz von dem großen Reitertrupp. Der Schmied schwang seinen Hammer, am Feuer neben ihm stand sein kräftiger Lehrling. Der Küfer mit einem Alefass auf der Schulter ging gemächlich über den grasbedeckten Innenhof. Zwei Mägde rannten verschreckt in eine Scheune und blickten sich dabei so ängstlich um, als sei der Satan persönlich hinter ihnen her. Vom Backhaus wehte der verführerische Duft von frischem Brot herüber.
Keine Menschenseele entbot den Ankömmlingen ein Wort des Grußes.
Auf Rorys Zeichen stiegen seine Männer von den Pferden und folgten ihm in die düstere Eingangshalle des Wohnturms. Ein Mann, Anfang sechzig vielleicht, mit dünnem braunen Haar und krummem Rücken, schien hier auf ihre Ankunft gewartet zu haben, denn er erhob sich in dem Moment von einer geschnitzten Holzbank, als Rory und sein Gefolge die Halle betraten. Der Alte litt offensichtlich an einer Beinverwundung, denn er bewegte sich mit einem nicht zu übersehenden Hinken.
„David Ogilvy, Senneschall von Kinlochleven“, stellte er sich Rory mit einem knappen Gruß vor. Ein schneller Blick – nur erkennbar durch ein kurzes Heben der struppigen Brauen über den etwas hervortretenden Augen –, und er hatte die Stärke des Gegners taxiert. „Bitte folgt mir, Laird.“
Rory nickte. Mit schroffer Geste bedeutete er Ogilvy voranzugehen. Langsamen schlurfenden Schrittes führte der Burgvogt die Ankömmlinge über eine Steintreppe in die obere Halle des Gemäuers. Die Macdonalds standen abwartend in kleinen Gruppen beisammen – die Waffen in der Scheide. Nur ungefähr zwanzig von ihnen waren Krieger, die übrigen Bedienstete, unter ihnen auch ein paar männliche. Etwas abseits, am Rand der Versammlung, stand ein dünner, asketisch wirkender Priester. Die Hand hatte er schützend auf die Schulter eines Knaben mit auffallend schmutzigem Gesicht gelegt.
Bunte Fahnen und Wappen schmückten die Holzbogendecke, kostbare Gobelins bedeckten die Wände. Reich verzierte Schränke enthielten Silberkrüge und mit Juwelen besetzte Teller. Selbst die Böden waren mit herrlich dicken Teppichen von der Levante bedeckt, wie man sie auch in ottomanischen Harems finden konnte.
Am äußersten Ende der großen Halle saß eine Dame mittleren Alters mit goldbestickter Haube. Eine Handarbeit auf dem Schoß verfolgte sie angespannt, wie die Fremden sich ihr näherten. Dicht neben ihrem Stuhl stand ein Mädchen – ungefähr in dem Alter wie Rorys zukünftige Braut –, das eine fette Katze auf dem Arm hielt.
„Laird MacLean, willkommen auf Kinlochleven Castle“, grüßte die Frau, noch bevor Rory sie erreicht hatte. „Ich bin Lady Beatrix, Lady Joannas Cousine.“ Ohne ihm ihre Hand zum Gruß zu reichen, fuhr sie brüsk fort: „Es tut mir leid, dass mein Mann Euch nicht begrüßen kann. Der Brief des Königs erreichte uns erst gestern. Laird Ewen weilt auf Mingarry Castle und hat noch nichts von der beabsichtigten Verbindung erfahren.“
Während Rory als Antwort auf die unterkühlte Begrüßung kurz den Kopf neigte, musterte er das junge Mädchen aus den Augenwinkeln. Der König hatte ihm berichtet, dass die Erbin ihrem berüchtigten Großvater ähnlich sah. Ihre große Nase, der plumpe Körperbau und das krause Haar – die Ähnlichkeit mit Somerled Macdonald war unverkennbar.
Insgeheim hatte Rory immer gehofft, dass seine zukünftige Braut – natürlich klug gewählt – einmal hübsch anzusehen sei. Da er jedoch kein eigenes Land besaß, das er mit in die Ehe bringen konnte, stand es ihm nicht an, Gesicht und Figur des Mädchens zu beanstanden.
Das englische Blut in den Adern seiner zukünftigen Frau war für ihn eine weitere Enttäuschung. IhrVater, Alasdair Macdonald, hatte Lady Anne Neville geheiratet, die er wohl während einer Reise nach London kennengelernt hatte, wo er sich als Berater für Edward IV. gegen den verstorbenen König von Schottland, den Vater von James IV., hatte anwerben lassen wollen. Da seine zukünftige Braut ihr halbes Leben in Cumberland zugebracht hatte, musste Rory sich mit einer Frau vermählen, die nicht nur der Spross eines verräterischen Teufels, sondern auch noch eine englische Hexe war.
Nun war er hier in Kinlochleven, um – wie es sich für einen gehorsamen Vasallen des Königs und einen Bräutigam gehörte – seiner zukünftigen Braut das Brautgeschenk zu übergeben. Himmel, dachte Rory, während er an die prächtige Holzdecke blickte, ein hübsches Mädchen habe ich nicht erwartet und auch kein festliches Willkommen. Für eine Burg wie diese würden die meisten Männer glücklichen Herzens ein zahnloses, altes Weib heiraten. Entschlossen, das Schlimmste hinter sich zu bringen, wandte er sich an die junge Erbin.
„Laird MacLean, das ist meine Tochter, Lady Idoine“, stellte Beatrix sie vor.
„Milady“, grüßte Rory sie freundlich und lächelte zum ersten Mal seit Betreten der Burg.
Völlig verschreckt drückte Idoine die Katze so fest an sich, dass das gepeinigte Tier sie kratzte und miauend fortsprang. „Autsch“, schrie Idoine und versetzte dem davonhuschenden Fellball einen Tritt mit dem Seidenschuh. Wütend verfolgte sie, wie das Tier quer durch die Halle und dann zur Tür hinausflitzte.
Erleichtert schaute Rory sich um. „Und Lady Joanna?“, erkundigte er sich, da er keine weitere weibliche Person zwischen all den Männern und jungen Burschen entdecken konnte.
„Meine Cousine ist nicht hier“, antwortete Beatrix beinahe fröhlich.
Abrupt drehte sich Rory wieder zu den beiden Frauen um. „Nicht hier? Sagtet Ihr nicht, Ihr hättet die Nachricht des Königs gestern erhalten? Ich erwarte, dass die Jungfer ihren künftigen Ehemann begrüßt!“
Beatrix hielt Rorys grimmigem Blick stand, aber in ihren Augen entdeckte er ein verdächtiges Blitzen. Auf ihren Wangen bildeten sich dunkelrote Flecken. „Das s…ollte sie auch, Laird“, antwortete sie mit hoher, zitternder Stimme. „A…aber es ist nicht so. Nachdem man ihr den Brief vorgelesen hatte, ist Joanna sofort verschwunden.“
„Verschwunden?“
Wie zur Bestätigung schaute Beatrix zu ihrer Tochter. Idoine nickte heftig. „Sie ist fort, Laird.“
Rory trat einen Schritt näher, drohend stand er vor den beiden ängstlich zurückweichenden Frauen. „Wohin ist Lady Joanna? Nach Mingarry Castle?“
„Ich habe keine Ahnung, wo sich meine Cousine aufhält“, antwortete Beatrix. Vor Aufregung zitterten ihre beringten Finger so sehr, dass ihr der Stickrahmen auf den Boden fiel. Sie langte danach und sah dann ängstlich zu Rory auf. „Wir haben überall nach ihr gesucht, nachdem wir bemerkt hatten, dass sie fort war. Lady Joanna verschwindet häufig ohne Erklärung. Immer wenn sie etwas bedrückt. Man findet sie dann meist wie im Taumel durch den Wald oder durch irgendein Tal wandernd.“ Mit zittrigem Finger tippte sich Beatrix auf die Stirn. „Versteht Ihr? Joanna ist ein wenig einfältig. Der König hat Euch sicherlich schon gewarnt.“
„Ich erhielt keine derartige Warnung“, grollte Rory.
Fearchar, der direkt hinter ihm stand, trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Sollen wir die Burg durchsuchen?“
„Oh ja. Bitte!“, rief Beatrix. „Ich sorge mich immer um das arme Ding, wenn es verschwunden ist. Manchmal finden wir sie erst nach Tagen … halb verhungert und völlig verdreckt. Versteht Ihr, sie ist hilflos wie ein kleines Kind, wenn man sich nicht um sie kümmert.“
Fluchend zog Rory sein Schwert. Sofort folgten seine Männer seinem Beispiel, zeigten ihre blanken Breitschwerter und Dolche. Er drehte sich zu Lady Joannas Gefolgsleuten um. „Ich bin der MacLean!“ Laut schallte seine Stimme durch...
| Erscheint lt. Verlag | 12.12.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Historical |
| Historical | Historical |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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| ISBN-13 | 9783733769420 / 9783733769420 |
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