Wladimir Harkonnen, Oberhaupt einer der mächtigsten Familien im Universum, was einst ein wunderschöner Mann - bevor ein Fluch der Bene Gesserit ihn traf und ihn mit einer schrecklichen Krankheit strafte. Rücksichtslos setzt er alles daran, geheilt zu werden, und zwingt den talentierten Arzt Dr. Yueh durch Erpressung, ihm zu helfen. Sein Neffe regiert unterdessen auf Arrakis mit eiserner Faust - und bemerkt nicht, was sich in den endlosen Wüsten langsam regt ...
Kevin J. Anderson, geboren 1962 und studierter Physiker, ist einer der meistgelesenen Science-Fiction-Autoren unserer Zeit. Er wurde durch seine 'Star-Wars'-Romane und -Anthologien international bekannt. Seine High-Tech-Thriller und 'Akte-X'-Romane stürmen die Bestsellerlisten. Die Romanreihe um die 'Young Jedi Knights' verfasste er gemeinsam mit seiner Ehefrau Rebecca Moesta. Zuletzt sind von ihm die gefeierte 'Saga der Sieben Sonnen' und der Fantasy-Roman 'Auf den Schwingen des Drachen' erschienen. Gemeinsam mit Brian Herbert schreibt er Frank Herberts großen 'Wüstenplanet'-Zyklus fort.
1
Entdeckungen sind gefährlich … genauso gefährlich wie das Leben. Wer nicht bereit ist, Risiken einzugehen, ist dazu verdammt, niemals zu lernen, niemals zu wachsen, niemals zu leben.
Der Planetologe Pardot Kynes,
Eine Arrakis-Fibel,
geschrieben für seinen Sohn Liet
Als sich der Sandsturm heulend von Süden näherte, war Pardot Kynes mehr daran interessiert, meteorologische Daten zu sammeln, als sich in Sicherheit zu bringen. Sein Sohn Liet – erst zwölf Jahre alt, aber bereits ein erfahrenes Kind der Wüste – musterte die uralte Wetterkapsel, die sie in der verlassenen botanischen Teststation gefunden hatten. Er schien nicht davon überzeugt zu sein, dass die Maschine noch funktionstüchtig war.
Dann schaute Liet wieder über das Meer der Dünen auf den anrückenden Sturm. »Der Wind des Dämons in der offenen Wüste. Hulasikali Wala.« Und fast instinktiv überprüfte er die Einstellungen seines Destillanzugs.
»Ein Coriolissturm«, korrigierte Kynes die Fremen-Bezeichnung, die sein Sohn gewählt hatte, mit dem wissenschaftlichen Begriff. »Luftbewegungen über den offenen Ebenen, die durch die Rotation des Planeten verstärkt werden. Die Böen können Geschwindigkeiten bis zu siebenhundert Kilometern pro Stunde erreichen.«
Während sein Vater sprach, war der junge Mann damit beschäftigt, die eiförmige Wetterkapsel zu versiegeln, die Luftventile, die schwere Einstiegsluke und die eingelagerten Notvorräte zu überprüfen. Den Signalgenerator und Notsender beachtete er nicht weiter, da die statischen Störungen des Sandsturms jede Sendung in elektromagnetische Schnipsel zerfetzen würden.
In einer behüteteren Gesellschaft hätte man Liet als kleinen Jungen betrachtet, doch das Leben unter den abgehärteten Fremen hatte ihn bereits erwachsener als manche andere gemacht, die doppelt so alt wie er waren. Er konnte besser mit einer Notsituation umgehen als sein Vater.
Der ältere Kynes kratzte sich im sandgrauen Bart. »Ein großer Sturm wie dieser kann sich über vier Längengrade erstrecken.« Er schaltete die blassen Bildschirme der Analysegeräte in der Kapsel ein. »Er befördert Staubteilchen bis in eine Höhe von zweitausend Metern und hält sie in der Atmosphäre, sodass noch lange nach dem Sturm Sand vom Himmel rieselt.«
Liet rüttelte noch einmal an der Luke, um sich zu vergewissern, dass sie dem Sturm standhalten würde. »Die Fremen bezeichnen es als El-Sayal, den ›Sandregen‹.«
»Wenn du eines Tages zum Planetologen geworden bist, musst du die korrekten Fachbegriffe benutzen«, sagte Pardot Kynes in dozierendem Tonfall. »Ich schicke dem Imperator immer noch Berichte, wenn auch nicht so häufig, wie ich sollte. Ich glaube ohnehin nicht, dass er sie tatsächlich liest.« Er tippte auf ein Instrument. »Ah, es scheint, dass die meteorologische Front uns beinahe erreicht hat.«
Liet nahm die Abdeckung eines Sichtfensters ab und betrachtete die näher kommende weiß-braune Wand. »Ein Planetologe muss nicht nur wissenschaftliche Begriffe, sondern auch seine Augen benutzen. Schau mal aus dem Fenster, Vater.«
Kynes blickte seinen Sohn lächelnd an. »Es ist Zeit, die Kapsel zu starten.« Er weckte die Maschinen aus ihrem langen Schlaf und schaffte es, die beiden Suspensor-Staffeln in Betrieb zu nehmen. Die Kapsel stemmte sich gegen die Schwerkraft und löste sich schließlich vom Boden.
Das Maul des Sturmes schoss auf sie zu, und Liet schob die Abdeckung zurück, in der Hoffnung, dass der uralte meteorologische Apparat nicht auseinander fiel. Er hatte großes Vertrauen in die intuitiven Fähigkeiten seines Vaters, aber nicht in seine praktische Begabung.
Die eiförmige Kapsel stieg mithilfe der Suspensoren ohne Schwierigkeiten auf und schüttelte sich in den ersten Böen. »So!«, sagte Kynes. »Jetzt können wir mit der Arbeit beginnen …«
Der Sturm traf sie wie der Schlag einer riesigen Keule und schleuderte sie hoch in den Mahlstrom hinauf.
Einige Tage zuvor waren Pardot Kynes und sein Sohn während einer Exkursion in die offene Wüste auf eine botanische Teststation gestoßen, die vor Jahrtausenden aufgegeben worden war. Die Fremen hatten die meisten dieser Forschungseinrichtungen geplündert, doch diese Station, die sich in einer verborgenen Felsnische befand, war bislang unentdeckt geblieben.
Liet und er hatten die staubverkrustete Luke aufgebrochen, um einen Blick ins Innere zu werfen – wie Grabräuber, die im Begriff waren, in eine Totengruft hinabzusteigen. Sie hatten eine Weile in der Sonnenglut abwarten müssen, bis sich die tödliche abgestandene Luft verflüchtigt hatte. Pardot Kynes war im lockeren Sand auf und ab gegangen und hatte immer wieder den Atem angehalten, um den Kopf in das dunkle Loch zu stecken. Es hatte es kaum abwarten können, endlich einzusteigen und mit der Untersuchung zu beginnen.
Die botanischen Teststationen waren im Goldenen Zeitalter des alten Imperiums erbaut worden. Kynes wusste, dass dieser Wüstenplanet damals noch keine besondere Bedeutung gehabt hatte. Es gab keine nennenswerten Bodenschätze, und er eignete sich nicht zur Besiedelung. Als die Zensunni-Wanderer nach vielen Generationen der Sklaverei hierher gekommen waren, hatten sie gehofft, sich eine Welt zu schaffen, in der sie frei leben konnten.
Das war vor der Entdeckung der Gewürzmelange gewesen, der kostbaren Substanz, die es an keinem anderen Ort des Universums gab. In diesem Moment hatte sich alles geändert.
Kynes bezeichnete diese Welt nicht mehr als Arrakis, wie sie in den imperialen Akten geführt wurde, sondern benutzte stattdessen den Namen der Fremen: Dune. Obwohl er inzwischen zu einem Fremen geworden war, blieb er ein Diener des Padischah-Imperators. Von Elrood IX. hatte er den Auftrag erhalten, das Geheimnis des Gewürzes zu enträtseln: woher es stammte, wie es gebildet wurde, wie es aufzufinden war. Seit dreizehn Jahren lebte Kynes nun schon unter den Wüstenbewohnern; er hatte eine Fremen-Frau geheiratet und seinen Sohn als halben Fremen aufgezogen. Er sollte einmal in seine Fußstapfen treten und zum nächsten Planetologen des Wüstenplaneten werden.
Kynes' Faszination für diese Welt hatte niemals nachgelassen. Er nutzte begeistert jede Gelegenheit, etwas Neues zu lernen, selbst wenn er sich dazu mitten in einen Sturm wagen musste.
Die uralten Suspensoren der meteorologischen Kapsel summten wie ein wütender Wespenschwarm im Coriolissturm. Das Gefährt verhielt sich wie ein Ballon mit stählerner Hülle, als es von wirbelnden Luftströmungen durchgeschüttelt wurde. Staub schliff wie ein Sandstrahlgebläse über das Metall.
»Das erinnert mich an die Aurorastürme, die ich auf Salusa Secundus erlebt habe«, sagte Kynes. »Ein erstaunliches Phänomen – sehr farbenfroh und äußerst gefährlich. Ein solcher Sturm kommt plötzlich aus dem Nichts und kann dich wie ein Hammer zermalmen. Man sollte es tunlichst vermeiden, sich draußen aufzuhalten.«
»Hier wäre ich auch nur ungern draußen«, erwiderte Liet.
Unter dem Außendruck gab eine Metallplatte nach und wurde eingedellt. Luft drang mit einem schrillen Pfeifen durch den Riss. Liet machte sich sofort über die Bruchstelle her. Er hatte Reparaturwerkzeug und Dichtungsschaum bereitgehalten, weil er von Anfang an überzeugt gewesen war, dass die alte Kapsel dem Sturm nicht mehr standhalten würde. »Wir sind in Gottes Hand und können jeden Augenblick zerquetscht werden.«
»So hätte es auch deine Mutter ausgedrückt«, sagte der Planetologe, ohne von den Datenströmen aufzublicken, die von den Instrumenten in den Speicher flossen. »Schau nur, eine Böe wurde mit achthundert Stundenkilometern gemessen!« In seiner Stimme lag keinerlei Furcht, nur Faszination. »Ein gigantischer Sturm!«
Liet blickte sich zu ihm um, als der Schaum über dem Riss hart geworden war. Das Pfeifen hatte nachgelassen, sodass jetzt nur noch das dumpfe Tosen des Orkans zu hören war. »Wenn wir jetzt draußen wären, würde der Wind uns das Fleisch von den Knochen reißen.«
Kynes schürzte die Lippen. »Wahrscheinlich hast du Recht, aber du musst lernen, dich in objektiven und quantifizierbaren Begriffen auszudrücken. Eine Formulierung wie ›das Fleisch von den Knochen reißen‹ sollte man nicht in einem Bericht an den Imperator verwenden.«
Die Gewalt des Sturms und das Prasseln des Sandes steigerten sich zu einem Höhepunkt, dann fiel urplötzlich der Druck im Innern der Forschungskapsel ab, und es wurde totenstill. Liet blinzelte und schluckte, um wieder klar sehen und hören zu können. Die Stille schien in seinem Schädel zu pulsieren. Erst jetzt bemerkte er, dass die Hülle des Gefährts leise knackte und der Coriolissturm immer noch als geisterhaftes Flüstern zu hören war.
»Wir sind im Auge.« Pardot Kynes strahlte geradezu vor Begeisterung, als er von den Instrumenten zurücktrat. »Ein Sietch im Zentrum des Orkans, eine Zuflucht, wo man sie am wenigsten erwarten würde.«
Blau leuchtende statische Entladungen umzuckten sie, als sich durch die Reibung von Sand und Staub elektromagnetische Felder bildeten. »Mir wäre es lieber, jetzt in unserem Sietch zu sein«, gestand Liet.
Die meteorologische Kapsel trieb im Auge des Sturms, wo es still und verhältnismäßig sicher war. Im kleinen Fluggefährt hätten die beiden Menschen nun die Gelegenheit gehabt, als Vater und Sohn miteinander zu sprechen.
Aber sie taten es nicht …
Zehn Minuten später trafen sie auf die gegenüberliegende Wand des Sandsturms und wurden im nächsten Augenblick vom wahnsinnigen...
| Erscheint lt. Verlag | 30.11.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Der Wüstenplanet - Die Frühen Chroniken | Der Wüstenplanet - Die Frühen Chroniken |
| Übersetzer | Bernhard Kempen |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | House Harkonnen |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| Schlagworte | Der Wüstenplanet • diezukunft.de • Dune • eBooks • Ferne Zukunft • Frank Herbert • Future History • Serien • SPICE |
| ISBN-10 | 3-641-21016-X / 364121016X |
| ISBN-13 | 978-3-641-21016-8 / 9783641210168 |
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