Fürsten-Roman 2504 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7325-3459-3 (ISBN)
Herbstball auf Schlossgut Hohendahl - eine Kapelle spielt beschwingte Walzermelodien, die Gäste amüsieren sich, Gläser klingen, Lachen perlt. Doch auf einmal herrscht atemlose Stille im Saal. In der Tür steht eine wunderschöne junge Frau, gleich einer griechischen Göttin. An ihrer Seite ihr entzückendes Ebenbild in Miniatur, ihre kleine Tochter.
Katharina von Schmell ist keine Unbekannte in der feinen Gesellschaft, aber was hat sie heute hier zu suchen, zumal mit der kleinen Sophie?
Die Gerüchteküche bekommt noch mehr Nahrung, als sich Sebastian von Hohendahl bei ihrem Anblick abrupt umdreht und fluchtartig das Schloss verlässt ...
»Nun komm, Frieda. Gutes Mädchen. Noch ein klein bisschen pressen, dann ist es vorbei, und alles wird gut.«
Bernhard Fürst von Hohendahl rieb der Kaltblutstute beruhigend den Hals, dann packte er wieder mit an, um dem Tierarzt bei der Geburt des Fohlens zu helfen.
Dr. Schmidsen hatte sich bereits seit dem späten Abend damit abgemüht, das neue Leben in die richtige Position zu bringen. Die Stute war noch jung, dies ihre erste Geburt.
Fürst Bernhard ermutigte das große, aber sanfte Tier mit Worten und sachten Berührungen. Er war von Kindesbeinen an geübt im Umgang mit diesen edlen Tieren und besaß den sprichwörtlichen Pferdeverstand, der all seinen Vorfahren bereits zu eigen gewesen war.
Dr. Schmidsen bewunderte die einfühlsame Art des Fürsten. Und da er nicht mehr der Jüngste war, wusste er zudem einen zupackenden Helfer zu schätzen.
Endlich war es so weit. Ein pechschwarzes Hengstfohlen lag im Stroh. Der junge Fürst rieb es sorgsam ab und führte es dann seiner Mutter zu, in die nun wieder Leben kam. Die Strapaze der langen Geburt war vergessen, stolz leckte sie ihren kleinen Sohn trocken.
»Das hast du fein hingekriegt«, lobte Fürst Bernhard und klopfte der Stute den Hals. »Eine saubere Arbeit, nicht wahr, Herr Doktor?« Er nahm dem Stallburschen, der nun mit einer Flasche Aquavit und zwei Gläsern erschien, den stärkenden Trunk ab und prostete Dr. Schmidsen zu.
Dieser seufzte zufrieden. »Ah, das tut gut. Ich muss Ihnen für Ihre Hilfe danken, Durchlaucht. Allein hätte ich das nicht geschafft. Ich fürchte, ich werde allmählich zu alt für diese Arbeit.«
»Wir geben ein gutes Team ab«, stellte der Fürst fest. »Sie denken doch hoffentlich nicht daran, in den Ruhestand zu gehen? Das würde ich ehrlich bedauern. Es ist nicht leicht, einen Veterinär zu finden, der sich mit Kaltblütern auskennt.«
»Da haben Sie recht. Diese stolzen Tiere sind einfach nicht mehr in Mode. Die jungen Kollegen spezialisieren sich lieber auf Kleintiere oder gehen gleich in die Industrie.« Er packte seine Tasche und verließ dann zusammen mit dem Fürsten den Stall.
Es war ein klarer Augustmorgen, die Sonne ging eben im Osten über dem Jadebusen auf. Westlich schimmerte das breite Band des Ems-Jade-Kanals, in südlicher Richtung erstreckte sich die weitläufige Wattlandschaft. Und weit im Norden, hinter der Marsch lag die Deutsche Bucht.
Es war ein idyllisches, reizvolles Stück Norddeutschland, auf dem Schlossgut Hohendahl zu finden war. Der traditionelle Gutsbetrieb, der schon von vielen Generationen aus dem uralten Adelsgeschlecht der Hohendahls geführt worden war, hatte sich im Laufe der Generationen rein äußerlich kaum verändert.
Das Fürstenschloss mit seinen vier Türmen, erbaut aus dem hellen Kalkstein der Region, war umgeben von Stallungen und Nutzgebäuden, und stand inmitten einer parkähnlichen Landschaft mit uralten Stieleichen und einem eigenen See.
Der Betrieb aber hatte im Laufe der Zeit viele Wandlungen mitgemacht. Nach dem Unfalltod seiner Eltern vor sieben Jahren hatte der junge Fürst mit Mitte zwanzig die Geschicke auf Hohendahl in die eigenen Hände genommen und einen ökologischen Musterhof geschaffen, der Ackerbau und Viehzucht aufs Beste miteinander verband.
Die Kaltblutpferde waren Fürst Bernhards Lieblinge. Aus der kleinen, feinen Zucht stammten zahlreiche Tiere, die in ganz Deutschland in der nachhaltigen Forstwirtschaft als Rückerpferde eingesetzt wurden. Allmählich besann man sich vielerorts wieder der Vorteile dieser Arbeitsweise und verzichtete auf die riesigen Maschinen, die Bäume »ernteten« und dabei einen immensen Flurschaden in dem empfindlichen Ökosystem Wald hinterließen.
»Es ist schon ein herrliches Fleckchen Erde hier«, stellte Dr. Schmidsen mit einem Blick in die Umgebung fest. »Sie sind zu beneiden, Durchlaucht.«
»Ich weiß. Ich würde Hohendahl auch gegen nichts auf der Welt eintauschen.« Er streckte dem Tierarzt die Hand hin. »Sie bleiben uns also noch erhalten?«
Dieser seufzte. »Was soll ich machen? So alt bin ich noch nicht. Und ich wüsste gar nicht, was ich mit all der Freizeit anfangen sollte. Immer nur mit dem Hund spazieren gehen?« Er lachte trocken. »Das ist nichts für mich.« Bevor er in seinen Jeep stieg, deutete er mit dem Kopf auf den flachen Sportwagen, der ebenfalls im Schlosshof stand. »Ihr Bruder ist mal im Lande? Hat er nicht gerade wieder eine Regatta gewonnen?«
Fürst Bernhards markante Miene verdüsterte sich.
»Ja, Sebastian war einen Monat lang in Australien. Und jetzt bleibt er auch nicht lange hier. Nächste Woche findet die letzte Regatta der Saison in Nizza statt. Natürlich nicht ohne ihn.« Seine Stimme klang so ironisch, dass Dr. Schmidsen aufhorchte. In der Umgebung von Hohendahl war es kein Geheimnis, dass die Brüder nicht miteinander auskamen. Sie waren eben einfach zu verschieden.
»Nun, nicht jeder schlägt dort, wo er geboren wird, Wurzeln. Die Menschen sind eben verschieden«, merkte er noch an, doch Fürst Bernhard schien mit den Gedanken bereits woanders zu sein. Er verabschiedete sich knapp und querte den Schlosshof, um gleich darauf das Haupthaus zu betreten.
Der junge Fürst war eine attraktive Erscheinung. Groß, sportlich und schlank, mit dunklem Haar und ausdrucksvollen, grauen Augen. Ein Schleier von Traurigkeit lag beständig über seinem Blick und erinnerte an den schweren Verlust, den der Fürst bereits in jungen Jahren erlitten hatte …
Nach dem plötzlichen Tod der Eltern hatte Bernhard die leise Hoffnung gehabt, dass sein Bruder auf Hohendahl bleiben und mit ihm an einem Strang ziehen würde. Als älterer Sohn hatte er zwar Besitz und Titel geerbt, doch er war nur allzu bereit gewesen, mit Sebastian alles zu teilen, Rechte wie Pflichten.
Der Prinz war der Liebling von Fürstin Ursula gewesen, sie hatte ihn maßlos verwöhnt und zu einem gedankenlosen Egoisten gemacht. Der ernste, tiefsinnige Bernhard war nie wirklich mit dem jüngeren Bruder ausgekommen. Aber er war bestrebt gewesen, dies zu ändern, nachdem sie nur noch einander gehabt hatten.
Prinz Sebastian hatte allerdings weder an Hohendahl noch an der Hand, die sein Bruder ihm zur Versöhnung reichte, Interesse gezeigt. Sofort nach der Testamentseröffnung war er abgereist und hatte sein Leben als Mitglied des internationalen Jetsets fortgesetzt.
Der junge Fürst hatte noch einige Versuche unternommen, zumindest das brüderliche Verhältnis zu verbessern, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Sebastian zeigte ihm die kalte Schulter. Er kam nur sporadisch heim, wenn er Geld brauchte oder Bernhard ihn ausdrücklich darum bat. So hatten sie einander in den vergangenen Jahren beinahe nur zu den Feiertagen gesehen. Und zu Fürst Bernhards Verlobung und Hochzeit mit Margarete Prinzessin von Wilms.
Die charmante Prinzessin war Bernhards Jugendliebe gewesen. Eine Weile hatten sie einander aus den Augen verloren, doch als Margarete nach dem Studium wieder heimkam, hatten sie erneut zueinandergefunden.
Die promovierte Betriebswirtin war nicht nur die große Liebe des Fürsten gewesen, sie war für ihn noch mehr: Kameradin, beste Freundin und Vertraute. Mit ihrer offenen, bodenständigen Art hatte sie Bernhard in allen Dingen des Lebens unterstützt und verstanden. Ihre Ehe war ein harmonisches Miteinander gewesen, das tiefe Gefühle und praktisches Alltagsleben perfekt verbunden hatte. Mit einem Wort: Margarete hatte Bernhard glücklich gemacht.
Dieses besondere Glück sollte ein Jahr nach der Heirat von der Geburt des ersten Kindes gekrönt werden.
Doch das Schicksal hatte es anders gewollt. Widrige Umstände führten dazu, dass die junge Fürstin bei der Geburt starb und das Kind mit sich zu den Engeln nahm.
Dieser schwere Verlust war für Fürst Bernhard so alles vernichtend gewesen, dass er lange gebraucht hatte, um ins Leben zurückzufinden. Die Trauer bestimmte auch heute, über drei Jahre später, noch sein Denken und Fühlen.
Nach Margaretes Tod hatte er sich zunächst in Arbeit vergraben, niemanden an sich herangelassen und die Wirklichkeit schlichtweg ausgeklammert. Irgendwann hatte er so nicht weitermachen können. Dem körperlichen Zusammenbruch war der seelische gefolgt. Nur mithilfe eines versierten Psychologen war es dem jungen Witwer schließlich wieder gelungen, sein Leben in die Hand zu nehmen und mit dem Verlust umzugehen.
Prinz Sebastian hatte sich in dieser schweren Zeit von Hohendahl ferngehalten. Tiefe Gefühle waren ihm unheimlich und zuwider. Erst als sein älterer Bruder wieder »ansprechbar« gewesen war, wie er das nannte, war er auf dem Fürstenschloss aufgetaucht.
Bernhard hatte ihm sein Verhalten nie offen zum Vorwurf gemacht. Doch ihm war dadurch endgültig klar geworden, wo er stand und was er von seinem Bruder zu erwarten hatte, respektive was nicht. Es war eine bittere Erkenntnis. Und so hatte sich das Verhältnis der Brüder weiter abgekühlt.
Als Fürst Bernhard nun das Frühstückszimmer betrat, fand er dieses leer vor. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Sebastian bei dieser Stippvisite seine Gewohnheiten ihm zuliebe ändern würde, obwohl er es im Stillen gehofft hatte.
Doch auch an diesem Morgen nahm Bernhard wie gewohnt das Frühstück allein ein. Den weiten Blick aus den großen Fensterscheiben bemerkte er kaum noch. Die Sonne schien golden über dem klaren Wasser des Jadebusens. Weiter draußen segelten Sturmvögel kreischend auf dem Wind, der Ginster und Sanddorn auf dem Deich zauste.
Es war ein strahlender...
| Erscheint lt. Verlag | 16.8.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Fürsten-Roman | Fürsten-Roman |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • adelsintrigen • adels-romane • Anna-basener • Arztromane • Baccara • Bastei • Bestseller • Bianca • Cora • Courths • Der kleine Fürst • Deutsch • dieter adam • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • Ehe • Familiensaga • Fortsetzungsroman • Frauen • für • Fürstenkrone • Glück • Großdruck • große-schrift • Happy End • Hedwig • Hedwig Courths Mahler • Heftchen • Heimat • High-Society • Historical • Hochzeit • Julia • Kindle • leni-behrendt • Liebe • Liebes-Geschichten • Liebesromane • Luxus • Mahler • martin-Kelter • Milliardär • Millionär • Mira • Modern • patricia-vandenberg • Prinz • Prinzessin • Reich • Reichtum • Romance • Roman-Heft • romantisch • Romanze • Schicksalsroman • schicksals-romane • Schön • Serie • Sexy • spannend • Tiffany • Verlag |
| ISBN-10 | 3-7325-3459-6 / 3732534596 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-3459-3 / 9783732534593 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich