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Schicksal spielen im Duett (eBook)

Mami 1832 – Familienroman
eBook Download: EPUB
2016
100 Seiten
Blattwerk Handel GmbH (Verlag)
9783740905774 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schicksal spielen im Duett - Annette Mansdorf
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Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. »Kannst du mir mal sagen, wie du dir das vorstellst? Du hast kein Geld und keine Zeit, jedenfalls hast du das immer betont.« Julia nickte. Sie wirkte einsichtig, aber in Wirklichkeit war sie davon weit entfernt, sich die Vorwürfe zu eigen zu machen. Wenn Bobby so weiterreden wollte, bitte. Ihre Träume mußte sie endlich wahrmachen, mit ihm oder ohne ihn. Natürlich hatte Robert keine Ahnung, wie nahe er daran war, sich Julias Gunst zu verscherzen. Sein Selbstbewußtsein würde das auch gar nicht für möglich halten. Er war Zahnarzt, das, was man eine gute Partie nannte. Die Frauen rissen sich darum, von ihm bemerkt zu werden. Manchmal fragte er sich sowieso, wie er sich auf eine so chaotische Person wie Julia einlassen konnte. Sie war eine attraktive Frau, aber zugleich Mutter von zwei äußerst anstrengenden Zwillingsmädchen, die ihn nicht besonders ernst nahmen. Wenn er nach der Praxis noch zu ihnen ging, um einen gemütlichen Abend zu verbringen, dann erlebte er meistens genau das Gegenteil davon. Bisher hatte sich Julia noch nicht dazu entschließen können, zu ihm in das große schöne Haus zu ziehen, und er dachte gerade jetzt wieder, daß er darüber eher froh sein sollte. »Also, ich bin froh, wenn du das einsiehst. Deine Witwenrente zusammen mit dem Geld, das du durch Übersetzungen verdienst, reicht doch ganz gut. Und für Sonderwünsche bin ich gern zuständig, wie du weißt.« Das konnte er ruhig so großzügig anbieten, denn Julia hatte bisher noch keinen Gebrauch davon gemacht. Manchmal ärgerte ihn das. Sie wollten doch zusammenleben, vielleicht sogar

»Kannst du mir mal sagen, wie du dir das vorstellst? Du hast kein Geld und keine Zeit, jedenfalls hast du das immer betont.«

Julia nickte. Sie wirkte einsichtig, aber in Wirklichkeit war sie davon weit entfernt, sich die Vorwürfe zu eigen zu machen. Wenn Bobby so weiterreden wollte, bitte. Ihre Träume mußte sie endlich wahrmachen, mit ihm oder ohne ihn.

Natürlich hatte Robert keine Ahnung, wie nahe er daran war, sich Julias Gunst zu verscherzen. Sein Selbstbewußtsein würde das auch gar nicht für möglich halten. Er war Zahnarzt, das, was man eine gute Partie nannte. Die Frauen rissen sich darum, von ihm bemerkt zu werden. Manchmal fragte er sich sowieso, wie er sich auf eine so chaotische Person wie Julia einlassen konnte. Sie war eine attraktive Frau, aber zugleich Mutter von zwei äußerst anstrengenden Zwillingsmädchen, die ihn nicht besonders ernst nahmen. Wenn er nach der Praxis noch zu ihnen ging, um einen gemütlichen Abend zu verbringen, dann erlebte er meistens genau das Gegenteil davon. Bisher hatte sich Julia noch nicht dazu entschließen können, zu ihm in das große schöne Haus zu ziehen, und er dachte gerade jetzt wieder, daß er darüber eher froh sein sollte.

»Also, ich bin froh, wenn du das einsiehst. Deine Witwenrente zusammen mit dem Geld, das du durch Übersetzungen verdienst, reicht doch ganz gut. Und für Sonderwünsche bin ich gern zuständig, wie du weißt.«

Das konnte er ruhig so großzügig anbieten, denn Julia hatte bisher noch keinen Gebrauch davon gemacht. Manchmal ärgerte ihn das. Sie wollten doch zusammenleben, vielleicht sogar heiraten – obwohl das unklug wäre, wenn man bedachte, daß sie dann ihre Witwenrente verlieren würde – da sollte sie nicht so tun, als würde sie sich ihm ausliefern.

»Bitte, Bobby, ich weiß, daß du meistens recht hast. Aber ich habe den Eindruck, daß ich endlich etwas tun muß, um rauszukommen. Mir fällt die Decke auf den Kopf.«

»Wozu hast du Sprachen gelernt, wenn du nicht übersetzen willst?«

Sie sah ihn an, wie man ein Kind betrachten wüde, das auch nach der zigsten Erklärung immer noch nichts verstand.

»Ich habe nicht vor, ein Leben lang so etwas zu tun. Außerdem war es nur praktisch, als die Zwillinge klein waren. Aber jetzt gehen sie bald zur Schule, und dann finde ich es äußerst spannend, wieder mehr unter Menschen zu kommen. Sie könnten nach der Schule in den Laden kommen und…«

»Dort das Chaos anrichten, das sie sonst hier machen.«

»Es sind halt Kinder…«

Robert sah sich mit beredtem Blick um. Im Wohnzimmer lagen ein Rollerskate, eine Puppe ohne Kleider, mehrere Bilderbücher, ein angebissener Apfel, eine aufgerissene Packung Chips – und das alles auf dem hellen Teppichboden. Daß Sofa und Sessel ebenfalls die Spuren der Zwillinge zeigten, war sowieso klar.

»Oh, Robert! Wenn du so schaust, dann werde ich niemals bei dir einziehen!«

»Ach, Liebling, manchmal machst du es uns aber auch unnötig schwer. Ein bißchen Disziplin, und dann würden die Kinder erst aufräumen, bevor sie schlafen gehen.«

»Wie kommst du darauf, daß sie schlafen gegangen sind?«

»Immerhin ist es«, er schaute auf die Uhr, »halb neun. Sie sind erst fünf Jahre alt.«

»Fünfeinhalb. Sie sind noch bei der Nachbarin nebenan. Wahrscheinlich stopft sie sie jetzt wieder mit Keksen voll.«

»Das solltest du aber nicht erlauben. Ihre Zähne sind noch weich und…«

»Da spricht der Zahnarzt. Man merkt immer wieder, daß du keine Ahnung von Kindern hast. Aber gräm dich nicht, das lernst du schon.«

»Ich habe schließlich eine Menge Kinder unter meinen Patienten und spreche auch mit deren Mütter. Die sind allerdings leichter zu belehren als du. Es ist erwiesen, daß Zucker…«

»Mein Schatz, jetzt bitte keinen Vortrag. Frau Maier ist eine alte Frau, die lernt das nicht mehr. Und es macht ihr solche Freude, ihnen vorzulesen und sie dabei zu verwöhnen. Warum soll ich das verbieten? Sie putzen nachher gewissenhaft die Zähne, versprochen.«

Wie das aussah, wußte Robert aus Erfahrung. Zweimal mit der Bürste darübergefahren, die Zahnpasta hatten sie auf dem Weg zum Mund bereits von der Bürste verloren, und das war es dann. Wenn er etwas sagte, runzelten sie auf die gleiche Weise die Stirn wie ihre Mutter jetzt.

»Du bist einfach unverbesserlich, Julia.«

»Und doch liebst du mich«, konstatierte sie zufrieden.

Julia war froh, daß er ihren Plan offenbar wieder vergessen hatte und gab sich deshalb weich und nachgiebig, als er sie nun in den Arm nahm. Robert war ein phantastischer Liebhaber, was man gar nicht glauben konnte, wenn man ihn so reden hörte. In seiner Brust wohnten sicher zwei Seelen.

»Bitte, Robert, das geht jetzt nicht… Die Kinder kommen jeden Moment.«

Julia schob Roberts Hand beiseite. Sie hatte sich gerade mit den Knöpfen ihrer Seidenbluse beschäftigen wollen. Er reagierte Gott sei Dank nicht verärgert.

»Wann wirst du sie wieder einmal woanders schlafen lassen?«

»Damit ich bei dir schlafen kann? Ich weiß nicht. Bleib du doch hier.«

O nein, das tat Robert nur, wenn es gar nicht anders ging. Es war garantiert, daß morgens um fünf eine der Zwillinge ins Schlafzimmer platzen würde und irgend etwas ungeheuer Wichtiges mitzuteilen hätte. Das erste Mal hätte er fast einen Herzinfarkt bekommen, weil er natürlich geglaubt hatte, daß etwas passiert sei, als das Deckenlicht angeschaltet und er aus dem Tiefschlaf gerissen wurde. Die nächsten Male hatte er sich nur auf die andere Seite gedreht, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken gewesen. Und das, wo ihm seine Wochenenden heilig waren. Die ganze Woche mußte er sehr früh aufstehen. Die ersten Patienten kamen oft schon ab halb acht, wenn eine längere Behandlung anstand.

Ihr Liebesleben war dadurch natürlich nicht sehr zufriedenstellend. Das würde sich erst ändern, wenn sie in seinem Haus lebten… Die Zwillinge könnten unter dem Dach wohnen, mit eigenem Bad. Doch bestimmt schafften sie es, auch von dort aus ihre Spielsachen bis ins Wohnzimmer zu expedieren. Im Grunde war das Haus nicht auf Kinder eingerichtet. Er würde eine ganze Menge Dinge, an denen sein Herz hing, in Sicherheit bringen müssen.

»Außerdem muß ich morgen einiges erledigen. Ich könnte heute sowieso nicht mitkommen.«

Die Zwillinge schliefen manchmal auch bei Frau Maier. Julia hatte Robert nicht erzählt, daß die alte Dame jederzeit dazu bereit war, die Kinder zu nehmen.

Sie war nicht sicher, ob sie sich schon so fest an Robert binden wollte, obwohl ihre Freundin Marie sie verrückt nannte, daß sie nicht schon längst umgezogen war.

»So einen Mann bekommst du nie mehr wieder, Julia. Du solltest wirklich nicht zögern.«

»Warum glaubst du das?«

»Na ja, immerhin hast du nicht gerade den einfachsten Charakter. Und die Zwillinge kommen ganz nach dir. Sieh mich nicht so empört an, du weißt genau, wovon ich rede.«

Julia schätzte an Marie, daß sie kein Blatt vor den Mund nahm, doch manchmal war es ganz schön happig, was sie dadurch zu hören bekam. Keinen einfachen Charakter? Wer wollte das schon? Sie war froh, daß sie nicht war wie jedermann. Und vor allem – sie kam mit sich und den Kindern prima aus. Wer das nicht konnte, war eben nicht für sie gemacht.

»Ich sehe genau, was du jetzt denkst. Dein Robert hat jedenfalls viel Mut, daß er es mit euch aufnimmt. Dafür allein solltest du schon dankbar sein.«

Auf die Idee, daß sie Robert dankbar sein mußte, wäre Julia im Leben nicht gekommen. Sie und die Zwillinge – das war doch immerhin ein Gegenwert, wie man ihn sich besser nicht wünschen konnte. Müßte Robert nicht eher dankbar sein?

Marie hatte dann gelacht. Sie wußte aus Erfahrung, wie solche Gespräche ausgingen. Julia hatte ein starkes Selbstbewußtsein, und das war auch gut so. Es hatte ihr immerhin ermöglicht, weiterzumachen, nachdem ihr Mann von einer Minute zur anderen an einem Herzinfarkt gestorben war. Sie hatten eine harmonische Ehe geführt und viele Pläne gar nicht mehr realisieren können. Eine schwächere Frau wäre vermutlich zusammengebrochen, doch Julia hatte an die Kinder gedacht, die natürlich auch unter einem schweren Schock gestanden hatten, und die Ärmel aufgekrempelt. Für sie blieben die Nachtstunden, in denen sie wach gelegen und getrauert hatte. Nicht einmal Marie wußte viel darüber, weil Julia diese schwere Zeit mit sich allein ausgekämpft hatte.

Zwei Jahre war das jetzt her. Noch nicht lange erlaubte Julia es Männern, sich für sie zu interessieren. Gleich der zweite, den sie erhörte, war Robert gewesen. Und gelegentlich dachte sie ja auch wirklich daran, ihn als Lebenspartner zu akzeptieren. Doch immer, wenn sie soweit war, tat oder sagte er etwas, das sie wieder zögern ließ. Das war ihm sicher nicht einmal bewußt. Sie hatte nicht die Absicht ihn zu verändern, also mußte sie gewissenhaft prüfen, ob er wirklich der Mann fürs Leben war für sie und die Kinder. Den Vergleich mit ihrem geliebten Jan stellte sie gar nicht erst an. Das wäre jedem Mann gegenüber unfair.

Es klingelte Sturm. Robert ließ seufzend von ihr ab. Die Kinder…

Julia öffnete die Tür. Clara und Paula, die aussahen wie kleine Engel mit den goldblonden Lockenköpfen und dem strahlenden Gesichtchen, stürmten herein und warfen sich auf die beiden Sessel, ohne die Dinge, die darauf lagen, zu beachten. Eine Chipstüte gab nach und platzte, was Clara zum Kichern brachte, zumal, als sie Roberts Gesichtsausdruck sah.

»Das machst du aber gleich sauber, Clara…«, wies Julia ihre Tochter an.

Ihre Stimme klang nachsichtig. Sie konnte darin keine Katastrophe sehen. Wozu gab...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2016
Reihe/Serie Mami
Mami
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Familiengeschichte • Familiensaga • Karin Bucha • Leni Behrendt • Mama • Mammi • Martin Kelter Verlag • Mutter • Mutti • Sonnenwinkel • Sophienlust • Sorgerecht • Sorgerechtsstreit
ISBN-13 9783740905774 / 9783740905774
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