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G. F. Unger Sonder-Edition 89 (eBook)

Cimarron Johnny

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732533985 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 89 - G. F. Unger
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Nie hätte Johnny Lane es für möglich gehalten, dass er für den verhassten Großrancher einmal Kopf und Kragen riskieren würde. Denn lange Zeit hielt er Big Bill Bannon für einen Despoten und eiskalten Mörder. Doch dann erkannte er, dass Bannon das Opfer einer teuflischen Verschwörung geworden war und für einen Mord hängen sollte, den ein anderer begangen hatte. Von dieser Stunde an gab es für den furchtlosen Mann vom Cimarron kein Halten mehr, denn nun kannte er den Weg, den er zu gehen hatte ...

Es kam ein Reiter. Doch der Reiter war kein Mann, sondern ein Mädchen.

Deshalb hockt Johnny nun schon so lange im Wasser. Die Reiterin hält am Ufer und hat es sich im Sattel bequem gemacht. Sie wartet geduldig, und das seit einer ganzen Weile. Sie lässt Johnny, von dem nur der Kopf zu sehen ist, nicht aus den Augen.

Nach einer Weile sagt Johnny: »Madam, wenn Sie es vielleicht noch nicht wissen sollten: Ich bin ein nackter Mann.«

»Das weiß ich«, sagt sie, und obwohl ihm immer kälter wird, stellt er fest, dass ihre Stimme sehr melodisch ist, etwas dunkel und kehlig, aber melodisch. Die Stimme passt zu ihr. Dieses Mädel ist eine Wucht, das dachte Johnny am Anfang bei ihrem Erscheinen.

Jetzt findet er sie nur noch lästig. Weder ihr erfreulicher Anblick noch ihre melodische Stimme können ihn erwärmen. Er beginnt allmählich, mit den Zähnen zu klappern.

»He«, sagt er, »wenn Sie wissen, dass ich nackt bin, warum halten Sie sich denn dann hier auf? Ich will raus aus dem Wasser! Ich friere! Und wenn Sie jetzt nicht sofort beiseite reiten, dann komme ich raus!«

Sie nickt. »Dann wird Ihnen noch kälter werden«, sagt sie. »Es wird bald Nacht. Bis zur nächsten Stadt sind es mehr als zwanzig Meilen. Vielleicht wird Ihnen warm, wenn Sie ein Stück laufen.«

»Oh«, sagt er, »wenn ich mich angezogen habe, werde ich schon nicht frieren.«

»Das ist es ja«, erwidert sie spöttisch. »Sie werden sich nicht anziehen können, denn ich nehme Ihnen das Pferd und die Kleidung weg. Ich habe mir unterwegs immer überlegt, wie ich Sie bestrafen könnte. Dass Sie es mir so leicht machen würden, hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Um einen Irrtum zu vermeiden: Sie sind doch Cimarron Johnny?«

»Ich bibibin Johnny Lane«, sagt er und klappert mit den Zähnen. »Mamaman nennt mich Cimarron Johnny, Madam. Aber was soll das?«

Sie lächelt blitzend, doch es ist ein verächtliches Lächeln. Sie wirkt sehr stolz und unnachgiebig.

»Ich bin Liz Bannon. Sie haben in Deadwood meinen Bruder bis aufs Hemd ausgeplündert«, sagt sie böse. »Man hat mir gesagt, dass Sie meinen Bruder Gil Bannon zuerst betrunken machten, um ihm dann beim Kartenspiel leichter das Geld abnehmen zu können. Zuletzt verlangten Sie sogar noch, dass er seine Hose einsetzte …«

»Ich gab diesem Narren eine Chance«, sagt Johnny eilig. »Aber er verlor sogar seine Hose an mich. Er …«

»Unser Vater hatte ihn nach Deadwood geschickt. Er sollte dort eine kleine Herde verkaufen«, unterbricht sie ihn. »Er hatte diesen ersten selbstständigen Auftrag auch fast durchgeführt und erfüllt – bis er Ihnen in die Hände fiel. Sie haben ihm mit Kartenspielertricks dreitausend Dollar, sein Pferd und sogar seine Hose abgenommen. Leider erfuhr ich zu spät davon. Ja, ich war auch in Deadwood! Ich konnte nur noch Ihre Fährte aufnehmen, Mister. Und jetzt mache ich es mit Ihnen genauso wie Sie mit meinem Bruder.«

Nach diesen Worten wendet sie ihr Pferd, nimmt Johnny Lanes Tier an den Zügeln mit und reitet davon. Am Sattelhorn von Johnnys Pferd hängen seine Kleider, die Stiefel und der Waffengurt mit dem Colt.

»Sie schwarzhaarige Hexe, das können Sie doch nicht tun! Sie können mich doch nicht einfach nackt in der Wildnis zurücklassen!«

Da hält sie noch einmal an und ruft über die Schulter zurück: »Sie wissen ja gar nicht, was Sie angerichtet haben, Sie Kartenhai! Mein Bruder hat bei seinem Vater jetzt die allerletzte Chance ver-«

Sie bricht ab, treibt ihr Pferd an und reitet weiter. Cimarron Johnny aber sitzt noch einige Sekunden still im Wasser.

Er glaubt, dass sie sagen wollte: »Mein Bruder hat bei seinem Vater jetzt die allerletzte Chance vertan oder verspielt«. So ähnlich wollte sie es bestimmt ausdrücken, das ist sicher …

Fluchend steigt er aus dem Wasser. Er ist splitternackt wie damals Adam im Paradies. Im letzten Licht der roten Abendsonne kann man erkennen, dass sein prächtig gewachsener Körper blau gefroren ist. Johnny ist ein Mann von etwa sechs Fuß Größe und neunzig Kilo Gewicht.

Sein Körper ist gebräunt – ein Zeichen, dass er ihn oft unbekleidet der Sonne aussetzt. Schwimmen in Flüssen gehört offenbar zu seinem besonderen Vergnügen.

Man kann aber auch einige Narben entdecken, die Zeichen eines gefahrvollen Lebens.

Er schüttelt sich wie ein Hund und fragt sich, was er jetzt tun soll.

Oh, er erinnert sich gut an den wilden, großspurigen, betrunkenen Burschen, der sich gestern in die Pokerrunde einkaufte, zu der auch er, Johnny Lane, gehörte. Doch zuletzt war es nur noch ein Spiel zwischen Gil Bannon und ihm. Ja, er hatte ihm eine Lektion erteilt – nicht zuletzt deshalb, weil er erfuhr, dass es sich um den Sohn eines reichen Ranchers handelte.

Er nahm ihm auch die Hose ab. Das gehörte zu der Lektion. Doch er hatte ehrlich gespielt, hatte seinen eigenen Einsatz genauso riskiert wie Gil Bannon.

Und dann folgte ihm also Gil Bannons Schwester und holte ihn hier ein.

Ein tüchtiges Mädchen, sehr selbstständig und eine erfahrene Reiterin.

Er weiß plötzlich, dass sich ihr Bruder nach der Ernüchterung etwa genauso fühlte wie er jetzt: nackt, jämmerlich, zurechtgestutzt, ratlos, verbittert und wütend.

Bis zur nächsten Stadt sollen es etwa zwanzig Meilen sein.

Er begreift, dass er sich auf den Weg machen muss. Und was dann?

Was kann ein nackter Fremder in der Stadt bekommen – ein Mann, der kein Pferd, keine Waffe – einfach nichts hat, gar nichts?

»Wenn ich dieses Mädel erwische«, knirscht er, »dann …«

Oh, er wüsste auf Anhieb gar nicht zu sagen, was er mit ihr machen würde.

»Zum Teufel, so was ist mir noch nicht passiert!« Er brüllt es in den Abend hinein, und aus einem nahen Busch bricht kreischend ein großer Vogel, den er erschreckte. Das Kreischen des Vogels klingt wie ein höhnisches Gelächter.

Johnny trabt los, und er trabt Stunde um Stunde und legt Meile um Meile zurück. Er besitzt die Ausdauer und Zähigkeit eines Apachen der Arizonawüste.

Doch der staubige Wagenweg, dem er folgt, wird manchmal auch steinig, und es gibt Dornen am Rande. Seine Füße sind schon bald in einem schlimmen Zustand.

»Ich werde diesem Mädel den Hintern verhauen, dass es eine Woche nicht mehr sitzen kann!«, brüllt er wütend in die Nacht.

Als er zehn Meilen gelaufen ist, sieht er ein Licht, das offenbar zu einer Farm oder Ranch gehört, vielleicht auch zu einer kleinen Siedlerhütte.

Johnny Lanes Füße sind aufgerissen und wund.

Er hinkt vom Wagenweg auf einem schmalen Pfad zum Licht hinüber.

Es ist eine kleine Farm, also ein Anwesen, das schon aus den Anfängen einer Siedlerstätte heraus ist. Die Farm besteht aus einem Wohnhaus, um das sich eine Scheune, ein Stall, irgendwelche Anbauten, Corrals und Weidekoppeln gruppieren.

Natürlich gibt es auch einen eingezäunten Obst- und Gemüsegarten. Johnny Lane schlägt einen Bogen und nähert sich der Scheune. Er möchte wirklich nicht als nackter Adam an die Tür des Wohnhauses klopfen. In solchen Scheunen hängt oft irgendwelche Arbeitskleidung herum.

Er hat sich nicht getäuscht. Zehn Minuten später ist er mit einem geflickten Hemd und einer alten Hose bekleidet. Seine schmerzenden Füße stecken in Stiefeln, die ihm zwei Nummern zu groß sind.

Als er die ersten Schritte macht, wird ihm klar, dass er in diesen Stiefeln mit seinen wunden Füßen nicht laufen kann. Er zieht sie wieder aus und geht zu einem der Tränktröge bei den Weidekoppeln. Dort setzt er sich auf eine Stange der Umzäunung und stellt die Füße in das Wasser.

Das tut gut! Er sitzt lange und kühlt seine Füße. Drüben beim Haus brennt immer noch Licht. In dem dunklen Winkel, den Stallungen und Scheune bilden, sind Pferde. Er hört und sieht sie schwach, und er glaubt, dass es sich um Sattelpferde handelt.

Also ist dort drüben im Haus Besuch.

Johnny Lane traut sich immer noch nicht, hinzugehen und an die Tür zu klopfen. Er hat sich doch die alten Kleidungsstücke aus der Scheune genommen. Er bezweifelt, dass man dafür Verständnis haben wird. Vielleicht hätte er doch lieber nackt an die Tür klopfen sollen. Doch wenn eine Frau geöffnet hätte …

Zum Teufel, denkt er, immer macht man etwas falsch! Immer gibt es jemanden, dem man es nicht recht macht. Er entschließt sich, seinen Weg fortzusetzen, so schwer es ihm auch fällt.

Plötzlich hört er Reiter kommen. Er handelt rein instinktiv. Als die Reiter so nahe sind, dass sie ihn hätten sehen können, kauert er schon hinter dem Tränktrog, der ihm gute Deckung gibt.

Die Reiter halten dicht neben ihm an. Er glaubt schon, dass sie ihn bemerkt hätten, will sich erheben und ihnen sagen, sie sollten sein Versteckspiel nicht missverstehen, als er feststellt, dass sie von seiner Anwesenheit keine Ahnung haben.

Es sind vier Reiter, und einer sagt hart: »Also los, Sturges! Jetzt wollen wir anfangen! Spiel deine Rolle, für die du angeworben wurdest! Los! Und keine Sorge. Wir halten hier unsere Gewehre bereit. Es kann dir nichts passieren. Wir können von hier mit unseren Gewehren durch die Tür und durch alle Fenster ins Haus schießen. Spiel nur deine Rolle richtig!«

»Ha«, macht dieser nur. Er reitet allein weiter über den Hof bis vor die Haustür, hält sein Pferd an und ruft laut: »Hoiii, Wellman! Frank Wellman! Kommen Sie heraus! Ich habe mit Ihnen zu reden, Frank Wellman!«

Es dauert etwa eine halbe Minute, dann...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2016
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bud Spencer • Clint Eastwood • Cowboy • High noon • Indianer • Italowestern • Lucky Luke • Spiel mir das Lied vom Tod • TerrenceHill • Western • Westernromane • Western Romane • Wilder Westen • Winnetou
ISBN-13 9783732533985 / 9783732533985
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