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Professor Zamorra 1100 (eBook)

Requiem
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7325-3390-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Professor Zamorra 1100 - Manfred H. Rückert
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Schon seit einer Weile weiß Zamorra, dass auf dem Silbermond, auf dem die Sauroiden nach dem Untergang ihres Planeten Götterwind einst Zuflucht fanden, Seltsames vorgeht. Die Vernichtung ganzer Landstriche breitet sich aus - und wird immer schlimmer. Doch Zamorra sieht das Ausmaß der Katastrophe erst, als Sara Moon ihn auf der Suche nach dem letzten Portalschlüssel genau dorthin schickt ...

»Irgendwo weht der Wind, aber das hat keine Bedeutung mehr für mich …«

(Queen, 1975: ›Bohemian Rhapsody‹)

 

Kapitel 1
Die verlorene Welt

Silbermond

Kalter Wind wehte über das Gebiet, auf dem sich noch vor sechs Monaten das Stille Gebirge befunden hatte. Regen setzte ein und verwandelte die Umgebung in eine Schlammlandschaft. So weit das Auge sehen konnte, war nur verwüstete Erde zu erkennen. Die ersten Blumen und Sträucher, deren Samen mit dem Wind hierher geweht oder durch Vögel hergebracht worden waren, waren bereits einige Zentimeter aus dem Boden gewachsen. Bei den vorherrschenden Wetterbedingungen würden sie die nächsten Tage jedoch nicht überstehen.

Die Luft flimmerte. Von einem Augenblick auf den nächsten erschien ein schwarz glühender Gegenstand, der an eine Mischung zwischen Stein und Kristall erinnerte, genau an der Stelle, an der die größte neue Ansammlung an Büschen wuchs. Gerade so, als wäre dieser Platz von einem Unbekannten ausgesucht worden.

Der Stein sah so schroff aus, als hätte man ihn durch unbekannte Kräfte aus einem größeren Ganzen herausgebrochen, trotzdem besaß er eine überirdische Schönheit. Woher er kam oder wer ihn hierher versetzt hatte, war nicht zu erkennen. Er war nicht sehr groß, dennoch war seine negative Ausstrahlung imstande, die wenigen Tiere, die sich an diesen unwirtlichen Ort getrauten, zu vertreiben.

Rote Blitze liefen unaufhörlich in verschiedenen Richtungen über die Oberfläche des Kristalls, sodass dieser wie rotgeädert wirkte. Der Regen erreichte den Stein nicht. Mindestens fünfzig Zentimeter über ihm verdampfte der Niederschlag, begleitet von einem aggressiven Zischen. Es klang, als würde der Stein selbst sein Missfallen über seine Umgebung kundtun.

Der kalte Wind wurde zum Sturm, der Regen zum Wolkenbruch. Der bösartig wirkende Neuankömmling schien langsam mit dem Boden des Planeten zu verschmelzen.

Alles sah ein wenig unwirklich aus, und kein noch so scharfer Beobachter hätte mit Sicherheit behaupten können, diesen rotschwarz glühenden Kristall überhaupt zu sehen. Der Stein war nicht der Auslöser der Ereignisse, doch er war der Schicksalstropfen, der vielleicht das Fass »Silbermond« zum Überlaufen bringen würde …

***

Silbermond
Regenbogenblumenbeet

Die Überrangkontrolle der Fluchtmöglichkeit auf dem Silbermond machte angeblich eine Überlastung der Regenbogenblumenverbindung unmöglich, aber die Wirklichkeit, mit der Kältepriester Karr Azzrian an diesem trüben und regnerischen Morgen konfrontiert wurde, sah anders aus.

Die Verbindung war jeden Morgen ganz eindeutig überlastet, das wusste er aus den offiziellen Berichten. Das Regenbogenblumenbeet stand, von den wenigen noch verbliebenen Sicherheitskräften geschützt, hinter dem Wohn-Ei des Sicherheitschefs und transportierte täglich über viele Stunden fast ununterbrochen Tausende Sauroiden auf den Planeten Exodus, auf dem sich der größte Teil ihres Volkes bereits befand. Welch eine unglaubliche Energieleistung!, schoss Karr Azzrian durch den Kopf. Woher nahmen die Blumen nur die Kraft für diese gewaltige biologische Daueranstrengung?

Die Wahrscheinlichkeit, gerade am gewünschten Tag über die Verbindung auf den Fluchtplaneten zu gelangen, war sehr gering, sodass Karr Azzrian sich oft genug fragte, wo die vielen Tausend Sauroiden, die den Silbermond täglich verließen, den Optimismus aufbrachten, überhaupt noch fliehen zu wollen, statt sich in ihr Schicksal zu ergeben. Allerdings existierten keine weiteren Möglichkeiten für die Reptiloiden, dem sterbenden Silbermond zu entkommen, insofern war der Andrang wohl erklärbar. Annähernd 880.000 Mitglieder ihres zahlenmäßig so kleinen Volkes hatten es schon geschafft, über 170.000 Sauroiden allerdings befanden sich noch auf dem Silbermond.

An diesem Morgen war die Verbindung zusammengebrochen – eine »kleine Überbelastung der Transportblumen, die bald behoben sei«, hieß es, aber es zog einen unerhörten Ansturm auf das Areal hinter dem Wohn-Ei nach sich. Innerhalb weniger Minuten waren alle Nebenstraßen total von Sauroiden blockiert.

An den Zugängen kam es zu chaotischen Zuständen. Später würde man feststellen, dass zweihundertvierzehn Sauroiden dabei den Tod gefunden hatten; von der großen Anzahl der Verletzten ganz zu schweigen. Karr Azzrian beobachtete das Gewimmel vor dem Zugang des Regenbogenblumenbeets aus sicherer Entfernung. Er wollte auf keinen Fall von dieser blind nach vorn drängenden Menge aufgesogen und mitgeschleppt werden. Die Transmitterblumen waren einfach zu erschöpft und benötigten eine Ruhepause.

Karr Azzrian war ein mittelgroßer Priester der Kälte ohne jeden körperlichen Vorzug. In der Menge fiel er nur durch seine blauweiße Priesterkutte auf. Seine Bescheidenheit ließ ihn oft schwerfällig erscheinen, aber er besaß einen scharfen und analysierenden Verstand, der ihm gestattete, sich über die Anforderungen hinaus, die seine Berufung an ihn stellte, mit zahlreichen anderen Dingen zu beschäftigen. Er arbeitete im Tempel der Kälte unter Tempelherr Tszahn Thorr, in der Gruppe für magische Einwebungen. Die Sekte der Priester der Kälte verband Religion mit Wissenschaft, ging aber teilweise skrupellos bei der Durchsetzung ihrer Ziele vor.

Karr Azzrian gestattete sich oft die ketzerische Frage, ob er für die Sauroiden insgesamt oder doch mehr für die Priesterschaft arbeitete, die die Macht über das Volk der Sauroiden für sich beanspruchte. Aus diesem inneren Dilemma heraus wollte er sich nach Exodus begeben, um über seine weiteren Ziele Klarheit zu erlangen. Zumindest war das die Ausrede, die er vor sich selbst aufrechterhielt, denn in Wirklichkeit wollte er vom Silbermond fliehen, weil ihm die Verhältnisse, besonders die Zerstörungen und eine Bedrohung von außerhalb im letzten halben Jahr, zu gefährlich wurden.

Der Priester der Kälte versuchte auch weiterhin, sich von der rasenden Menge fernzuhalten. Viele Sauroiden, die sich bei dem Ansturm auf die Regenbogenblumenverbindung zu überholen versuchten, stießen ihn an oder verwünschten ihn, aber die meisten nahmen ihn gar nicht wahr.

Der Sprung vom Handelnden zum Beobachter ist nicht besonders groß, dachte Karr Azzrian ebenso erstaunt wie leicht amüsiert. Es ist eigentlich nur ein kleiner Schritt. Gleichzeitig stieg Unbehagen in ihm auf, denn er wusste, dass er diesen Schritt möglichst schnell wieder umkehren musste, wenn er nicht hoffnungslos zurückbleiben wollte. Wer konnte schon sagen, ob die Regenbogenblumenverbindung morgen nicht auch ausfiel? Das Leben auf dieser Welt war unberechenbar geworden, besonders seit eine ebenso unbekannte wie unheimliche Gefahr begonnen hatte, ganze Landschaften oder gar Gebirge zu fressen.

Die Lautsprecher zu beiden Seiten der Zugangsschneise plärrten ihre Nachrichten auf die Menge hernieder, und unmittelbar über dem Zugang zu den Blumen blitzten die bunten Lichter zweier digitaler Informationsbildschirme für die Sauroiden, die sich den darauf aufblinkenden Anweisungen widerstandslos fügen mussten. Keines der Echsenwesen würde uninformiert über die Transportverbindung nach Exodus gelangen. Sobald die Sauroiden am Zielplaneten aus dem dortigen Regenbogenblumenbeet traten, mussten sie wissen, wie sie sich zu verhalten hatten.

Am Zugang staute sich die Menge, und sie wuchs rückwärts durch die Schneise auf Karr Azzrian zu.

Alles ging so schnell, dass der Priester der Kälte damit rechnen musste, in kurzer Zeit von dieser sich ausdehnenden Sauroidenschlange geschluckt zu werden. Die Bürger, die an ihm vorbeikamen, verlangsamten bereits ihre Geschwindigkeit. Karr Azzrian drehte sich um und entfernte sich noch ein Stück vom Zugang zu den Regenbogenblumen. Er kam sich vor wie der sprichwörtliche Fisch, der gegen den Strom schwamm und dagegen ankämpfte, mitgerissen zu werden. Er verließ die Schneise über eine Treppenplattform, die in den Wohnbezirk hinaufführte, wo Wohn-Eier neben den ebenso verlassenen Organhäusern der vor vielen Jahren verstorbenen Silbermond-Druiden standen. Er war in Gedanken versunken und nahm den schräg fallenden Regen und den stark wehenden Wind nicht wahr.

In den Gebäuden herrschte Stille, sie waren von ihren Bewohnern verlassen worden. Mittlerweile wurde nur noch jedes achte Wohn-Ei von einem Sauroiden bewohnt. Auf dem Weg zurück zu seinem Wohn-Ei begegneten Karr Azzrian zwei Zurückgebliebene: ein kleines Kind und eine blinde ältere Frau. Seit er ein Priester der Kälte geworden war, hatte Karr Azzrian die anderen Sauroiden nie beachtet, aber jetzt fragte er sich unwillkürlich, was sie den ganzen Tag über trieben. An einem Wohn-Ei vorbei bewegte er sich auf den freien Platz zwischen den Gebäuden zu. Aus der Schneise drang Lärm zu ihm herüber, aber er erschien ihm unwirklich. Vor ihm tauchte ein alter Sauroide auf und kam auf ihn zu. Er besaß den gleichgültigen Gesichtsausdruck eines zum Tode Verurteilten. Er lief in dem typischen, eigenartigen Schaukelgang, der Menschen an aufrecht gehende Krokodile erinnerte – wenn es solche auf der Erde denn wirklich gegeben hätte.

Auf beiden Schultern der Kutte des Alten war eine strahlend gelbe Sonne zu sehen, das Zeichen der Krieger des Lichts. Diese Sekte war vor vielen Jahren gebildet worden. Zuerst nur im Untergrund, kaum bekannt, aber nach einem kurzen rasanten Aufstieg und einem unglaublich tiefen Fall gehörten ihr mittlerweile nur noch wenige Mitglieder an. Weshalb sich diese Sekte die...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2016
Reihe/Serie Professor Zamorra
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte blutig • Clown • Gruselroman • Horror • Horror Bücher ab 18 • horror thriller • Jason Dark • Lovecraft • Paranomal • Sinclair • Slasher • Splatter • Stephen King • Steven King • Zombies
ISBN-10 3-7325-3390-5 / 3732533905
ISBN-13 978-3-7325-3390-9 / 9783732533909
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