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Die Legende der Schatten (eBook)

eBook Download: EPUB
2016
154 Seiten
Oliver Struck (Verlag)
978-3-95849-948-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Legende der Schatten - Alina Elisabeth Struck
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Die 15 jährige Grace lebt zusammen mit ihren Geschwistern und ihren Eltern in einem kleinen Ort auf den Kanaren. Grace findet ihr Leben geradezu perfekt, bis ihre kleine Schwester ihr von seltsamen schattenartigen Wesen erzählt, die sie angeblichen verfolgen. Zunächst ignoriert Grace ihren Einwand. Doch als sie das erste mal auf die Schatten trifft ist es schon zu spät. Nach einigen Monaten wird Grace ihr Schicksal erst richtig bewusst. Sie muss eine Entscheidung treffen, die nicht nur über ihr Wohl, sondern über das er gesamten Menschheit entscheiden wird.

 

1


Mein Blick schweifte über das endlose Meer. Für einen Moment schloss ich meine Augen. Ich genoss alle Klänge um mich herum. Ich fühlte mich frei und mächtig. Als ich meine Augen wieder öffnete, richtete sich mein Blick auf eine kanarische Insel, die in der Ferne aus den Wellen emporragte. Ich sog die frische Meeresluft ein, sie war kalt und roch salzig. Die Wellen klatschten hart unter mir an den Felsen ab. Ich saß auf einem Felsvorsprung, einer Art Klippe. Meine Hände waren schon fast taub, weil ich mich mit einer enormen Kraft festhalten musste. Diesen Ort hier kannten nur mein Bruder und ich. Niemand anders durfte davon erfahren, sonst würde man uns womöglich für verrückt halten. Man musste von unserem Garten aus einen speziellen Weg durch das Gebüsch gehen. Dann kam man hierhin. Hier war mein Lieblingsplatz, hier saß ich immer, wenn ich allein sein wollte, nachdachte oder die Zeit totschlagen wollte. Ich war gleich heute nach der Schule hier hingekommen. Dieser Ort, hoch oben auf der Klippe, war aber auch gefährlich. Man musste hier ganz ruhig sitzen, durfte sich kaum bewegen, weil man sonst viele Meter hinab in die eiskalten Wellen stürzen würde. Dann wäre man endgültig verloren. Und ich hatte keine Lust mit meinen fünfzehn Jahren an einem Klippenabsturz zu sterben. Ich zog die Nase kraus, während mein Blick immer noch irgendwo auf dem Meer festhielt. Das Rauschen des Meeres, das Kreischen der Möwen weit in der Ferne und der salzige Wind, der mir in den Haaren wehte, all das liebte ich so sehr. Hier ging es mir einfach wunderbar. Allmählich wurde ich aber müde. Schließlich saß ich hier schon eine ganze Stunde und ließ meine Gedanken schweifen. Also beschloss ich, wieder zurückzugehen, zu meinem neuen Haus, in das ich vor kurzem mit meiner Familie eingezogen war. Ganz, ganz vorsichtig stand ich auf, wenn ich jetzt einen Fehltritt machte, wäre dies mein Ende. Doch ich hatte es geschafft. Seufzend warf ich noch einen letzten Blick auf den Atlantik. Dann verschwand ich in dem Gestrüpp. Ich musste ab und zu meinen Kopf einziehen, aufgrund der hinunterragenden Äste. Ich musste auch oft ausweichen, weil stachelige Pflanzen auf einmal mitten im Weg standen. Am liebsten hätte ich laut losgeschrien, als ich einen wuchtigen trockenen Busch links neben mir übersehen hatte. Die Stacheln zerkratzten meinen ganzen linken Unterarm. Mist! Ich blutete ein wenig, aber ich vergaß einfach den Schmerz, denn schließlich war ich nicht eine von diesen Mädchen, die sich so sehr anstellten, wenn sie sich wehtaten. Hastig strich ich mir über meinen Unterarm und versuchte, den Rest des Weges heil zu überstehen. Es piksten mich keine Stacheln mehr, denn ich passte ganz genau auf. Dann wurden die Pflanzen immer dichter und endlich, als ich den letzten Busch beiseite drückte, stand ich in unserem Garten. „Geschafft“, murmelte ich leise. Ich warf noch einen letzten Blick auf meinen Arm, so schlimm war es nun wirklich nicht. Dann ging ich durch die Terrassentür hinein in die Küche. Dort wartete meine Schwester schon am Esstisch. Als sie mich sah, sprang sie auf. „Gracy, ich muss dir unbedingt etwas erzählen“, stieß sie leise hervor. Ihre Stimme klang eigenartig nervös. Sie schaute sich suchend im Raum um und jetzt erst bemerkte ich die Angst, die ihr wie ins Gesicht geschrieben stand. Doch ich konnte nicht antworten, denn meine Mutter kam fluchend die Treppen hinunter. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem Dutt mit einer Klammer nach oben gesteckt. „Du weißt ganz genau, dass wir heute zum Reiterhof fahren wollen, um zu sehen, wie es euch dort gefällt.“ Ich nickte heftig mit dem Kopf. „Ja, ja ich weiß“, sagte ich rasch. Ich rannte die Treppen hoch, hinauf zu meinem Zimmer, um mich so schnell wie möglich umzuziehen. Die Sache mit dem Reiten hatte ich total vergessen und, um ehrlich zu sein, hatte ich auch keine wirkliche Lust zum Reiten. Aber ich wollte meiner Schwester einen Gefallen tun. Wir waren nicht nur umgezogen, jetzt sind wir auch auf anderen Schulen. Meine Schwester hatte nicht wirklich neue Kontakte geknüpft. In ihrer Klasse waren viele Jungen, die sich nur für Fußball interessierten. Die Mädchen grenzten Price total aus. Also wollte wenigstens ich etwas für meine Schwester tun und für sie da sein. Schließlich machte so ein Nachmittag auf einem Pferd Spaß. Außerdem hatte ich heute einen stressigen Schultag hinter mir.

„Und wo warst du übrigens schon wieder? Wir haben dich überall gesucht“, fragte meine Mutter mich, als ich angezogen wieder die Treppen hinunterkam. Wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich auf einer Klippe gesessen habe und das fast jeden Tag tue, würde sie mich wahrscheinlich umbringen. Deshalb war es ja auch das Geheimnis von mir und meinem großen Bruder Nick. Mir und Nick zuliebe lächelte ich bloß verschmitzt, ohne ihr zu antworten. Zum Glück fragte sie auch nicht weiter nach.

Meine Mutter fuhr schnell die Autobahnabfahrt hinunter. „Jetzt sind wir deinetwegen mal wieder spät dran“, meckerte sie herum. Ich warf einen Blick nach hinten zu meiner Schwester, die bloß schmunzelte. Sie schmunzelte immer, wenn meine Mutter schimpfte. „Mom, reg dich doch nicht so auf!“, versuchte ich sie zu beruhigen. Ich warf den Blick nach draußen aus dem Fenster. Die Landschaft wurde immer grüner, je höher wir fuhren. „Meinst du, da oben ist es kalt?“, fragte ich und lenkte somit hervorragend vom Thema ab. Meine Mutter zuckte die Achseln. „Wer weiß. Es ist ja schon vier Uhr. Hast du dir wenigstens noch eine Jacke mitgenommen?“, fragte sie mich. Als sie die Kupplung betätigen wollte, blieb ihr Blick an meinen zerkratzten linken Arm hängen. „Was ist das denn?“, fragte sie empört. Ich wurde rot. „Ist im Gebüsch passiert“, sagte ich, womit ich eigentlich nicht log. Aber natürlich kaufte mir meine Mutter so etwas nicht ab. Denn schließlich verwendete jeder diese Ausrede, wenn er sich einmal ritzte. Sie sah mich ernst an, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Straße. „ Hast du einen Grund dafür, Grace?“ Die Empörung meiner Mutter verschwand auf einmal ganz und ich hatte für einen Moment das Gefühl, dass sie sich wirklich große Sorgen machte. Ich seufzte nur: „Mom, bitte, ich hab so etwas doch gar nicht nötig. Ich war im Gebüsch und da sind überall Dornen und Stacheln. Außerdem bin ich fünfzehn und weiß sehr wohl mit meinen Problemen umzugehen.“ Meine Mutter schüttelte mit dem Kopf, während ihr Blick fest auf der Straße hing. „Grace, ich sehe doch ganz genau, was du gemacht hast. –Sie hielt kurz inne.- Aber wieso? Wirst du in der Schule gemobbt?“ Ich konnte meine Mutter schon verstehen, schließlich hatte sie Bedenken, dass ich an der neuen Schule nicht gut ankam, aber das tat ich. Ich hatte schon viele nette Leute kennengelernt und ich hatte keinen Grund, mich zu ritzen. Niemals, denn schließlich war mein Leben geradezu perfekt. Außerdem hörte es sich wirklich nicht glaubwürdig an, dass das im Busch passiert war. Aber ich log meine Mutter nicht an. Meine kleine Schwester auf der Rückbank verstand gar nicht, worüber wir redeten. Verflixt, wie sollte ich meiner Mutter weismachen, dass ich Recht hatte? Doch ehe ich mir etwas ausdenken konnte, sagte sie: „Da sind wir.“ Sie setzte noch leise hinterher: „Nachher reden wir mit deinem Vater darüber.“ Ich verdrehte bloß die Augen, als ich ausstieg. Jetzt war mir die Lust auf das Reiten vergangen. Wieso musste ich mich für etwas rechtfertigen, was ich nicht getan habe? Ich wollte wieder auf der Klippe sitzen, meine Gedanken baumeln lassen und einfach sorgenfrei sein. Wir klingelten an der Haustür des großen Gebäudes. Price war so aufgeregt, dass sie von einem Fuß auf den anderen trat. Als sie endlich ruhig stehen blieb, strich ich ihr über das braune, ellenlange Haar. „Schon aufgeregt?“, fragte ich, obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte. Dann strahlte sie bis über beide Ohren. Meine Mutter untersuchte gerade die schöne Klingel des Hauses, aber ich wusste genau, dass sie Null Interesse an der Klingel hatte, sondern nur Blickkontakt mit mir vermeiden wollte. Dann ging die Tür auf. Im Türrahmen stand eine große, schlanke Frau. Sie war um einen ganzen Kopf größer als meine Mutter. Ihre braunen Haare waren zu einem etwas kürzeren Haarschnitt geschnitten. Auf der Nase trug sie eine schwarze, viel zu große Brille. Sie erinnerte mich ein bisschen an eine Studentin, die jedoch etwas gealtert war. „Hallo!“, begrüßte sie uns lieb. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf, womit sie mir sofort sympathisch war. „Hallo, ich bin Jane, wir hatten telefoniert.“ Meine Mom gab ihr einen rechts- links -Kuss. „Ich bin Theresa und ihr?“, fragte sie mich und meine Schwester. „Ich bin Grace.“ „Ich bin Price“, sagte meine Schwester ein wenig schüchtern. Meine Schwester war an sich oft schüchtern gegenüber fremden Leuten. Trotzdem strahlte sie immer noch. „Nett, euch kennenzulernen. Kommt, wir gehen rein. Ich hab schon einiges vorbereitet“, sagte sie lieb, dabei machte sie eine Handbewegung, als wolle sie uns die Richtung weisen. Wir traten durch die Haustür in einen ziemlich kleinen Flur. Ich hatte eigentlich einen riesigen Flur mit einer prachtvollen Wendeltreppe erwartet, wegen der Größe des Gebäudes. Doch von Innen schien das Haus anscheinend geschrumpft zu sein. Außer einer Garderobe, einer aus holzgeschnitzten Tür und einer Treppe, die nach oben führte, gab es hier in dem Flur nichts. Wir gingen durch die Holztür und traten in eine ebenso kleine, weiße Küche. Sofort strömte mir der Geruch von Kaffee und Kuchen in die Nase. Nachdem uns Theresa gebeten hatte, uns hinzusetzen, nahmen wir an dem Küchentisch Platz. „Ich dachte mir, dass ihr vor dem Reiten noch eine kleine...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2016
Verlagsort Vachendorf
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-95849-948-1 / 3958499481
ISBN-13 978-3-95849-948-5 / 9783958499485
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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