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Jerry Cotton 3095 (eBook)

Die falsche Wahrheit

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
9783732536634 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3095 - Jerry Cotton
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Der mexikanische Präsident hatte sich zum Besuch in den USA angekündigt. Natürlich waren wir vom FBI darin involviert. Als sich das Grundrauschen in Verbrecherkreisen, besonders bei Mittel- und Südamerikanischen Kartellen, deutlich verstärkte, wurden wir aufmerksam. Als dann in einem Bundesgefängnis ein Kartell-Killer ermordet wurde und der Sohn eines mexikanischen Unternehmers spurlos verschwand, war bei uns höchste Alarmstufe angesagt...

Ich nahm im FBI Headquarter gerade an einer Konferenz teil, als mein Smartphone klingelte. Schnell stand ich auf und trat zur Seite, um die anderen Teilnehmer nicht zu stören.

»Inspektor Cotton hier.«

Ich erkannte die Stimme eines Agent aus der Telefonzentrale.

»Wir haben einen Häftling aus dem Central Detention Facility in der Leitung, einen gewissen Paco Silva. Er will nur mit Ihnen reden. Angeblich sei es dringend.«

Paco Silva war ein Killer des mexikanischen Cinco-Kartells, den Phil und ich vor einigen Jahren verhaftet hatten. Seitdem saß er in der Strafanstalt in der D Street in Washington. Zuletzt hatte ich ihn bei der Gerichtsverhandlung gesehen. Silva war ein unangenehmer Kerl, brutal und hinterhältig. Ein Menschenleben bedeutete ihm nicht viel.

»Also gut, stellen Sie das Gespräch durch.«

Es knackte und rauschte kurz, dann erklang eine blechern verzerrte Stimme mit leichtem Latino-Akzent.

»Buenas Dias, Inspektor Cotton. Gut, dass ich Sie so schnell erreichen konnte.«

»Sparen Sie sich die Höflichkeitsfloskeln. Was wollen Sie von mir, Silva?«

Der Verbrecher lachte, als ob ich einen Scherz gemacht hätte.

»Ich will Ihre Karriere fördern. So freundlich bin ich zu Ihnen. Von mir kriegen Sie Informationen, die beim FBI die Sektkorken knallen lassen.«

»Soso.« Man konnte meiner Stimme vermutlich meine Skepsis anhören. »Und was genau wollen Sie mir mitteilen?«

»Nicht am Telefon.« Silva sprach jetzt leiser. »Mir steht nur ein kurzer Anruf pro Woche zu. Besuchen Sie mich, am besten noch heute. Dann packe ich aus. Es soll nicht zu Ihrem Nachteil sein, Inspektor Cotton.«

Im Hintergrund waren hallende Stimmen und Schritte zu hören, außerdem metallisches Klappern und unverständliche Lautsprecherdurchsagen. Es herrschte eine typische Gefängnisatmosphäre.

»Und was haben Sie davon, dass Sie plötzlich so auskunftsfreudig sind? Sie wollen doch auch einen Vorteil für sich herausschlagen, oder?«

»Das werden Sie verstehen, wenn wir uns gegenübersitzen. Adios, bis später.«

Das Telefonat war beendet. Während ich mein Smartphone wieder einsteckte, rief ich mir den Fall Paco Silva in Erinnerung. Wir hatten dem Killer des Cinco-Kartells drei Morde nachweisen können. Silva hatte konkurrierende Dealer getötet, die so dumm gewesen waren, im Gebiet des Cinco-Kartells zu wildern.

Da er die Bluttaten in den USA begangen hatte, saß er auch hier bei uns die Strafe von drei Mal lebenslänglich ab. Allerdings hatte sein Heimatland Mexiko auch ein Auslieferungsersuchen gestellt. Dort hatte er nämlich ebenfalls einige Menschen auf dem Gewissen. Aber wegen juristischer Spitzfindigkeiten zog sich die Sache hin, und Silva befand sich immer noch in unserem Land.

Ob er auspacken wollte, um hierbleiben zu dürfen? Bei seinem Prozess hatte er nur das Allernötigste zugegeben und seine Bosse nicht verraten. Ob ihm in Mexiko Unheil drohte? Womöglich war inzwischen bei Silva ein Sinneswandel eingetreten.

Ich hatte den Konferenzsaal verlassen, um telefonieren zu können. Nun öffnete ich die Tür und gab Phil ein Zeichen, der ebenfalls an der Besprechung teilnahm. Er kam zu mir auf den Flur.

»Was gab es denn so Wichtiges, Jerry?«

Ich erzählte ihm von dem Anruf. Phil runzelte die Stirn.

»Ob Silva dich wegen dem Staatsbesuch des mexikanischen Präsidenten sprechen will? Es ist ja kein Geheimnis, dass der Politiker in wenigen Tagen hierherkommt. Die Zeitungen und TV-Stationen posaunen es ja schon seit längerer Zeit hinaus.«

»Das stimmt. Aber woher kann Silva wissen, dass wir in den Schutz des Staatsgastes eingebunden sind? Die Zusammensetzung unserer Planungsgruppe ist geheim. Die Pressestelle hat nur verlautbart, dass Vorbereitungen getroffen werden.«

»Vielleicht ist das dem Verbrecher gar nicht bewusst, Jerry. Wir sind nun mal seine einzigen Kontakte beim FBI. Also hat er nach jemandem verlangt, den er kennt. Lass uns noch die Planung gerade zu Ende bringen. Anschließend fährst du zu ihm, dann erfährst du mehr. Ich halte hier die Stellung und notiere alles, was wichtig ist.«

Das war wirklich die beste Lösung. An der Konferenz nahmen außer uns und weiteren FBI-Kollegen auch noch Agents des Secret Service teil, der für den Schutz des amerikanischen Präsidenten zuständig ist. Die beiden Staatsoberhäupter wollten in Washington zusammentreffen. Und natürlich hatten wir auch Federales von der mexikanischen Bundespolizei mit ins Boot geholt, um die Sicherungsmaßnahmen abzustimmen.

Ich nickte Phil zu.

»Okay, so machen wir es.«

Nach einer knappen Stunde entschuldigte ich mich bei den anderen und versprach, so schnell wie möglich wieder zurück zu sein.

***

Ich nahm mir einen Chevrolet Tahoe aus der FBI-Fahrbereitschaft und brach Richtung Südosten auf. Ich kam im hauptstädtischen Verkehr relativ zügig durch und erblickte nach gut zwanzig Minuten die abweisenden Mauern des Central Detention Facility. Schon bei der Sicherheitskontrolle fiel mir die gereizte Stimmung auf.

»Ist etwas vorgefallen?«, fragte ich den bulligen Wachbeamten, der meinen Dienstausweis checkte.

»Das kann man wohl sagen, Inspektor Cotton. Es hat unter den Insassen einen Mord gegeben.«

Mir kam sofort ein Verdacht.

»Hieß das Opfer Paco Silva?«

»Ja, allerdings.« Der Officer wurde hellhörig. »Weshalb fragen Sie?«

»Weil dieser Gefangene angeblich eine wichtige Information für mich hatte. Er rief mich vorhin im FBI Headquarter an. Deshalb bin ich überhaupt hier.«

Der Uniformierte führte mich zum stellvertretenden Direktor, der die Untersuchung des Mordes leitete. Der schlaksige Anzugträger mit dem schütteren Haar hieß Malcolm Snyder. Nachdem ich mich ihm vorgestellt hatte, kamen wir sofort auf den Fall zu sprechen.

»Gewalttätigkeiten zwischen den Gefangenen und gegen unser Wachpersonal sind leider an der Tagesordnung«, seufzte Snyder. »Aber Morde kommen nicht so oft vor. Wir führen ständig unangekündigte Durchsuchungen der Zellen durch. Der Erfolg hält sich leider in Grenzen. Die Insassen sind unglaublich erfinderisch, wenn es um Verstecke für ihre verbotenen Gegenstände oder ihre Drogen geht. Die Mordwaffe war in diesem Fall eine angespitzte Zahnbürste. Der Täter wusste genau, wie er sie einsetzen musste. Silva hatte keine Chance.«

»Konnten Sie den Killer festsetzen?«

»Ja, wenigstens in dieser Hinsicht waren wir erfolgreich. Silva wurde unter der Dusche erstochen, dort befanden sich auch andere Gefangene. Durch die Schreie und das Fluchen wurde ein Wachbeamter aufmerksam. Als er den Täter mit der blutigen Tatwaffe in der Hand erblickte, setzte er ihn sofort mit Pfefferspray außer Gefecht. Der Mörder leistete dann keinen weiteren Widerstand mehr.«

»Wie lautet sein Name?«

»Derek Hastings. Er verbüßt eine lebenslängliche Strafe wegen Mordes und hat buchstäblich nichts mehr zu verlieren. Eine vorzeitige Entlassung ist bei ihm sowieso ausgeschlossen, weil er keine Reue zeigt und hier in der Strafanstalt schon zuvor mehrfach andere Gefangene angegriffen hat.«

Ob also Silva nur ein Zufallsopfer gewesen war? Das kam mir sehr unwahrscheinlich vor. Allerdings herrscht hinter Gefängnismauern ein Geflecht an Abhängigkeiten und Feindschaften, das man als Außenstehender nur sehr schwer durchschaut.

»Kann ich mit Hastings sprechen?«

»Ja, das lässt sich einrichten. Wir haben ihn in Isolationshaft gesteckt, nachdem er Silva niedergestochen hatte.«

Ich dachte kurz nach.

»Silva hat mich heute Morgen angerufen, weil er mir etwas mitteilen wollte. Können Sie sich vorstellen, worum es sich gehandelt haben könnte? Verhielt sich Silva in letzter Zeit anders? Bekam er Besuch von anderen Personen als zuvor?«

Der stellvertretende Direktor überlegte kurz, bevor er antwortete.

»Was die Besucherliste angeht, die kann ich Ihnen zur Verfügung stellen. Aber ob der Gefangene sich verändert hat, kann ich Ihnen nicht sagen. Da fragen Sie am besten die Wachbeamten, die in dem Block tätig sind. Die haben schließlich tagtäglich mit ihren Schäfchen zu tun.«

Dieses Angebot nahm ich gern an. Snyder ließ zunächst den Mörder in den Besucherraum bringen, wo ich schon Platz nehmen durfte. Als wenig später Hastings zu mir geführt wurde, waren seine Handgelenke ebenso gefesselt wie seine Fußgelenke. Beide waren durch eine Kette miteinander verbunden. Hastings konnte also nur ganz kleine Schritte machen, wobei die Stahlglieder seiner Fesselung gegeneinanderklirrten. Er grinste zynisch.

»Ich komme mir vor wie eine verfluchte Ballerina, wenn ich hier so entlangtrippeln muss.«

»An eine Balletttänzerin erinnern Sie mich aber nicht, Hastings«, sagte ich und stellte mich mit Namen und Dienstgrad vor. Dann kam ich sofort zur Sache. »Warum haben Sie Paco Silva umgebracht?«

Der Gefangene ließ sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Die beiden Wachbeamten, die ihn begleitet hatten, blieben mit einigen Schritten Abstand hinter ihm stehen.

Hastings war ein großer, breit gebauter Schwarzer, der offensichtlich hinter Gittern viel Zeit mit Krafttraining verbrachte. Silva hatte einen ähnlichen Körperbau gehabt.

»Ich konnte den Bohnenfresser noch nie ausstehen, Inspektor Cotton. Wieso kümmert es überhaupt das FBI, wenn so einer krepiert? Sie können doch froh sein, dass Sie Silva nicht weiter durchfüttern müssen.«

Hastings’...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2016
Reihe/Serie Jerry Cotton
Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Ermittler • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimis • Mord • Mörder • Polizei • Polizist • Spannungsroman • Tatort • Thriller • Verbrechen
ISBN-13 9783732536634 / 9783732536634
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