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Die Diamanten von Nizza (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
Blessing (Verlag)
978-3-641-18985-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Diamanten von Nizza - Peter Mayle
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Die größte Gaunerei, seit es Diamanten gibt

Mit einer Nudelfirma sind sie reich geworden, der bärbeißige Signor Castellaci und seine gutmütig-matronenhafte Frau. Doch ihre feinen Klunker sind sie los. In dem Wandsafe hinter dem unvermeidlichen Ölgemälde waren sie vielleicht eine Spur zu klassisch aufbewahrt. Fußspuren, Fingerabdrücke: Fehlanzeige. Das Hauspersonal, vom Koch bis zum Dienstmädchen, ist mit betonfesten Alibis gewappnet. Klar, dass der Verdacht bald auf die Eigentümer selbst, auf die Castellacis fällt, die jetzt an die Versicherung eine Schadensersatzforderung in Millionenhöhe stellen. Die Versicherung schickt die bewährte Mitarbeiterin Elena Morales los, sich den Tycoon und seine Frau genauer anzusehen – mit überschaubarem Erfolg. Die beiden haben immer pünktlich bezahlt, und außer schlechten Manieren ist ihnen nichts nachzuweisen.

Endlich kommt auch Elenas Freund, Sam Levitt, der gerade einem Freund beim illegalen Zigarrenhandel geholfen hat, nach Frankreich. Sein Sportsgeist und eine überraschende moralische, zivilrechtliche Aufwallung machen es ihm unmöglich, sich mit der Provokation eines perfekten Verbrechens abzufinden. Anstelle der bereits in sanften Dienstschlaf gesunkenen Polizei führt Sam die Ermittlungen mit Feuereifer fort. Schon bald entdeckt er eine ganz neue Spur – die obendrein einen gewissen Charmefaktor aufweist.

Peter Mayle wurde 1939 in Brighton geboren. Er war Kellner, Busfahrer und erfolgreicher Werbetexter, bevor er 1975 dauerhaft in die Provence zog und Schriftsteller wurde. Seine Bücher wie "Ein guter Jahrgang" (Blessing, 2004) wurden internationale Bestseller. Mit "Ein diebisches Vergnügen" (Blessing, 2010) begann Peter Mayle eine neue Serie um den mit detektivischen Fähigkeiten ausgestatteten Anwalt Sam Levitt und seine Freundin Elena Morales.

1. KAPITEL

Warum werden so viele Hiobsbotschaften auf dieser Welt ausgerechnet am Montagmorgen überbracht?

Es war sechs Uhr morgens Ortszeit, als das unbarmherzige Läuten des Telefons Elena Morales aus herrlichem Tiefschlaf riss. Benommen tastete sie nach dem Hörer und brachte ihn unter mehrfachen Verrenkungen an ihr Ohr. »Sam?«, fragte sie halb hoffnungsvoll, halb ärgerlich.

»Ganz und gar nicht«. Am Apparat war Frank Knox, Gründer und Vorsitzender von Knox Insurance, und in seiner Stimme schwang ein gestresster Unterton mit. »Wir haben da ein Problem«, erklärte er, und er brauchte nur zwei Sätze, um seiner Angestellten klarzumachen, dass es sich um eine der höchsten Dringlichkeitsstufen handelte.

Trotz des frühmorgendlichen Verkehrsstaus in Los Angeles schaffte Elena es, um Punkt halb acht sein Büro zu betreten – und zwar ohne dass es zu feindlichen Berührungen mit anderen Fahrzeugen gekommen wäre.

Von dem jovialen Verhalten, das Frank Knox normalerweise zur Schau trug, war keine Spur mehr zu entdecken. »Ich schätze, Sie haben eine Ahnung, worum es geht«, sagte er, winkte sie näher heran und klickte auf seinem Laptop eine Datei mit Zeitungsausschnitten an. »Diese Juwelendiebstähle in Südfrankreich werden mit jedem Jahr schlimmer. Und nun greifen sie auch noch auf unser Terrain über. Vor ein paar Stunden erhielt ich einen Anruf von unserer Niederlassung in Paris; in dem Anwesen einer unserer Klientinnen in Nizza wurde ein Raubüberfall verübt, die Täter haben etliche Juwelen erbeutet. Mehrere Colliers mit Diamanten von 5,06 Karat an aufwärts bis 287 Karat, von sehr gutem Brillantschliff und weißer Farbe, keinerlei oder wenig Fluoreszenz.«

»Welchen Reinheitsgrad hatten sie?«

»Die meisten waren als flawless, lupenrein, ausgewiesen, auch bei zehnfacher Vergrößerung sind also keine inneren oder äußeren Fehler zu erkennen. Einige wurden als VVS1 und VVS2 eingestuft, also minimale Einschüsse, die selbst bei zehnfacher Lupenvergrößerung nur schwer auszumachen sind.«

»Keine Piqué darunter. Gute Wahl«, meint Elena.

»Die Bestohlene heißt Madame Castellaci. Sie ist völlig aufgelöst. Und ihr Mann scheint von der forschen Art zu sein: In unserer Pariser Niederlassung ist bereits eine Schadensersatzforderung eingegangen, in einer Höhe, die ähnlich gigantisch ist wie die gegenwärtige Staatsverschuldung.« Er hielt inne, um sich mit einem Schluck Kaffee zu stärken.

»Und wie hoch ist die vertraglich zugesicherte Deckungssumme?«, hakte Elena nach.

Knox schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Wir haben das Risiko so weit wie möglich gestreut, aber die Summe, die wir berappen müssen, stellt trotzdem einen schmerzhaften Verlust dar. Wir reden von einer siebenstelligen Zahl. Zwei Millionen, vielleicht auch drei.«

»Gehen Sie denn davon aus, dass ein berechtigter Anspruch besteht? Was hat die Polizei herausgefunden?«

Frank Knox fuhr sich durch sein schütteres und ergrautes Haar und seufzte. »Nicht viel. Nach allem, was ich höre, scheinen Profis am Werk gewesen zu sein – keinerlei Spuren, keine Finger- oder Fußabdrücke, rein gar nichts.«

»Und was sagen unsere Leute in Paris?«

»Nur eines: Hilfe!«

Der Vorstandsvorsitzende fiel wie ein Häufchen Elend in seinem Chefsessel zusammen. So niedergeschlagen hatte Elena ihn noch nie gesehen. Frank Knox hatte geplant, in ein paar Monaten in den Ruhestand zu gehen, seinen Wohlstand zu genießen, nicht unverdient, nach 35 Jahren gewissenhafter Arbeit mit gefühlten zwei Fehltagen. Und nun das! Trotz des Geldes, das er im Laufe der Jahre auf die hohe Kante gelegt hatte, war dieser Verlust ein schmerzhafter Tiefschlag.

Mitgefühl stieg in Elena auf. »Frank, was kann ich für Sie tun?«

»Ich möchte, dass Sie nach Paris fliegen, um unseren Mitarbeitern dort seelischen Beistand zu leisten und sich mit allem vertraut zu machen, was dort über den Fall bekannt ist.« Frank stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Und dann hätte ich gerne, dass Sie sich nach Nizza begeben und die Klienten, das Ehepaar Castellaci, in die Mangel nehmen.« Er hob die Hand. »Ich weiß, ich weiß. Das wird die Polizei bereits gemacht haben, aber manchmal übersehen Kriminalbeamte die eine oder andere Kleinigkeit. Zugegeben, die Erfolgsaussichten sind gering, aber das ist alles, was uns bleibt.« Er schob den Aktenordner über den Tisch. »Bitte sehr – Lektüre für den Flug. Und viel Glück!«

Sein Smartphone läutete, er hatte eine Nachricht empfangen, die er öffnete und entgeistert anstarrte. Er schüttelte mehrmals den Kopf und hielt dann Elena das Gerät unter die Augen. Sie blickte auf einen grell leuchtenden Ball.

»Sieht aus wie ein Ausschnitt aus einem Science-Fiction-Streifen über das Implodieren der Sonne in fünf Milliarden Jahren, wenn der Wasserstoff im Zentrum des Sternes verbraucht ist«, sagte Elena.

»Sollte man meinen, aber unsere Leute in Paris schreiben, dies sei das einzige Bild von dem potenziellen Einbrecher, das sie haben. Sonderbar. Na, ihren Humor scheinen die noch nicht verloren zu haben.«

Elena hatte gemischte Gefühle, als sie ihren Koffer für die bevorstehende Reise packte. Normalerweise wäre sie überglücklich gewesen, wieder einmal nach Frankreich zu fliegen. Doch dass sich dieser Besuch als Vergnügen erweisen würde, war unwahrscheinlich. Ihre Kollegen in der Pariser Niederlassung waren vermutlich nervös und gereizt, und falls die Castellacis in Nizza auch nur annähernd den üblichen Knox-Klienten glichen, würden sie ihr mit Hochmut und Misstrauen begegnen. Nicht zum ersten Mal wurde Elena an die Ironie des Schicksals erinnert, die im Versicherungswesen herrschte. Rein theoretisch handelte es sich bei Versicherungen um eine für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung; in der Praxis beruhte sie gleichwohl auf einer Beziehung, in der beide Seiten einander zutiefst misstrauten. Betrug, fehlerhafte Darstellung des Sachverhalts und unverblümte Unehrlichkeit waren an der Tagesordnung.

Sie versuchte, ihren Koffer zuzumachen. Wie immer hatte sie zu viel eingepackt, und wie immer musste sie sich auf den Deckel setzen, um ihn schließen zu können. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und sah, dass ihr noch zehn Minuten blieben, bevor der Firmenwagen eintraf, der sie zum Flughafen bringen würde. Zeit genug, um Sam Levitt anzurufen, seit einigen Jahren ihr Partner, was die Liebe und andere Abenteuer betraf. Gegenwärtig hielt er sich in Jamaika auf, als »Berater« seines alten Freundes Nathan, dessen Handelsunternehmen – Export kubanischer Zigarren aus der Karibik in die USA, auf nicht ganz unverdächtigen Wegen – sich mächtigen Ärger mit einem lokalen Schutzgeldring eingehandelt hatte.

»Sam? Kannst du reden?«

»Im Grunde schon seit meinem vierten Lebensjahr. Nein, im Ernst: mit dir immer, Liebes.« Selbst seine Stimme klang sonnig, wie Elena fand.

»Hör mal – in der Firma gibt es Ärger. Ich muss heute Nachmittag nach Paris fliegen und dann weiter nach Nizza. Zu einer Klientin, die Schadenersatz für ihre gestohlenen Diamanten fordert, und Frank verlangt, dass ich der Sache auf den Grund gehe.«

»Soll ich nachkommen? Ich bin hier so gut wie fertig. Ein oder zwei weitere Tage mit Daumenschrauben und Stiefellecken sollten ausreichen. Warum treffen wir uns nicht in Marseille? Ich rufe Francis an und sage ihm, dass er uns einplanen soll.«

Ihr gemeinsamer Freund Francis Reboul war stets ein großzügiger Gastgeber gewesen und freute sich immer auf ein Wiedersehen.

»Das wäre fantastisch. Mein Gott, ich habe die Nase gestrichen voll von der Versicherungsbranche.«

Sam blieb einen Moment stumm, bevor er antwortete. »Dann gib deinen Job auf! Du könntest mich zur Arbeit schicken und auf Luxus-Lady umsatteln.«

Das Klingeln an der Tür, das die Ankunft des Fahrers bezeugte, hinderte Elena daran, den ebenso altmodischen wie verführerischen Vorschlag ernsthaft zu überdenken. »Ich muss los. Ich melde mich wieder, wenn ich in Paris bin.«

Im Auto ließ sie die kurze Unterhaltung noch einmal Revue passieren. War Sams Angebot ernst gemeint? Sie war sich dessen nicht ganz sicher. Ursprünglich hatte er Elena gebeten, ihn nach Jamaika zu begleiten, aber sie hatte noch die sich auf ihrem Schreibtisch türmenden langweiligen Bagatellfälle abarbeiten müssen. Dass sie die Reise nicht mitmachen konnte, war für sie beide eine große Enttäuschung gewesen. Aber eines nicht allzu fernen Tages wirst du ein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen führen, gelobte sie sich. Ein neues Leben. Laut Air France hatte sie bis zur Ankunft in Paris zehn Stunden und fünfundvierzig Minuten Zeit, um darüber nachzudenken.

Sie flog, ein kleiner Trost, Business Class. Die komfortable Umgebung und ein großzügig bemessenes Glas mit eisgekühltem Chablis munterten sie soweit auf, dass sie sich imstande sah, den Aktenordner zu öffnen, den Frank Knox ihr mitgegeben hatte, und ihre Hausaufgaben zu machen, ohne psychischen Schaden zu erleiden.

Die Raubüberfälle waren in chronologischer Reihenfolge aufgelistet. Alles hatte im Jahre 2002 mit einer relativ bescheidenen Beute begonnen, auf drei Millionen Euro geschätzt; der Geschädigte war immerhin ein Mann vom Fach, ein Juwelier in Cannes. 2005 wurden Diamanten im Wert von zwei Millionen Euro bei einem Juwelier in Saint-Tropez gestohlen. 2009 waren es bereits Diamanten im Wert von fünfzehn Millionen Euro, die aus dem Traditionshaus Cartier in Cannes stammten. 2010 wurde ein Juwelengroßhändler in der Nähe von Marseille um Diamanten in...

Erscheint lt. Verlag 8.8.2016
Übersetzer Ursula Bischoff
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Diamond Caper
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Frankreich • Französische Lebenskunst • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Marseille • Provence • Roman • Romane • sanfte Kriminalromane • Versicherungsbetrug
ISBN-10 3-641-18985-3 / 3641189853
ISBN-13 978-3-641-18985-3 / 9783641189853
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