Dr. Stefan Frank 2371 (eBook)
Bastei Entertainment (Verlag)
9783732539185 (ISBN)
Als sich die lebenslustige Ingenieurin Pia und der attraktive Unternehmer Levi kennenlernen, ist es Liebe auf den ersten Blick, und schnell sind die beiden ein Paar.
Alles könnte so schön sein, doch mit der Zeit hat Pia jedes Mal ein mulmiges Gefühl im Bauch, wenn Sie weiß, dass sie ihren Freund gleich wiedersehen wird. Er überrascht sie nämlich bei fast jedem Treffen mit sehr wertvollen Geschenken. Mehrfach hat sie ihn gebeten, nicht so viel Geld für sie auszugeben, doch er scheint ihre Einwände nicht ernst zu nehmen.
Die junge Frau fühlt sich unwohl bei dem Gedanken, dass Levi so viel Geld für sie ausgibt. Vor allem aber beschleicht sie ein unangenehmer Verdacht: Ihr Freund scheint zu denken, dass er sie mit seinen teuren Geschenken kaufen kann.
Als er ihr an ihrem Geburtstag erneut ein unfassbar teures Geschenk präsentiert, platzt Pia der Kragen. Was soll das? Hört Levi ihr denn nie zu? Aufgebracht läuft sie davon.
In ihrer Ratlosigkeit wendet sich Pia an ihren Hausarzt Dr. Frank, von dem sie weiß, dass er gut zuhören kann und oft wertvolle Ratschläge gibt. Ob der Grünwalder Arzt eine Idee hat, weshalb sich Levi so verhält?
„Körperliche Ursachen hat Ihre anhaltende Schlaflosigkeit nicht, Frau Baumann“, sagte Dr. Stefan Frank und betrachtete seine Patientin nachdenklich. „Aber Sie machen einen bedrückten Eindruck.“
„Ich wusste nicht, dass man mir das gleich ansieht“, erwiderte Manuela Baumann. Sie wirkte erleichtert über die Bemerkung ihres Hausarztes, denn sie war vor allem in die Praxis gekommen, um ihm wieder einmal ihr Leid zu klagen. Natürlich hatte er das geahnt.
„Es sieht bestimmt nicht jeder, aber ich kenne Sie ja nun schon eine Zeit lang, Frau Baumann.“
„Zum Glück.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln, das sich jedoch sofort wieder verflüchtigte.
Manuela Baumann war Anfang fünfzig, eine lebhafte, liebenswürdige Frau mit lockigen dunklen Haaren, in die sich erst jetzt einige graue Strähnen mischten. Sie hatte ein hübsches rundes Gesicht mit lebhaften dunklen Augen und bewegte sich noch immer wie ein junges Mädchen.
Wenn man sie so sah, wäre man nicht auf die Idee gekommen, dass sie erst vor Kurzem angefangen hatte, sich gegen ihren übermächtigen Mann zur Wehr zu setzen, der sie und den jetzt siebenundzwanzigjährigen Levi von Jahr zu Jahr mehr herumkommandierte, kritisierte und zu bevormunden versuchte.
„Es geht natürlich wieder einmal um meinen Mann“, sagte sie.
Stefan Frank nickte, er hatte nichts anderes erwartet.
„Wenn er so weitermacht, dann wird unser Sohn ein durch und durch unglücklicher Mensch“, fuhr sie fort. „Er wirkt nach außen hin ausgeglichen, aber ich weiß, wie es in ihm aussieht. Eigentlich will er nur eins: endlich von seinem Vater anerkannt werden. Aber wissen Sie was, Herr Dr. Frank? Ich fürchte mittlerweile, dass das nie passieren wird. Was Levi auch tut, er kann es meinem Mann nicht recht machen.“
Stefan Frank kannte Mann und Sohn seiner Patientin nur aus ihren Erzählungen, dennoch hatte er von beiden ein klares Bild – jedenfalls von ihren Charakteren –, weil Manuela Baumann sie bei fast jedem Besuch sehr plastisch beschrieb. Oft fragte er sich, ob sein Bild mit der Wirklichkeit übereinstimmte.
„Aber sagten Sie nicht, Ihr Sohn sei so erfolgreich mit seiner Krawattenmanufaktur?“
„Das ist es ja!“, rief sie. „Er hat diese heruntergewirtschaftete Firma gekauft und neu aufgebaut, und er hat es geschafft, den Laden, in dem die Krawatten verkauft werden, wiederzubeleben. Jetzt ist er stolzer Chef eines zwar kleinen, aber sehr erfolgreichen Unternehmens. Und was macht mein Mann?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Er sagt: ‚Was ist das schon, eine Krawattenfirma? Für meinen Sohn habe ich mir etwas anderes vorgestellt.‘ Sie müssten Levi mal sehen, wenn er sich solche Sätze anhören muss. Da kann er vorher noch so guter Dinge gewesen sein, das ist alles weg, wenn sein Vater erst einmal loslegt.“
„Was ja nicht verwunderlich ist, das würde jedem so gehen.“
Manuela Baumann nickte. Erst nach einem tiefen Atemzug, der sich wie ein Seufzer anhörte, sprach sie weiter.
„Für mich kam eine Scheidung bis vor Kurzem gar nicht infrage, Herr Dr. Frank. Ich habe immer gedacht, dass Menschen, deren Ehen scheitern, auch sonst gescheitert sind. Mittlerweile denke ich das nicht mehr. Ich fange an, ernsthaft über eine Trennung von meinem Mann nachzudenken.“
„Wie lange sind Sie jetzt verheiratet?“
„Fast dreißig Jahre“, antwortete sie leise. „Das ist sehr lange, ich weiß, aber so wie jetzt kann ich nicht weitermachen. Und wenn ich ehrlich sein soll, dann glaube ich, dass ich den Mut, über einen solchen Schritt nachzudenken, viel früher hätte haben sollen. Ich bin schon lange nicht mehr glücklich, aber ich bin davon ausgegangen, dass Levi seine beiden Eltern braucht. Heute denke ich, dass das falsch war. Er wäre ohne seinen Vater besser dran.“
„Weiß Ihr Sohn von Ihren Überlegungen?“
„Noch nicht. Ich habe ja auch noch keine Entscheidung getroffen. So etwas will wohl überlegt sein. Ich bin froh, dass ich mit Ihnen so offen reden kann, Herr Dr. Frank. Nicht einmal meine Freundinnen wissen von diesen Gedanken. Vermutlich wären sie entsetzt. Ich weiß, dass immer mehr Ehen scheitern, aber in unserem Freundes- und Bekanntenkreis ist niemand geschieden. Und in der Familie … Es wäre ein Skandal.“
„Einen Rat kann ich Ihnen nicht geben, Frau Baumann. Sie wissen sicherlich selbst am besten, was für Sie das Richtige wäre. Sie müssen tun, was Ihr Gefühl Ihnen sagt. Ich finde es gut, dass Sie sich mit der Entscheidung Zeit lassen.“
„Für mein Wohlbefinden wäre die Trennung das Richtige“, erwiderte sie lebhaft. „Aber ich muss zuerst klären, wie es finanziell aussähe – und auch, wie Levi damit zurechtkäme. Er könnte auf die Idee kommen, sich für das Scheitern der Ehe seiner Eltern verantwortlich zu fühlen, das möchte ich auf jeden Fall verhindern.“
„Einen Rat kann ich Ihnen vielleicht doch geben.“
„Ja?“, fragte sie, als Stefan Frank nicht weitersprach.
„Hören Sie für eine Weile mit dem Grübeln auf. Sehen Sie zu, dass Sie wieder gut schlafen, versuchen Sie, sich nicht allzu viele Sorgen zu machen, gönnen Sie Ihrem Gehirn eine Erholungspause. Und dann, nach ungefähr zwei Wochen, fangen Sie neu an zu denken. Mir hilft es manchmal, wenn ich mir selbst Pausen verordne. Es funktioniert leider nicht jedes Mal, häufig aber schon – und vor allem kann ich nach einer solchen Pause oft besser denken.“
Sie dachte darüber nach und nickte schließlich.
„Ich versuche es“, versprach sie. „Auf Wiedersehen, Herr Dr. Frank, danke für Ihre Geduld.“
„Gespräche sind manchmal wichtiger als eine Untersuchung“, erwiderte er.
Als Manuela Baumann gegangen war, machte er sich einige Notizen, wie nach jedem Patientenbesuch. Er notierte seine Eindrücke in Stichworten, so konnte er sicher sein, dass er bis zum nächsten Mal nichts Wichtiges vergaß.
Als er aufblickte, stand seine langjährige Mitarbeiterin Martha Giesecke an der Tür.
„Es ging wieder um Frau Baumanns Sohn, oder?“, fragte sie. „Oder um ihren Mann, was ja im Prinzip auf dasselbe hinausläuft.“
Er wunderte sich nicht über ihre Worte. Martha Giesecke wusste mindestens so viel über seine Patienten wie er, manchmal sogar mehr. Sie konnte nach außen hin brummig wirken, aber besonders langjährige Patientinnen und Patienten wussten, dass sie das berühmte Herz aus Gold hatte, und so geschah es nicht selten, dass ihr jemand beim Blutdruckmessen oder bei der Blutabnahme ein Geheimnis anvertraute.
Da Martha Giesecke sich im Laufe der Jahre überdies ein umfangreiches medizinisches Wissen angeeignet hatte und eine gute Menschenkennerin war, lag sie mit ihren Vermutungen über den Ursprung einer Krankheit, eines Unwohlseins oder ‚unerklärlicher‘ Schmerzen häufig richtig.
„Ja“, bestätigte Stefan Frank.
„Der Mann muss furchtbar sein“, fuhr Martha fort. „Ich an Frau Baumanns Stelle hätte mich schon längst scheiden lassen.“
„Was hat sie Ihnen denn über ihren Mann erzählt?“
„Nicht viel, aber sie hat ein paar Bemerkungen gemacht, dass ihr Sohn keine Chance hat, es seinem Vater recht zu machen, gleichgültig, was er tut, und dass sie deshalb Angst um ihn hat. Man muss ja bloß den Ausdruck ihrer Augen sehen und wie blass sie immer ist, dann weiß man, dass sie nicht glücklich ist.“
„Ich wollte mir den Laden des Sohnes immer mal ansehen, aber bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen. Dabei sind es von hier aus nur ein paar Minuten bis dahin, und ich habe sogar eine von seinen Krawatten im Schrank.“
„Ein Geschenk von Frau Dr. Schubert?“
Stefan nickte. Sein Haus stand in der Gartenstraße im Münchner Vorort Grünwald. Er praktizierte im Erdgeschoss, die Wohnung lag im Stockwerk darüber.
Von Anfang an hatte er sich in diesem Haus wohlgefühlt und nie bereut, sich für Grünwald als Wohnort entschieden zu haben – weit ab vom Trubel der Münchner Innenstadt, in ruhiger Umgebung mit viel Grün. In seinem Garten züchtete er Rosen, bevorzugt alte englische Sorten. Wenn er sich mit ihnen beschäftigte, konnte er am besten entspannen.
„Der Laden ist sehr schön“, erklärte Martha Giesecke zu seiner nicht geringen Überraschung.
„Tatsächlich? Waren Sie etwa dort und haben eine Krawatte gekauft?“, fragte er.
Wieder überraschte sie ihn.
„Ja, für meinen Neffen. Es war eine teure Krawatte, aber es ist ja bekannt, dass man bei Herrn Baumann keine Billigware bekommt. Der Laden sieht ein bisschen englisch aus, mit viel poliertem Holz. Die Beratung war ausgezeichnet.“
„Sieh mal einer an“, sagte Dr. Frank. „War Herr Baumann auch da?“
„Ja, er war mir gleich sympathisch. Leider trägt er einen Bart.“
Stefan Frank musste lachen.
„Warum gefallen Ihnen Bärte eigentlich nicht, Schwester Martha?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Es ist wohl einfach Geschmacksache. Dabei steht ihm der Bart sehr gut, er ist so ein dunkler Typ, sehr freundlich, sehr hilfsbereit. Eigentlich genau so, wie seine Mutter ihn immer beschreibt.“
Dr. Frank fand ihren Bericht sehr interessant und beschloss, seinem Bericht über Manuela Baumanns Besuch noch ein paar Anmerkungen hinzuzufügen.
„Sagen Sie mal, Schwester Martha, wieso haben Sie eigentlich so viel Zeit, mit mir zu reden? Hat sich der nächste Patient verspätet?“
Sie sah ihn ungläubig an.
„Haben Sie mal auf die Uhr gesehen, Chef?...
| Erscheint lt. Verlag | 29.11.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Dr. Stefan Frank |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Arzt • arzt-krimi • Arztromane • Bestseller • Bianca • Cora • der-Notarzt • Deutsch • Doktor • Dr. • dr daniel • dr laurin • dr norden • eBook • E-Book • eBooks • E-Books • Familiensaga • feelgood • Fortsetzungsroman • Frauen • für • Gefühle • Großdruck • große-schrift • Happy End • Heft-Roman • Herzschmerz • Historical • Hollywood • Julia • kaipurgay • Kindle • Klinik • Klinik-roman • Krankenhaus • Krankenschwester • Kurfürstenklinik • Landarzt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • martin-Kelter • Medizin • Mira • Modern • Nicholas Sparks • Patient • patricia-vandenberg • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • Schicksalsroman • Serie • spannend • tatsächlich liebe • Tiffany • Verlag • wohlfühlen |
| ISBN-13 | 9783732539185 / 9783732539185 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich