Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Der Notarzt 269 (eBook)

Schlaf dich gesund, Amelie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732532520 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Notarzt 269 - Alexa Reichel
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
(CHF 1,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

'Mädchen, sechs Jahre alt, Schussverletzung.' Bei Dr. Peter Kersten schrillen innerlich alle Alarmglocken, als der Notruf bei ihm eingeht. Er hat in seinem Beruf oft mit sehr schweren Fällen zu tun, und als Notarzt wirft ihn so schnell nichts um. Aber Kinder sind seine Schwachstelle, und was der kleinen Amelie zugestoßen ist, lässt auch den erfahrenen Arzt alles andere als kalt.

Dem Mädchen steckt ein Pfeil im Hinterkopf, als es in die Notaufnahme der Sauerbruch-Klinik eingeliefert wird. Gemeinsam mit einer kompetenten Neurochirurgin kämpft Peter Kersten in einer stundenlangen, dramatischen Operation um das Leben des Kindes. Am Ende weiß niemand, wie es mit Amelie weitergehen wird. Wird sie jemals wieder aufwachen? Ist ihr Gehirn durch die Schusswunde so beeinträchtigt, dass sich ihr Leben für immer verändern wird?

Dies sind zunächst die drängendsten Fragen, doch noch andere Unklarheiten beschäftigen den Notarzt: Wie konnte es überhaupt zu dem Unfall kommen? Die Eltern des Mädchens sind sich sicher, dass der Sohn der verhassten Nachbarn absichtlich auf ihre Tochter geschossen hat. Der Junge hat die Tat ja sogar gestanden! Doch Dr. Kersten zweifelt an dieser Theorie. Wird es ihm gelingen, nicht nur die Schwerverletzte zu retten, sondern auch die Wahrheit ans Licht zu bringen?

„Salita, würden Sie mir bitte noch eine Portion Rührei bringen?“ Manuela Hufschmied saß im Bademantel auf der Terrasse ihrer Frankfurter Villa und genoss den Sonntagmorgen.

„Für mich bitte auch!“, nutzte ihr Mann Holger die Gelegenheit und sah von seinem Smartphone auf. Er warf einen Blick auf die zwei Töchter. „Was ist mit euch, ihr zwei süßen Suppenhühner? Spiegelei oder Rührei? Ihr sollt nicht die ganze Zeit über nur Nutella essen.“

„Nutella ist gesund!“, behauptete die sechsjährige Amelie im Brustton der Überzeugung. „Außerdem bin ich kein Suppenhuhn, sondern ein liebes Küken!“

Ihre dreizehnjährige Schwester Evelyn schüttelte den Kopf.

„Ich will auch kein Rührei. Ich ernähre mich doch vegan!“

Ihr Vater seufzte.

Salita, die philippinische Haushälterin, verschwand Richtung Küche, und die Familie war wieder allein.

„Ist das nicht herrlich?“ Manuela machte eine ausladende Bewegung mit dem Arm und deutete in Richtung Garten. Vor ihnen erstreckte sich die beeindruckend große Rasenfläche, die zu ihrer Villa gehörte. Der Winter war zu lang und zu kalt gewesen, umso mehr genossen sie nun alle die schmeichelnde Wärme des nahenden Sommers.

„Ja, endlich wieder draußen spielen!“, bestätigte Amelie. „Darf ich später mein Zelt aufbauen?“

„Aber natürlich!“ Holger tätschelte seiner kleinen Tochter die Hand. „Du darfst alles, das weißt du doch. Ladet eure Freunde hierher ein und nutzt den riesigen Garten. Ich baue euch später die Tischtennisplatte auf und hole das Trampolin aus dem Keller. Ihr habt hier Narrenfreiheit. Solange ihr euch nicht mit Benjamin von Langenbach einlasst, geben Mutti und ich euch grünes Licht für alles, was ihr hier anstellen wollt.“

Die Eltern lachten amüsiert, und Holger Hufschmied vertiefte sich wieder in sein Smartphone.

Evelyn und Amelie wechselten einen kurzen Blick. Benjamin von Langenbach war der dreizehnjährige Sohn der Nachbarfamilie. Die Grundstücke der zwei protzigen Villen grenzten direkt aneinander, und man konnte von der einen Terrasse direkt auf die Terrasse der anderen blicken.

Familie von Langenbach bewohnte ihre Villa bereits in der dritten Generation. Bei den von Langenbachs handelte es sich um die Nachfahren eines zwar unbedeutenden aber steinreichen Adelsgeschlechts.

Soweit Manuela und Holger Hufschmied die Lage beurteilen konnten, hatten weder Sarah-Luise von Langenbach noch ihr Mann Gustav von Langenbach jemals auch nur einen Tag gearbeitet. Die beiden trieben sich auf Wohltätigkeitsveranstaltungen, Kunst-Auktionen und beim Pferderennen herum und nutzten die restliche Zeit, um ihren einzigen Sohn Benjamin zu verhätscheln.

Wie anders war doch die Biografie von Manuela und Holger Hufschmied. Sie beide waren aus denkbar ärmlichen Verhältnissen gekommen und hatten sich ihren Reichtum hart erarbeiten müssen.

Das computerbegeisterte Münchner Paar hatte sich vor fünfzehn Jahren auf einer Fachtagung kennengelernt und damals beschlossen, den Software-Markt gemeinsam zu revolutionieren. Die ganz große Revolution war zwar ausgeblieben, aber die zwei hatten mit ihrer Firma „Soft Adventures“ dennoch innerhalb kurzer Zeit ein Vermögen gemacht.

Sie hatten einen guten Riecher für den Markt bewiesen und waren oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Das erwirtschaftete Geld hatten sie klug in Aktien investiert und Anteile erfolgreicher Software-Firmen erworben.

Das erklärte, weshalb die aus Bayern stammende Familie inzwischen eine Villa in der besten Lage Frankfurts bewohnte und sich Manuela und Holger Hufschmied darüber hinaus einen feuerroten Porsche, jährliche Reisen nach Südafrika, Hawaii oder die Malediven und eben auch eine zuverlässige, philippinische Haushälterin leisten konnten.

Zwischen Familie von Langenbach und den neuen Nachbarn, den Hufschmieds, hatte es von Anfang an Spannungen und Unstimmigkeiten gegeben. Wo die Wurzeln der Nachbarschaftsfehde lagen, konnte niemand mehr so genau sagen. Fakt war, dass sich die zwei Familien seit zwei Jahren offen bekriegten.

Es hatte mit kleineren Sticheleien wegen herabfallendem Laub begonnen und sich inzwischen zu einer Flut gegenseitiger Verleumdungen, Klagen und Anzeigen ausgeweitet.

Morgen stand wieder solch ein ärgerlicher Gerichtstermin an, denn die von Langenbachs hatten ernsthaft ein Grundbuch ausfindig gemacht, laut dem ein Meter des Gartens der Familie Hufschmied angeblich zu ihrem Gelände gehörte. Wie es schien, hatten frühere Bewohner die Besitzverhältnisse heimlich manipuliert und bei Umbauten der Gärten die Grenze um einen großzügigen Meter verschoben.

„Kommst du morgen eigentlich mit zum Gericht?“, fragte Holger, der mit der Erwähnung von Benjamin von Langenbach sofort an den ärgerlichen Termin erinnert wurde.

Manuela nickte zerstreut.

„Klar, in guten wie in schlechten Zeiten, oder?“ Sie grinste. „Außerdem glaubst du doch nicht, dass ich dich mit dieser Furie und ihrem cholerischen Ehemann allein lasse?“

Amelie trat unter dem Tisch vorsichtig gegen Evelyns Schienbein, und ihre Schwester sah sie traurig an. Die beiden Töchter litten sehr unter dem ständigen Kleinkrieg der zwei Familien, und es verstörte sie, wenn ihre Eltern so hasserfüllt über Benjamins Eltern sprachen. Es war für die Dreizehnjährige außerdem ausgeschlossen, den Jungen zu ignorieren, und das Gezänk der Erwachsenen nervte sie.

„Der Garten ist doch groß genug!“, platzte es nun tatsächlich aus Evelyn heraus. „Wir können denen da drüben doch locker einen Meter von unserem Rasen schenken.“

Schlagartig herrschte Ruhe am Tisch. Verdutzt hob die Mutter die Augenbrauen.

„So weit kommt es noch!“, durchbrach der Vater die entstandene Stille. „Sollen wir diesen eingebildeten ‚Von und Zus‘ noch zusätzlichen Besitz in ihre gierigen Rachen stopfen? Nein, nein, ein Sachverständiger soll hier entscheiden. Außerdem ist das Grundstück dort drüben fast doppelt so groß wie unseres. Die brauchen den lächerlichen Meter nicht. Es geht nur wieder mal darum, uns zu schikanieren.“

„Vermutlich, weil du Herrn von Langenbach wegen nächtlicher Ruhestörung angezeigt hast!“, ergänzte Manuela. Sie zwinkerte ihrem Mann zu. „Es war übertrieben, gleich die Polizei zu holen.“

Holger Hufschmied schüttelte unwirsch den Kopf.

„Wenn dieser Krösus das halbe Frankfurter Sinfonieorchester in seinem Garten aufspielen lässt, habe ich jedes Recht, mich darüber zu beschweren. Der Faulpelz kann mit seiner geerbten Kohle die Frankfurter Oper anmieten und sich dort mit seinen reichen Freunden bis zum Umfallen beschallen lassen. Das muss er nicht am Freitagabend vor meiner Terrassentür machen, wenn ich im Wohnzimmer Fußball schauen will.“

Die dreizehnjährige Evelyn biss sich schmerzhaft auf die Lippe. Immer ging es darum, was wer wem angetan hatte. Die Erwachsenen verhielten sich aus ihren Augen völlig kindisch und unreif.

„Haben, haben, haben!“, redete Holger Hufschmied sich in Rage. „Dabei nutzen sie den Garten doch überhaupt nicht!“

„Das stimmt nicht!“, unterbrach Evelyn die Zornesrede ihres Vaters. „Benjamin ist doch Bogenschütze. Er trainiert im Garten, das wisst ihr genau!“

Ihr Kommentar entlockte ihrer Mutter ein abfälliges Lachen.

„Aber sicher. Wir schenken den Nachbarn einen Meter unseres Grund und Bodens, damit der Waffennarr mit seiner Armbrust hirnlos in der Gegend herumschießen kann. Wenn ihr mich fragt, ist das sowieso völlig gestört. Und Evelyn, wenn du jemals mehr als das Nötigste mit diesem irren Jungen sprichst, kommst du sofort in ein Internat. Das ist mein heiliges Versprechen.“

Schwang da eine Spur von Ironie in den Worten ihrer Mutter mit? Evelyn war sich nicht sicher.

Benjamin war kein hirnloser Waffennarr, das wusste Evelyn. Er besaß auch keine Armbrust. Es war ein kunstvoller Bogen samt Bambus-Pfeil, womit der gleichaltrige Benni übte. Und er schoss auch nicht wild in der Gegend herum, sondern machte Kyudo – das war eine japanische Kampfkunst.

Es ging nicht darum, irgendjemanden abzuschießen, sondern darum, in langsamen und eleganten Bewegungen ein Ziel im Auge zu behalten. Aber für Evelyns Eltern war klar, dass man bei den von Langenbachs alle über einen Kamm scheren musste, und ihr Urteil über Benjamin von Langenbach war seit Langem gefällt.

Salita kam mit einer riesigen Portion Rührei ins Freie heraus.

„Sie sind ein Schatz!“, sagte Holger und rückte das benutzte Geschirr zur Seite. „Was gibt es Herrlicheres als ein Frühstück im Garten?“

***

Dr. Peter Kersten stand am Spind in der Umkleide und schlüpfte gähnend in seine Jeans. Eine lange, anstrengende Schicht lag hinter ihm. Der Sonntag hatte herrliches Wetter gebracht, aber damit auch jede Menge verunglückte Motorradfahrer.

Als er heute Morgen seinen Dienst angetreten hatte, hatte Jens Jankovsky, der gutmütige Sanitäter, ihn mit den Worten „Heute ist Organspendertag!“ begrüßt, und heimlich hatte Kersten dem laxen und etwas geschmacklosen Spruch zustimmen müssen.

Es war kein Klischee, dass sich bei gutem Wetter am Wochenende Motorradunfälle häuften. Aber es gab auch Fahrradunfälle und den ein oder anderen verunglückten Wandervogel.

Nun war Kerstens Dienst endlich zu Ende, und er sehnte sich danach, mit seiner Freundin Lea noch ein wenig die Nachmittagssonne im Garten zu genießen.

„Hallo, Peter!“, erklang eine vertraute Stimme hinter ihm.

„Wolf, was machst du denn hier? Ich dachte, du...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2016
Reihe/Serie Der Notarzt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Arzt • arzt-krimi • Arztromane • Bestseller • Bianca • Cora • Deutsch • Doktor • Dr. • dr daniel • dr laurin • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • E-Books • Familiensaga • feelgood • Fortsetzungsroman • Frauen • für • Gefühle • Großdruck • große-schrift • Happy End • Heft-Roman • Herzschmerz • Historical • Hollywood • Julia • kaipurgay • Kindle • Klinik • Klinik-roman • Krankenhaus • Krankenschwester • Kurfürstenklinik • Landarzt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • martin-Kelter • Medizin • Mira • Modern • Nicholas Sparks • Patient • patricia-vandenberg • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • Schicksalsroman • Serie • spannend • tatsächlich liebe • Tiffany • Verlag • wohlfühlen
ISBN-13 9783732532520 / 9783732532520
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich