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Jenseits der Pässe: Wolfgang Hildesheimer (eBook)

Eine Biographie
eBook Download: PDF
2016 | 1. Auflage
588 Seiten
Wallstein Verlag
9783835329836 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jenseits der Pässe: Wolfgang Hildesheimer -  Stephan Braese
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Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Hildesheimer am 9. Dezember 2016: Die erste umfassende Biographie eines der wichtigsten Autoren nach 1945. Wolfgang Hildesheimer ist nicht nur einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit, sondern er war auch eine zentrale Stimme des politisch engagierten Bürgertums. Als Sohn jüdischer Eltern verließ er Deutschland 1933 in Richtung England und Palästina. Nach dem Krieg arbeitete er als Simultandolmetscher bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen und wurde Mitglied der Gruppe 47. Stephan Braese zeichnet die biographischen Stationen nach und stellt Werk und Leben von Wolfgang Hildesheimer in den Kontext von Geschichte und Diskursen. Hildesheimers multikulturelle Erfahrung, sein emphatisches Bekenntnis zur Psychoanalyse, seine Experimente mit einer Verschmelzung von Literatur, Musik und bildender Kunst, aber auch seine Haltung zur deutschen NS-Vergangenheit schufen die Grundlage für ein unverwechselbares künstlerisches Werk. Öffentliche Stellungnahmen zu einer Vielzahl kontrovers diskutierter Themen zeigen Hildesheimer zugleich als engagierten Bürger und Intellektuellen. Im Prisma der Biographie, die eine Vielzahl bisher ungedruckter Quellen auswertet, entsteht so zugleich ein Porträt der alten Bundesrepublik, insbesondere ihrer kulturellen, aber auch ihrer politischen Verhältnisse. Vor allem jedoch macht Stefan Braese erkennbar, was Hildesheimers Wirken bestimmte: die unablässige Arbeit daran, jenen Bruch zu überwinden, der die deutsche Kultur in den Jahren der NS-Herrschaft von den internationalen Entwicklungen abgespalten hatte.

Stephan Braese, geb. 1961, ist Professor für Europäisch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte an der RWTH Aachen. 2002 war er Gastprofessor für interdisziplinäre Holocaustforschung an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main, danach Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Vertretungsprofessor für deutschsprachige Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts an der Universität Bremen.

Stephan Braese, geb. 1961, ist Professor für Europäisch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte an der RWTH Aachen. 2002 war er Gastprofessor für interdisziplinäre Holocaustforschung an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main, danach Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Vertretungsprofessor für deutschsprachige Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts an der Universität Bremen.

Umschlag 1
Titel 4
Impressum 5
Inhalt 6
das Gewu?nschte aussuchen. Hildesheimers autobiographische Abrisse 1953–1966 10
Faszinosum Biographie 10
Markierung der Differenz 14
Destruktion der Form 18
Kontingenz und Produktivität der Erfahrungen 26
In den humanen Fächern begabt. Hamburg, Nijmegen, Mannheim, Ober-Hambach 1916–1933 32
Wilhelmsburg 1916: Die Eltern 32
Nijmegen und Mannheim: Bu?rgertum und Zionismus 41
»Werde, der du bist!«: Auf der Odenwaldschule 49
Ein Ende in Deutschland 56
Gestern war unser Ku?nstlerball. Ich kam in Lederhosen. Jerusalem, London 1934–1939 62
Im Palästina der 30er Jahre: Zionisten und Flu?chtlinge 62
Londoner Bohème: Menschen und Ku?nste 69
Londoner Appeasement: Ku?nste und Politik 80
Schweizer Intermezzo 88
cosmopolitan way of life. Tel Aviv, Jerusalem, Haifa, London 1940–1946 92
Palästina 1940: Krieg, Boom und persönliche Krise 92
Psychoanalyse bei Margarete Brandt 96
Briten, Juden, Araber: Treffpunkt Jerusalem 98
Englischlehrer, Maler, Dichter 104
Im Dienst des Public Information Office 109
»I moved in entirely Arab circles«: Arabische Freunde 114
Publizistik, Lyrik, Übersetzungen 119
London Transit 125
selecting, compiling, editing, and indexing. Nu?rnberg 1947–1949 129
Unter Besatzern und Übersetzern 129
Im Gerichtssaal: Zwischen Sprachen und Technik 135
Nu?rnberger Freizeit: »Unter Deutschen« 143
als Schriftsteller, der der deutschen Sprache mächtig ist. Bayern 1949–1956 150
Vom Maler zum Schriftsteller 150
Im deutschen Kulturbetrieb der 50er Jahre 154
Premiere vor der Gruppe 47 163
Rechtfertigungen 169
Rundfunk in Deutschland – Hörsinn nach Nu?rnberg 174
Kooperation mit Hans Werner Henze: Funkoper »Das Ende einer Welt« 187
Abschied von Jerusalem 197
Zwischen Gru?ndgens und Kortner 205
ein Bild chronischen Abbruchs. Poschiavo 1957–1962 214
Der Umzug in die Schweiz 215
Auf dem Weg zum Theater des Absurden 219
Konflikt um Heidegger: Der Wechsel zum Verlag Gu?nther Neske 225
Die Djuna-Barnes-Übersetzung 232
Debakel bei den Berliner Festspielen 241
Vor der »schmerzhaftesten und schwersten Wendung«: Selbstvergewisserungen mit Bachmann und Celan 246
Verteidigung des Absurden – und neuer »Ausgangspunkt« 256
Fu?hlen Sie sich schuldig, Herr Huncke? Poschiavo 1963–1966 260
»Vergebliche Aufzeichnungen« 260
Zwischen Eichmann-Prozess und »Stellvertreter«: Einmischungen in den öffentlichen Diskurs 267
Der Konflikt um die Gruppentagung in Sigtuna 279
Radikale Zeitgenossenschaft: »Tynset« 288
Auszeichnungen und Reaktionen: Bremer und Bu?chner-Preis 304
Denken auf eigene Gefahr. Poschiavo, Trasanni di Urbino 1967–1973 321
Eine Entscheidung fu?r Italien 323
1967, Mai bis Juni: Sechs-Tage-Kriegu nd 1. Frankfurter Poetik-Vorlesung 326
1967, Juli bis August: Kontroverse mit Weiss und Fried 335
1967, September bis Oktober: Du?sseldorfer »Musik«-Vortrag und Tagung in der »Pulvermu?hle« 347
Abflauen der antiautoritären Bewegung 352
»Mary Stuart«, »Anna Livia Plurabelle«, »Zeiten in Cornwall« 356
Verschmelzung der Ku?nste: »Masante« 369
Ein verändertes Aufnahme-Klima 388
Der diskursive Schriftsteller: Die ersten großen Interviews 395
The writer of today should know better. Poschiavo, Trasanni di Urbino 1974–1976 405
Tendenzwende: Widerstände gegen »Hauskauf« 406
Die Rede in Irland: »The End of Fiction« 412
Gegen das Elend der Trivialbiographie. Poschiavo, Trasanni di Urbino 1977–1980 423
Genie und Gesellschaft: »Mozart« 423
Der andere Ton: »Biosphärenklänge« 435
»Was Sie sagen, finde ich sehr beunruhigend«: Das Interview mit Hanjo Kesting 440
Ein ju?discher Durchschauer im Deutschen Herbst 445
Ein neues Sprechen: »Mein Judentum« 452
»Waren meine Freunde Nazis?«: Antwort auf Raddatz’ »ZEIT«-Artikel 460
Drei Enden: »Endfunk« – schweizerische Staatsbu?rgerschaft – »Abschied von Masante« 467
um Verständnissen vorzubeugen. Poschiavo 1981–1983 476
In der »Marbot«-Werkstatt 477
Autobiographische Doppelschrift und ›Realismus‹-Spiel des biographischen Genres: »von einem Mann, der niemals existiert hat« 481
Flu?chtige und genaue Leser: Reaktionen auf »Marbot« 493
Die letzte literarische Provokation: »Mitteilungen an Max u?ber den Stand der Dinge und anderes« 499
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 508
Ich hasse es, als Prophet des Unheils bezeichnet zu werden. Poschiavo 1984–1986 511
»Nutzung des Zufalls«: Die Collagen 511
Das »stern«-Interview und die Folgen 517
Zwischen Anklage und Klage 526
In Auschwitz 530
Ich hatte keine Vorurteile. Poschiavo 1987–1991 533
Das Jahr 1987: Von der Absage nach Wien bis zum Erdrutsch im Puschlav 533
Bilanzen 539
Letzte Auftritte: Berlin und Weilheim 545
Tod und Nachrufe 551
Siglen, Abku?rzungen 557
Literatur 558
Bildnachweis 577
Dank 578
Register 579

In den humanen Fächern begabt


Hamburg, Nijmegen, Mannheim,
Ober-Hambach 1916 – 1933


Wilhelmsburg 1916: Die Eltern


Wolfgang Hildesheimer wurde am 9. Dezember 1916 in Hamburg geboren. Seine Eltern waren Arnold Hildesheimer und Hanna Hildesheimer, geborene Goldschmidt; er hatte eine zwei Jahre ältere Schwester, Eva. Die Familie wohnte im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, in der Rotenhäuser Straße 15. [1] Der Vater arbeitete als Betriebschemiker in der unmittelbar benachbarten Margarinefabrik Schlinck.

Arnold Hildesheimer war der Enkel eines der namhaftesten Rabbiner Mitteleuropas in der Neuzeit. Esriel Hildesheimer, geboren 1820 in Halberstadt, hatte nach talmudischen Studien bei Jacob Ettlinger in Altona und Isaac Bernays in Hamburg an der Berliner Universität Philosophie, Geschichte und semitische Sprachen belegt, bevor er in Halle mit der in deutscher Sprache verfassten Schrift »Über die rechte Art der Bibelinterpretation« promovierte. 1851 als Rabbiner ins österreichische Eisenstadt berufen, legte er durch die systematische Integration säkularer Lehrstoffe in die traditionelle geistliche Ausbildung bei gleichzeitiger entschiedener Distanz zum Reformjudentum den Grund für die jüdische Orthodoxie im deutschsprachigen Raum. Nachdem er 1869 das Rabbinerseminar der Berliner orthodoxen Vereinigung Adass Jissroel übernommen hatte, dessen Absolventen fortan die Vereinbarkeit von Orthodoxie und wissenschaftlichem Studium jüdischer Quellen zu popularisieren halfen, galt er neben Samson Raphael Hirsch als der unbestrittene geistliche Führer der deutschen Orthodoxie. Im Kampf gegen den seit den 1870er Jahren zunehmenden Antisemitismus suchte er den Schulterschluss auch mit den Kollegen des Reformjudentums. Als Mitglied des Hilfsvereins der deutschen Juden organisierte er Unterstützung für die Flüchtlinge vor den großen russischen Pogromen von 1882; anders jedoch als die meisten seiner Kollegen plädierte er für Palästina als Asylland, nicht für die Neue Welt. Durch zahlreiche Aktivitäten, vor allem durch Einwerbung finanzieller Mittel sowie Öffentlichkeitsarbeit in jüdischen Periodika, unterstützte er die in Palästina lebende jüdische Gemeinschaft und propagierte eine fortgesetzte jüdische Kolonisation. [2]

Als ein jüdischer Geistlicher, »der sowohl eine Jeschiwa-Erziehung als auch einen deutschen Doktortitel besaß«, [3] verkörperte Esriel Hildesheimer eine jüdische Verbindung zwischen Tradition und Moderne, die er auch an seine zehn Kinder weitergab, darunter seinen 1855 geborenen Sohn Hirsch, Arnolds Vater. Hirsch Hildesheimer erhielt privaten Unterricht im Talmud und studierte Geschichte, klassische Philologie und Geographie an den Universitäten in Berlin und Leipzig. Nach einer Dissertation über den römischen Historiographen Sextus Aurelius Victor lehnte er die Aufforderung Theodor Mommsens, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, ab und wurde Dozent am Berliner Rabbinerseminar von Adass Jissroel. Der Versuch Theodor Herzls, Hirsch Hildesheimer für das politische Projekt eines jüdischen Staates zu gewinnen, scheiterte. So ungebrochen Hirsch Hildesheimer das Engagement seines Vaters für eine jüdische Kolonisation Palästinas fortsetzte, so erkennbar blieb der Vorbehalt des orthodoxen Geistlichen gegenüber einer regelrechten Staatsgründung im Heiligen Land. [4] Diese Differenz zwischen jüdischer Heimstätte einerseits, jüdischer Staatlichkeit andererseits behielt auch für Wolfgang Hildesheimer Bedeutung.

Arnold Hildesheimer, geboren am 3. November 1885 in Berlin, war das vierte von sechs Kindern. [5] Seine schulische Ausbildung am traditionsreichen Gymnasium zum Grauen Kloster wurde flankiert von einer sorgfältigen kulturellen Erziehung in Musik und Literatur. [6] Sein Verhältnis zum Vater scheint sehr schlecht gewesen zu sein. [7] Zwar hatte Hirsch Hildesheimer – im Gegensatz zu Esriel Hildesheimer – seine Kinder nicht mehr auf die Treue zur Orthodoxie verpflichtet. [8] Doch Arnold wandte sich vollständig von den religiösen Traditionen seines Elternhauses ab: Gegen den Willen seines Vaters studierte er Chemie, [9] aus dem orthodoxen jüdischen Studentenverein trat er aus. [10] Parallel zu seinem Studium an der Universität Berlin engagierte er sich in der zionistischen Bewegung und lernte dabei u. a. Martin und Felix Rosenblüth kennen, [11] die später führende Funktionen in zionistischen Organisationen einnehmen sollten. Zusammen mit seinen Geschwistern besuchte Arnold Hildesheimer ausgiebig Konzerte und Theater in Berlin – die Familie Hildesheimer sei »als Publikum schlechthin unentbehrlich« gewesen, soll ein Verwandter geurteilt haben [12] –, und zusätzlich zu seinen Lehrveranstaltungen in Chemie belegte er Vorlesungen in Philosophie, Germanistik und Klassischer Philologie, u. a. bei Erich Schmidt und Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf. [13]

In ihren zwischen 1955 und 1962 verfassten Aufzeichnungen über die Familie Hildesheimer charakterisiert Hanna Hildesheimer diese Berliner Jugend- und Studienjahre ihres Ehemannes mit den Worten: »Es war ein bewegter Hintergrund, auf dem sich Arnolds Entwicklungsjahre abspielten: das Berlin anfangs des 19. [recte: 20.] Jahrhunderts, das offene orthodoxe Elternhaus, das einen Wall bildete gegen die Assimilation, das Wirkungsfeld des V. I. St. [= Verband der jüdischen Studenten, SB] mit seinem Zionismus.« [14] Das rege Interesse an den verschiedensten kulturellen und wissenschaftlichen Gegenständen und die Abwendung von einer persönlich gelebten Observanz bereiteten im Fall von Arnold Hildesheimer keineswegs der Assimilation – im Sinne einer schleichenden Preisgabe des Jüdisch-Seins – den Boden. Im Gegenteil: Gerade indem das vom Großvater und vom Vater praktizierte orthodoxe Judentum die emphatische, leidenschaftliche Zuwendung zu – auch zeitgenössischer – Kunst und Kultur der nichtjüdischen Umgebungsgesellschaften stets mit eingeschlossen hatte, war der Zugang zu dieser Kultur in der Wahrnehmung Arnold Hildesheimers nie an die Preisgabe oder auch nur an die Reduzierung jüdischer Identität geknüpft gewesen. Als elementare Erfahrung seiner soziokulturellen Sozialisation wirkte diese Überzeugung auch dann noch fort, als er die religiösen Anschauungen seiner Vorfahren abgelegt hatte. Hinzu kam das Engagement in der zionistischen Bewegung, das programmatisch die Assimilation als vergeblichen Versuch von Juden, in den Mehrheitsgesellschaften ein Leben mit Würde führen zu können, ablehnte. Wenn Wolfgang Hildesheimer noch viele Jahrzehnte später betonte, dass sein Vater »nicht assimiliert« gewesen sei und seine Familie »nicht zum allgemeinen deutschen jüdischen Bildungsbürgertum« [15] gehört habe, wird deutlich, welches Gewicht er dieser Differenz beimaß – eine Differenz, die auch seine Mutter in ihren Ausführungen über die Familie klar zu markieren wünschte.

1909 schloss Arnold Hildesheimer sein Chemie-Studium mit der Promotion ab und übernahm eine Stellung als Assistent am Tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Wenig später wurde er leitender Angestellter in der Margarinefabrik Schlinck in Hamburg.

 

Abb. 1 Arnold Hildesheimer 1950

 

Hanna Goldschmidt wurde am 24. Oktober 1888 in Hamburg geboren. [16] Bereits ihr Großvater war Buchhändler gewesen, [17] ein Beruf, den er an Hannas Vater Salomon und dessen Bruder Leon weitergegeben hatte. Salomon Goldschmidt zählte zu den Gründern der jüdischen Henry-Jones-Loge in Hamburg, die karitative Zwecke verfolgte. [18] Sein Geschäft in der Grindelallee lag mitten in einem innenstadtnahen Viertel, das traditionell von Juden bewohnt wurde. Ausgewiesen als »deutsche und hebräische Buchhandlung«, [19] bediente es programmatisch sowohl stärker auf die säkulare deutschsprachige Gegenwartskultur als auch auf die Tradition ausgerichtete kulturelle Interessen. [20] Wolfgang Hildesheimer erinnerte ihn als »ein[en] Stoiker«, der gut zeichnete, Violine spielte, »sein Leben lang niemals beim Zahnarzt« gewesen sei und »seine Pfeife brennend in die Tasche« [21] gesteckt habe. Hannas Onkel Leon Goldschmidt, der in ihrem Elternhaus wohnte, war Inhaber der traditionsreichen Buchhandlung M. Glogau und eine prominente Figur im kulturellen Leben Hamburgs. Zusammen mit dem Schriftsteller Jakob Loewenberg [22] hatte Leon Goldschmidt 1891 die »Litterarische Gesellschaft« gegründet, die sich »vor allem die volkspädagogisch motivierte Ausrichtung von Lesungen, Rezitations- und Vortragsabenden zwecks ›Besserung der traurigen Interesselosigkeit‹ an literarischen Dingen in der Hamburger Gesellschaft« [23] zur Aufgabe gesetzt hatte. Leon Goldschmidt war Wolfgang Hildesheimers Erinnerung nach u. a. mit Richard Dehmel und Detlev von Liliencron befreundet; [24] auch ein undatiertes Telegramm Hermann Sudermanns an Leon Goldschmidt hat sich erhalten mit dem Wortlaut: »den mitkaempfern fuer die freiheit der deutschen kunst sendet in treuer waffenbruederschaft herzliche gruesse hermann sudermann«. [25] Eine Schwester Hanna Goldschmidts pflegte Beziehungen zum Stefan-George-Kreis. Wolfgang Hildesheimer schrieb später: »Die Familie meiner Mutter […] fühlte sich zwar vage jüdisch, ging aber niemals zum Gottesdienst, das tradierte Kulturgut war deutsch, war Literatur, vor allem...

Erscheint lt. Verlag 5.9.2016
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte 20. Jahrhundert • Autor • Belletristik • Bundesrepublik • Deutschsprachige Literatur • Emigration • England • Gruppe 47 • Judentum • Kritik • Kultur • Literatur • Nachkriegszeit • Nationalsozialismus • Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse • Palästina • Politisches Engagement • Schriftsteller
ISBN-13 9783835329836 / 9783835329836
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