Göttin meines Herzens (eBook)
256 Seiten
CORA Verlag
9783733767280 (ISBN)
Miranda erschauert, als Christopher Alstone sie leidenschaftlich liebkost. Nichts ersehnt sie sich mehr als seine Liebe und Zärtlichkeit! Dass der Earl of Carnwood sie seit ihrer ersten Begegnung tief im Herzen trägt, ahnt sie nicht. Auch nicht, dass er schon damals geschworen hat, sie zur Frau zu nehmen. Doch Mirandas Vergangenheit lässt eine Ehe unmöglich erscheinen - und ruft einen gefährlichen Feind auf den Plan
<p>Das ganze Leben lang war Elizabeth Beacon auf der Suche nach einer Tätigkeit, in der sie ihre Leidenschaft für Geschichte und Romane vereinbaren konnte. Letztendlich wurde sie fündig. Doch zunächst entwickelte sie eine verbotenen Liebe zu Georgette Heyer`s wundervollen Regency Liebesromanen, welche sie während der naturwissenschaftlichen Schulstunden heimlich las. Dies half ihrer schulischen Karriere jedoch nicht gerade weiter. Deshalb überraschte sie vor allem sich selbst damit das Studium der englischen Literatur mit Auszeichnung abzuschließen. Sie liebte jede Minute. Vor allem die Kurse im kreativen Schreiben hatten es ihr angetan und gaben ihr Hoffnung eines fernen Tages ein Buch veröffentlichen zu können. Dafür war viel Zeit und Hartnäckigkeit notwendig, aber nun ist sie glücklich an ihrem Ziel angelangt. Die britische Regency Epoche ist so vielschichtig und faszinierend, dass sie nimmer Müde ist begeistert Nachforschungen darüber anzustellen. Lebhafte Heldinnen und traumhafte charismatische Helden zu erschaffen ist für sie ein Liebesdienst und dennoch will sie das Wagnis eingehen über andere Perioden zu schreiben. Eines Tages so hofft sie, wird sie eine neue Welt entdecken in der sie gelegentlich ihre Geschichten ansiedeln kann und sie auf dieser Reise von ihren Lesern begleitet wird.</p>
1. KAPITEL
Mit dem Auge des Besuchers betrachtet wirkte Wychwood Court auf Mrs. Miranda Braxton noch imposanter, als sie es in Erinnerung hatte. Nach ihrem fünf Jahre währenden Exil kamen ihr die goldgelben Steine des prächtigen Tudorherrenhauses hinter dem feinen Dunstschleier geradezu einladend vor, und sie lehnte sich in ihrem Sitz zur Seite, um das Haus noch eingehender zu betrachten. Unwillkürlich dachte sie dabei an ihren jugendlichen Leichtsinn, denn all dies hier gab sie damals unbekümmert für Nevin Braxton auf, nur um festzustellen, wie sehr sie sich in ihm getäuscht hatte.
In der Woche, in der es ihr erlaubt war, sich auf dem Anwesen aufzuhalten, musste es ihr lediglich gelingen, die Fassung zu bewahren, weshalb sie Tante Clarissa und Cousine Celia wohl besser aus dem Weg ging. Sie fragte sich, warum ihr Großvater auf ihrer Anwesenheit bei der Verlesung seines Testaments bestand, da er ihr doch unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, ihr nie wieder Zutritt zu seinem Haus gewähren zu wollen. Allerdings ist es nun auch nicht mehr sein Haus, also ist es ihm wohl auf recht schlaue Weise gelungen, Wort zu halten, dachte Miranda. Da sein Erbe indes der Sohn eines Mannes war, den er zutiefst verabscheute, musste sich ihr Großvater ob der Anwesenheit so vieler Kuckuckseier in seinem wertvollen Nest indes wohl im Grabe umdrehen.
Selbst im Norden Wales sprach man davon, welch tüchtiger Geschäftsmann der Erbe Lord Carnwoods sei. Insgeheim musste Miranda darüber lachen, da sie wusste, wie unwillkommen diese Nachricht in Wychwood aufgenommen worden sein musste. Selbst wenn er, wie man sagte, mit seinem Geschäftssinn zu großem Vermögen gekommen war, musste es Tante Clarissa wahrhaft verhasst sein, dass er den noblen Namen Alstone mit der Anrüchigkeit profaner Geschäfte beschmutzte. Miranda sinnierte eine Weile über die abstruse scheinheilige Heuchelei der aristokratischen Gesellschaft und fragte sich, auf welche Weise wohl nach Meinung ihrer Tante die Familie zu ihrem Vermögen gekommen war.
„Das sieht Seiner Lordschaft ähnlich, sein Testament erst Monate nach seinem Tod verlesen zu lassen. Er ist immer ein eigensinniger alter Brummbär gewesen“, bemerkte Leah, Mirandas Zofe und Gesellschafterin, als die Kutsche ihr Tempo verlangsamte. „Sieht aus wie immer, nicht wahr?“, fuhr sie danach schroff fort, was Miranda erkennen ließ, dass Leah diesen wunderbaren Ort ebenso sehr vermisst hatte wie sie.
„Ja, das tut es.“
„Innen wird es anders sein, will ich meinen, wegen dem neuen Earl und allem. Lady Clarissa muss sich darüber wohl ganz grün und blau ärgern, wo sie sich doch Ihren Großvater nach ihren Wünschen erzogen hat, möchte ich sagen.“
„Ich hoffe, das tust du nicht, Leah.“
„Was soll ich nicht tun?“, fragte diese mit Unschuldsmiene. Seit Kindertagen verband die beiden eine enge Freundschaft. Eine Kluft zwischen Herrin und Zofe bestand für Miranda nicht, denn wo wäre sie jetzt bloß ohne Leah?
„Offen deine Meinung äußern.“
„Und warum nicht?“
Vor langer Zeit schon hatte Leah beschlossen, nicht die Art Zofe zu sein, die man zwar sieht, aber nicht hört. Zudem hatten sie die letzten fünf Jahre in einem recht ungewöhnlichen Haushalt verbracht, weshalb es Miranda unwahrscheinlich erschien, ihre Freundin davon überzeugen zu können, ihr Verhalten nun zu ändern. „Es könnte vielleicht helfen, den Haussegen zu bewahren“, antwortete sie deshalb matt.
„Ha! Manche Dinge sind es nicht wert, dass man sie bewahrt.“
„Gleich, ob dem so ist oder nicht, in diesem Haushalt bin ich zu Gast. Ich wäre dir dankbar, wenn du dies im Kopf behieltest“, beharrte sie.
„Es ist Ihr Zuhause, Miss Miranda.“
„Nein, es ist einmal mein Zuhause gewesen“, erwiderte sie ruhig. Zwar mochte sie sich verzweifelt nach Wychwood gesehnt haben, als dessen Pforte ihr für immer verschlossen bleiben sollte, doch ihre liebenswerte Taufpatin hatte ihr ein neues Heim gegeben, eines, das sie liebte und schätzte. In Nightingale House hatte sie vieles gelernt, Dinge, die sie als verwöhnte Enkelin eines Earls wahrscheinlich nie erfahren hätte, obwohl sie zugeben musste, dass sie in Wychwood Court wohl immer mehr sehen würde als ein prächtiges Herrenhaus. Tief in ihrem Herzen nannte sie es ihr wahres Heim. In ihrer Fantasie versetzte sie sich gelegentlich immer noch hierher, dennoch war sie in diesen Räumen immer noch ebenso unwillkommen wie vor fünf Jahren.
„Seine Lordschaft hätte Sie nie wegschicken dürfen“, murrte Leah.
„Nein, er tat recht daran. Er musste sich um wichtigere Dinge kümmern, als um eine widerspenstige junge Närrin mit mehr Haar als Verstand.“
„Nichts hätte wichtiger für ihn sein dürfen als sein eigen Fleisch und Blut.“
„Ganz genau“, erwiderte Miranda schlagfertig. Im gleichen Augenblick hielt die Mietdroschke vor den Stufen zu ihrem ehemaligen Zuhause, und sie stiegen aus.
Während sie den knirschenden Kies der Auffahrt betraten, hoffte Miranda, dass sich die beiden guten Gründe für ihr fünfjähriges Exil immer noch sicher in ihrer exklusiven Schule in Bath befanden und man ihnen nicht zumutete, bei einer solch traurigen, ernsten Angelegenheit zugegen zu sein.
„Es wäre nicht schicklich für mich gewesen, nach Hause zu kommen, Leah“, sagte sie ruhig. „Ich habe zwei kleine Schwestern, deren Ehre durch meinen Ruf befleckt werden würde. Außerdem weißt du sehr gut, wie glücklich ich bei Lady Rhys bin.“
„Glücklich sind Sie nicht mehr gewesen, seit Sie all das hier verlassen haben“, erwiderte Leah aufmüpfig. Miranda wusste, es wäre unnütz, mit ihr darüber zu streiten, obwohl sie mehr denn je davon überzeugt war, dass ihr Großvater recht daran getan hatte, sie nicht mehr nach Hause kommen zu lassen, um ein Exempel zu statuieren.
Dennoch fühlte sie beim Anblick des Hauses Tränen aufsteigen, die sie nicht hatte weinen wollen und die auch gleich darauf versiegten, da sie sich unvermittelt dem kältesten, zynischsten Augenpaar gegenübersah, in das sie je das Pech hatte, blicken zu müssen. Das neueste Mitglied im Kreise der Menschen, die schlecht von ihr dachten, stand reglos vor dem Eingangsportal und bedachte sie mit steinerner Miene, die seine ganze Verachtung für sie offenbarte. Sie wunderte sich, womit sie sein Zartgefühl verletzt haben konnte. Er sieht aus wie jene Sorte Feind, um die man am liebsten einen weiten Bogen machte, dachte sie erschauernd und hoffte, sie stand weit genug von ihm entfernt, damit er ihren Schauder nicht bemerkte.
Das allerdings schien Wunschdenken zu sein, denn sein eindringlicher Blick durchbohrte sie förmlich. Wohlwissend, dass auch sie ihn anstarrte, fiel es ihr dennoch schwer, sich ganz wie die Dame zu benehmen, die sie war, und ihre Augen abzuwenden. Unnütz sich darüber Sorgen zu machen, denn alle guten Manieren außer Acht lassend, fing er ihren Blick auf und schaute sie unverwandt feindselig an. Seltsamerweise schien ihr ganzer Körper darob unvermittelt in Flammen zu stehen.
Von blendendem Aussehen, war er der Traum eines jeden Mädchens und der schlimmste Albtraum jeder Anstandsdame. Selbst der blaue Gehrock, die rehbraunen Kniehosen und die Schaftstiefel eines Landedelmannes trugen nicht dazu bei, von der gefährlichen Anziehungskraft abzulenken, die der süffisant-spöttische Zug seines Mundes und die unergründlichen dunklen Augen ausstrahlten. Nimmt man dazu noch das rabenschwarze lockige Haar, dann ist es kein Wunder, wenn mich sein Anblick einen Augenblick lang betäubte, rechtfertigte Miranda sich stumm vor sich selbst.
Sie konnte ihn sich gut auf dem Achterdeck eines Piratenschiffes vorstellen, aber gezähmt durch Samt und Seide im House of Lords sitzend? Ein solch zeremonieller Pomp muss ihm verhasst sein, sagte ihr eine innere Stimme. Das Lächeln, das ihr dieser Gedanke ins Gesicht zauberte, lag immer noch auf ihren Lippen, als sie sich von ihren Tagträumen losriss, um den jetzigen Earl of Carnwood zu begrüßen.
„Die verlorene Tochter ist also zurückgekehrt“, bemerkte er mit einem flüchtigen Lächeln, das seine unerbittliche Miene kaum sanfter erscheinen ließ.
Mit einer Eleganz, die Miranda an ein siegessicheres Raubtier erinnerte, das sich der Macht über seine Beute sehr genau bewusst ist, kam er die Stufen hinunter, und sie musste sich zwingen, sich nicht von der Stelle zu rühren. Seine langen Beine und die schlanke, muskulöse Gestalt waren eines Athleten würdig, sein Auftreten zeugte von ungezügeltem, unbeugsamem Temperament. Jede Frau, die ihre fünf Sinne beisammen hatte, würde versuchen, ihn für sich zu erobern. Und du bist im Vollbesitz deiner Sinne, flüsterte in ihr die tot geglaubte Stimme der rebellischen, eigensinnigen, unbesonnenen Miranda Alstone, die sie früher einmal gewesen war.
„Sir?“, grüßte sie steif, verärgert darüber, dass sie sich seinetwegen nicht länger vormachen konnte, sie habe inzwischen die Oberhand über ihren Verstand und ihre Gefühle gewonnen.
„Madam?“, erwiderte er kühl. Ohne Entschuldigung wanderte sein Blick forschend über ihr Gesicht und ihre Figur, als wäre sie ein weiterer Happen seiner Mittagsmahlzeit und er sich nicht sicher, ob er sie nun verschlingen sollte oder nicht.
Miranda unterdrückte einen Schauder, der Abscheu hätte sein sollen, der dem aber in nichts gleichkam, und sagte sich, dass sie mit allem Recht der Welt verlangen konnte, vom neuen Oberhaupt der Familie besser behandelt zu werden. Sie musterte ihn ihrerseits aufmerksam, befand es danach indes als wenig vielversprechend, ihn durch einen Hinweis auf seine...
| Erscheint lt. Verlag | 6.7.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Historical |
| Historical | Historical |
| Übersetzer | Corinna Wieja |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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| ISBN-13 | 9783733767280 / 9783733767280 |
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