Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Jerry Cotton 3077 (eBook)

Unbekannte Regeln

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7325-3199-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3077 - Jerry Cotton
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
(CHF 1,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Phil konnte es nicht glauben. Im Resort Blue Tang Inn war keine Spur von Jerry. An der Rezeption meinte man, er sei in der letzten Nacht überraschend mit seiner Gattin abgereist. Phil befand sich in Belize, wo sein Freund hatte eine Woche Urlaub machen wollen - und zwar alleine. Von einer Frau, zumal noch einer Ehefrau, konnte keine Rede sein. Weitere Nachforschungen ergaben, dass aus einem kleinen Hotel ein Mr Duncan verschwunden war, den der Portier eindeutig als Jerry Cotton identifizierte ...

Phil und ich hatten zehn Tage Urlaub vor uns, jedoch getrennt. Er hatte seit kurzem etwas mit einer Polizeibeamtin bei der AFT am Laufen und wollte mit der Dame eine Woche auf Jamaika verbringen. Eigentlich hatten wir geplant, gemeinsam in Urlaub zu fahren, doch ich verstand durchaus, dass er ihre Anwesenheit meiner vorzog.

Also hatte ich mich anderweitig umgesehen und entschied mich für Belize. Ein bisschen Tauchen, etwas Surfen, gute Drinks und den einen oder anderen Flirt mit einer hübschen Touristin, das klang wie der perfekte Urlaub für mich.

Das Angebot war wirklich gut und das Reisebüro bestätigte mir, dass die Werbung für das Hotel seriös war: ein Viersternehotel mit Vollpension und Sportangebot, und der Preis war mehr als moderat.

»Ich wünsche dir einen schönen Urlaub«, meinte Phil, der seinen Kopf in mein Büro steckte.

»Ich dir auch, bleib anständig«, erwiderte ich amüsiert.

»Bist du verrückt geworden? Bei der Frau, die mich begleitet, kann ich nicht anständig bleiben«, meinte Phil und grinste vielsagend. »Wohin willst du?«, fragte er mich.

»Ambergris Caye, Belize, Resort Blue Tang Inn«, erwiderte ich und räumte die letzten Akten in den Schreibtisch.

»Oh, Tauchen, Surfen, schöne Frauen – erstaunlich, manchmal denken wir wie Zwillinge«, sagte mein Partner.

»Phil, du arbeitest besser an deinem Ehering«, erwiderte ich und lachte. Obwohl ich nicht genau wusste, was er mir damit sagen wollte, war mir klar, dass er den Urlaub mit Sandra sehr genießen würde. Vielleicht war sie die Frau, die ihn endlich überzeugen würde.

»Gott bewahre, davon sind wir noch Meilen entfernt«, meinte er vehement, und mit diesen Worten war er verschwunden. Ich fuhr meinen Computer herunter, legte meine Glock in die Schublade und schloss sie ab. Dann griff ich mir meinen Trenchcoat und ging hinaus in das herbstliche Washington. Der Interceptor würde den Urlaub in der Tiefgarage des FBI Headquarter verbringen und ich rief mir ein Taxi.

Keine drei Stunden später saß ich in der Business Class der American Airline nach Miami, um dort meinen Anschlussflug nach Belize zu bekommen.

***

»Die Zielperson ist auf dem Weg«, sagte er, drückte sein Handy ans Ohr und suchte sich einen schattigen Platz. Es war brütend heiß auf dem Plaza de la Independencia, der von den Einheimischen in Yucatán immer noch Zócalo genannt wurde. So kurz nach der Mittagszeit war kein Mensch zu sehen, die Zeit der Siesta war angebrochen, und bis zum Abend wirkte die Stadt dann wie ausgestorben.

»Wann soll ich mich ihm nähern?«, fragte sie professionell.

»Lass ihm Zeit bis morgen, er soll sich einleben und entspannen, dann wird es für dich einfacher sein. Wir haben die Logistik für morgen Nacht vorbereitet. Denkst du, dass du es schaffst?«

»Hast du in der Hinsicht Bedenken?«, erwiderte sie sofort. Ihre Stimme klang selbstbewusst.

»Eigentlich nicht, doch du weißt, wir mussten die Zielperson kurzfristig ändern. Mir wäre der andere Mann lieber gewesen, denn er scheint eher ein Draufgänger zu sein, was Frauen angeht. Der Neue wird dir dein ganzes Können abverlangen«, erwiderte er.

»Patrón, gab es bisher einen Mann, der mir widerstehen konnte?«, fragte sie ihn und hörte ihn am anderen Ende auflachen.

»Nein, mía Belleza. Da hast du recht, dir kann man nicht widerstehen. Doch zieh bei dem Mann die konservative Nummer ab. Wir denken, er steht auf elegante Frauen und muss erobert werden. Aber übertreib es nicht«, sagte er und sein Ton hatte etwas Besitzergreifendes.

»Keine Sorge, du bist mein Patrón und wirst es immer bleiben«, schnurrte sie. »Bis auf ein paar Küsse und den Anblick von etwas nackter Haut wird er nichts von mir bekommen. Im richtigen Moment schicke ich ihn ins Land der Träume.«

»Te amo«, erwiderte er. »Warte jetzt in der Lobby des Hotels, das Foto ist bereits auf deinem Handy. Merk dir unbedingt, bei wem die Zielperson eincheckt. Das wird dann für unseren Mann wichtig, wenn er wieder auscheckt.«

»In Ordnung, ich reise dann offiziell übermorgen mit ihm ab. Dann sehen wir uns in Mérida. Te amo!«, flüsterte ihre samtweiche Stimme und ihn überlief eine Gänsehaut.

***

Bei strahlendem Sonnenschein landete ich auf dem Airport in Belize und ich hatte wirklich das Gefühl, mein Urlaub begann. Alles klappte ausgezeichnet mit der Einreise und eine Limousine wartete bereits auf mich, um mich runter zum Hafen zu fahren.

Mit dem Wassertaxi würde ich in eineinhalb Stunden rüber auf die kleine Halbinsel Ambergris Cay kommen. Mit mir fuhren noch fünf weitere Personen auf dem kleinen Motorboot, und ich hatte ausreichend Muße, mir die Leute anzusehen.

Zwei Pärchen, wobei sich eines davon benahm, als wären sie in den Flitterwochen, denn so tief, wie sie sich in die Augen schauten, würden sie von der kleinen Bootsreise nicht besonders viel mitbekommen. Ich musste grinsen, denn das andere Paar war bereits zehn Jahre weiter als die Frischverheirateten und sie schienen kein besonderes Interesse aneinander zu haben.

Dann fiel mir wieder dieser Typ auf. Er hatte mit mir in Washington das Flugzeug geboardet und war mir bereits dort aufgefallen. Definitiv war er ein Südamerikaner, mit dem schwarzen Haar und dem dunklen Teint.

Ich erwischte mich, wie ich ihn durch meine Sonnenbrille argwöhnisch beäugte. Einmal FBI, immer FBI, das hat man im Blut und kann es nicht einfach abschalten, dachte ich. Irgendwie fühlte ich mich durch ihn observiert, und als er mitbekam, dass ich ihn genauso intensiv betrachtete, wandte er seinen Blick ab.

Wie idiotisch ist das nur, schoss es mir durch den Kopf. Das war mein Urlaub und ich hatte nichts anderes im Sinn, als Touristen zu Verbrechern zu machen.

»Willkommen im Blue Tang Inn Resort, Mister Cotton«, begrüßte mich der Angestellte an der Rezeption. »Ich bräuchte bitte Ihren Pass, den erhalten Sie zurück, wenn Sie auschecken«, sagte er und lächelte. Ich griff in mein Sakko, doch anstatt des Passes zog ich das Lederetui heraus.

»Ah verdammt«, fluchte ich leise, denn ich hatte meinen FBI-Ausweis mit der Marke im Jackett vergessen und in den Urlaub mitgenommen. Ich gab dem Mann meinen Pass. »Sagen Sie, haben Sie einen Tresor?«, fragte ich.

»Natürlich, Sie können gerne Ihr Bargeld und die Kreditkarten in dem Safe in Ihrem Zimmer hinterlassen, doch falls Sie es wünschen, schließen wir auch gerne hier unten etwas für Sie ein. Wir hatten zwar noch keinen Fall von Diebstahl in unserem Resort, doch der Safe im Büro ist natürlich sicherer«, antwortete er pflichtbewusst, während ich die Anmeldung ausfüllte.

Ich gab ihm das Lederetui. »Ja bitte, schließen Sie das hier ein«, sagte ich. Damit war ich auch das letzte Requisit losgeworden, bei dessen Anblick ich in Arbeitsmodus fallen könnte. Ein Bellboy brachte mich und meinen Koffer zum Aufzug. Da sah ich sie das erste Mal.

In einem der Sessel in der Lobby saß eine atemberaubende Schönheit. Sie war elegant von Kopf bis Fuß, langes brünettes Haar, das in Wellen über ihre Schulter hing, und ein Gesicht und einen Körper zum Niederknien. Leider trennte mich die Aufzugstür von weiteren Träumereien.

Die Suite war umwerfend, mit einem Balkon, der in Richtung Meer lag. Ich gab dem Pagen ein Trinkgeld und warf meine Jacke aufs Bett.

»Sir, der Drink ist unsere spezielle Hausmarke und zu Ihrer Begrüßung gedacht«, sagte er und reichte mir einen Cocktail. »Kokosnussrum und Ananassaft«, fügte er an und ich verzog wohl leicht das Gesicht. »Sir, einmal probiert und Sie werden süchtig. Schöne Ferien!«, meinte er fröhlich und trollte sich.

Ich nahm das Glas, öffnete die Balkontür und blickte hinaus. Dabei nippte ich an dem Cocktail, von dem ich erwartete, dass es sich um widerlich süßes Zeug handeln würde. Doch er hatte recht, der Drink schmeckte ganz ausgezeichnet.

»Auf einen schönen Urlaub«, sagte ich laut zu mir selbst und blickte auf die Strandschönheiten, die dort unten Beachvolleyball spielten. »Schade, dass du nicht hier bist, Phil, die Aussicht hätte dir gefallen.«

***

»Das ist nicht dein Ernst«, maulte Phil und sah Sandra sauer an. »Einen Tag, bevor wir abreisen wollen, gibst du mir einen Korb?«

»Komm, hör schon auf, das hätte dir genauso passieren können«, erwiderte sie. »Mensch, es tut mir doch auch leid«, sagte sie schon sanfter und gab ihm einen Kuss.

»Schon gut, ich verstehe das doch. Wenn solch ein Fall dazwischenkommt, dann gibt es Urlaubssperre. Brauchen die dich denn so unbedingt?«, versuchte Phil es noch einmal.

Sandra war Detective beim Bureau of Alcohol, Tobaco, Firearms and Explosives, und gestern hatte einer der Informanten von einer riesigen Waffenlieferung erfahren, die über Philadelphia eingeschmuggelt werden sollte. Sandra Dobson leitete die Abteilung der ATF und war bereits zwei Jahre hinter genau diesem Schmugglerring her.

»Tut mir wirklich leid, Phil, doch selbst wenn mein Chef mich nicht darum gebeten hätte, wäre ich hier geblieben. Ich muss diesen Markovic endlich zu fassen bekommen. Du weißt, wie lange ich hinter ihm her bin. Das ist die Gelegenheit«, erklärte sie die Situation.

»Was ist mit den Tickets und dem Strandhaus?«, fragte er und goss sich trotzig einen Scotch von ihrer Bar ein.

»Die ATF übernimmt die Stornierungskosten, auch deine. Aber warum fährst du nicht? Ein bisschen Urlaub und ausruhen täte dir gut«, schlug sie vor und sammelte ihre Sachen...

Erscheint lt. Verlag 7.6.2016
Reihe/Serie Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Ermittler • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimis • Mord • Mörder • Polizei • Polizist • Spannungsroman • Tatort • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-7325-3199-6 / 3732531996
ISBN-13 978-3-7325-3199-8 / 9783732531998
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Ein Fall für Albin Leclerc

von Pierre Lagrange

eBook Download (2025)
Fischer E-Books (Verlag)
CHF 12,65
Zärtlich ist die Rache. Thriller

von Sash Bischoff

eBook Download (2025)
Fischer E-Books (Verlag)
CHF 12,65