Eine Liebe, so unendlich wie das Meer (eBook)
144 Seiten
CORA Verlag
9783733706821 (ISBN)
Oh ja, sie erinnert sich an die Gefühle, die Brodie schon vor Jahren in ihr weckte. Und an seine Augen, kristallgrün wie der Pazifik. Auch jetzt reicht ein Blick von ihm und Chantal vergisst die ganze Welt. Stopp! Sie hat schon genug Fehler gemacht, sich in den besten Freund ihres Freundes zu verlieben war einer davon. Außerdem muss sie sich dringend um ihre Karriere als Tänzerin kümmern. Aber als Brodie sie auf seine Jacht einlädt, kann Chantal nicht Nein sagen ... ebenso wenig wie zu seinem verboten süßen Kuss. Ist ihre Liebe zu Brodie vielleicht doch so unendlich wie das Meer?
<p>Stefanie London stammt ursprünglich aus Australien. Mittlerweile lebt sie allerdings mit ihrem ganz eigenen Helden in Toronto und liebt es, die Welt zu bereisen. Bei jeder Gelegenheit frönt sie ihrer Leidenschaft für Lippenstift, guten Kaffee, Bücher, und alles was mit Zombies zu tun hat.</p>
1. KAPITEL
Ablehnung war schon für einen durchschnittlichen Menschen hart, aber für Tänzer gehörte sie zum Alltag. Das halbherzige „Danke, aber nein“ nach einem nicht erfolgreichen Vortanzen? Ja, das kannte sie. Schlechte Kritiken im Kulturteil der örtlichen Zeitung? Die waren unausweichlich. Ein nicht begeistertes Publikum? Unangenehm, aber so eines hatte jeder Tänzer mindestens einmal im Laufe seiner Karriere.
Man hatte Chantal Turner erzählt, dass es mit der Zeit leichter würde, aber es fühlte sich im Moment nicht leicht an, den Kopf zu recken und das Zittern ihrer Lippen zu unterdrücken. Sie stand im grellen Licht der Scheinwerfer mitten auf der Bühne und verlagerte ihr Gewicht von einem nackten Fuß auf den anderen. Der verblichene Samt der Theatersitze vor ihr sah aus wie ein rotes Meer, und die Scheinwerfer ließen dunkle Flecken vor ihren Augen tanzen.
Die Bühne war ihr liebster Ort auf der ganzen Welt, aber heute fühlte sie sich wie das Sinnbild ihres Versagens an.
„Ich fürchte, dein Stil ist nicht ganz das, wonach wir suchen“, sagte der Regisseur und spielte mit seinem Handy. „Er ist sehr …“
Er schaute seinen Partner an, und beide schüttelten den Kopf.
„Traditionell“, sagte er mit einem sanften Lächeln. „Für diese Show suchen wir nach Tänzern mit einem moderneren, härteren Stil.“
Chantal überlegte zu widersprechen – ihm zu sagen, dass sie das lernen, ihren Stil anpassen könnte. Aber der Gedanke, ein weiteres Nein zu hören, war zu viel.
„Trotzdem danke.“
Wenigstens hatte sie heute als Letzte vorgetanzt, sodass niemand mehr da war, um Zeuge ihrer Zurückweisung zu werden. Sie blieb kurz stehen, um in ihre Turnschuhe zu schlüpfen und sich ein Sweatshirt über ihr Tanktop zu ziehen.
Der letzte Regisseur hatte ihr gesagt, sie tanze zu abstrakt. Nun war sie zu traditionell. Sie biss sich auf die Unterlippe, um den Protest zu unterdrücken, der aus ihr herausplatzen wollte. Es war nicht professionell, mit den Regisseuren zu diskutieren – und wenn sie eines war, dann ein Profi. Ein Profi, der in letzter Zeit keine guten Jobs mehr zu kriegen schien …
Das war das vierte Vortanzen in diesem Monat, bei dem sie versagt hatte. Nicht einmal ein Hauch von Interesse. Sie hatten sie mit ausdrucksloser Miene beobachtet und ihr Urteil mit chirurgischer Präzision gefällt. Die Gründe waren unterschiedlich gewesen, aber das Ergebnis war immer das gleiche. Aber sie wusste, dass sie besser tanzte, als alle sagten.
Zumindest hatte sie das mal …
Ihre Turnschuhe knirschten auf dem Kies des Theaterparkplatzes, als sie zu ihrem alten Wagen ging. Sie hatte Glück, dass er überhaupt noch lief. Er hatte Rostflecken, die rote Farbe platzte an allen Ecken ab, und der zweite Gang hakte ständig. Aber trotzdem war er vermutlich das Verlässlichste, was sie in ihrem Leben besaß, da die ganze Zeit, die sie in ihren Tanz gesteckt hatte, sich ja scheinbar nicht auszahlte. Ganz zu schweigen von ihrem Konto, das erschreckend leer aussah.
Was ihren Exmann Derek vermutlich freuen würde.
Nein, sie würde nicht an den Kontrollfreak denken oder an das Trümmerfeld, das ihre Ehe gewesen war.
Sie setzte sich hinters Lenkrad und sah auf ihr Handy. Eine SMS von ihrer Mutter, die ihr Glück fürs Vortanzen wünschte. Sie zuckte innerlich zusammen. Das war nur eine weitere Erinnerung daran, dass die ganzen Opfer, die ihre Mutter gebracht hatte, damit sie tanzen konnte, umsonst gewesen waren.
Entschlossen betrachtete sie sich im Rückspiegel und schürzte die Lippen. Sie würde sich davon nicht unterkriegen lassen. Das war nur ein kleiner Rückschlag. Man hatte ihr oft gesagt, dass sie eine begabte Tänzerin war. Verdammt, sie war vor einigen Jahren sogar für eine Dokumentation über modernen Tanz gefilmt worden. Sie würde es irgendwie in eines dieser Ensembles schaffen – und wenn sie dafür ihr Letztes geben musste.
Doch trotz der positiven Affirmation schlich sich der Zweifel in ihr Herz. Warum lief im Moment alles so falsch?
Panik stieg in ihr auf und erschwerte ihr das Atmen. Sie schloss die Augen und zwang sich, tief durchzuatmen, um sich zu beruhigen. Panik würde nicht helfen. Zum Glück war es ihr gelungen, einen befristeten Job als Tänzerin in einem kleinen Theater vor den Toren Sydneys zu ergattern. Er war nicht prestigeträchtig, aber es musste ja auch nicht für immer sein.
Ein kleiner Job würde ihr ausreichend Geld einbringen, um die nächsten Wochen zu finanzieren. Außerdem wurde ihr ein Zimmer gestellt. Sie würde diese Phase überstehen, egal wie.
Sie ballte und entspannte die Fäuste – eine Technik, die sie gelernt hatte, um ihre Muskeln zu entspannen, wann immer die Panik aufwallte. Zum Glück waren die Panikattacken inzwischen nicht mehr die Monsterwellen, die drohten, sie unter Wasser zu ziehen, sondern mehr wie kleine Spritzer im Pool, nachdem jemand hineingesprungen war. Damit konnte sie umgehen.
Kleine Schritte … Jeder winzige Fortschritt zählt.
Sie schob die dunklen Gedanken beiseite, fuhr vom Parkplatz und klemmte ihr Handy in die Halterung an der Windschutzscheibe. Wie auf Kommando klingelte es, und das Gesicht ihrer alten Freundin Willa erschien auf dem Display. Chantal überlegte kurz, bevor sie ranging. Sie war nicht in der Stimmung zu reden, aber sie hatte eine zweistündige Fahrt vor sich, und nur Musik zu hören würde ihr schnell langweilig.
Außerdem hatte Chantal nach ihrer Scheidung erkannt, dass wahre Freunde selten waren, also hatte sie sich bemüht, mit Willa in Kontakt zu bleiben. Ihren Anruf jetzt zu ignorieren würde das alles zunichtemachen.
Also tippte sie auf das Display und bemühte sich um ihre fröhlichste Stimme. „Hey Willa.“
„Wie geht es meiner Lieblingstänzerin?“
Willas übersprudelnde Begrüßung weckte sehnsüchtige Erinnerungen.
„Ich hoffe, sie nimmt die Kunstwelt im Sturm?“
Chantal zwang sich zu einem Lachen. „Ja, so in der Art. Es geht langsam, aber ich arbeite daran.“
„Du schaffst das, das weiß ich. Als ich dich in der Oper von Sydney habe tanzen sehen … das war unglaublich. Wir sind alle so stolz auf dich, dass du deine Träume verfolgst.“
Chantals Magen zog sich zusammen. Sie wusste, dass nicht alle, auf die Willa sich bezog, stolz auf sie waren – vor allem, weil ihr Tanzen erst dafür gesorgt hatte, dass die Gruppe vor acht Jahren auseinandergebrochen war.
Außerdem sahen sie nur, was sie ihre Freunde sehen lassen wollte. Wenn man ihre Social-Media-Seiten und ihre Website für bare Münze nahm, dann lebte sie den Traum einer jeden Künstlerin. Was sie nicht wussten, war, dass Chantal alle dunklen, unangemessenen Teile ausgelassen hatte, auf die sie nicht stolz war: ihre hässliche Scheidung, ihr leeres Konto, die Gründe, warum sie sich für ein kleines Engagement an der Küste entschieden hatte, wo sie sich doch darauf konzentrieren sollte, in ein bekanntes Ensemble aufgenommen zu werden …
„Danke, Willa. Wie geht es deinem Bruder? Ist er immer noch in Übersee?“ Sie hoffte, dass der Themenwechsel nicht zu offensichtlich war.
„Luke hat mir heute eine SMS geschickt. Er arbeitet an irgendeinem großen Deal, aber es sieht so aus, als ob er bald nach Hause kommt.“ Willa seufzte. „Vielleicht kriegen wir ja bald doch die ganze Gang mal wieder zusammen.“
Die „ganze Gang“ war die Clique, die sich gebildet hatte, als sie alle in dem magischen Weeping Reef Resort auf den Whitsundays gearbeitet hatten. War das wirklich schon acht Jahre her? Sie erinnerte sich noch so lebhaft, als wäre es gestern gewesen. Das überirdische Blau des Meeres, der fast weiße Sand … sie hatte jede Sekunde davon geliebt. Bis sie alles vermasselt hatte.
„Vielleicht“, sagte sie.
„Ein paar von uns kommen schon heute Abend zusammen.“ Willa legte eine bedeutungsvolle Pause ein. „Wenn du Zeit hast, würden wir uns freuen, dich zu sehen.“
„Tut mir leid, Willa, aber ich muss heute Abend arbeiten.“
Chantal bog auf die Auffahrt zum Highway, der aus Sydney herausführte. Im Rückspiegel funkelten die Lichter der Stadt.
„Oh? Irgendwo in der Nähe?“
„Ich fürchte nicht. Ich bin gerade auf dem Weg nach Newcastle.“
„Ach, stimmt ja. Kenne ich das?“
„Vermutlich nicht. Es ist ein kleines Theater namens Nine East … sehr intim.“
Sie zwang sich, freudig zu klingen, auch wenn sie sich am liebsten auf einer einsamen Insel versteckt hätte, bis ihre Fähigkeit zu tanzen zurückgekehrt wäre. Gott allein wusste, warum sie Willa den Namen gesagt hatte. Sie betete, dass ihre Freundin ihn nicht im Internet nachschlagen würde.
„Hör mal, Willa, ich muss jetzt auflegen. Ich bin im Auto unterwegs.“
„Okay. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder?“
Die Hoffnung in ihrer Stimme verursachte Chantal leichte Schuldgefühle. Sie wollte die Gruppe nicht sehen. Oder besser gesagt, sie sollten nicht erfahren, dass ihr Leben nicht so war, wie sie es glaubten.
„Ja, hoffentlich.“
Es gab doch nichts Schöneres, als in der Gesellschaft von Freunden zu sein, während einem die milde Brise vom Meer über die Haut strich und man ein kühles Getränk in der Hand hielt. Dazu noch die Lichter der Stadt, die sich im Wasser spiegelten, und einen Ausblick auf die Sydney Harbour Bridge vor dem tintenblauen Abendhimmel, und es war ein beinahe perfekter Abend.
Brodie Mitchell lehnte sich gegen die Reling seiner Jacht und musterte die...
| Erscheint lt. Verlag | 21.6.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Julia |
| Julia | Julia |
| Übersetzer | Ivonne Senn |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora julia • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • cora romane julia • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Erfolgreich • familiär • Frauenroman • Genussvoll • glamourös • Liebesgeschichte • Liebesroman • lieblich • Märchenhaft • Reich • Romantische Bücher • Sexy • sinnlich • SummerSale25 |
| ISBN-13 | 9783733706821 / 9783733706821 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich