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Jerry Cotton Sonder-Edition 30 (eBook)

Leichentanz in Hollywood

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732533794 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 30 - Jerry Cotton
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Unter der Tarnidentität Roc Trevor kam ich in Los Angeles an und trat in die Dienste des geheimnisvollen 'Stone'. Niemand hatte ihn je gesehen oder hatte auch nur die leiseste Ahnung, wer sich hinter diesem Namen verbarg. Und doch war 'Stone' der gefürchtetste Gangsterboss der Westküste. Aber ich ließ nicht locker, und mein Weg zu ihm führte über Leichen ...

2

Ich verließ die Maschine als letzter. Am Fuß der Gangway stand die Stewardess und lächelte so hinreißend, wie sie während des ganzen Fluges von New York nach Los Angeles gelächelt hatte.

»Ich wünsche Ihnen einen guten Aufenthalt in Los Angeles«, sagte sie zu mir wie zu jedem anderen Passagier.

»Ohne Sie wird die Stadt mir so öde vorkommen wie die Wüste Sahara.«

»Sie übertreiben! Hollywood gehört zu Los Angeles. Sie finden hier alle Schönheit der Welt zusammengedrängt auf wenigen Quadratmeilen.«

»Ich brauche keine Quadratmeilen-Schönheit. Ihre fünf Fuß und zwei Zoll genügen mir.«

Sie lachte.

»Schicken Sie mich wenigstens mit einem persönlicheren Wunsch, als die Gesellschaft es vorschreibt, auf die Reise!«

»Eine Quadratmeile Hollywood-Schönheit für Sie, Mr Trevor!«, wünschte sie lachend.

Vor dem Flughafengebäude pfiff ich mir ein Taxi heran. Ich warf meinen Koffer und die Aktentasche in den Fond. »Declair Road 814«, sagte ich zu dem Fahrer, während ich mich in die Polster fallen ließ.

***

Nur der Parkplatz trennte das Haus von der Straße. Eine Hecke aus Stachelpflanzen zäunte Platz und Haus ein. Es schien eine Mischung zu sein aus Villa im Kolonialstil und Motel. Über dem Eingang schwebte eine riesige Leuchtreklame, an der im hellen Sonnenlicht alle Stahlverstrebungen und Drähte sichtbar wurden.

Ich wusste, dass die Leuchtröhren bei Nacht den Namen Cascade und einen Wasserfall aus blauem und rotem Licht über die Häuserfront rieseln ließen. Das Gitter vor dem Eingang stand offen, aber die Tür war verschlossen. Ich entdeckte einen Klingelknopf mit einem Messingschild. Für Lieferanten! Ich legte den Zeigefinger auf den Knopf, obwohl ich mich nicht für einen Lieferanten hielt.

Erst nach Minuten wurde die Tür geöffnet, einen Spaltbreit nur. In rund sechs Fuß Höhe wurde ein Kugelkopf ins Freie geschoben. Das Gesicht bestand aus zugeschwollenen Augenschlitzen, einer lächerlich kleinen Nase und hängenden Hamsterbacken, zwischen denen ein runder Mund seinen Kampf gegen die zudrückende Gewalt der Backen schon fast verloren hatte.

»Was gibt es?«

»Mach Platz, Fat!«, sagte ich und ging an dem Mann vorbei, der mich um einen halben Kopf überragte.

Der Gang hinter der Tür mündete in einen Garderobenraum, von dem drei Stufen in den Hauptraum des Nightclubs führten. Das Licht fiel durch das Glasdach auf die Tanzfläche in der Mitte. Die Stühle standen umgekehrt auf den Tischen. Der Vorhang der kleinen Bühne war zurückgezogen. Im kühlen Licht des Tages sah der ganze Laden trist, muffig und so schmutzig aus wie die meisten Nachtklubs.

An der linken Wand befand sich in einer überdimensionalen Nische die Bar. Nur eine sparsame Lampe brannte über der Theke. Eine Frau stand dahinter, das Gesicht in beide Hände gestützt. Auf den Hockern saßen zwei Männer, beide mit dem Rücken zur Tür.

Die Frau sah mich. Sie richtete sich auf. »He, Tom«, rief sie. »Da latscht ein fremder Bursche in unserem Garten herum.«

Die Männer drehten sich zu mir um, ohne ihre Sitze zu verlassen. Beide waren dunkle südländische Typen. Bei einem zeichnete sich eine weißliche Narbe in der bräunlichen Haut des Gesichtes ab. »Was willst du?«, fragte er. Der harte Akzent in seiner Stimme verriet den Mexikaner.

Ich stellte Koffer und Tasche ab, denn ich hatte das unbedingte Gefühl, es könnte in den nächsten Minuten wichtig sein, die Hände frei zu haben. Ich ging bis auf drei Schritte an die Theke heran und zeigte auf den Mann mit der weißlichen Narbe.

»Du bist Tomasio Gomez«, sagte ich, »aber wir nennen dich Tom. Der andere« – ich zeigte auf den zweiten – »ist Hank Roger. Stone sagte mir, er sehe trotz des englischen Namens seines Vaters aus wie ein Mexikaner. Stone hat nicht übertrieben.«

Ich blickte die Frau an und tippte an den Hut. »Lana Harriet, nehme ich an, Dan Rypons Witwe, wenn sich Dan jemals entschlossen hätte, dich zu heiraten. Was machen wir denn jetzt mit dir? Stone meint, du seiest überflüssig!«

Von der Garderobe her ertönte ein Gebrüll, in dem gleichzeitig eine ganze Menge Quietschtöne mitschwangen. Fat brach gleich einem Tornado in den Klubraum ein. Der Kerl wirkte wie ein Berg aus Fett und Fleisch. Er tobte über die Tanzfläche. Es gab keinen Zweifel, dass ich das Ziel seines Amoklaufs sein sollte.

Allerdings hatte ich keine Ahnung, warum er so aufgebracht war. Ich konnte ihm leicht ausweichen. Ich sprang zur Seite, als er sich nach vorn warf, und er besaß zu viel Masse, als dass er den eigenen Schwung hätte stoppen können. Er krachte zwischen die Barstühle, dass sie nach rechts und links umstürzten.

»Was du zerbrichst, Fatty, zieh ich dir vom Wochenlohn ab!«, warnte ich.

Die Wut hatte seinem Gesicht die Farbe einer vollreifen Tomate verliehen. Sie verstopfte außerdem seine Ohren.

Fat nahm mich zum zweiten Mal an. Diesmal ließ ich, als ich ihm auswich, ein Bein in seinem Weg stehen. Fat stolperte darüber und fiel auf den Bauch wie ein Schwimmer bei einem missglückten Kopfsprung. Da ich am Rand der Tanzfläche stand, klatschte der riesige Bursche auf das spiegelblanke Parkett.

Von der eigenen Schwung getrieben, segelte er auf dem Bauch fast bis zur Mitte. Seine Schlittenfahrt hätte in jedem Groteskfilm die Zuschauer zu schallendem Gelächter hingerissen. Hier lachte niemand. Im Gegenteil. Die Stille wurde lähmend.

Fat wälzte sich auf den Rücken. Sein kleiner Mund stand weit offen. In seinen geschlitzten Augen sah ich die Pupillen. Sie glichen Stecknadelköpfen. Plötzlich wirkte der Mann nicht mehr lächerlich, sondern gefährlich wie eine giftgeschwollene Kobra. Plötzlich schien glaubhaft, was über ihn in den FBI-Akten stand: Herbert Richard Syme, genannt Fat oder Fatty, verdächtig des Mordes in mindestens drei Fällen.

»Jetzt …«, sagte er, »jetzt bringe ich dich um.« Auch seine Stimme klang nicht mehr lächerlich, obwohl die Tonhöhe immer noch zwischen Bass und Diskant hin- und hersprang.

Er stellte sich auf die Füße. Es sah aus, als stünde ein Elefant auf. Er startete keinen dritten Angriffsgalopp, sondern kam langsam auf mich zu, die ungeheuren Schultern vorgeschoben, die Arme seitlich abgespreizt und die Pranken weit geöffnet.

»Eines Tages, Fat«, sagte ich, während ich langsam vor ihm zurückwich, »werde ich mal ausprobieren, wer von uns beiden bei ner Prügelei die bessere Figur macht. Heute habe ich keine Lust zu Turnübungen.«

Ich fischte eine Luger aus dem Halfter, eine Kanone, die ausreicht, auch ein Nashorn zum Nachdenken zu zwingen. »Glaubst du, dass dein Fett als Panzerung genügt, Fat?«

Er blieb so schlagartig stehen, als wäre er auf ein unsichtbares Hindernis gelaufen. Ich ging einige Schritte nach rechts, so dass ich jetzt auch Gomez, Hank Roger und das Girl im Schussfeld hatte.

»Am besten ist, wenn ihr alle erst einmal aus dem Laden verschwindet!«, befahl ich.

Die Mexikaner setzten sich sofort in Bewegung. Auch die Frau kam hinter der Theke hervor. »Du kannst bleiben, Lana. Ich brauche noch einige Auskünfte.«

Gomez schlenderte über die Tanzfläche. Bei Fat blieb er stehen, flüsterte ihm einige Worte zu und zog ihn mit sich. Fat Syme folgte nur zögernd.

Ich ging zur Bar und hob einen der Barhocker auf, die der Gorilla umgeworfen hatte. »Hat Stone mich nicht angemeldet?«, fragte ich, wobei ich mich auf den Hocker schwang.

»Ich weiß nicht, ob Bloom mit ihm gesprochen hat«, antwortete Lana Harriet mit einem Achselzucken. »Willst du etwas trinken?«

»Kommt darauf an, wie gut euer Whisky ist.«

»Rypons private Sorte lässt sich trinken. Wir haben davon noch sechs Flaschen. Er ließ sich eine Kiste aus Schottland schicken, aber er kam nicht mehr dazu, alles zu trinken, obwohl er sich große Mühe gab.«

Sie tat Eis in ein Glas, griff unter die Bartheke und füllte Whisky aus einer Flasche mit einem schwarzgoldenen Etikett hinzu. »Darf ich auch einen Schluck haben?«, fragte sie.

»Warum nicht?« Sie schenkte sich ein gut gefülltes Glas ein.

»Rypon trank viel?«

Sie nahm einen Schluck, ohne mit mir anzustoßen. »Zu viel! Es muss vor Monaten gewesen sein, dass ich ihn um fünf Uhr nachmittags zum letzten Mal nüchtern sah.«

»Und seine Arbeit für Stone?«

Die Frau zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, wie er damit fertig wurde. Ich kümmerte mich nicht darum, aber ich glaube nicht, dass Stone noch von ihm begeistert war. Rypon fürchtete sich. Er kniff und suchte Ausreden.«

»Hat Stone es ihm aus diesem Grund umlegen lassen?«

Wieder zuckte sie die Achseln. »Ich weiß nicht, ob Stone selbst es war, oder ob er ohne Stones ausdrücklichen Befehl umgebracht wurde.«

»Das würde kaum jemand wagen.«

Sie trank das Glas leer. »Da bin ich anderer Meinung. Es gab eine Menge Leute, die von Rypon endgültig genug hatten. Sogar ich konnte ihn kaum noch ausstehen.« Sie lachte spöttisch. »Und ich galt immerhin als seine Freundin.«

»Vielleicht war es tatsächlich ein Unfall?«

»Für die Cops sah es aus wie ein Unfall. Sie fanden Rypon in seinem Wagen am Strand zwischen Santa Monica und Ventura. Der Schlitten hatte in einer Kurve die Leitplanke der Küstenstraße durchbrochen und war über die Klippen hinuntergestürzt. Rypon sah aus wie … nun, wie ein Mann aussieht, der in seinem Wagen mehr als 100 Fuß in die Tiefe stürzt. Kein Arzt kann feststellen, ob sein Schädel beim Sturz...

Erscheint lt. Verlag 5.7.2016
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Jerry Cotton Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dedektiv • Detektiv • Deutsch • Deutsche Krimis • eBook • E-Book • eBooks • Ermittler • erste-fälle • gman • G-Man • Hamburg • Horst-Bosetzky • international • Kindle • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimiautoren • Krimi Bestseller • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Krimis • krimis&thriller • letzte fälle • martin-barkawitz • Mord • Mörder • nick-carter • Polizei • Polizeiroman • Polizist • Reihe • Roman-Heft • schwerste-fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • Spannungsroman • stefan-wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • uksak • Verbrechen • Wegner
ISBN-13 9783732533794 / 9783732533794
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