John Sinclair 1988 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732534449 (ISBN)
Es war ein wirklich satanischer Plan, wie ihn sich nur die Hölle ausdenken konnte. Eine wichtige Rolle spielten dabei Menschen, die in Lebensgefahr gerieten und kurz vor ihrem Tod gerettet wurden, und zwar von einem Schutzengel.
Aber auch der tat nichts umsonst. Denn er wollte, dass die Geretteten für ihre Rettung bezahlten. Nicht mit Geld, sondern mit Kugeln. Und auf der Liste ganz oben stand das Sinclair-Team ...
Black dachte daran, dass er etwas tun musste. Er durfte sein Boot nicht den anderen Gewalten überlassen. Er musste es unter seine Kontrolle bringen und versuchen, das Ufer zu erreichen. Einfach würde das nicht werden, da er sich mitten auf dem See befand.
Auch das Bild am Himmel hatte sich verändert. Jetzt jagten dunkle Wolken über ihn hinweg und gaben ihm einen nahezu schaurigen Ausdruck.
Der Kampf musste aufgenommen werden, das war dem einsamen Segler klar. Er durfte das Boot und letztlich auch sich nicht den Gewalten der Natur überlassen. Jetzt war es wichtig, sich um das Segel zu kümmern, denn er musste es wieder in den Griff bekommen, um es steuern zu können, damit er das Ufer erreichte.
Gordon Black wusste genau, dass es verdammt schwer sein würde, aber so leicht gab er sich nicht geschlagen. Als Segler musste man zugleich auch Kämpfer sein und das war er in den letzten Sekunden wieder. Das Segel musste herumgerissen werden, und dann galt es, die Segelstange fest zu bekommen. Einfach war es nicht, aber es gab keine andere Möglichkeit. Um ihn herum heulte und tobte es. Das Wasser wurde hoch wie nie geschleudert, fuhr wellenhaft über das Boot hinweg, nässte den Mann noch mehr durch und bewies, wie stark es war.
Black kam nicht dazu, das Segel festzustellen. Zudem schwankte der Mast besonders stark. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn er gebrochen wäre.
Trotz der fauchenden und heulenden Geräusche um ihn herum gab er nicht auf. Er kämpfte. Er wollte nicht kentern oder in diesem verdammten Gewässer ertrinken.
Und dann bekam er den Schlag. Es war das nasse und schwere Segel, dem er nicht mehr hatte ausweichen können. An der linken Körperseite erwischte ihn das schwere Tuch, gab ihm genügend Schwung, bis er an den Rand des Bootes geriet und dort nach hinten sackte. Er hatte es nicht vermeiden können, und es war der Anfang vom Ende.
Gordon Black kippte nach hinten. Es gelang ihm auch nicht, sich am Segel festzuhalten, und so kam es, wie es kommen musste. Er bekam das Übergewicht und fiel nach hinten.
Genau dort wartete das wilde Wasser darauf, ihn packen zu können …
***
Der Segler hatte das Gefühl, von etwas Fremdem umklammert zu werden. Genau das wollte er nicht. Auf keinen Fall etwas Fremdes, dem er nichts entgegenzusetzen hatte, aber genau das war der Fall.
Luft hatte er noch holen können, dann zog es ihn in die Tiefe, und er konnte nichts dagegen tun. Es hingen keine Gewichte an seinen Beinen, doch es kam ihm so vor.
Jetzt aber hätte er es gern gewusst. Er riss die Augen auf, schaute in die Höhe und sah, dass es über ihm schon recht dunkel war, demnach war er auch tief getaucht.
Sein Schock war vorbei. Er konnte wieder denken und wusste, dass er schwimmen musste, um noch eine Chance zu haben. Und er musste an die Oberfläche gelangen, um wieder nach Luft schnappen zu können. Es gelang ihm. Die Schwimmbewegungen brachten ihn der Oberfläche näher, die er dann durchstieß.
Endlich Luft! Frische Luft. Black riss seinen Mund weit auf, er schaffte es auch Luft holen zu können, ohne dass er viel Wasser schluckte, und er wusste jetzt auch, dass er nur die Nerven behalten musste, um hier lebend rauszukommen.
Er war ein guter Schwimmer.
Nur nicht bei diesem Wellengang und einem Gewässer, das fast zu einem Meer geworden war.
Die Wellen schlugen hoch. Wie nasse Ohrfeigen klatschten sie gegen sein Gesicht. Manche waren so stark, dass sie ihn untertauchten. Nicht immer gelang es ihm dabei, den Mund zu schließen. Und so schluckte er Wasser, und wenn er an die Oberfläche kam, holte er tief Luft. Das klappte. Er hatte sich auch damit abgefunden, dass die Kleidung sich vollgesaugt hatte und deshalb schwer an seinem Körper hing. Und er sah ein, dass er nicht bis ans Ufer kommen würde. Bei der nassen Kleidung war das unmöglich.
Was konnte er dann noch tun?
Es gab nur eines. Um sich weiterhin über Wasser halten zu können, musste er etwas haben, das ihm half. Und da kam ihm das Boot gerade recht. Es war nicht gekentert, schwamm noch tanzend auf den Wellen oder hüpfte auf und nieder.
Der Schwimmer selbst war abgetrieben worden. So hatte er eine gewisse Distanz zwischen sich und dem Boot gebracht. Die musste er jetzt noch überwinden.
Normales Schwimmen war nicht mehr drin. Dazu waren die Wellen einfach zu stark. Er würde auf die Rettung zu kraulen müssen und hoffte, dass es auch eine Rettung war.
Seinen Körper warf er nach vorn. Es hatte ihn Kraft gekostet, aber er schaffte es, und es gelang ihm auch, den Kopf über Wasser zu halten. Er stufte es als einen kleinen Erfolg ein, und dann kraulte er auf das Boot zu.
Gordon Black hoffte, sich so lange halten zu können, bis man vom Ufer her bemerkte, was da mitten auf dem See geschehen war. Zumindest würde man bemerken, dass ein Mann dort Probleme hatte. Das war sein Wunsch, und der festigte sich immer stärker in ihm, als er auf das Ziel zu schwamm.
Das Boot tanzte. Das Segel hing wie ein nasser schwerer Lappen nach unten. Der Mast sah aus, als würde er gleich brechen, und das war nichts, was dem Mann gefiel.
Er kämpfte sich voran und gegen die Wellen. Mal wurde er in die Höhe gehoben, dann wieder in die Tiefe gedrückt, aber er schaffte es, sich dieser Rettungsinsel zu nähern. So jedenfalls sah er die Dinge. Und er benötigte nur mehr als drei Kraulschläge, um das Boot zu erreichen und dagegen zu schlagen.
Er lachte auf. Und das zum ersten Mal seit langer Zeit. Plötzlich schöpfte er wieder Hoffnung, griff auch mit der linken Hand zu und umklammerte so die Bordwand.
Jetzt war alles einfach. Er musste sich nur noch in die Höhe ziehen, um das Boot entern zu können. Das war leichter gedacht als getan. Es war ein regelrechter Kampf, auch gegen seine vollgesaugte Kleidung. Und er wartete auf eine Welle, die ihn anheben würde und er sein Boot leichter erklimmen konnte.
Die Wellen kamen.
Aber sie schleuderten ihn nicht hoch. Von der anderen Seite rollten sie heran, spielten dann mit dem Boot, und machten mit ihm, was sie wollten.
Das Heulen und Brausen war nach wie vor da. Schleier aus Gischt wurden in die Höhe geschleudert und nahmen ihm die Sicht. So sah er auch nicht, wie das Wasser wieder zusammenfiel, denn es hatte ihn zuvor blind gemacht und war in seine Augen gestürzt.
Aber er hörte etwas.
Es war der Mast. Er hatte dem Ansturm nicht mehr standhalten können. Jetzt war er voll und ganz gebrochen und fiel nach unten. Als Gordon Black jetzt das Wasser aus seinen Augen rann, sah er auch, was passiert war und weiter passierte.
Der Mast kippte in seine Richtung. Aber nicht nur das, es sah so aus, als ob er auf dem Kopf des Schwimmers landen würde.
Es war gefährlich.
Gordon Black wollte weg. Aber so schnell ging das nicht. Da war noch das Wasser, das ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Es hinderte ihn am Ausweichen.
Und der gebrochene Mast wich nicht aus. Er fiel auf den Schwimmer, der sich noch festheilt und im Wasser duckte, dann erwischte ihn der Schlag.
Er traf seinen Kopf.
Es war ein verdammt harter Treffer, der für einen Moment die berühmten Sterne vor seinen Augen aufblitzen ließ. Den Mund hielt er offen, so hörte er auch seinen eigenen Schrei, und dann rutschten die Hände von der Bordwand ab, und jetzt gab es nichts mehr, was ihn von einem Sinken in die Tiefe abhielt …
***
Es ging abwärts!
Es war ein Gleiten in die Tiefe. Eigentlich sanft und irgendwie auch wunderbar. Alle Geräusche waren weg, alles Laute verschwunden. Kein Heulen mehr, kein Brausen, nur die tiefe Ruhe.
Der Sinkende hielt die Augen offen. Und doch sah er nichts. Das Wasser war hier zu dunkel und auch getrübt mit irgendwelchen Teilchen, auch kleinen Zweigen und nassem Blattwerk.
Und weiter ging es.
Black wusste nicht mal, ob er die Lippen geschlossen hielt. Auch wenn es der Fall gewesen wäre, es hätte nichts geändert. Ob sein Mund nun offen stand oder nicht.
Es gab keine Luft mehr, die er einatmen konnte. Das Wort Sauerstoff existierte nicht. Er sank noch tiefer, und die See würde zu seinem Grab werden.
In seinem Kopf spürte er die Schmerzen und auch den Druck. Die Sehnsucht nach Luft wurde übermächtig, aber es gab keine, die er hätte einatmen können.
Es gab nur Wasser.
Und das würde nicht verschwinden. Es würde ihn ins Jenseits schleudern. Jemand hatte ihm mal gesagt, dass Ertrinken ähnlich wie Einschlafen wäre. Also gar nicht mal so schlimm.
Der Tod kam.
Er sah ihn nicht.
Aber er war da. Er griff nach seinem Körper. Er raubte ihm das Menschsein und somit das Leben. Er war nicht gestaltlos, sondern das Gegenteil.
Der Tod berührte ihn.
Aber er streifte ihn nicht nur. Er besaß auch Arme und Hände, die zugriffen.
Nach oben? Ging es wirklich nach oben?
Gordon Black konnte nicht daran glauben, aber es traf zu. Er sank nicht mehr, und das spürte er instinktiv. Dann legte sich etwas auf seinen Mund, das er wie fremde Lippen empfand.
Auch eine Stimme war da.
Nur nicht in seinen Ohren hallte sie wider. Mehr in seinem Kopf.
»Willst du leben?«
Und ob er das wollte. Aber er war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Zu schwach. Aber irgendwie merkte er, dass er die Wasserfläche durchstieß.
Nach Luft schnappte er nicht mehr, denn in diesem Augenblick erwischte ihn die Bewusstlosigkeit …
***
Was in diesem Zustand mit ihm passierte, bekam Gordon Black natürlich nicht mit. Er blieb...
| Erscheint lt. Verlag | 16.8.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | John Sinclair |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | blutig • Clown • Gruselroman • Horror • Horror Bücher ab 18 • horror thriller • Jason Dark • Lovecraft • Paranomal • Sinclair • Slasher • Splatter • Stephen King • Steven King • Zombies |
| ISBN-13 | 9783732534449 / 9783732534449 |
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