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Mirror Welt (eBook)

Prequel

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
30 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1203-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mirror Welt - Karl Olsberg
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Willkommen in der schönen neuen Welt der Mirrors!
Die Nachfolger der Smartphones kennen dich besser als jeder andere, wissen besser als du selbst, was du brauchst. Sie beschützen dich vor Gefahren, optimieren deinen Job, deine Liebe, dein Leben. Ob du willst oder nicht ... Fünf miteinander verwobene Geschichten - in einer Welt, in der wir schon bald leben werden - vom Bestseller-Autor Karl Olsberg.



Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Künstliche Intelligenz, gründete zwei erfolgreiche Unternehmen der New Economy, arbeitet heute als Unternehmensberater in Hamburg und schreibt seit einigen Jahren. Er ist verheiratet und hat drei Söhne.

Im Aufbau Taschenbuch liegen außerdem seine Thriller 'Der Duft', 'Das System', 'Schwarzer Regen', 'Glanz', 'Die achte Offenbarung' und 'Mirror' vor.    

Mehr zum Autor unter www.karlolsberg.de.

1. MirrorProtect


Robert Kreutzer sprang aus dem Wagen und drückte die Autopark-Taste auf der Fernbedienung. Sein Samsung Smartcar setzte sich in Bewegung, um fahrerlos zum nächsten freien Parkplatz vor dem Hamburger Hauptbahnhof zu steuern. Kreutzer verschwendete keine Zeit damit, dem Fahrzeug dabei zuzusehen. Er war spät dran; seine MirrorGlass Augmented-Reality-Brille blendete die Abfahrtszeit und das Gleis des ICE nach Köln sowie einen Richtungspfeil im oberen Rand des Sichtfelds ein. Der Text »Bitte begeben Sie sich unverzüglich zum Bahnsteig!« blinkte rot, während die Brille die Zeit, die ihm noch blieb, herunterzählte: drei Minuten und fünfzehn Sekunden.

Als er bereits im Bahnhof war, fiel Kreutzer ein, dass er seinen Trolley im Kofferraum vergessen hatte. Verdammt! Er rannte zurück. Sein Auto kurvte noch im Schritttempo auf dem vollen Parkplatz herum, darauf lauernd, dass ein Platz frei wurde. Mit der Stopp-Taste brachte er das Fahrzeug zum Stehen, was empörtes Hupen des menschlichen Fahrers eines Opel Astra hinter seinem Wagen zur Folge hatte. Kreutzer hätte Lust gehabt, ganz gemächlich hinzuschlendern, nur um dem Blödmann zu zeigen, dass er sich nicht unter Druck setzen ließ. Doch dazu hatte er nicht die Zeit. Also sprintete er quer über den Parkplatz und zerrte am Kofferraumdeckel, der sich jedoch nicht öffnen ließ. Die Fernbedienung rutschte ihm aus der Hand, er hob sie auf und drückte den Öffnen-Knopf, während das Arschloch hinter ihm immer noch hupte.

Endlich gelang es ihm, den Trolley herauszuwuchten. Er drückte auf »Kofferraum Schließen«, dann auf »Automatisch Einparken«, warf dem Opelfahrer einen giftigen Blick zu und hastete zurück zum Bahnhof, während seine Brille ihn informierte, dass ihm nur noch dreißig Sekunden bis zur Abfahrt blieben. Natürlich fuhr der Zug auf Gleis vierzehn ganz am anderen Ende des Bahnhofs ab.

Sein Herz pochte, und er spürte ein schmerzhaftes Ziehen im linken Arm. Egal. Er biss die Zähne zusammen und rannte schnaufend weiter.

»Dein Blutdruck ist zu hoch«, sagte seine eigene Stimme in seinem Ohr, ein wenig falsch betont, aber durchaus natürlich klingend. »Bitte verlangsame dein Tempo!«

Kreutzer pfiff auf die Anweisung seines Mirrors. Er musste den Zug kriegen! Er konnte es sich nicht leisten, zu dem Meeting mit Dürrmann zu spät zu kommen.

Als er die Treppe erreichte, die hinab zum Bahnsteig führte, war sein Hemd durchgeschwitzt und die Krawatte fühlte sich an wie ein Galgenstrick. Gleis vierzehn war leer, aber der Bahnsteig voller wartender Menschen. War der Zug schon weg, oder hatte er Verspätung?

»Mirror, Ausschnittvergrößerung dreihundert Prozent«, sagte er keuchend. Das Display in seiner Brille zeigte einen rechteckigen Ausschnitt seines Sichtfeldes in dreifacher Vergrößerung. Er steuerte durch Drehung des Kopfes den kleinen Cursor in der Mitte seines Blickfelds so, dass er auf der Digitalanzeige über dem Bahnsteig ruhte. Nun konnte er die Anzeige in der Ausschnittvergrößerung problemlos lesen: Der Zug nach Köln hatte fünfzehn Minuten Verspätung.

Kreutzer schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, während Zorn seinen Blutdruck weiter steigen ließ. Wenn es die Bahn endlich mal hinkriegen würde, Verspätungsinformationen zeitnah ins globale MirrorNet einzuspeisen, das alle Mirrors miteinander verband, hätte er sich die ganze Hektik sparen können! Sein Arzt hatte ihm gesagt, er solle es ruhig angehen lassen und Stress vermeiden. Der hatte gut reden. Als Unternehmensberater hatte man nun einmal eine Siebzigstundenwoche und war ständig unter Erfolgsdruck.

»Dein Blutdruck ist zu hoch«, informierte ihn sein Mirror. »Soll ich etwas beruhigende Musik spielen?«

»Nein!«, sagte Kreutzer laut, was ihm irritierte Blicke einiger Passanten einbrachte.

Allmählich kam sein Puls zur Ruhe, doch das schmerzhafte Ziehen im linken Arm blieb, während er den schweren Trolley die Treppe hinunterwuchtete. Unten bahnte er sich einen Weg auf dem überfüllten Bahnsteig. Er hatte nie verstanden, warum die Fahrgäste der ersten Klasse ganz am Ende außerhalb der Bahnhofshalle einsteigen mussten, während die Wagen für die Touris hier in der Halle hielten. Die Deutsche Bahn brauchte dringend mal einen Unternehmensberater!

Endlich erreichte er die Stelle, an der laut dem Display in seiner Brille Wagen siebenundzwanzig halten würde. Darauf stand nun auch, dass der Zug sich verspäten würde und ihm noch acht Minuten und dreizehn Sekunden bis zur Abfahrt blieben. Als wenn die Bahn jemals irgendwas sekundengenau hinkriegen würde.

Er sah sich um. Hier im Haltebereich der ersten Klasse standen hauptsächlich Managertypen und Berater in dunklen Anzügen, nur wenige davon Frauen in dezenten Kostümen. Viele trugen MirrorGlass-Brillen oder hatten einen MirrorClip im Ohr, der ein wenig aussah wie ein Hörgerät mit Antenne – das Statussymbol der neuen technisch versierten Elite, zu der sich Kreutzer zählen durfte, obwohl er nicht wirklich viel von Technik verstand. Aber dazu hatten sie bei Sauber & Partner schließlich die zwei Nerds in der IT-Abteilung, die ihm alle Probleme lösten.

»Verlasse sofort diesen Ort!«, sagte das Gerät. »Du bist in Gefahr!« Gleichzeitig blinkte ein Ausrufezeichen in einem roten Dreieck am oberen Rand seines Sichtfelds, und ein Pfeil zeigte in Richtung der Treppe.

Irritiert holte Kreutzer das MirrorBrain aus der Jackentasche. Es war das zentrale Steuergerät des Mirror-Systems – ein Wunder der Technik, hatte ihm einer der Nerds erklärt, das noch vor fünfzehn Jahren zu den schnellsten Computern der Welt gezählt hätte. Statt seines eigenen 3-D-animierten Gesichts, das ihm normalerweise vom Display des flachen smartphone-ähnlichen Geräts entgegenlächelte, blinkte dort dasselbe Warndreieck und derselbe Text wurde angezeigt.

Was sollte das? Welche Gefahr konnte ihm hier schon drohen? War die Aufforderung, den Bahnsteig zu verlassen, auf seinen immer noch zu hohen Blutdruck zurückzuführen? Aber dann wäre sie präziser gewesen, und das Gerät hätte ihm gesagt, er solle zum Arzt gehen oder so.

Kreutzer sah sich misstrauisch um. Er hatte gehört, dass die Mirrors in der Lage waren, ihre Besitzer vor Taschendieben zu warnen. Doch niemand in der Nähe sah wie ein Dieb aus. Dafür sah er, dass auch die anderen Mirror-Besitzer ihre MirrorBrains hervorgeholt hatten und verwirrt auf die Displays blickten oder auf ihnen herumtippten. Hatten sie dieselbe Warnung erhalten wie er?

»Verlasse sofort diesen Ort!«, warnte sein Mirror erneut. »Du bist in Gefahr!«

So weit kam es noch, dass er jetzt den Koffer wieder die Treppe raufwuchtete und den Zug verpasste, bloß weil die Stimme in seinem Ohr durchdrehte! Er sprach eine Frau in der Nähe an, die einen MirrorClip im Ohr hatte. Sie war etwa zehn Jahre jünger als er, nicht mal unattraktiv. »Entschuldigen Sie, ich sehe, Sie haben auch einen Mirror. Meiner scheint nicht richtig zu funktionieren. Er sagt mir, dass ich diesen Ort sofort verlassen soll.«

Sie blickte auf, lächelte nervös. »Ja, meiner auch. Glauben Sie, da ist was dran?«

Kreutzer hielt es für angemessen, trotz seiner Unsicherheit Zuversicht und Kompetenz zu demonstrieren. »Unsinn!«, sagte er. »Ich kenne mich ein bisschen mit Computern aus. Das ist eindeutig ein Bug. Die MirrorProtect-Funktion scheint fehlerhaft zu sein. So ist eben die moderne Technik: nützlich, aber leider nicht immer besonders zuverlässig. Lassen Sie sich von ihrem Gerät nicht ins Bockshorn jagen, sonst verpassen Sie noch den Zug.« Er wies auf den ICE, der in diesem Moment aus Richtung Altona heranrollte.

Sie erwiderte sein Lächeln. »Danke, Sie haben mich beruhigt.« Sie nahm den MirrorClip aus dem Ohr und betrachtete ihn kritisch. »Manchmal nervt dieses Ding wirk...«

Ein gewaltiges Donnern, dann regnete es Trümmer und Glasscherben auf die Gleise, während sich eine Wolke aus Rauch und Staub aus der Bahnhofshalle auf sie zu wälzte. Die Frau neben Kreutzer hatte die Augen weit aufgerissen. Sie sagte etwas, das Kreutzer jedoch nicht verstehen konnte, da er nur noch ein lautes Fiepen hörte.

In diesem Moment schob sich die Spitze des Zugs aus der Rauchwolke auf sie zu. Die Windschutzscheibe der Lock war zersplittert. Kreutzer konnte den Lokführer sehen, der ihn mit leeren Augen anstarrte. Irgendein Metallding ragte wie ein antiker Speer aus seinem blutüberströmten Oberkörper.

Die Bremsen quietschten, und der Zug hielt an der vorgesehenen Stelle, wahrscheinlich vollautomatisch. Ein riesiges Loch klaffte im Dach von Wagen siebenundzwanzig. Dichter schwarzer Rauch stieg daraus auf. Gelbe Flammen leuchteten hin und wieder im Inneren auf wie Warnblinklichter.

Erstaunt stellte Kreutzer fest, dass er unverletzt geblieben war. Seine Brille funktionierte immer noch und warnte ihn weiterhin, er solle diesen Ort sofort verlassen. Die Frau rannte in Richtung der Rolltreppe. Kreutzer rief ihr nach, dass sie besser hierleiben und sich nicht in die Gefahrenzone begeben solle, doch nicht einmal er selbst konnte seine Stimme hören.

Die Türen des ICE öffneten sich. Blutüberströmte Menschen taumelten heraus. Kreutzer stand wie erstarrt, während sie an ihm vorbei über den Bahnsteig wankten wie Zombies. Er wusste nicht, was er tun sollte. Den letzten Erste-Hilfe-Kurs hatte er während der Fahrschule gemacht, das war inzwischen mehr als dreißig Jahre her.

Eine Bewegung weckte seine Aufmerksamkeit. Ein Gesicht, das sich an eines der wenigen Zugfenster drückte, die nicht zerborsten waren. Ein blondes Mädchen,...

Erscheint lt. Verlag 11.7.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Mathematik / Informatik Informatik
Schlagworte Blackout • Cyber Kriminalität • Cyber Space • Das System • Datenschutz • Digitale Welt • Drohnen • Entdeckung • Internet • iPhone • Karl Olsberg • Künstliche Intelligenz • Marc Elsberg • Mirror • Roboter • Smartphone • Technik • Technologie • Verschwörung
ISBN-10 3-8412-1203-4 / 3841212034
ISBN-13 978-3-8412-1203-0 / 9783841212030
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