Dr. Stefan Frank 2363 (eBook)
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
9783732537006 (ISBN)
'Ach, Lili.' Schwester Angela kraust sorgenvoll die Stirn. 'Bist du sicher, dass dein Verlobter der Richtige für dich ist?' Unwillig schaut Lili ihre Kollegin an. Ja, es ist richtig, Simon zu heiraten, beruhigt sich die alleinerziehende Mutter selbst. Ihr Verlobter bietet ihr genau das, was sie und ihr fünfjähriger Sohn Felix brauchen: Er ist verlässlich, verantwortungsbewusst und anständig. Es gibt also überhaupt keinen Grund, an der geplanten Hochzeit zu zweifeln! Oder?
Dr. Frank beobachtet unterdessen besorgt, dass seine Patientin Lili Maiwald immer trauriger aussieht. Obwohl sie bald eine große Hochzeit feiern wird, wirkt die junge Frau niedergeschlagen. Ist sie sich ihrer Gefühle vielleicht plötzlich nicht mehr sicher? Oder hat sie womöglich kalte Füße bekommen?
Während sie eigentlich mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt sein müsste, drängen sich der hübschen Krankenschwester jedoch ganz andere Sorgen auf: Der kleine Felix hat seit einiger Zeit schlimme Blutergüsse an seinem Körper, obwohl er sich nicht daran erinnern kann, sich irgendwo gestoßen zu haben. Lili schießen tausend Gedanken durch den Kopf. Ist ihr Sohn etwa ernsthaft krank?
Dann bekommt sie im Krankenhaus auch noch einen neuen Chef vorgestellt, den attraktiven Gynäkologen Dr. Alexander Rothenbach. Als sie ihn das erste Mal in der Klinik sieht, stockt Lili der Atem. Sie kennt Alexander von früher, doch an diese Zeit möchte sie keinesfalls zurückdenken ...
„Liebling!“ Stefan Frank konnte die Augen nicht von seiner Freundin lassen. „Du siehst hinreißend aus. Absolut hinreißend.“
„Dankeschön.“ Lächelnd drehte sich Alexandra einmal um die eigene Achse. Dabei wurde der Rock ihres schulterfreien cremefarbenen Kleides hochgewirbelt, sodass die Streublümchen auf dem luftigen Stoff zu tanzen schienen. Ihre Haare waren mit einer echten Blüte geschmückt.
Er beugte sich vor und gab ihr einen zärtlichen Kuss in den Nacken.
„Zum Anbeißen bist du, mein Schatz.“
„Das müssen wir auf später verschieben.“ Sie zwinkerte ihm zu.
„Ich werde es nicht vergessen.“ Er strich ihr zärtlich über die Wange und hätte sie am liebsten in seine Arme genommen und in sein Schlafzimmer getragen, aber sie waren zu einer Hochzeit eingeladen und schon spät dran.
„Du siehst auch umwerfend aus“, versicherte seine Freundin ihm und rückte seine Fliege zurecht. „Die anderen weiblichen Gäste werden keinen Blick von dir lassen können.“
„Für mich gibt es nur dich, mein Liebling“, erwiderte er und meinte jedes Wort genau so. Alexandra Schubert hatte das Glück in sein Leben zurückgebracht, als er nicht mehr daran geglaubt hatte, sich noch einmal verlieben zu können. Seitdem machte sie sein Dasein komplett. Ohne sie fühlte er sich unvollständig.
Draußen brach ein goldener Oktobermorgen an. Die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel und versprach einen wunderbaren Herbsttag. Noch lag morgendlicher Dunst über ihrer Heimatstadt Grünwald, aber der würde sich auflösen, sobald die Sonne höherstieg. Der Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite. Der Wald ringsum war herrlich bunt gefärbt, als hätte er sich extra für diesen Tag herausgeputzt.
Stefan Frank betrachtete die goldenen Streifen Morgenlicht, die schräg in seinen Garten fielen.
„Wer sagt eigentlich, dass der Herbst nicht schön ist?“, murmelte er.
„Ich bestimmt nicht“, erwiderte sie. „Ich bin froh, dass die ärgste Sommerhitze vorüber ist. Bei dreißig Grad im Schatten funktioniere ich einfach nicht richtig. Die milden herbstlichen Temperaturen sind mir wesentlich lieber.“
„Mir auch.“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen. Bis zur Trauung ist es nicht mehr lange hin.“
„Einverstanden.“ Sie griff nach ihrem Seidentuch und schlang es sich um die Schultern. Dann war sie fertig.
Gemeinsam verließen sie sein Haus in der Gartenstraße und spazierten zur Kirche von Grünwald. Schon von Weitem leuchteten ihnen die weißen Mauern entgegen.
„Nicht so schnell“, keuchte Alexandra und hängte sich bei ihm ein. „Diese Schuhe sind nicht unbedingt zum Laufen gedacht, weißt du?“
Er warf einen Blick auf ihre hohen Absätze und nickte.
„Werden die eigentlich mit einer guten Krankenversicherung geliefert oder nur mit einer Packung Gips?“
„Miesmacher“, grummelte sie und knuffte ihn sanft.
Er lachte leise. Gemächlich schlenderten sie der Kirche entgegen, ebenso wie zahlreiche andere festlich gekleidete Gäste, die ebenfalls zu der Hochzeit eingeladen waren.
Für Ortsfremde standen herzförmige Wegweiser an der Straße und deuteten in die Richtung des Gotteshauses. Auf den Schildern war das Foto eines jungen Paares abgedruckt: Lili Maiwald und Simon Vahlkamp. Die beiden waren ein schönes Paar.
Die junge Krankenschwester hatte Dr. Frank zu dem wichtigen Tag eingeladen. Dabei hatte der Arzt seine Zweifel, ob das Brautpaar wirklich füreinander bestimmt war. Er kannte Lili seit vielen Jahren und hatte vor fünf Jahren ihren Sohn auf die Welt geholt. In den vergangenen Wochen war sie immer stiller und unglücklicher geworden. Das bereitete ihm Sorgen.
„Stimmt etwas nicht, Stefan?“ Alexandra sah ihn von der Seite an. „Das ist ein fröhlicher Anlass, aber du ziehst ein Gesicht, als müsstest du dich gleich einer Wurzelbehandlung unterziehen.“
„So ähnlich fühlt es sich auch an.“
„Ehrlich? Aber warum denn?“
„Ich frage mich, ob diese Hochzeit eine gute Idee ist.“
„Glaubst du nicht, dass sich Lili und Simon das reiflich überlegt haben?“
„Doch, sicherlich, aber möglicherweise erwägen sie diesen Schritt aus den falschen Gründen. Lili hat sich verändert, seitdem sie verlobt ist. Sie ist unsicher, das hat sie mir selbst erzählt. Die Ehe mit Simon verspricht ihr Sicherheit. Aber ist das wirklich genug?“
„So einen wichtigen Schritt macht man nicht leichtfertig. Und Lili, wie ich sie kenne, gleich gar nicht. Sie handelt nie überstürzt, Stefan, sondern wägt immer gut ab, bevor sie etwas unternimmt.“
„Das stimmt schon.“ Dr. Frank nickte bedächtig.
Im Inneren der Kirche war es noch kühler als im Freien. Es roch nach Staub und Kerzenwachs. Die Bänke und der Altar waren mit bunten Herbstblumen geschmückt. Viele Plätze waren bereits besetzt, denn das Brautpaar hatte zahlreiche Freunde und Verwandte eingeladen.
Beide hatten sie bereits jeweils ein Kind aus einer früheren Beziehung. Die Frau des Anwalts war vor einigen Jahren gestorben. Lili selbst war noch nie verheiratet gewesen. Sie sprach nie über ihre Vergangenheit und den Vater ihres Kindes, aber sobald die Rede auf ihn kam, trat ein trauriger Ausdruck in ihre Augen, der ein gebrochenes Herz verriet.
Stefan Frank und seine Begleiterin wurden von zahlreichen Gästen begrüßt. Er kannte einige aus seiner Praxis und wechselte mit jedem ein freundliches Wort, ehe er sich mit seiner Freundin einen Platz in der zweiten Reihe suchte. Sie saßen am Rand und hatten einen guten Blick auf den Altar, wo Simon Vahlkamp wartete.
Der Bräutigam trug einen perfekt sitzenden schwarzen Smoking mit einer roten Rose am Kragen. Normalerweise sah man den Anwalt nie anders als ruhig und jeder Situation gewachsen, aber an diesem Morgen trat er unruhig von einem Fuß auf den anderen und spähte immer wieder zum Eingang. Seine Nerven lagen blank!
In der ersten Reihe saß seine Tochter Mia in einem reizenden blassgelben Kleid neben seiner Wirtschafterin. Zur anderen Seite von Frau Thieß rutschte Felix auf der Bank herum. Lilis Sohn war fünf Jahre alt und hatte blonde Strubbelhaare, die kein Kamm lange bändigen konnte. An diesem Morgen war er so blass, dass seine Sommersprossen deutlich hervortraten.
Besonders glücklich sehen weder Simon noch die beiden Kinder aus, ging es Stefan Frank durch den Kopf. Sie wirken so angespannt wie Pfeile auf einer Sehne. Ist das nur die normale Aufregung vor dem großen Ereignis? Oder reicht es tiefer?
„Wie romantisch!“ Neben ihm kuschelte sich seine Freundin an ihn und strahlte ihn an. „Ich liebe Hochzeiten.“
„So, so …“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er legte einen Arm um ihre Schulter. „Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein? Du weißt, ich hätte nichts dagegen.“
Sie blinzelte ihm zu und lächelte geheimnisvoll. Bisher hatte sie sich gesträubt, ernsthaft über eine Heirat nachzudenken, aber eines Tages … Vielleicht?
Er zog sie noch ein wenig näher an sich.
Inzwischen war auch der Pfarrer gekommen und wartete neben dem Bräutigam. Kurz darauf brauste die Orgel los, und die Gäste erhoben sich. Es ging los!
Erwartungsvolle Blicke richteten sich auf das Portal. Und dann kam sie! Lili schritt am Arm ihres Vaters in die Kirche. Sie hielt den Blick gesenkt, als würde sie mit sich ringen, ob sie umkehren und flüchten sollte. Oder war sie einfach nur nervös? Stefan Frank war sich nicht sicher.
Lili trug ein zauberhaftes Kleid aus weißer Spitze und ein Band aus Perlen und Blüten in ihren Haaren. Auf einen Schleier hatte sie verzichtet, dafür fielen ihre goldblonden Haare weich und seidig über ihren Rücken.
Die Augen ihres Bräutigams leuchteten auf wie zwei Sterne am Nachthimmel. Hier und da schluchzte jemand von den Gästen.
Lilis Vater blieb am Altar stehen, küsste seine Tochter auf die Wange und übergab sie ihrem zukünftigen Ehemann. Das Paar wandte sich dem Pfarrer zu, während der Kirchenchor auf der Empore sang.
Der nachfolgende Gottesdienst gab Dr. Frank die Gelegenheit, die Körperhaltung der jungen Braut zu beobachten. Sie hatte die Schultern hochgezogen und wirkte so steif, als wäre sie innerlich erstarrt. Oder als würde sie von unsichtbaren Fäden bewegt. Was war nur mit ihr los? Hatte sie es sich etwa anders überlegt?
Das ist nur die Aufregung, dachte Stefan Frank. Zumindest hoffe ich das. Ich würde mich so mit ihr freuen, wenn sie endlich ihr Glück gefunden hätte. Sie ist eine großartige Krankenschwester und Mutter, und sie hat etwas Gutes in ihrem Leben verdient.
Vorn sprach der Pfarrer nun mit dem Brautpaar. Zuerst wandte er sich an Simon Vahlkamp und stellte die Fragen aller Fragen.
Das „Ja“ des Anwalts kam laut und ohne zu zögern.
„Lili, vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren, alle Tage meines Lebens.“ Keinen Blick von ihr lassend, steckte Simon ihr den Ring an. „Trage diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue.“
Anschließend wandte sich der Geistliche an die Braut.
„Lili, bist du nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss bereit, den Bund der Ehe zu schließen? Willst du deinen Mann lieben und achten und ihm die Treue halten? Bist du bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott euch beiden schenken will, und sie im Geist...
| Erscheint lt. Verlag | 4.10.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Dr. Stefan Frank | Dr. Stefan Frank |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Arzt • arzt-krimi • Arztromane • Bestseller • Bianca • Cora • der-Notarzt • Deutsch • Doktor • Dr. • dr daniel • dr laurin • dr norden • eBook • E-Book • eBooks • E-Books • Familiensaga • feelgood • Fortsetzungsroman • Frauen • für • Gefühle • Großdruck • große-schrift • Happy End • Heft-Roman • Herzschmerz • Historical • Hollywood • Julia • kaipurgay • Kindle • Klinik • Klinik-roman • Krankenhaus • Krankenschwester • Kurfürstenklinik • Landarzt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • martin-Kelter • Medizin • Mira • Modern • Nicholas Sparks • Patient • patricia-vandenberg • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • Schicksalsroman • Serie • spannend • tatsächlich liebe • Tiffany • Verlag • wohlfühlen |
| ISBN-13 | 9783732537006 / 9783732537006 |
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