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John Sinclair Sonder-Edition 36 (eBook)

Anubis - Wächter im Totenreich

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-3660-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair Sonder-Edition 36 - Jason Dark
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Er war ein Götze und ein Dämon. Von den alten Ägyptern wurde er in der Figur des Schakals dargestellt, und er wachte über die Seelen, die mit der Barke in das Reich der Toten fuhren.

Pharaonen, Gelehrte, Priester und Magier dienten ihm. Sie respektierten ihn, denn seine Kraft war göttergleich.

In der modernen Zeit gab es Menschen, die darüber lachten. Sie glaubten nicht an einen viertausendjährigen Fluch - bis Anubis erwachte ...

»Mister Ferguson«, rief ich mit etwas gebremster Stimme. »Mister Ferguson, melden Sie sich!«

Es tat sich nichts. Der Museumswärter gab keine Antwort. Meine Stimme verhallte in dem seltsamen Halbdunkel, das vor mir lag. Ich wusste nicht, wie es jetzt weitergehen sollte, denn Fergusons letzte Worte waren mir in guter Erinnerung geblieben, sie lagen erst fünf Minuten zurück.

»Warten Sie hier, Oberinspektor«, hatte mir der Mann gesagt. »Ich werde alles arrangieren.«

Was er arrangieren wollte, daran rätselte ich noch. Es stand nur fest, dass es um eine Sache ging, die mit der ägyptischen Mythologie zu tun hatte, um einen Gott, der von vielen verehrt und gleichzeitig gefürchtet wurde.

Um Anubis!

Man nannte ihn auch den Wächter im Totenreich. Um seine Person rankten sich zahlreiche Legenden, und noch heute sollte es Menschen geben, die an Anubis glaubten.

Was daran stimmte, wusste ich nicht. Ich konzentrierte mich auf den Museumswärter Ferguson, durch dessen Warnung ich alarmiert worden war.

Angeblich sollte es in seinem Museum spuken!

Es war keines dieser großen und gewaltigen Tempel, in dem Kultur aus der Vergangenheit ausgestellt wurde, nein, das Museum mitten in London galt als überschaubar und hatte sich auf ägyptische Kunst spezialisiert. Es waren zwar wenige Originale vorhanden, dafür gute Nachbildungen, die von einheimischen Künstlern geschaffen worden waren. Von Schülern und Studenten war das Museum tagsüber gut besucht. Die alten Ägypter waren »in«.

Und jeder Besucher wollte so viel wie möglich über diese Kultur wissen.

Ich war gekommen, um etwas über den seltsamen Spuk herauszufinden. Dabei sollte mir Gene Ferguson helfen.

Nun war er verschwunden.

Ich schaute auf die Uhr an meinem Handgelenk und stellte fest, dass wieder eine Minute vergangen war.

Laut genug hatte ich gerufen, und Ferguson hätte mich eigentlich hören müssen. Etwas hatte ihn daran gehindert. Und den Grund dafür wollte ich unter allen Umständen herausfinden.

Noch hatte ich mich nicht bewegt, stand starr auf dem Fleck und lauschte.

Nachts konnte ein Museum unheimlich wirken. Besonders in den Gängen und Hallen, die nicht beleuchtet waren, lauerte etwas, das man nicht erfassen konnte. Vielleicht war es ein Hauch aus der fernen Vergangenheit, die in der Dunkelheit zu spüren war, denn diese Ausstellungsräume besaßen stets eine besondere Atmosphäre.

Da hallte jeder Schritt, da gab es Echos, die irgendwo in der Tiefe verklangen und mir wie Antworten vorkamen. Schatten bekamen eine Bedeutung, als wären die Geister der alten Gegenstände wieder zu einem finsteren Leben erwacht.

Allmählich machte ich mir Sorgen. Ferguson hätte mich hören müssen. Dass er sich nicht meldete, musste einen Grund haben. Vielleicht war ihm etwas passiert.

Ich räusperte mir die Kehle frei und setzte mich in Bewegung. Vor mir erstreckte sich ein Gang, der zu einem breiten Türdurchbruch führte. Was dahinter lag, wusste ich nicht, Ferguson war dort verschwunden. Die Beretta ließ ich stecken, als ich behutsam einen Fuß vor den anderen setzte. Ich wollte nicht gehört werden. Der blankgescheuerte Boden half mir dabei, zudem trug ich weiche Sohlen, sodass meine Schritte kaum zu hören waren.

Ich schlich dem Durchbruch entgegen und sah in die graue Dunkelheit hinein.

Kein Lichtstrahl zerschnitt sie. Durch die großen Fenster, die sich an den Wänden abzeichneten, drang kaum Helligkeit.

Obwohl ich die Ausmaße des Ausstellungsraums nicht abschätzen konnte, fühlte ich irgendwie, dass ich mich in einer großen Halle befand.

Nach zwei weiteren Schritten blieb ich stehen, schaute mich um und entdeckte nur Umrisse. Es waren Figuren der unterschiedlichsten Größe, manche so groß wie ein ausgewachsener Mensch. Einige waren durch Kästen geschützt, die ebenso wie die Ausstellungsstücke auf einem Sockel standen.

»Mister Ferguson?«

Noch einmal rief ich zischend den Namen des Mannes.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch, das in der Dunkelheit zusätzlich einen unheimlichen Touch bekam. Auf irgendeine Art und Weise erinnerte es mich an ein Kratzen und Schleifen. Es war vor mir entstanden und drang aus der Finsternis an meine Ohren.

Wohl war mir nicht, denn ich rechnete mit dem Schlimmsten. Ich hakte die große Taschenlampe von meinem Gürtel los und schob mit dem Daumen den Kontaktknopf hoch. Augenblicklich fiel ein weißer Strahl in den Raum und zeichnete einen runden Fleck auf den Boden.

Ich ließ den Fleck wandern. Er berührte den Sockel und strich über die großen Figuren, als wollte er sie zu geisterhaftem Leben erwecken.

Für die Kunstwerke hatte ich keinen Blick. Meine Suche galt dem Museumswärter.

»Mister Ferguson!«

Mein Gott, er musste doch antworten.

Abermals vernahm ich kein Geräusch. Ich bewegte meinen Arm nach rechts und hielt die Luft an, denn ich hatte etwas gesehen.

Ferguson lag auf dem Boden.

Ich erschrak, denn ich hatte es wahrscheinlich mit einem Toten zu tun. Der Mann war auf schlimmste Art und Weise gestorben, und der helle Lichtkegel enthüllte gnadenlos jedes grausame Detail.

Ferguson lag auf der Seite. Seine Züge waren eingefroren, verzerrt, der Mund stand offen, die Augen blickten glasig, und dort, wo sich seine Kehle befand, sah ich das Allerschlimmste.

Blut! Dunkles, sprudelndes Blut, das aus einer großen Wunde rann, die ihm jemand gerissen hatte.

Ich war geschockt. Damit hatte ich nie gerechnet. Wie konnte so etwas nur geschehen? Und wer war für diese Scheußlichkeit verantwortlich?

Bisher hatte ich ihn nur aus einer gewissen Entfernung angeschaut. Ich wollte näher heran, denn ich musste feststellen, wie er gestorben war. Und vielleicht lebte er ja auch noch.

Ich kniete neben ihm nieder. Der Schatten einer Figur fiel auf uns, und ich schaute in die gebrochenen Augen eines Toten. Nein, da war nichts mehr zu machen. Diesen Menschen hatte es voll erwischt. Er war auf grauenvolle Art und Weise gestorben. Die Geräusche, die ich vernommen hatte, hatten die letzten Sekunden seines Lebens erfüllt.

Ich schüttelte mich und machte mir Vorwürfe, weil ich den Besuch nicht ganz ernst genommen hatte. Nun war er zu einem tödlichen Ernst geworden, und ich dachte schlagartig daran, dass ich den Mörder nicht gehört hatte.

Befand er sich noch im Museum?

Bei diesem Gedanken zog sich mein Magen zusammen. Ich musste schlucken, und über meinen Rücken kroch eine Gänsehaut. Wenn meine Annahme stimmte, lauerte er sicherlich irgendwo auf mich.

Der Schein der Taschenlampe bildete eine weiße Insel inmitten der Dunkelheit. Er gab eine gute Zielscheibe ab.

Sofort warf ich mich zur Seite, stand auf und ließ den Strahl wandern. Er fiel auch auf die Figur, die einen Schatten auf den Toten und mich geworfen hatte. Jetzt sah ich sie genauer und stellte fest, dass es sich um eine aus Stein gefertigte Abbildung des Gottes Anubis handelte.

Er wurde stets in der Form eines Schakals dargestellt. Hier war es nicht anders. Das versteinerte Tier stand auf einem Sockel. Es sah aus wie ein großer Hund, der seinen Körper vorgestreckt und das Maul geöffnet hatte, als wollte er einen klagenden Laut ausstoßen, der in der Weite einer Wüstennacht verhallte.

Daran war nichts Ungewöhnliches. Etwas anderes war dagegen unnormal. Es versetzte mir einen tiefen Schock.

Die Schnauze des Schakals war blutverklebt!

***

Ich hielt den Atem an und schüttelte den Kopf. Im ersten Augenblick glaubte ich an eine Täuschung, leuchtete direkt auf das Maul und sah mich bestätigt.

Im hellen Lichtkegel schimmerte das Blut dunkelrot, das sich am hinteren Rand der Schnauze gesammelt hatte und von dort langsam zu Boden tropfte.

Ich hörte dieses leise Platschen, und in meinem Innern verkrampfte sich etwas.

War dieser Schakal der Mörder?

Normalerweise unmöglich, wobei ich dieses Wort aus meinem Repertoire gestrichen hatte. Mir war so viel untergekommen, dass ich mit allem rechnen musste.

Vorsichtig streckte ich die Hand aus und berührte die Figur. Ich rechnete damit, auf kalten Stein zu fassen. Doch die Figur fühlte sich seltsam warm an, als würde Leben in ihr stecken. Ein lebendiger Stein. Sogar ein Killer. Damit musste ich fertig werden.

Mit den Fingerspitzen strich ich über das erstarrte Fell. Vorsichtig näherte sich meine Hand auch dem Kopf.

Da spürte ich die Bewegung!

Blitzschnell zog ich den Arm zurück, ging einen Schritt zurück und leuchtete Anubis an.

Der helle Strahl traf genau seinen Schädel, der über den Rand des Sockels hinwegschaute. Auch die Augen wurden von dem Lichtstreifen berührt.

Kleine, heimtückische Kugeln inmitten des Kopfes. Sie erinnerten mich an kalte Perlen, die leblos zu sein schienen und dennoch voller Leben steckten, denn sie schauten mich gnadenlos an.

Hatte ich wirklich einen Mörder vor mir?

Ich hielt den Atem an, weil ich plötzlich die Bewegung der steinernen Anubisfigur wahrnahm. Der Schakal drehte und schüttelte den Kopf, und sein Fell sträubte sich dabei. Die einzelnen Härchen wirkten so, als würde ein unsichtbarer Kamm über sie hinwegstreichen.

Seine Flanken zitterten, die Beine ebenso, und ich wechselte die Taschenlampe in die linke Hand, um mit der rechten meine mit Silberkugeln geladene Beretta zu ziehen.

Wenn der Schakal sprang, wollte ich feuern!

Noch hielt er sich zurück und drehte den Schädel so, dass er mich aus seinen kalten, gefühllosen Augen...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2016
Reihe/Serie John Sinclair Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • blutig • Clown • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Gruselroman • Grusel-Roman • Horror • Horror Bücher ab 18 • Horror-Roman • horrorserie • horror thriller • Horror-Thriller • Jason Dark • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Sinclair • Slasher • spannend • Splatter • Stephen King • Stephen-King • Steven King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zombies
ISBN-10 3-7325-3660-2 / 3732536602
ISBN-13 978-3-7325-3660-3 / 9783732536603
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