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Die Medusa-Chroniken (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2016
637 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-19300-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Medusa-Chroniken - Stephen Baxter, Alastair Reynolds
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(CHF 5,85)
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Aufbruch zum Jupiter

Bei einem schrecklichen Unfall verlor Commander Howard Falcon einst beinahe sein Leben, nur die hochentwickelte Technologie seiner Zeit konnte ihn damals retten. Nun macht er sich – halb Mensch, halb Maschine – auf eine atemberaubende Reise in die Zukunft, eine Reise durch Raum und Zeit. Es ist der Beginn eines Abenteuers, das die Geschichte des Menschen im Universum neu schreiben wird. Mit Die Medusa-Chroniken haben die beiden Science-Fiction-Ikonen Stephen Baxter und Alastair Reynolds erstmals gemeinsam einen Roman geschrieben – ein Meisterwerk der modernen Science-Fiction.

Stephen Baxter, 1957 in Liverpool geboren, studierte Mathematik und Astronomie, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er zählt zu den international bedeutendsten Autoren wissenschaftlich orientierter Literatur. Etliche seiner Romane wurden mehrfach preisgekrönt und zu internationalen Bestsellern. Stephen Baxter lebt und arbeitet im englischen Buckinghamshire.

1

Die Wellen des winterlichen Ozeans krachten gegen den Rumpf und spien ihre Gischt über die Bugreling. Sie hätten ebenso gut gegen Felswände anstürmen können, was ihre Wirkung auf das große Schiff betraf. An Deck war nichts von der Dünung zu spüren, nicht das geringste Schaukeln. Die Sam Shore fühlte sich so stabil und ruhig an, als wäre sie am Meeresgrund verankert.

Was stimmte also nicht?

Falcons Blick huschte nach backbord und nach steuerbord.

Heranzoomen und scharf stellen.

Maschinen tummelten sich im grauen Wasser. Dank ihrer fahlweißen Körper waren sie leicht mit Lebewesen zu verwechseln.

Verfolgen und vergrößern.

Die schnittigen Gebilde, jedes ein paar Meter lang und mit Kameras, Greifarmen und miniaturisierten Sonarkapseln ausgerüstet, schwammen anmutig neben dem riesigen Schiff her. Manchmal kamen sie beunruhigend nah heran, und Falcon fragte sich, ob diese Aktivitäten bei der kabbeligen See wirklich ungefährlich waren. Was, wenn sie mit dem Rumpf des Flugzeugträgers kollidierten? Die Sicherheit von Präsidentin Jayasuriya stand auf dem Spiel …

»Na, halten Sie Ausschau nach Walen, Howard?«

Falcon drehte sich einigermaßen widerwillig um. Die Ballonräder seines Untergestells rutschten über das feuchte Deck. Aber schließlich war er hier, um Menschen um sich zu haben; nicht einmal Howard Falcon war ein solcher Einsiedler, dass er eine Einladung der Weltpräsidentin abgelehnt hätte, Silvester mit ihr auf dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt zu verbringen. Schon gar nicht dieses Silvester, die Geburt des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts. Und es überraschte ihn nicht, wer ihn da gefunden hatte, mit niemand Geringerem als der Kapitänin im Schlepptau. Beide beschirmten sie das Gesicht gegen die Kälte und die Gischt und kniffen die Augen fest zusammen.

»Geoff Webster«, sagte Falcon. »Kaum steige ich aus dem Shuttle, haben Sie mich auch schon aufgespürt.«

Webster grinste. »Jedes Mal, wenn Sie aus dem Weltraum herunterkommen, Howard, höre ich Himmelstrompeten.«

Administrator Webster, über sechzig Jahre alt, war einer von Falcons ältesten Freunden, einer der wenigen, mit denen er nach dem Unfall der Queen Elizabeth IV in Kontakt geblieben war. Websters Benehmen gegenüber Falcon hatte sich seit dessen Rekonstruktion kein Jota geändert; er war so knurrig und ehrlich wie immer. Und als Leiter des Amtes für Langfristige Planung, einer der wichtigsten Abteilungen des Sekretariats für Strategische Entwicklung, war er ein nützlicher Verbündeter. Tatsächlich wäre ohne Websters Unterstützung wohl nichts aus Falcons letztem bahnbrechenden Abenteuer geworden: seinem Alleinflug in die Jupiterwolken, von dem er erst vor wenigen Monaten zurückgekehrt war.

Jetzt grinste Webster und stellte ihm seine Begleiterin vor. »Howard Falcon, darf ich Sie mit Captain Joyce Embleton bekannt machen.«

Man musste es Embleton hoch anrechnen, dass sie nicht zögerte, ihm die Hand zum Gruß zu reichen, und dass es ihr gelang, nicht das Gesicht zu verziehen, als Falcon sie mit dem ergriff, was ihm als Hand diente. »Freut mich sehr, Sie an Bord zu haben, Commander Falcon.«

Sie war adrett und aufrecht, mit einer modischen Glatze unter einer prunkvollen Uniformmütze, die zum Schutz vor dem Wind und der Gischt tief heruntergezogen war und stramm auf dem Kopf saß. Und zu Falcons Überraschung klang sie wie eine waschechte Britin, obwohl sie hier das Kommando über den einstigen Stolz der US Navy führte. Aber es war ja schließlich auch schon über sechzig Jahre her, dass Großbritannien und Amerika in der Atlantischen Partnerschaft vereinigt worden waren.

»Sie sind eine echte Berühmtheit, Commander. Wir alle haben Ihre Spritztour in die Tiefen des Jupiters früher in diesem Jahr verfolgt. Durchaus möglich, dass Sie von einigen jüngeren Mitgliedern der Crew mit Autogrammwünschen belästigt werden. Obwohl …« Sie warf einen Blick auf Falcons Oberkörper.

»Ob Sie’s glauben oder nicht, meine Unterschrift kriege ich immer noch hin«, sagte Falcon trocken.

Webster funkelte Falcon an. »Wir sind hier zu Gast, Howard. Seien Sie nett.«

Embleton ging um Falcon herum und musterte ihn nüchtern. »Sie kommen mir nicht wie eine Mimose vor. Es steckt noch immer etwas von dem Menschen in Ihnen, der Sie mal waren, nicht wahr? Dies ist das Gesicht, das Ihnen Ihre Mutter gegeben hat, selbst wenn es eine ziemlich unbewegliche, ledrige Maske geworden ist.«

»Man hat mich vor Ihrer Unverblümtheit gewarnt, Captain Embleton. Ich dachte, das könnte nur eine Übertreibung sein.«

»War es nicht. Unverblümtheit spart Zeit, finde ich.« Sie legte den Kopf schief und sah ihn an. »Ah, Sie versuchen zu lächeln, wie ich sehe.«

»Ich verspreche, Ihre Gäste nicht in Angst und Schrecken zu versetzen, indem ich das allzu oft mache.«

»Mir drängt sich die Frage auf, ob Sie etwas benötigen, was Sie warm hält. So geht es jedenfalls den meisten unserer Gäste in diesem feuchten atlantischen Wind, obwohl unsere Sonar- und elektromagnetischen Schirme das Schlimmste abhalten.« Sie schnippte mit den Fingern. »Conseil?«

Ein Roboter von der Größe einer Mülltonne rollte von einer anderen Gruppe von Gästen weg und auf die Kapitänin zu. »Kann ich behilflich sein?«

Der überraschte Falcon verspürte einen nostalgischen Zauber. »Hallo, Kleiner. Kann man mit dir einen Schneemann bauen …?«

Webster zog die Augenbrauen hoch.

»Schon gut.«

»Commander«, sagte Embleton. »Wir können Ihnen alles besorgen, was Sie brauchen.«

»In Situationen wie diesen wollen die meisten Leute wissen, ob ich rostanfällig bin.«

»Das lag mir auch auf der Zunge. Jedenfalls werden Sie sich hier bestimmt nicht wie ein Fremdkörper fühlen.« Sie beugte sich vor und murmelte diskret: »Sie sind nicht unser einziger Gast aus dem Weltraum. Schauen Sie mal nach steuerbord rüber.«

Falcon sah eine Gruppe hochgewachsener, eleganter Passagiere; wenn sie sich bewegten, schimmerte Metall an ihren Armen und Beinen, und selbst von hier aus konnte er das Surren von Servomotoren hören. »Marsianer?«

»Dritte Generation. Hohe Tiere aus Port Lowell. Auf der Erde kommen sie ohne ihre Exoskelette gar nicht erst aus dem Bett. Und wie ich höre, hat die intensive Arbeit, die zu Ihrer Rettung geleistet wurde, diese Technologie rasant vorangetrieben.«

»Freut mich, dass ich von Nutzen sein konnte«, sagte Falcon.

Embleton nickte. »Mit dem Lächeln klappt es vielleicht nicht so gut, Commander, aber um einen witzigen Spruch sind Sie nie verlegen.« Sie traten einen Schritt näher an die Reling am Rand des Decks. »Und unsere Wassergeister scheinen es Ihnen angetan zu haben.«

»So nennen Sie sie …? Ich gehöre zwar zur World Navy, Captain, aber hier bin ich doch überfordert. Es hat eine Weile gedauert, bis ich herausgefunden hatte, dass diese Biester mechanisch sind und keine exotischen Delfine.«

»Nun, es gibt hier Delfine – und alle möglichen anderen Tiere. Die Meere haben sich recht gut erholt seit den schlechten alten Zeiten. Nein, diese Geister betrachtet man am besten als Wächter – und sie sind uns eine große Hilfe. Kommen Sie, begleiten Sie mich …«

Es war ein ziemlich weiter Weg. Das Flugdeck des Flugzeugträgers war über anderthalb Kilometer lang, wie man den Passagieren erzählt hatte, und von Luken durchsetzt, die früher einmal Kampfflugzeuge und selbstlenkende Raketen ins Freie entlassen hatten. Für Falcon, der von der Nähe des Bugs aus nach hinten schaute, waren die gewaltigen Aufbauten und die flossenförmigen Hydroflieger am Heck nur noch graue Schemen im Dunst.

»Die gute alte Sam Shore ist ein Kriegsveteran, Commander«, sagte Embleton, während sie langsam dahinschlenderte. »Sie ist neunzig Jahre alt und verbringt einen großen Teil ihrer Zeit im Trockendock. Auf See lassen wir in Momenten wie diesen, wenn wir nicht mit Maschinenkraft fahren, den Rumpf und die Luftzuführungen zum Maschinenraum von den Geistern pflegen – schon die Seepocken fernzuhalten ist eine schwierige Aufgabe.«

»Die Geister haben einen unabhängigen Antrieb? Und autonome Steuerung?«

»Einen eigenen Antrieb, ja, natürlich, aber nur einen geringen Grad von Autonomie. Die Geister werden vom Schiff aus gesteuert, vom Bootsmann …«

»Bootsmann?«

»Unserem Hauptcomputer. Der seinerseits im Wesentlichen den Befehlen der Crew untersteht.« Sie schaute auf Conseil hinab, der ihnen mit einem leeren Getränketablett in einem flexiblen Manipulator gefolgt war. »Interessant, wenn man bedenkt, dass die am höchsten entwickelte künstliche Intelligenz an Bord dieser kleine Kerl hier ist.«

Falcon bückte sich, um die Herstellerplakette des Roboters zu lesen. Er erfuhr, dass »Conseil« ein Allzweck-Homiform Mark 9 war, ein Produkt von Minsky & Good, Inc., aus Urbana, Illinois, Vereinigte Staaten, Atlantische Partnerschaft. Falcon kannte den Namen; Minsky war auf Computertechnik spezialisiert. Das Unternehmen brachte die besten verfügbaren Desktop-Modelle auf den Markt, und einige ihrer hoch entwickelten Minisecs waren so klein, dass sie in eine Hosentasche passten.

»Ein experimentelles Modell. Kann teilweise die Initiative ergreifen. Entscheidet selbstständig, welchen Gast er als Nächstes bedient, wie er Wünschen zuvorkommt und dergleichen. Und er besitzt einige Fähigkeiten zur Gefahrenabwehr. Man hat mir gesagt, dass er sogar in erheblich größerem...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2016
Übersetzer Peter Robert
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Medusa Chronicles
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alastair Reynolds • Arthur C. Clarke • Cyborg • eBooks • Ein Treffen mit Medusa • Stephen Baxter • Universum • Zukunftsepos
ISBN-10 3-641-19300-1 / 3641193001
ISBN-13 978-3-641-19300-3 / 9783641193003
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