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Im Schatten des Saturn (eBook)

Die War-Dogs-Trilogie 2 - Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
340 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-16482-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Schatten des Saturn - Greg Bear
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Vom Regen in die Traufe
Seine jüngste Mission führt Sergeant Michael Venn und seine Crew auf den größten Saturnmond Titan. Hier hofft Venn, mehr über die geheimnisvollen Alien-Artefakte herauszufinden, die kürzlich auf dem Mars entdeckt wurden und die möglicherweise endlich das Rätsel um den Ursprung des Lebens in unserem Sonnensystem lösen können. Doch Titan ist das Zentrum des interstellaren Krieges zwischen zwei Alien-Völkern, den Antags und den Gurus. Für Venn und sein Team beginnt ein galaktisches Abenteuer, bei dem Feinde zu Freunden und Freunde zu Feinden werden ...

Greg Bear wurde 1951 in San Diego geboren und studierte dort englische Literatur. Seit 1975 als freier Schriftsteller tätig, gilt er heute als einer der ideenreichsten wissenschaftlich orientierten Autoren der Gegenwart. Etliche seiner Romane wurden zu internationalen Bestsellern.

Es ist ein Leben

Noch halb im Schlaf, in die Laken gehüllt, fühle ich einen nicht sehr sanften Stoß im Innern meines Kopfes, wie von jemandem, der in meinem geistigen Dachboden kramt und alte Truhen öffnet. Ich bin zu müde und zu entmutigt, um mich zur Wehr zu setzen. Erinnerungen kommen in Wellen. Erinnerungen, die manchmal nichts erklären, wie vom Zufall ausgewählte Wrackteile, die an meinen verwinkelten Strand gespült werden. Starke Gefühle begleiten sie gelegentlich.

Sehen wir uns dich und Joe an.

Joe Sanchez und ich sind, bevor wir Skyrines wurden, einen langen gemeinsamen Weg gegangen, voller Kurven. Mir scheint, er ist immer da und immer da gewesen. Aber natürlich gibt es Lücken, und einige von ihnen sind ziemlich groß, zum Beispiel die vor unserem ersten Absprung auf den Mars. Über ein Jahr bekam ich ihn nicht zu Gesicht, während der letzten Phase der Ausbildung. Ich dachte, man hätte ihn vielleicht für ein Spezialtraining ausgewählt, aber als er erschien, war alles in Ordnung. Er meinte, er hätte was mit einer Lady in Virginia am Laufen gehabt, während er die Offiziersschule des Virginia Military Institute besuchte. Ich habe selten, wenn überhaupt jemals, Grund gehabt, an Joes Wort zu zweifeln.

Und dann natürlich der letzte Sprung auf den Mars. Er ging vor uns runter, und wir trafen uns im Drifter. Dort gab’s keine Erklärungen, abgesehen davon, dass unsere Einheiten im letzten Moment neue Einsatzorder erhielten.

Aber es kam auch zu einzelnen, klar abgegrenzten Momenten, die wie Anfänge erschienen. An einen davon denke ich, während ich mit geschlossenen Augen im Bett liege. Ich kann fast die untergehende Sonne sehen, die Wolken am westlichen Horizont.

Das Gerüst.

Damals hätten Joe und ich uns fast umgebracht.

Ich denke, jeder Skyrine, jeder Kämpfer für die Nation – ein politisch und sozial isolierter Klub –, beginnt mit dem Glauben an Reinheit und Größe von Gefahr und Abenteuer. Als Kind bin ich sehr abenteuerlustig gewesen, was mich manchmal in Lebensgefahr und in Konflikt mit dem Gesetz brachte. Ich war leichtsinnig und unbesonnen, aber auch schlau und gerissen, weshalb ich nur selten in eine Klemme geriet, aus der ich mich nicht aus eigener Kraft befreien konnte. Aber bevor ich sechzehn wurde, habe ich mich dreimal in eine Situation gebracht, die mich fast das Leben gekostet hätte.

Einmal folgte ich dem Verlauf von Bahngleisen, in Südkalifornien, nicht weit von Pendleton entfernt, wo noch immer junge Skyrines untergebracht sind und ausgebildet werden. Ich war mit Joe zusammen. Ich war praktisch immer mit Joe zusammen, wenn es nicht darum ging, Mädchen aufzureißen – das machten wir getrennt voneinander.

Damals hatte Joe Sanchez braunes Haar. Er war eine Art Huck-Finn-Typ, ein Jahr älter und so schlau wie ich, was viel bedeutete, denn ich hielt mich selbst für sehr schlau. Sein Einfallsreichtum ging sogar noch über meinen hinaus. Wir kannten uns seit zwei Jahren, fühlten uns sehr wohl miteinander und waren auf der Suche nach Abenteuern.

Junge Männer, die sich für schlau halten, schmieden keine geraden, linearen Pläne, sondern versuchen, um tausend Ecken zu denken und Dinge auszuprobieren, die ihren Scharfsinn beweisen. Die Welt auf die Probe zu stellen, darauf kommt es ihnen an. Das ist ihre Aufgabe. Unsere Aufgabe.

Unser hochintelligenter Plan sah vor, dass wir dem Verlauf der Gleise folgten und zur Seite sprangen, wenn ein Zug um die Landzunge kam, durch einen Einschnitt in den Del Mar Hills und hinten am Torrey Pines State Beach vorbei. Wir gaben acht, gingen an den Gleisen entlang und sprangen beiseite, wenn Zugmaschinen und Waggons herangerauscht kamen. Einige Male heulten beeindruckend laute Sirenen, und die Lokführer warfen uns bitterböse Blicke zu, als ihre stählernen Ungeheuer sie an uns vorbeitrugen.

Doch dann stießen wir auf eine Brücke, die über einen Priel führte, ein altes Ding, mit sechzig oder siebzig Jahren auf dem Buckel. Nur die Gleise gab es dort, keinen Weg, über den zwei wagemutige junge Männer gehen konnten.

Wie waren auf halbem Weg über die Brücke, blickten durch die Lücken zwischen den Schwellen ins türkisfarbene und graue Wasser unter uns, genossen den frischen Meereswind und hörten das Krächzen der Möwen. Joe grinste wie ein Irrer, seine Zähne schienen im Licht der untergehenden Sonne zu brennen. Er hob die Arme wie ein Seiltänzer, das braune Haar im Wind zerzaust, die braunen Arme ausgebreitet … als etwa drei Kilometer hinter uns das Signalhorn eines Zuges erklang, wie der Schrei eines zornigen Dinosauriers.

Der Lokführer hatte offenbar sehr scharfe Augen und zwei kleine Gestalten mitten auf der Brücke gesehen. Nur noch etwa dreißig Meter lagen vor diesen Gestalten, die vorsichtig balancieren und aufpassen mussten, dass sie nicht in eine der Lücken fielen. Der Lokführer bemerkte zweifellos, wie langsam wir vorankamen, dass wir uns beeilen und über die Gleise laufen mussten …

Und dann begriff er, was wir bereits wussten.

Wir konnten es nicht schaffen. Der Zug würde uns einholen, bevor wir das Ende der Brücke erreichen konnten. Das Wasser des Priels befand sich knapp zehn Meter unter uns und stand vermutlich nicht höher als einen halben Meter – es hätte den Aufprall kaum dämpfen können.

Also taten wir, was getan werden musste. Wir lachten wie Idioten. Die Angst war erstaunlich. Wir rannten, nein, wir tanzten über Gleise und Schwellen. Wir liefen, stolperten, fanden das Gleichgewicht wieder und liefen erneut. Wir rutschten aus: Joe hing mit einem Bein zwischen den Schwellen, und ich stand plötzlich nur noch mit einem Fuß auf dem Gleis, der andere befand sich hoch in der Luft. Aber irgendwie nahmen wir uns zusammen und blieben unverletzt. Wir liefen und liefen, und die ganze Zeit über krähten, riefen und schrien wir. Beweg dich, Blödmann! Schneller! Schneller, schneller, schneller!

Ich blieb größtenteils auf dem linken Gleis und setzte einen Fuß vor den anderen, wobei mir immer wieder die Hosenaufschläge im Weg waren – die eigenen Beine schienen mich umbringen zu wollen.

Und mein Freund heulte schrill: »Er ist direkt hinter uns! Scheiße, Scheiße, Scheiße

Ich blickte nicht zurück. Ich wusste, was es zu tun galt. Dies war pures Abenteuer, erschreckend, ja, aber auch voller Leben, besser als alles, was ich bisher erlebt hatte. Wir gegen das Ungeheuer, darauf lief es nun hinaus, und der Lokführer gab volles Rohr auf sein grässliches Signalhorn, und die Luft füllte sich mit dem lautesten Geräusch, das ich jemals gehört hatte, es schien einem die Gedärme zu zerreißen.

Ich wusste, dass ich springen und mir die Beine brechen musste.

Andernfalls würde ich sterben.

Joe schrie erneut, blickte mit dem Gesicht eines Wahnsinnigen zu mir zurück und sprang von den Gleisen. Er spreizte die Beine, als er etwa einen Meter von der Brücke wegflog und dann fiel, wobei er mit den Armen ruderte. Ich verlor ihn aus den Augen, als ich sprang, aber ich fiel nicht wie er, denn ich klammerte mich mit den Fingern am linken Gleis fest, fühlte, wie mir der Stahl, heiß wie ein Bügeleisen, die Finger verbrannte, während ich mir fast die Wange durchbiss, während Füße und Beine baumelten, nur eine Sekunde bevor mir tausend Tonnen die Hand zermalmten und ich in die Tiefe stürzte …

Plötzlich erreichten meine Zehen etwas Festes. Ein Querbalken. Ich konnte ihn nicht sehen, aber er war da – ich fühlte ihn. Ich ließ das stählerne Gleis los, schlang die Arme um dickes, schwarzes Stützwerk und nahm den scharfen, teerigen Geruch von Kreosot wahr, als der Zug mit siebzig oder achtzig Sachen über die Brücke donnerte, seine Räder nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, meine Füße suchten nach Halt auf dem Querbalken, den jemand netterweise zwischen zwei Stützelementen angebracht hatte, aber leider ziemlich schräg, wodurch die Sohlen meiner Turnschuhe, heiß und schlüpfrig von den Stahlschwellen, immer wieder abrutschten. Ich fühlte, wie sich mir Splitter in die Hände bohrten, wie die ganze Brücke lebendig zu werden schien von Gewicht und Motorenlärm, wie mich heftige Vibrationen schüttelten, meine erstarrten Gedanken packten und zerrissen, wie sie im Kopf widerhallten und die Zähne in eine Rassel verwandelten, während mir Blut aus dem Mundwinkel rann.

Der Zug brauchte eine Ewigkeit über die Brücke.

Er war in weniger als einer Minute an mir vorbei.

Das irre Heulen des Signalhorns hörte auf.

Der Lokführer hielt uns wahrscheinlich für tot.

Und wenn schon.

Ich war wie gelähmt. Etwas in mir wollte kotzen, aber ich musste etwas tun. Ich klopfte auf Arm und Bein, um wieder Leben in die Muskeln zu bringen, rückte dann langsam auf dem Querbalken vor, in Richtung des nächsten Stützelements. Von dort aus ging es über einen niedrigeren Balken weiter, der mich zwang, zwischen den Stützen zu balancieren. Immer wieder geriet ich mit meinen Schuhen ins Rutschen (ich nahm mir vor, nie wieder welche von dieser Marke zu kaufen), bis mich schließlich nur noch drei Meter vom Wasser trennten. Ich schloss die Augen, ließ mich fallen …

Und fiel und fiel.

Ein harter Aufprall im Brackwasser erwartete mich, ein Schlag, der Rücken, Hüften und Beine gleichzeitig traf. Wasser drang mir in die Nase. Seegras griff nach meinen Hüften und versuchte, mich unter Wasser zu halten, aber ich befreite mich, fand den schlammigen Grund, stieß mich ab, kam nach oben und durchbrach die Wasseroberfläche. Eine Wolke aus...

Erscheint lt. Verlag 11.7.2016
Reihe/Serie Die War-Dogs-Trilogie
Die War-Dogs-Trilogie
Übersetzer Andreas Brandhorst
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Killing Titan - War Dogs Book 2
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Die Flammen des Mars • eBooks • Greg Bear • Saturn • Science-fiction • Serien • Space Opera
ISBN-10 3-641-16482-6 / 3641164826
ISBN-13 978-3-641-16482-9 / 9783641164829
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