John Sinclair Sonder-Edition 28 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732531660 (ISBN)
Sie waren Nachbarskinder, der kleine Johnny Conolly und die sechsjährige Lydia Sidomas. Noch nie zuvor hatte sich Johnny mit einem Mädchen so angefreundet. Bis die Kleine den Eltern einen Mord gestand. Da wurden Sheila und Bill hellhörig. Sie schlugen Alarm. Ich schaltete mich ein, doch da war es bereits zu spät.
Lydia Sidomas hatte den kleinen Johnny bereits in ihrer Gewalt ...
Zwei brennende Augen starrten die seltsamen Waffen an, die nebeneinander auf dem pechschwarzen Samtbelag lagen.
Es waren sieben Dolche!
Besondere Waffen, tödliche Waffen und gleichzeitig Helfer im Kampf gegen das Böse.
Von der Seite her fiel ein schmaler Lichtstreifen auf die Klingen, die in ihrer Art einmalig waren. Sie bestanden zwar aus Stahl, doch sie glänzten nicht hell, metallen oder grau, sondern in einem tiefen Schwarz. So wie das Universum, das absolute Dunkel, eine Welt ohne Licht.
Anders die Griffe. Sie strahlten eine rote Farbe ab, die sich als schlierenartiges Gebilde im Innern der Griffe befand.
Diese sieben Dolche waren etwas Besonderes. Sie hatten einmal Wischnu, dem obersten Gott Indiens, gehört, und dieser wiederum hatte sie aus den Armen sterbender Dämonen hergestellt und sie seinen Wünschen und Vorstellungen entsprechend geformt. So konnte er die Totengöttin Kali schwächen, denn ihre Diener waren die toten Dämonen gewesen.
Gefunden hatte die Waffen ein Suchender, ein Reiner. In einem Grabmal der Göttinnen hatten sie gelegen, zusammen mit Schmuck und Edelsteinen, doch der Suchende war nicht an dem wertvollen Geschmeide interessiert gewesen, er wollte allein die sieben Dolche, mit denen man der Legende nach den Teufel besiegen konnte.
Sieben Dolche für den Teufel. So hatte der Suchende die Waffen genannt und sie an sich genommen, um sie zu verwahren wie einen kostbaren Schatz.
Er war ein Mann, der diese Waffen nicht missbrauchen würde, denn er hatte sein Leben und all seinen Einfluss immer dafür in die Waagschale geworfen, das Böse zu stoppen.
Und dies würde er auch durchhalten bis zu seinem Tod, denn er war kein Geringerer als Mandra Korab!
Ihm gehörten die Dolche. Mandra Korab, ein Dämonenjäger, ein Begriff in Asien. Ein Mensch, der die Mythologie seiner Heimat durchforstete und sich vor allem gegen Kali, seine Todfeindin, gestellt hatte.
Seine Freunde konnten sich auf den muskulösen, hochgewachsenen Mann hundertprozentig verlassen, sie liebten und verehrten ihn. Wer ihn zum Feind hatte, der fürchtete ihn, sein Schwert und seine sieben Dolche, mit denen er bereits zahlreiche Schwarzblütler erledigt hatte.
Irgendwann, so hatte er sich geschworen, würden diese Dolche einmal den Teufel vernichten. Im Moment jedoch lagen sie vor ihm auf dem Samt. Er sah jeden einzelnen an, ging die Reihe von rechts nach links durch, tastete die Waffen mit seinen Blicken ab, als wollte er in das Innere der Griffe sehen. Und er sah, dass er sie nicht zu Unrecht hervorgeholt hatte, denn die Dolche bewegten sich plötzlich.
Im ersten Augenblick zuckte Mandra Korab zurück. Seine dunklen Augen schienen zu glühen. Er streckte die Arme aus, spreizte die Hände und spürte plötzlich das Kribbeln auf seiner Haut.
Magie!
Die Dolche reagierten. Mandra Korab spürte die Magie, die von diesen Klingen ausströmte, und er glaubte, dass ihm die Dolche eine Botschaft übermitteln wollten, denn so etwas hatte er schon des Öfteren erlebt.
Kalt rann es über seinen Rücken. Gleichzeitig war er gespannt, was die Dolche ihm sagen wollten. Er kannte Botschaften dieser Art, nur wurden sie ihm nie klar übermittelt, sondern immer verschlüsselt mit auf den Weg gegeben.
Die beiden äußeren Waffen bewegten sich parallel zueinander nach oben, um kurz vor Erreichen der Breitseite des Tisches zusammenzulaufen, um ein Dach zu bilden.
Kaum war dies geschehen, als sich die zwei nächsten Dolche von ihren Plätzen lösten und auf geheimnisvolle Weise denselben Weg nahmen wie die anderen.
So ging es weiter, bis es den Dolchen gelungen war, eine Figur zu bilden. Ein Dreieck!
Ohne dass Mandra Korab die Waffen auch nur mit den Fingerspitzen berührt hätte, war es ihnen gelungen, auf dem Tisch diese Figur herzustellen. Das Dreieck konnte man als einfaches geometrisches Gebilde betrachten, aber auch als magisches Symbol. Daran glaubte Mandra Korab. Dieses Dreieck musste eine Bedeutung haben.
Die freie Fläche zwischen den Seiten wurde durch die Dolche magisch aufgeladen. Es begann damit, dass sich innerhalb der Griffe etwas tat. Die Schlieren, normalerweise festgebacken, fingen an, sich zu bewegen. Sie zuckten auf und nieder, drehten sich zu Kreisen zusammen, und sie gaben ihre Magie ab.
Mandra beobachtete genau. Er war selbst fasziniert von diesem Vorgang. Nach Erklärungen wollte er nicht suchen, aber irgendetwas geschah im Innern des Dreiecks, das in einem unmittelbaren Zusammenhang mit ihm persönlich oder seiner Arbeit stand.
Auch der schwarze Samt blieb nicht mehr so, wie er war. Er bewegte sich, als hätte jemand mit einer Hand über ihn gestrichen, wobei er ein Bild malte.
Erste Konturen schälten sich hervor. Sie schimmerten hell, fast weiß, waren aber dennoch nur als dünne Striche zu erkennen. Mandra Korab sah genauer hin, und er glaubte zu wissen, dass sich dort allmählich ein Gesicht abzeichnete. Es hatte europäische Züge.
Mandra zeigte sich verwirrt. Er zwinkerte mit den Augen, seine Zunge fuhr über die Lippen, und er holte stoßweise Atem. So etwas war auch für ihn überraschend, denn er hatte das Gesicht noch nie gesehen. Wer war diese Person?
Immer neue Konturen kamen hinzu, und sie schienen aus dem schwarzen Samt zu steigen, sodass Mandra Korab mittlerweile Einzelheiten ausmachen konnte. Es war das Gesicht eines Kindes. Ja, das sah er sehr deutlich.
Und zum ersten Mal drang ein Wort über seine Lippen. »Wer …«, hauchte er, »wer bist du?«
Das Gesicht gab keine Antwort. Dennoch hatte es die Frage verstanden, denn Mandra Korab bekam eine Reaktion zu sehen. Es war ein Lächeln, nein, ein Grinsen, das den schmalen Mund regelrecht in die Breite zog, sodass sich der Strich, der den Mund darstellte, bis an die Wangen hin verlängerte.
Selbst Mandra Korab, der vieles gewohnt war, konnte hier nicht mehr mithalten. Für ihn war dies verständnislos, er begriff die Botschaft der Dolche einfach nicht, aber er sah weiter hin und hoffte darauf, irgendwann Klarheit zu bekommen.
Auch die Griffe der Waffen waren in diesen magischen Kreislauf mit einbezogen worden. Sie hatten sich verändert. Zwar hatten sie äußerlich noch dieselbe Form, doch in ihrem Innern waren die roten Schlieren in so heftige Bewegung geraten, dass Mandra Korab Angst bekam, sie könnten die Griffe sprengen.
Er schüttelte sich. Sein Blick flog durch den Raum, der zum großen Teil im Dunkeln lag. Nur eine Lampe brannte. Deren Schein war auf die sieben Dolche gerichtet.
Genau von ihnen strahlte die Magie ab, die sich immer mehr verdichtete, sodass es buchstäblich zu einer Entladung kam, denn plötzlich drang aus dem Mund des stilisierten Gesichts ein grässliches, gemeines Lachen.
Es war hell und gleichzeitig schrill. Kein Lachen, das ein Erwachsener ausstoßen konnte. Es war das Lachen eines Kindes.
Ja, so lachte nur ein Kind – ein Teufelskind!
***
Der Inder taumelte zurück.
Es war kein normales Gehen mehr, denn diese Überraschung verkraftete er kaum. Mit allem hätte er gerechnet, nur nicht mit diesem bösen widerlichen Lachen. Es füllte den gesamten Raum aus, und selbst bei Mandra Korab hinterließ es eine Gänsehaut.
Er kam sich vor wie ein Statist. Die Dolche, die das Dreieck bildeten, zitterten. Sie stießen gegeneinander, in den Griffen glühte es wie Feuer, Rauch entstand. Er stieß aus dem Gesicht hervor und verdunkelte sekundenlang die Szene.
Mandra Korab wollte mit einem Bannspruch eingreifen, er zögerte, denn er glaubte, dass diese seltsame Beschwörung noch nicht ihr Ende gefunden hatte.
Und er behielt recht.
Das Gesicht wurde mit einem Mal deutlicher. Dreidimensional schälte es sich hervor, und es schwebte über dem Dreieck aus Dolchen. Jetzt erkannte der Inder genauer, um was es sich handelte. Es war nicht nur ein Kindergesicht, sondern das eines Mädchens!
Vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Mit teuflischen Augen, einem grinsenden Mund und von einer Aura umgeben, die das Grauen an sich darstellte.
»Ich kriege ihn!«, hörte Mandra die Stimme des Mädchens. »Ich kriege ihn in den nächsten Tagen. Er ist verloren …«
»Wer ist verloren?«
»Der Teufel schlägt zu!«
Mandra Korab schüttelte den Kopf. Er starrte das Kindergesicht an, das das Grauen abstrahlte. Das Mädchen hatte vom Teufel gesprochen, aber es konnte mit dem Teufel nicht den Verlorenen gemeint haben. Da musste etwas anderes dahinterstecken.
»Wen meinst du?«
»London!«, schrie das Kind. »London …«
Mandra wurde durch diese Worte wie von einem Peitschenhieb getroffen. Seine besten Freunde lebten in London. Sollten sie ihm durch die Dolche eine Botschaft übermittelt haben, oder war es umgekehrt? Jetzt brannten ihm die Fragen erst recht auf den Lippen, doch der Inder bekam keine Antwort mehr.
Mit einem puffenden Geräusch endete nicht nur das Lachen, auch das Gesicht verschwand, und die Griffe der Dolche nahmen wieder ihre normale Farbe an.
Das Dreieck war leer. Wäre nicht der verbrannte Samt gewesen, so hätte nichts darauf hingedeutet, dass hier ein magischer Vorgang abgelaufen wäre.
Aber Mandra Korab hatte genug gehört. Ihm war inzwischen klar geworden, dass sich in London etwas tat, und er hatte plötzlich das Gefühl, als Helfer kommen zu müssen.
Der Inder entschloss sich innerhalb von Sekunden. Er würde in der nächsten Maschine nach London sitzen.
Die sieben Dolche wollte er mitnehmen!
***
Ich streckte die Beine aus, verschränkte die Arme...
| Erscheint lt. Verlag | 28.6.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | John Sinclair Sonder-Edition |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • blutig • Clown • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Gruselroman • Grusel-Roman • Horror • Horror Bücher ab 18 • Horror-Roman • horrorserie • horror thriller • Horror-Thriller • Jason Dark • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Sinclair • Slasher • spannend • Splatter • Stephen King • Stephen-King • Steven King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zombies |
| ISBN-13 | 9783732531660 / 9783732531660 |
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