Fürsten-Roman 2496 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7325-2795-3 (ISBN)
Völlig niedergeschlagen sitzt die hübsche Jessica nach dem Casting in der Umkleidekabine. Dieser Tag hätte ihr Durchbruch für ihre große Modelkarriere werden sollen, doch Bianka von Niederstett, die Besitzerin des Modelabels, für das Jessica laufen wollte, hat ihr kaum mehr als einen flüchtigen Blick geschenkt. Jessicas Träume sind zerstört. Wovon soll sie nun die Miete bezahlen? In diesen Job hat sie ihre ganze Hoffnung gesetzt. Da kommt auf einmal ein etwas schüchterner Mann auf sie zu und bietet ihr mit einem warmen Lächeln einen Kaffee an. Jessica ist dankbar für diese freundliche Geste, und die beiden jungen Menschen kommen ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass der Fremde Torben Prinz von Niederstett ist, Fürstin Biankas Sohn!
Auf einmal ist Jessica unglaublich nett zu dem Prinzen, für den sie noch vor wenigen Tagen nur ein paar herablassende Worte übrig hatte. Doch Torben ist sich unsicher, ob Jessica wirklich an ihm interessiert ist oder ob sie ihn nur als Sprungbrett für ihre Karriere benutzen will ...
»Das wird dir nicht gefallen«, prophezeite Gloria von Lindbach, als ihr Mann am frühen Morgen die Tageszeitung vom Esstisch nahm.
Fürst Bernhard seufzte. Er ahnte, worauf seine Frau anspielte. Es verging kaum eine Woche, in der die ungestüme Tochter keine Schlagzeilen machte. Negativschlagzeilen!
Vorgewarnt faltete er die Zeitung auseinander, da sah er auch schon das große Foto der »Party-Prinzessin«, das auf der Titelseite prangte. Die Bildunterschrift lautete: »Hat Jessica von Lindbach endlich die Liebe ihres Lebens gefunden?«
Auf dem Bild tanzte die Prinzessin eng umschlungen mit einem nichtssagenden jungen Mann, den Fürst Bernhard noch nie zuvor gesehen hatte. Aber das war typisch für Jessica. Sie ließ keine Party aus, sondern war immer da zu finden, wo das Scheinwerferlicht war. Und mit Männern flirtete sie gern. Erst vor Kurzem hatte sie sich von ihrem Freund Ernesto getrennt. Fürst Bernhard war von diesem Ernesto nicht allzu begeistert gewesen, doch zumindest hatte der junge Mann etwas Ruhe in Jessicas Leben gebracht. Das war nun vorbei. Eine feste Bindung wollte sie offenbar nicht so schnell wieder eingehen.
Was hatten Fürstin Gloria und er nur falsch gemacht?
Jessica war auf ein Internat gegangen, sie hatte eine gute Erziehung genossen und wusste, wie man sich in Gesellschaft verhielt. Bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr war sie förmlich eine Mustertochter gewesen. Aber dann war sie an die falschen Freunde geraten, die ihr Flausen in den Kopf gesetzt hatten. Partys, immer nur Partys – das war das Einzige, was seitdem in Jessicas Leben Bedeutung hatte.
Zum Glück hielten sich ihre Skandale in Grenzen. Sie trank nur selten Alkohol, und wenn, dann in Maßen. Auch hielt sie sich bei Interviews zurück und gab nur wenig von ihrem Privatleben preis. Lediglich ihr Auftreten in der Öffentlichkeit, besonders in der Partyszene, wurde in der Presse ausgewalzt. Das aber auch reichlich.
Es war offensichtlich, dass der goldene Käfig einer Prinzessin viel zu eng für sie war. Sie wollte etwas erleben, wogegen Fürst Bernhard nun wahrlich nichts einzuwenden hatte. Nur warum ging sie stattdessen nicht auf Reisen? Die Welt hatte viel zu bieten, und Fürst Bernhard hatte das nötige Kleingeld, um Jessica diese Träume zu erfüllen. Warum musste es stattdessen ausgerechnet das Nachtleben von München sein?
Zudem entwickelte Jessica seit Neuestem eine Affinität fürs Fernsehen. Talkshows, Quizshows, Reality Soaps – oft schien es dem Fürsten, als verkaufte sie sich dort absichtlich unter Wert, um einem bestimmten Typus zu entsprechen, der derzeit modern war und für Aufmerksamkeit sorgte. Blond und naiv, so präsentierte sich Jessica, obwohl sie in Wahrheit bildhübsch und sehr intelligent war.
Fürstin Gloria setzte sich zu ihrem Mann. »Der wöchentliche Skandal«, kommentierte sie die Schlagzeile.
»Diesmal hält es sich ja noch in Grenzen. Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dass Jessica tatsächlich die Liebe ihres Lebens findet. Vielleicht kommt sie dann endlich zur Ruhe«, überlegte der Fürst. Seine Frau und er liebten Jessica sehr, oft genug hatten sie aber das Gefühl, kaum noch zu ihr vorzudringen. »Wo ist sie eigentlich?«
»In ihrem Apartment in der Innenstadt, nehme ich an«, meinte Gloria. »Ich habe keine Ahnung, wann und ob sie überhaupt heute Nacht nach Hause gekommen ist. Obwohl ich natürlich wie immer kurz davorstand, sie einfach anzurufen. Aber wie du weißt, versuche ich mich zurückzuhalten. Jessica ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.«
Fürst Bernhard hoffte, dass seine Frau recht hatte.
Trotz ihrer zweiundzwanzig Jahre schien Jessica immer noch eine Träumerin zu sein. Sie dachte nicht daran, eine Ausbildung zu beginnen oder sogar ein Studium zu absolvieren. Sie hatte es auf die Medien abgesehen und wollte im Rampenlicht stehen. Dabei merkte sie nicht, dass das alles nur eine Scheinwelt war. Oder merkte sie es doch und spielte nur mit den Klischees?
»Wir sollten Jessica nicht unterschätzen. Sie ist klug«, murmelte er nachdenklich.
»Wenn ich nur diese Artikel lese und diesen jungen Mann auf dem Foto sehe, erwachen in mir die schlimmsten Vorstellungen«, gab die Fürstin zu. »Wer ist das überhaupt? Sie hat uns diesen Herrn nicht einmal vorgestellt. In welchen Kreisen ist sie unterwegs? Mit wem trifft sie sich? Sind das verantwortungsbewusste Leute?«
»Ich weiß es nicht, Gloria. Aber ich verstehe deine Sorgen. Trotzdem, wir müssen lernen, Jessica zu vertrauen.«
Fürst Bernhard versuchte ruhig zu bleiben. In der heutigen Zeit war eben alles anders. Sie war schnelllebiger, die jungen Leute träumten von Karrieren beim Fernsehen oder Film. Eine akademische Ausbildung stand selten auf der Prioritätenliste. Früher war das ganz anders gewesen. Aber die Zeiten änderten sich eben. Das mussten Gloria und er akzeptieren.
Fest stand, dass sie immer für ihre Tochter da sein würden. Auch dann, wenn es ihr einmal nicht so gut ging. Hier auf Schloss Lindbach war Jessicas zu Hause. Hier fand sie Ruhe und Geborgenheit, wenn sie sich genug ausgetobt hatte. Sie konnte jederzeit hierher zurückkommen. Die Tore standen für sie offen. Darin waren sich Gloria und Bernhard einig.
Der Fürst faltete die Zeitung zusammen und widmete sich seinem Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. Bernhard trank ihn trotzdem.
»Die Leute mögen sie«, sagte er sinnierend.
»Was meinst du?«, hakte Gloria nach.
»Die Menschen dort draußen. Sie sehen in Jessica eine Art Vorbild. Sie bekommt oft sehr positive Rückmeldungen. Eine Prinzessin, die mit den Konventionen bricht, die einfach nur leben, die Spaß haben will. Vielleicht sollten wir es einmal so betrachten. Sie inspiriert die Leute.«
Gloria lächelte. »Ist das so?«
»Durchaus. Die Presse versucht sehr oft, Jessica als ein wenig oberflächlich darzustellen. Aber die Leser fallen darauf nicht herein. Sie erkennen, dass unsere Tochter ein gutes Herz hat.«
Gloria nickte. »Vielleicht will sie einfach nur ein ganz normales Mädchen sein. Ohne Prinzessinnen-Korsett. Und welches Mädchen träumt nicht davon, berühmt zu werden?«, überlegte die Fürstin.
»Hast du denn auch davon geträumt, als du jung warst?«, fragte Fürst Bernhard neugierig.
Gloria verschluckte sich bei der Frage fast an ihrem Tee. Sie hustete und stellte die Tasse ab. Dann lächelte sie vielsagend.
»Natürlich«, gab sie zu.
Das machte Bernhard nur umso neugieriger. »Davon hast du mir nie erzählt.«
»Du vergisst, dass ich auch einmal eine Prinzessin war. Auch ich musste mich an Konventionen halten. Das war kräftezehrend, zumal es früher viel strenger zuging.«
»Ich weiß. Aber das beantwortet meine Frage nicht. Verrate mir doch, was wolltest du werden? Was war dein heimlicher Wunsch?«
»Ich wollte immer Sängerin werden«, gab Fürstin Gloria zu und lachte. »Du meine Güte, das ist eine Ewigkeit her. Und ich war gar nicht mal so schlecht. Ich habe immer heimlich gesungen. Meine Familie mochte es nicht, dass ich solche Flausen im Kopf hatte.«
»Das kann ich mir vorstellen, wir entstammen noch einer anderen Generation«, entgegnete Fürst Bernhard lächelnd.
Das Telefon klingelte. Fürstin Gloria nahm den Hörer ab, während sich der Fürst zurücklehnte. Bernhard fühlte sich plötzlich erleichtert. Er würde Jessica nicht mehr unter Druck setzen. Sie sollte selbst ihren Weg bestimmen. Wichtig war ihm nur, dass seine Tochter glücklich war. Und wenn sie sich beim Film oder Fernsehen am wohlsten fühlte, sollte ihm das recht sein. Der Fürst goss sich Kaffee nach und hörte im Hintergrund die aufgeregte Stimme seiner Frau. Kurz darauf setzte sich Fürstin Gloria mit blassem Gesicht an den Tisch zurück. Ihre Unterlippe zitterte kaum merklich.
»Was ist passiert?«, fragte Fürst Bernhard erschrocken.
»Das war Jessica! Sie hat in der Tat nicht in ihrem Apartment geschlafen.«
»Nicht?«
»Sie rief mich gerade aus einem Hotel namens ›Valencia‹ an. Offenbar hat sie dort eine Party mit ein paar Freunden gefeiert. Und sie haben das Zimmer völlig verwüstet!«
»Was?« Fürst Bernhard erstarrte vor Schreck.
»Anscheinend war Alkohol im Spiel. Sie haben außerdem die anderen Hotelgäste mit lärmender Musik und lautem Geschrei belästigt.«
Fürst Bernhard konnte es nicht fassen. Gerade hatte er noch geglaubt, seine Tochter wäre zumindest in dieser Hinsicht vernünftig. Offenbar war nun auch die letzte Bastion gefallen. Jessica verhielt sich wie ein abgehalfterter Rockstar.
»Die Direktion behält sich vor, Anzeige zu erstatten. Es sind Schäden im Wert von über zehntausend Euro entstanden.« Fürstin Gloria war den Tränen nahe.
Bernhard von Lindbach ging es kaum anders. Die Enttäuschung war immens. Eben noch hatte er Jessica freie Hand lassen wollen, und schon rächte sich dieses Vorhaben.
»Ich habe genug«, sagte er voller Zorn. »Sie wird keinen Cent mehr von mir sehen!«
»Aber Bernhard! Das können wir doch nicht machen. Sie braucht uns mehr denn je.«
»Das hätte sie sich früher überlegen sollen. Es ist eine Sache, wilde Partys zu feiern, aber eine ganz andere, fremdes Eigentum mutwillig und aus einer Laune heraus zu zerstören. So haben wir unsere Tochter nicht erzogen! Ich bleibe dabei, ich zahle diesen Schaden nicht. Jessica soll selbst sehen, wie sie da wieder herauskommt. Sie muss endlich lernen, Verantwortung zu...
| Erscheint lt. Verlag | 26.4.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Fürsten-Roman | Fürsten-Roman |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • adelsintrigen • adels-romane • Anna-basener • Arztromane • Baccara • Bastei • Bestseller • Bianca • Cora • Courths • Der kleine Fürst • Deutsch • dieter adam • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • Ehe • Familiensaga • feelgood • Fortsetzungsroman • Frauen • für • Fürstenkrone • Gefühle • Glück • Großdruck • große-schrift • Happy End • Hedwig • Hedwig Courths Mahler • Heftchen • Heimat • Herzschmerz • High-Society • Historical • Hochzeit • Hollywood • Julia • Kindle • leni-behrendt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebes-Geschichten • Liebesroman • Liebesromane • Luxus • Mahler • martin-Kelter • Milliardär • Millionär • Mira • Modern • Nicholas Sparks • patricia-vandenberg • Prinz • Prinzessin • PS ich liebe dich • Reich • Reichtum • Romance • Roman-Heft • romantisch • Romantische Komödie • Romanze • Schicksalsroman • schicksals-romane • Schön • Serie • Sexy • spannend • tatsächlich liebe • Tiffany • Verlag • wohlfühlen |
| ISBN-10 | 3-7325-2795-6 / 3732527956 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-2795-3 / 9783732527953 |
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