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Dr. Stefan Frank 2356 (eBook)

Ihre Fröhlichkeit war nur gespielt ...

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732535415 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dr. Stefan Frank 2356 - Stefan Frank
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Elisa ist erleichtert, als sie endlich die Waldner-Klinik verlassen kann und draußen in den warmen Sonnenschein tritt. Sechs Monate hat sie im Krankenhaus verbracht, um endlich ihre Magersucht zu bekämpfen. Sie hat es geschafft, und nun kann sie in eine strahlende Zukunft blicken!

Natürlich ist es schade, dass ihr Freund Johannes nach ihrer Rückkehr so wenig Zeit für sie hat, aber Elisa weiß, dass er als Immobilienmakler viel zu tun hat. Sie kann schließlich nicht erwarten, dass er sich nur noch um sie kümmert!

Als sie die Möglichkeit bekommt, an einer Musikschule zu unterrichten, sieht sie das als großartige Möglichkeit, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dass sie plötzlich wieder nachts joggen geht, im Kopf Kalorien zählt und immer öfter Mahlzeiten ausfallen lässt, verdrängt die junge Frau. Selbst bei Dr. Frank behilft sie sich mit einem Trick, damit ihr Hausarzt nicht bemerkt, dass sie wieder abgenommen hat.

Nur der Inhaber der Musikschule, Marc Hemminger, lässt sich nicht so einfach täuschen. Immer wieder bohrt er nach und bietet seine Hilfe an. Elisa lächelt nur und betont, alles sei bestens. Sie will keinesfalls zugeben, wie schlecht es ihr wirklich geht. Doch dann bricht sie eines Tages in der Musikschule zusammen, und plötzlich steht ihr Leben auf dem Spiel ...

Niemals, niemals wieder. Ich werde niemals wieder zulassen, dass meine Krankheit so viel Macht über mein Leben gewinnt. Die vergangenen sechs Monate haben mir stärker zugesetzt, als ich es mir hätte vorstellen können. Die stationäre Therapie war unbarmherzig, aber sie hat mir geholfen.

Heute werde ich endlich wieder nach Hause entlassen. Ich habe die Wochen bis zu diesem Augenblick gezählt. Die Tage. Die Stunden.

Ich habe Magersucht. Meine Krankheit wird von den Ärzten auch „Anorexia nervosa“ genannt, was man mit „nervlich bedingte Appetitlosigkeit“ übersetzen könnte. Aber diese Worte sind nur ein Schatten von dem wahren Elend, das Magersucht bedeutet.

Alles fängt mit dem Willen an, abzunehmen. Man möchte dünn und hübsch sein. Aus diesem Grund fängt man eine Diät an. Aber irgendwann verliert man sich darin und will mehr und mehr abnehmen. Das Problem ist nur, dass man sich überhaupt nicht mehr gefällt, egal, wie viel man wiegt.

Das Dasein dreht sich nur noch um Kalorien. Anfangs kontrolliert man sein Essen. Später kontrolliert das Essen einen selbst.

Ich habe immer geglaubt, das könnte mir niemals passieren. Tja, und nun sitze ich hier auf meinem Bett der psychiatrischen Station und muss einsehen, dass genau das geschehen ist.

Die Magersucht hat mein Leben bedroht. Ich hatte Kreislaufbeschwerden, mir war ständig kalt, und meine Periode ist ausgeblieben, weil mein Körper das Wenige, das er an Nahrung zugeführt bekam, für lebenswichtigere Dinge wie Hirntätigkeit und Herzschlag gebraucht hat.

Was habe ich nur mit mir gemacht? Und warum habe ich so lange gebraucht, um einzusehen, dass ich krank bin? Viele haben mich gewarnt, aber ich habe nicht gemerkt, dass sie recht hatten.

Ich hatte immer ein paar Kilos zu viel drauf. In meinem letzten Semester an der Uni beschloss ich, etwas zu ändern. Meine erste Diät funktionierte gut, aber kaum ließ ich die Zügel locker, waren sämtliche verlorenen Kilos wieder drauf. Sogar noch zwei mehr! Also habe ich eine andere Diät ausprobiert, und ehe ich mich versah, habe ich nur noch Kalorien gezählt.

Ich habe mich jeden Morgen nackt gewogen, häufig sogar dreimal, um sicherzugehen, dass die Werte wirklich stimmen. Ich habe immer weniger gegessen und mehr und mehr Sport gemacht. Bis ich mich auf 49,8 Kilogramm heruntergehungert hatte. Bei einer Körpergröße von 1,70 Metern.

Trotzdem habe ich mich selbst im Spiegel noch zu dick gefunden. Ich hätte weitergehungert, wäre ich an jenem schicksalhaften Tag vor sechs Monaten, kurz nach meiner Abschlussprüfung, nicht zusammengebrochen …

Elisa legte ihren Stift zur Seite und klappte ihr Tagebuch zu. Während der Therapie in der Waldner-Klinik hatte sie nicht nur gelernt, wieder zu essen, sondern auch zugenommen. Mit sechsundfünfzig Kilogramm war sie zwar immer noch dünn und wirkte wesentlich jünger als siebenundzwanzig Jahre, aber sie war nicht mehr in Lebensgefahr wie bei ihrer Einweisung.

Ihr Arzt hatte ihr geraten, noch zwei, drei Kilo zuzunehmen. Das würde sie Überwindung kosten, aber sie würde es schaffen. Ganz bestimmt. Ihr Zustand war stabil. Endlich, endlich war sie auf dem Wege der Besserung und fest entschlossen, ihr Leben von nun an selbst zu bestimmen und es nicht mehr vom Abnehmen diktieren zu lassen.

„Bereit?“ Schwester Irmgard erschien in der Tür und bedachte sie mit einem prüfenden Blick. Oh, wie oft hatte Elisa die Pflegerin verwünscht, die nicht geduldet hatte, dass sie beim Essen auch nur einen Krümel übrig ließ!

Jeder Bissen war abgezählt und musste verzehrt werden, sonst wurde die Mahlzeit mit einem milchartigen Getränk namens Bioni aufgewertet oder gar Nahrung über eine Magensonde zugeführt. Beides war auf der Station gefürchtet.

„Ich bin bereit. Aber so was von!“ Elisa schob ihr Tagebuch in den Rollkoffer und verschloss ihn. Dann umarmte sie die Betreuerin. „Auf Wiedersehen, Schwester Irmgard.“

„Lieber nicht“, erwiderte diese. Ihr Lächeln verriet, dass sie es nicht böse meinte. Sie wusste nur genauso gut wie Elisa, dass Rückfälle bei Magersucht keineswegs selten waren. Es war eine tückische Krankheit, die im Hinterhalt lauerte – bereit, bei der kleinsten Schwäche wieder auszubrechen.

Doch das würde Elisa nicht passieren. Sie hatte genaue Vorstellungen, wie sie ihr Leben gestalten würde, wenn sie wieder daheim war. Sie würde sich einen Job suchen und sich endlich mit Johannes verloben. Er hatte geduldig auf sie gewartet. Nun würde alles gut werden.

„Ich schaffe das“, flüsterte Elisa und wusste selbst nicht genau, ob sie es zu Schwester Irmgard oder zu sich selbst sagte. Ihr gelbes Sommerkleid passte ihr endlich wieder. Noch vor einigen Wochen hatte es an ihrer knochigen Gestalt herumgeschlackert wie ein Sack. Ihre braunen Haare trug sie offen, und sie hatte sorgfältig Make-up aufgelegt, denn Johannes würde sie von der Klinik abholen.

Für ihn wollte sie hübsch aussehen. Das hatte sie immer gewollt. Seine Ansprüche an andere Menschen waren fast so hoch wie ihre an sich selbst.

Sie nahm ihren Rollkoffer und angelte die Tasche mit ihrer Gitarre vom Schreibtisch. Das Instrument hatte ihr in den vergangenen Monaten so manches Mal geholfen, nicht in ihrer Verzweiflung zu versinken.

Die Musik hatte sie stark gemacht und durchhalten lassen. Ohne sie … nein, das mochte sich Elisa nicht einmal ausmalen. Selbst Fanny, mit der sie sich das Zimmer auf der Station geteilt hatte und die sich nichts aus Musik machte, hatte ihr gern zugehört.

Elisa hatte sich bereits von ihrem Arzt und den anderen Frauen auf der Station verabschiedet. Nun verließ sie mit langen Schritten die Waldner-Klinik und trat hinaus in den warmen Sonnenschein. Ihr Herz klopfte vor Freude wild gegen ihre Rippen. Es war geschafft! Sie war wieder gesund!

Ein schneeweißes Cabrio rollte auf sie zu und blieb unmittelbar vor ihr stehen. Elisa stutzte, bis sie den Mann hinter dem Lenkrad erkannte, der nun ausstieg und mit einem breiten Lächeln auf sie zukam.

„Johannes! Da bist du ja!“

„Hallo, Liebes.“ Er musste sich ein wenig herunterbeugen, um ihr einen Kuss zu geben, denn er überragte sie um Haupteslänge.

Johannes von Werth war zwei Jahre älter als sie und arbeitete überaus erfolgreich als Immobilienmakler. Aufträge unter einer fünfstelligen Provision nahm er gar nicht erst an. Er hatte blonde Haare, die modisch kurz geschnitten waren. Seine sommerliche Bräune holte er sich zweimal in der Woche beim Tennisspielen.

Sein hellblaues Poloshirt war ebenso mit einem Marken-Krokodil versehen wie seine Bundfaltenhose. Die Lederschuhe waren handgearbeitet und stammten aus Mailand, ebenso wie die funkelnde Uhr an seinem Handgelenk. Sein Äußeres war ihm wichtig. Es war seine Visitenkarte, wie er gern betonte.

Elisa hatte ihn auf der Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Freundes kennengelernt. Sie teilten ihre Vorliebe für Musik und waren rasch ins Gespräch gekommen. Johannes hatte sie um eine Verabredung gebeten, dann um eine weitere und noch eine … So hatten sie sich verliebt. Inzwischen waren sie seit drei Jahren ein Paar und sprachen immer öfter davon, zusammenzuziehen und zu heiraten.

Johannes war charmant, gebildet und zuverlässig. Er war Elisas Traummann. Manchmal musste sie sich selbst kneifen, um sich zu vergewissern, dass er wirklich zu ihr gehörte und dass ihre Liebe nicht nur ein schöner Traum war.

„Du hast ein neues Auto“, stellte sie verblüfft fest.

„Ja, der Mercedes steht daheim in der Garage. Ich wollte schon immer ein Cabrio für den Sommer. Nach dem erfolgreichen Abschluss mit den Vermeerens war es an der Zeit, mir diesen Traum zu erfüllen.“

„Du hast die Villa am Isarufer verkauft?“

„Die und noch das dazugehörige Ferienhaus, jawohl.“ Johannes lächelte zufrieden. Das konnte er auch, denn soweit Elisa wusste, lag der Wert der Villa bei fünf Millionen Euro. Er hatte also eine ordentliche Provision bekommen.

Hinter ihnen hupte jemand.

„Wir versperren die Zufahrt zur Klinik“, stellte Elisa fest.

„Und wenn schon.“ Johannes zuckte gleichgültig die Achseln. „Das hier ist ein großer Moment, den sollten wir genießen. Du bist endlich wieder da.“

„Ich kann es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen.“ Elisa verstaute hastig ihr Gepäck auf dem Rücksitz, stieg ein und schnallte sich an. Ihr Freund hatte es nicht so eilig und ließ sich gemächlich in das weiße Lederpolster sinken.

Hinter ihnen drängte die Hupe ein zweites Mal. Johannes startete den Motor und lenkte das Cabrio ohne große Hast die Auffahrt hinunter.

„Wir sind in zwei Wochen bei den Silbermanns zur Grillparty eingeladen. Ist das in Ordnung für dich?“

„Aber ja. Ich freue mich. Die Familie ist nett.“

„Sie wollen sich ein Ferienhaus in den Bergen kaufen, und ich soll den Kauf vermitteln.“

„Oh, Johannes, das ist großartig.“

„Finde ich auch.“ Er schaute sie kurz von der Seite an und grinste, aber dann wurde er wieder ernst. „Wir müssen etwas besprechen, Elli. Für meine Kunden und Freunde warst du in den vergangenen sechs Monaten zur Weiterbildung in den Vereinigten Staaten. Es wäre gut, wenn du bei dieser Geschichte bleiben würdest.“

„Ich …“ Elisa schluckte. Ihr Freund hatte geschwindelt, was ihren Aufenthaltsort anging? „Schämst du dich für mich?“

„Nun ja, es ist nicht...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2016
Reihe/Serie Dr. Stefan Frank
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte feelgood • Gefühle • Happy End • Herzschmerz • Hollywood • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Nicholas Sparks • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • tatsächlich liebe • wohlfühlen
ISBN-13 9783732535415 / 9783732535415
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