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Notärztin Andrea Bergen 1303 (eBook)

Katrin – unser Sorgenkind

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732532391 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Notärztin Andrea Bergen 1303 - Marina Anders
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'Nein, ich geh nicht mit nach Ghana! Ich will zu Mama - zu Mama in den Himmel!' Dicke Tränen kullern über Katrins Wangen, und nach diesem Ausbruch ist sie nicht mehr zu beruhigen.

Der Tod ihrer Mutter hat die kleine Katrin in tiefen Kummer gestürzt, und gegen die schweren Migräneattacken, die sie seither quälen, scheinen Dr. Andrea Bergen und ihre Kollegen machtlos zu sein. Und seit Katrins Vater Alexander aus Ghana gekommen ist, um die Siebenjährige mit nach Afrika zu nehmen, hat sich der Gesundheitszustand des Kindes noch einmal dramatisch verschlechtert. Es ist, als würde sich ihr Wunsch zu sterben nur allzu bald erfüllen ...

Als Katrin die junge Trauerbegleiterin Marisa kennenlernt, lebt sie noch einmal auf. Doch ein Gespräch, das die Kleine belauscht, droht ihr zum Verhängnis zu werden: Eines Nachts läuft sie weg - und gerät in allerhöchste Gefahr ...

»Mama, ich hab Bauchweh!«

Die siebenjährige Katrin bekam auf ihre Klage keine Antwort. Ihre Mutter lag mit geschlossenen Augen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Dort verbrachte sie die meiste Zeit des Tages, seit es bei ihrer Krankheit zu einem erneuten Rezidiv gekommen war.

Katrin begann zu weinen. Sie hatte nicht nur Bauchweh, sondern auch Kopfschmerzen. Außerdem war ihr im Magen so übel, dass sie das Gefühl hatte, jeden Moment erbrechen zu müssen.

»Mama!« Katrin schluchzte auf. Manchmal fühlte sie sich schrecklich allein gelassen. Und sie hatte große Angst, dass ihre Mutter sterben könnte – von einem Tag auf den anderen.

War sie vielleicht schon tot? Katrin bekam vor Angst heftiges Herzklopfen, als sie auf ihre Mutter blickte, die regungslos unter ihrer Decke lag.

Katrin rutschte von ihrem Sessel und kniete sich vor dem Sofa auf den Teppich. Vorsichtig ergriff sie die Hand ihrer Mutter.

Sie atmete auf. Gott sei Dank, ihre Hand war warm! Katrin hatte einmal gehört, dass sich tote Leute kalt anfühlten.

Jetzt bewegten sich ihre Finger und schlossen sich um Katrins Hand. Dann schlug ihre Mutter die Augen auf.

Ein mattes Lächeln huschte über Julia Freys blasses Gesicht.

»Liebling, was ist denn?«, fragte sie mit kraftloser Stimme. »Warum hockst du da am Boden?«

Katrin drückte einen Kuss auf die Hand ihrer Mutter.

»Ich hab gedacht, du bist tot«, presste sie hervor.

»Ach, Kind!« Auch Julia traten die Tränen in die Augen. »Ich habe nur so tief geschlafen, weil ich so müde bin.«

»Bin auch müde.« Katrin legte ihren Kopf auf die Brust ihrer Mutter. Seufzend schloss sie die Augen. Es tat so gut, Mamas Herzschlag zu hören und ihre streichelnde Hand auf ihrem Haar zu spüren. Nur die Kopfschmerzen waren wieder schlimm, und als sie sich jetzt aufrichtete, wurde ihr schwindlig.

»Ich habe wieder große Schmerzen«, sagte ihre Mutter gerade in dem Moment, in dem Katrin von ihren eigenen Kopfschmerzen erzählen wollte. »Bitte sei so lieb und gib mir meine Tabletten. Und ein Glas Wasser.«

Katrin presste die Zähne zusammen. Schwankend stand sie auf. Die Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie sich am Sessel festhielt, weil es in ihrem Kopf wieder ganz furchtbar hämmerte. Ihre Mutter sah es nicht, denn sie hatte die Augen wieder geschlossen.

Katrin wollte nichts mehr von ihren eigenen Schmerzen sagen, und wie übel es ihr war. Ihrer Mama ging es bestimmt viel schlechter als ihr, und sie brauchte ihre Hilfe. Aber vielleicht war auch sie selbst so krank, dass sie bald sterben musste. Dann würden Mama und sie zusammen im Himmel sein.

Diese Vorstellung fand Katrin eigentlich besser, als allein zurückzubleiben. Denn ihr Papa lebte im fernen Afrika und kam nur selten zu Besuch.

Katrin ging in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen. Die Medikamente ihrer Mutter standen auf dem Beistelltisch neben dem Sofa. Katrin wusste, dass die Schmerztabletten in der rot-weißen Packung waren.

»Hier, Mama.« Sie reichte ihr die Tabletten und das Glas Wasser.

»Danke, mein Schatz.« Mühsam setzte Julia Frey sich auf und schluckte zwei Tabletten. Dann sank sie wieder zurück in die Kissen. »Lass mich noch ein wenig ruhen, ja? Sobald die Schmerzen nachgelassen haben, mache ich uns etwas zum Abendbrot. Hast du deine Hausaufgaben schon erledigt?«

»Wir haben nichts auf«, erwiderte Katrin, was nicht ganz stimmte. Es war zwar nicht viel, was die Lehrerin ihnen aufgegeben hatte, doch die Schreibübungen mussten morgen früh abgeliefert werden. Aber vielleicht konnte sie morgen gar nicht zur Schule gehen. Das war in letzter Zeit öfter vorgekommen, weil es ihr nicht gut gegangen war.

Katrin kroch wieder in ihren Sessel. Ihr war immer noch schlecht, und die Schmerzen, die zwischendurch ein wenig nachgelassen hatten, wurden wieder heftiger.

Ihr Blick fiel auf die Medikamente ihrer Mutter. Ob die Schmerztabletten auch ihr helfen würden? Doch dann hatte Katrin zu große Angst, eine davon zu nehmen. Wenn man Krebs hatte, musste man ganz starke Medizin einnehmen, die den ganzen Körper durcheinanderbrachte, hatte ihre Mutter gesagt. Das war sicher nicht gut für sie. Außerdem wollte Katrin ihr nicht die Tabletten wegnehmen. Mama brauchte sie bestimmt dringender.

Über all diesen Gedanken schlief Katrin in ihrem Sessel ein. Sie wurde nicht wach, als ihre Mutter nach einer Weile aufstand und in die Küche ging, und sie merkte auch nicht, wie ihre Mama vor ihrem Sessel stand und unendlich traurig auf sie herabblickte.

Was soll aus Katrin werden, wenn ich einmal nicht mehr bin?, fragte Julia Frey sich, und das Herz wurde ihr schwer. Das konnte unter Umständen sehr schnell gehen. Bei dem Gedanken, ihr Töchterchen schon bald für immer verlassen zu müssen, traten ihr die Tränen in die Augen. Rasch wischte sie diese wieder weg.

Sie hatte Katrin zum Essen holen wollen, beschloss jedoch, sie noch einen Moment schlafen zu lassen, und ging wieder zurück in die Küche. Dort sank sie kraftlos auf einen Stuhl. Ein paar belegte Brote zu richten und einen Pudding zum Nachtisch zu kochen, hatte sie unglaublich angestrengt.

Seit zwei Jahren litt Julia an Knochenkrebs. Nach den ersten Behandlungsintervallen war es ihr relativ gut gegangen, und sie hatte ihre Arbeit als Sachbearbeiterin bei der Stadtverwaltung wieder aufnehmen können. Doch dann war es zu einem Rezidiv gekommen, und seitdem ging es abwärts mit ihr. Die Chemotherapie schlug bei ihr nicht mehr an, und auch die Bestrahlungen, denen sie sich zurzeit wieder unterziehen musste, brachten kaum einen Erfolg.

Julia war sich im Klaren darüber, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Manchmal fühlte sie sich so kraftlos, dass sie glaubte, ihre letzte Stunde sei bereits gekommen. Dann brachte die Verzweiflung sie halb um den Verstand. Ihre kleine Katrin brauchte sie doch!

Ich muss Alexander informieren, nahm sie sich vor. Er musste seine Tochter zu sich nehmen, auch wenn es für Katrin nicht leicht sein würde, sich an ein Leben im afrikanischen Ghana zu gewöhnen. Alexander war Betriebsleiter bei einer deutschen Handelsgesellschaft, die ihren Hauptsitz am Rhein hatte. Nach der Scheidung hatte er sich von seiner Firma ins Ausland versetzen lassen.

Julia seufzte. An dieser Scheidung hatte sie die Hauptschuld getragen, denn sie hatte Alexander mit einem anderen Mann betrogen. Mit diesem war sie knappe zwei Jahre zusammen gewesen. Er hatte sie verlassen, als sie ihm gesagt hatte, dass sie Krebs hatte.

Es ist alles schiefgelaufen, dachte sie bedrückt. Und sie fragte sich, wie ihr Leben heute aussehen würde, wenn die Sache mit Dirk nicht passiert wäre und Alexander und sie immer noch glücklich verheiratet wären.

Sicher, den Knochenkrebs hätte sie auch dann irgendwann entwickelt, doch sie hätte vielleicht früher auf die Warnzeichen geachtet und wäre gleich zum Arzt gegangen. Und Alexander hätte sie unterstützt, wo er nur gekonnt hätte. Keine Ausgabe wäre ihm zu viel gewesen, um ihre Krankheit zu lindern.

Doch sie hatte alles kaputtgemacht, und nun war es zu spät. Das war wohl die Quittung dafür, dass sie sich einem anderen Mann zugewandt hatte, einem Mann, der es am Ende nicht wert gewesen war.

Ein Geräusch an der Tür ließ sie den Kopf wenden. Dort stand Katrin und sah aus wie ein Häufchen Elend.

Lächelnd streckte Julia ihr den Arm entgegen.

»Komm her, Mäuschen! Wir können essen.«

Die Kleine kam näher. Dabei machte sie ein Gesicht, als würde sie eine schlimme Strafe erwarten.

»Ich kann nichts essen«, wisperte sie. »Mir ist so schlecht.«

»Ach je.« Julia war voller Mitleid. »Setz dich trotzdem erst mal her.« Sie bekam Katrin an der Hand zu fassen und zog sie auf einen Stuhl. Gern hätte sie ihre Kleine auf den Schoß genommen, doch das ließen ihre Knochenschmerzen nicht zu.

»Ich hab auch Kopfschmerzen und Bauchweh«, klagte das Mädchen weiter.

Julia seufzte besorgt. »So, wie du sie schon ein paar Mal hattest? Als du nicht zur Schule gehen konntest?«

Katrin nickte. »Nur noch viel schlimmer. Wir müssen mal wieder zu Dr. Bergen gehen. Da waren wir schon lange nicht mehr.«

Stimmt, musste Julia im Stillen zugeben. Ihre Krankheit hatte es mit sich gebracht, dass sie Katrin ungewollt vernachlässigte. Aber es gab einfach Tage, an denen sie kaum die Kraft hatte, das Allernötigste zu erledigen. Doch das verstand ein siebenjähriges Kind wohl noch nicht so ganz.

»Du hast recht, Liebling«, stimmte sie zu. »Wenn es dir so schlecht geht, sollten wir wieder mal zu Dr. Bergen gehen. Gleich morgen früh werde ich bei ihm in der Praxis anrufen und sehen, wann wir vorbeikommen können.«

Falls es mir gut genug geht, um hinzufahren, fügte sie in Gedanken hinzu und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.

***

»Frau Frey ist wieder mal mit der kleinen Katrin da, Herr Doktor«, teilte Ute Loth, Dr. Bergens tüchtige Sprechstundenhilfe, dem vielbeschäftigten Kinderarzt mit.

»Ach, tatsächlich?« Dr. Werner Bergen lächelte. »Ich habe erst vor ein paar Tagen an sie gedacht. Beim letzten Mal hatte Katrin über Bauchschmerzen geklagt. Ich nehme an, dass das Präparat, das ich ihr verschrieben hatte, geholfen hat. Denn seitdem habe ich nichts mehr gehört. Hoffentlich hat sie jetzt nicht wieder die gleichen Probleme.«

Ute Loth schüttelte den Kopf und seufzte.

»Wenn man die beiden zusammen sieht, könnte man denken,...

Erscheint lt. Verlag 5.7.2016
Reihe/Serie Notärztin Andrea Bergen
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-13 9783732532391 / 9783732532391
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