Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Wasserleichen -  Günter Janska

Wasserleichen (eBook)

4 Sommerkrimis für heiße Tage am Wasser
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
Morawa Lesezirkel (Verlag)
978-3-99049-951-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
WASSERLEICHEN ist der Sammeltitel für 4 Krimis, die mit Tod und Wasser zu tun haben. DER TOTE IM NEUFELDERSEE: Was wie ein Unfall im Jahr 1979 aussieht war ein fast perfekter Mord, den der gemütliche burgenländische Revierinspektor Geza Szalay aufgrund seiner Hartnäckigkeit aufdeckt. DAS TOTE MÄDCHEN IM ABLAUFBECKEN: Die Tote erzählt wie es dazu gekommen ist. Sie ist eine Wasserleiche. Es ist ihr einfach passiert. DER ERTRUNKENE TAUCHER IM ATTERSEE: Nichts ist wie es scheint - auf jeden Fall verbessert sich im Laufe des Krimis die finanzielle Situation der nicht gefundenen Wasserleiche. DER TOTE ABDUL IM SWIMMINGPOOL: Schildert die unterschiedliche Sicht eines tragischen Vorfalls. Im Zuge der aktuellen Flüchtlingsproblematik und vermehrter rechtsradikaler Aktivitäten soll hier dieser Unglücksfall aus der subjektiven Sicht der Zivilstreife, eines Bewohners, von Abdul und von Politik und Polizei beleuchtet werden.

Der gelernte Maschinenbauingenieur und Jurist war 30 Jahre im Immobilienbereich tätig. Nach seinem ersten Roman 'Mords Verwalter' mit Immobiliengschichtl'n schreibt er seit 2016 auch 'richtige Krimis' in Wien und an seinem Sommersitz in Zillingdorf/Bergwerk.

Rückblende (Samstag, 23.06.79 16:00)


Geza Szalay liebte die Wochenddienste, besonders in den letzten beiden Wochen. Es gab keinen zusätzlichen Stress von wegen „auf der Straße präsent sein“. Der Postenkommandant war nämlich seit vierzehn Tagen auf Urlaub. Da lief alles etwas gemütlicher ab.

Neufeld war nicht gerade ein Hotspot der Kriminalität, eher ruhig, höchstens das eine oder andere Eigentumsdelikt rund um den See, Verkehrsüberwachung und die übliche Schlägerei auf dem jährlichen Seefest.

Geza kannte die meisten der rund 2300 Einwohner. Sie mochten den trotz seiner Größe von Einsachtzig für sein Gewicht etwas zu kurz geratenen „Schandi“, den Gendarm, der jeden kannte, für jeden Zeit hatte und auch manchmal ein Auge zudrückte, wenn statt einer Verkehrsstrafe auch eine Verwarnung ausreichte. Besonders für die am Abend auf den leeren Gehsteigen im Finsteren vom Heurigen nach Hause fahrenden Radfahrer galt die allseits akzeptierte Regel, dass sie bei Fahrbahnquerungen vom Fahrrad abzusteigen hatten und ihr Fahrrad über die Fahrbahn bis zum nächsten Gehsteig schieben mussten.

Kein Pardon gab es jedenfalls bei alkoholisierten Fahrern, die ein Kraftfahrzeug mit ausländischem Kennzeichen W und N, also mit Wiener oder Niederösterreichischem Kennzeichen lenkten. Zum Abstrafen kam noch die Genugtuung dazu, die Täter am Weiterfahren hindern zu können. In der Regel gab es nämlich in solchen Fahrzeugen keinen anderen Insassen mit Führerschein und mit Fahrtüchtigkeit. Da blieb nur der Weg zur nächsten Telefonzelle, den Geza gerne wies und das Warten, bis von zu Hause ein Chauffeur aus der Verwandtschaft oder dem Freundeskreis als Rückholhilfe anreiste.

1954 flüchteten die Eltern gemeinsam mit dem jungen Geza aus Ungarn bei Schattendorf über die Grenze und wurden später in Neufeld aufgenommen. In einem Ort, wo Evangelische und Katholische mit Sozialisten und Kommunisten, Menschen mit Deutschen, Ungarischen und Kroatischen Vorfahren zusammenlebten, war ihre Integration in die Ortsgemeinschaft kein Problem. Die Eltern passten hierher und hatten bald Arbeit in der Chemiefabrik bei Medingers. Geza konnte in Eisenstadt zuerst zur Schule und später zur Gendarmerie gehen.

Neufeld und die Menschen in Neufeld wurden seine Heimat, hier war er zu Hause.

Dazu gehörten aber nicht unbedingt die rund 300 Pächter und die wenigen Eigentümer am See. Sie waren gemeinsam mit den Tagesgästen eine bunte Mischung aus Großfamilien, Tauchenthusiasten, Prolos, Alternativen und teils hochnäsigen Reichen mit Porsche, Pferd und Segelboot.

In den nächsten zwei Stunden sollte es draußen auf den überhitzten Straßen ruhig sein. Der Teer des Asphalts begann zu kleben. Das Strandbad war randvoll. Es gab sicherlich für keine der neu hinzukommenden Doppelluftmatratzen, wie sie jetzt modern waren, einen Platz mehr, höchstens nur mehr vereinzelt handtuchgroße Fleckchen in der Sonne. Die Mieter auf dem Campingplatz waren an solchen Tagen die wahren Könige. Jeder hatte seine zehn Quadratmeter nicht umkämpfter Bodenfläche mit Campingsesseln und Sonnenschirmen.

Auf den Plakaten war für Samstag das Seefest mit Kindernachmittag, für den Abend Live-Musik mit Tanzmöglichkeit und ein Riesenfeuerwerk angekündigt worden. In diesem Jahr gab es einmal mehr ein Traumwetter dafür.

Auf dem Wachposten surrte der Standventilator leise auf höchster Stufe und schaffte etwas Linderung. Die Fenster konnte man ja bei dieser Affenhitze nicht öffnen. Es würde wohl niemand vorbeikommen, weil es einfach zu heiss war.

Der Revierinspektor hatte seine Krawatte abgenommen und die Ärmel seines Uniformhemdes aufgekrempelt. Zur Feier des Tages bereitete er einen frischen Filterkaffee zu und ließ seinen Nescafe in der Schreibtisch-Lade. Er umrundete die ausgezogenen Schuhe, holte die Maresiflasche aus dem Kühlschrank und gab einen Schuss davon in den heraus gegossenen Kaffee. Dann rückte Geza den Luftstrahl des Ventilators zurecht, setzte sich an den Schreibtisch und begann, die Überschriften in der Kronenzeitung zu überfliegen.

Auf der Titelseite prangten grausliche Fotos vom Riesen-Öl-Teppich und den Rauchschwaden über einem Stahlskelett mit der Headline „KEIN ENDE IN SICHT“.

Die vor 14 Tagen explodierte Ölplattform im Golf von Mexiko brannte immer noch, irgendwo unterhalb auf dem Meeresboden waberten täglich 20.000 Barrel Öl aus einem Leck ins Meer.

Die Großaufnahme eines im Öl auf der Oberfläche krepierten Seevogels ließ Gezas Blutdruck steigen.

Er war einerseits verstört, andererseits nachträglich zufrieden mit seinem vorjährigen „Nein“ bei der Volksabstimmung. Mit der Ablehnung von Zwentendorf würde so eine Umweltschädigung wie in der Karibik oder wie beim Atomunfall, der letzthin im Atomkraftwerk von Three Mile Island in Amerika stattfand, bei uns auf der „Insel der Seligen“ wohl kaum auftreten.

Ja, vielleicht ein Dammbruch beim Maltakraftwerk, aber so was? Die nächsten Atomkraftwerke in Frankreich, Deutschland, England und Russland waren beruhigend weit weg und Meer gab es bei uns sowieso keines.

Trotzdem, bei der nächsten Tankfüllung wird er die Bilder der ölverdreckten Seevögel vor Augen haben.

„SEITE 3“ - die rothaarige, Badenixe am Poolrand trug anstelle ihres Bikinioberteils zwei ihre Blöße umfassende, verdeckende Hände, sonst nix. ‘Rothaarig‘ ergab sich nur aus dem Text, weil das auf dem einfärbig grauen Foto nicht erkennbar war. Na, ja, heute nicht wirklich zum Ausschneiden.

„KREISKY IV“ füllte mit der Regierungserklärung und den zugehörigen Kommentaren zwei weitere Doppelseiten. Wie lange der Alte es noch machte mit seinen 68 Jahren, obwohl er jetzt wieder gewonnen hatte. Geza murmelte vor sich hin: „Ist wie überall, wo die Senioren am Schalter sitzen und nicht zulassen, dass die Jungen es besser machen. Soll doch lieber den Charly Blecha oder den Androsch ranlassen! Mit einem Alter, wo du in der Privatwirtschaft schon längst in Pension bist, läßt sich der Kreisky für weitere vier Jahre wählen.“

„PAPSTBESUCH ZU HAUSE.“ Die Krone berichtete über die Aufbruchstimmung im kommunistischen Polen nach dem Besuch des frisch gewählten Papstes Johannes Paul II in seiner Heimat.

Geza hätte es als bessere Schlagzeile empfunden, wenn dort stünde: ’Polnische Touristen feiern mit Papst auf dem Petersplatz in Rom’, aber für diese Schlagzeile müßten die polnischen Kommunisten zuerst einmal zurücktreten und die Grenzen öffnen.

„LEUTE.“ Öde Kommentare zum abgesetzten Schah und der islamistischen Regierung in Persien überblätterte Geza. Ihn nervten die Tragödienartikel über die Farah Diba und ihren Mann, dem Schah Mohammed Reza Pahlavi. Jetzt saß sie mit dem vom Ayatollah aus Persien hinausgeschmissenen krebskranken Schah in Mexiko und wartete auf eine Einreise in die USA.

Nach dem Sturz des Schah gab es dort endlich - scheint es - eine vom Volk gewünschte Regierung.

Staberl, das heitere Bezirksgericht und das große Sonntagskreuzworträtsel kamen als nächstes dran.

Dann studierte Geza die Fussballtabellen. Eisenstadt würde seit dem Abstieg in 1975 auch heuer wieder nicht in die Bundesliga aufsteigen. Nächste Saison wieder kein burgenländischer Klub dabei. Austria war überlegener Tabellenführer und Fußballmeister. In der Torschützenliste stand der Austrianer Walter Schachner ganz oben.

„Ha, und hinter Schachner ist unser Siegendorfer Thommy Parits mit zwei Toren weniger an zweiter Stelle. Wenigstens EIN Burgenländer ist vorne dabei! Respekt, Respekt mit seinen 33 Jahren.“ Das war ja nicht zu erwarten nach seiner Rückkehr aus dem Ausland zur Austria.

Der Revierinspektor blätterte zur Chronik zurück.

Tod nach Überfall in Pottendorf

Der beim Tankstellenüberfall am letzten Montag in Pottendorf angeschossene Tankwart erlag gestern seinen schweren Verletzungen. Die Täter sind noch flüchtig.

Am Montag um 17:30 verließen zwei noch unbekannte Männer die Tankstelle zu Fuß und es ist zu vermuten, dass sie zur Flucht ein in der Nähe abgestelltes Fahrzeug benutzten. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, hat der Tankstellenbetreiber eine Belohnung von 7.000 Schilling ausgesetzt. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Polizei- oder Gendarmeriedienststelle entgegengenommen.

Neben dem Bericht waren auf einem unscharfen Foto aus einer Überwachungskamera zwei Personen in der Totale abgebildet, bekleidet mit Kapuzenjacken, Jeans, Turnschuhen und verspiegelten Nickelbrillen, der Große noch mit einigen Geldscheinen in der Hand, der Kleinere mit einer Pistole.

Geza war froh, dass er in den dreizehn Jahren seit seinem Eintritt bei der Gendarmerie...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99049-951-3 / 3990499513
ISBN-13 978-3-99049-951-1 / 9783990499511
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 540 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
CHF 14,65
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
CHF 9,75
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
CHF 9,25