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Jerry Cotton 3074 (eBook)

Keiner stirbt für sich allein

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732530854 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3074 - Jerry Cotton
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In mehreren Staaten der USA hatte es lokal begrenzte Stromausfälle gegeben. Diese waren von einer Bande genutzt worden, Überfälle auf Juweliere und andere Geschäfte zu verüben. Zwei Dinge überraschten bei diesen Überfällen: erstens, die unglaubliche Präzision und zweitens, die relativ geringe Beute, mit der sich die Gangster zufriedengaben. Außerdem lag es nahe, dass die Stromausfälle gezielt herbeigeführt und ein Teil des Plans waren. Phil und ich ermittelten - anfangs etwas unwillig - doch nach der ersten Leiche sah auf einmal alles ganz anders aus ...

»Wir haben in den letzten zwölf Wochen die gleichen Vorkommnisse in sechs Staaten gehabt«, begann Mr High seinen Vortrag. Sein Gesicht glänzte vor Hitze, obwohl wir in dem fensterlosen Besprechungsraum saßen und die Klimaanlage auf Höchststufe lief. Doch die feuchtheiße Luft schaffte es sogar bis hier hinein.

Wir alle litten unter der Hitze, die durch die ständigen Wärmegewitter, die über Washington zogen, noch schlimmer wurde. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit fühlte es sich an wie in den Tropen. Phil und ich wussten noch nicht, worum es bei dieser Besprechung ging, man hatte uns kurzfristig dazubestellt. Doch da Assistant Director Segal und auch Assistant Director Garner anwesend waren, musste es sich um ein landesweites Problem handeln.

Auf dem großen Wandbildschirm erschien eine Karte der Vereinigten Staaten. Unser Chef richtete seinen Laserpointer darauf aus.

»Alabama, Florida, Mississippi und Georgia sind aus der Field Section East betroffen, Louisiana aus der Section Midwest und Kalifornien aus der Section Pacific. Daher sind die Assistant Directors Segal und Garner ebenfalls anwesend«, fuhr er fort und kam zu dem Besprechungstisch zurück, um sich wieder zu setzen.

»Vor zwölf Wochen hatten wir einen ersten Stromausfall am späten Abend in Hattiesburg, Mississippi. Er dauerte etwa fünf Stunden und nur der Stadtteil Oak Grove war davon betroffen. Dann passierte in den folgenden Wochen das Gleiche in den anderen fünf Staaten, die ich genannt habe. Immer wieder Stromausfall, für ein paar Stunden, aber nur in einzelnen Stadtteilen oder bestimmten Straßenzügen.«

»Nicht erstaunlich«, meinte Assistant Director Segal. »Bei der Hitzewelle hat jeder Haushalt die Klimaanlagen voll aufgedreht oder es laufen Ventilatoren. Besonders am Abend, damit die Leute bei der Hitze schlafen können. Da muss das Stromnetz irgendwann überlastet sein.«

»Ja, George, da gebe ich Ihnen recht«, erwiderte unser Chef. »Darum haben sich weder der Energieträger noch die örtlichen Police Departments etwas dabei gedacht. Aber in den einzelnen Vierteln kam es während des Stromausfalls zu Einbrüchen«, führte er weiter aus.

»Auch das kennen wir, Sir«, sagte ich. »Der große Stromausfall in New York vor ein paar Jahren hatte nicht nur Einbrüche, sondern auch Plünderungen zur Folge.«

»Auch das ist richtig, Jerry. Daher waren die Einbrüche während des Blackouts reine Routine für die Polizei, bis das Police Department in Alabama dieses Video bekam«, sagte er und drückte die Fernbedienung.

Das Bild wackelte ein wenig und war ziemlich unscharf, da es durch ein geschlossenes Fenster aufgenommen worden war. Man sah, wie ein Jeep vor einem Juweliergeschäft hielt, dann sprangen fast gleichzeitig vier Männer aus dem Wagen. Sie waren völlig in Schwarz gekleidet, mit eigenartigen Kapuzen auf dem Kopf und das Gesicht bis auf die Augen verborgen.

An irgendwas erinnerten mich diese Typen, doch ich kam nicht drauf. Die Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegten, und die Abstimmung ihrer Aktionen waren erstaunlich. Das Gitter wurde mit einem Seitenschneider durchtrennt, hochgeschoben und dann schlug einer von ihnen mit der Faust die Tür ein.

Außer dem Fahrer verschwanden alle im Geschäft, man konnte nicht sehen, was im Inneren vorging, da der Überfall im Dunkeln passierte. Ich könnte schwören, ich sah noch nicht einmal den Strahl einer Taschenlampe. Dann kamen sie plötzlich wieder heraus, schwangen sich elegant in den Wagen und der Jeep fuhr los. In dem Moment stoppte Mr High das Video und richtete den Laserpointer auf die Minutenanzeige.

»Der gesamte Überfall passiert in einer Zeit unter vier Minuten«, sagte er. »Perfektes Timing, und wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, erfolgte alles in Dunkelheit.« Phil legte die Hände hinter den Kopf und lehnte sich zurück.

»Es hätte mich nicht gewundert, wenn die auch noch ein Schwert gezogen hätten«, meinte er. Ich hielt es erst für einen seiner Witze, doch dann fiel auch bei mir der Groschen.

»Wie bitte?«, fragte Assistant Director Garner und sah Phil etwas zu streng an. Er strahlte immer eine große Autorität aus und war für Späße nicht zu haben, darum reagierte Phil sofort.

»Verzeihen Sie, Sir, doch ihre ganze Aufmachung, die Art, wie sie sich bewegen, und die Schnelligkeit hat mich sofort an Ninjas erinnert«, erwiderte er und dann nickte auch der Assistant Director.

»Stimmt, Sie haben recht, so sieht es wirklich aus«, meinte Mr High anerkennend. »Vielleicht ist das ein Ansatz«, fügte er nachdenklich an.

»Also haben wir eine Bande, die in Alabama den Stromausfall nutzte, um den Juwelierladen auszuräumen. Und?«, fasste Assistant Director Segal den Vorfall zusammen. Er schien nicht gerade beeindruckt. Auch ich war gespannt, worauf das Ganze hinauslaufen sollte.

»Nun, das wäre vielleicht immer noch keine große Besonderheit, wenn nicht auch noch dieses Video aufgetaucht wäre«, sagte jetzt Assistant Director Garner. »John, würden Sie bitte«, forderte er Mr High auf. Erneut erschien eine Videoaufnahme. Sie war jedoch schärfer und jemand hatte alles näher rangezoomt. Wahrscheinlich eine Videokamera, dachte ich.

Wieder ein Jeep – ob es der gleiche war, konnte ich nicht einschätzen. Das gleiche Vorgehen, doch es war kein Juwelierladen, soweit ich es erkennen konnte. Diesmal handelte es sich um eine Filiale der U.S. Computer Corporation, denn das Logo erschien in dem Moment über der Tür.

Die Typen bildeten eine Kette und warfen sich Pakete zu, in denen sich, von der Größe her, höchstwahrscheinlich Laptops befanden. Es war erstaunlich, wie viele dieser Verpackungen innerhalb von drei Minuten auf der Ladefläche im Kofferraum des Jeeps landeten. Keine vier Minuten und sie waren wieder auf und davon.

»Hat die Bande in der gleichen Nacht noch einmal in Hattiesburg zugeschlagen?«, fragte ich, denn das war naheliegend.

»Nein, der Einbruch in dem Juwelierladen fand in Hattiesburg statt und ein Teenager hat den Film mit seinem Handy gemacht. Der Computerladen wurde während eines Stromausfalls in Los Angeles überfallen«, ließ Mr High die Bombe platzen.

»Aber wie kann das sein?«, fragte Phil. »Wenn die Bande aus Alabama kommt und der Strom fällt aus, dann verstehe ich einen spontanen Einbruch. Doch plötzlich Los Angeles und dann wieder bei Stromausfall?«

»Ja, Phil, genau das bereitet uns Kopfzerbrechen, vor allem, weil in Florida und Louisiana Augenzeugen ebenfalls Täter beschrieben haben, die dieser Bande ähnlich sehen. Dort wurde ebenfalls in ein Juweliergeschäft und in ein Wettbüro eingebrochen, natürlich während eines Stromausfalls. Im Moment stehen wir vor einem Rätsel«, erklärte Mr High.

»Es sei denn«, warf ich ein, »diese Bande ist verantwortlich für den Stromausfall.«

***

Phil und ich waren uns einig, dass wir mit unseren klugen Kommentaren ein ziemliches Eigentor geschossen hatten. Denn die drei Assistant Directors waren sich plötzlich sehr schnell einig, dass wir beide genau die Richtigen waren, um sich um diese Einbruchsserie zu kümmern.

»Manchmal könnte ich mich ohrfeigen! Warum halte ich nicht einfach meinen Mund?«, fluchte Phil, als wir in seinem Büro angekommen waren. »Mit solcher Art Einbrüchen habe ich mich nicht mehr beschäftigt seit den zwei Jahren Probezeit in meinem ersten FBI Field-Office-Job.«

»Ich verstehe auch nicht, warum Mr High sich darauf eingelassen hat. Das waren ein paar Laptops und etwas Schmuck, vielleicht ein bisschen Bargeld in dem Wettbüro. Warum das bei uns landet, ist mir schleierhaft. Ich glaube, ich mache den zuständigen Field-Office-Leitern Dampf, wenn wir dort ankommen«, erwiderte ich missmutig. Mir ging der Fall ebenfalls gegen den Strich, und was wir dabei ausrichten konnten, wollte mir auch nicht in den Kopf. Phil ließ sich in seinen Sessel fallen, dann sah er mich plötzlich entsetzt an.

»Ist dir klar, dass wir in die Südstaaten müssen? Wenn es in Washington mit der Hitze schon unerträglich ist, dann gehen wir da unten kaputt«, meinte er resigniert. »Warum immer ich«, jammerte er noch einmal und dann öffnete er seinen Laptop und checkte, ob die Informationen zu den Fällen bereits in seiner Mailbox waren.

»Dann machen wir erst einmal einen Plan und lassen die Reiselogistik vorbereiten«, sagte ich und zog seinen Besuchersessel neben ihn. Phil schickte die Datei mit den Polizeiprotokollen auf den Drucker und eine Viertelstunde später hatten wir die sechs Stapel in seinem Büro verteilt. Phil ging ans Flipchart, um Stichpunkte zu machen.

»Fangen wir mit dem ersten Einbruch an«, sagte er und ich nahm mir den Fall aus Hattiesburg, Mississippi vor und überflog die spärlichen Informationen.

»In die Villa eines Spediteurs wurde in der Zeit zwischen zehn Uhr und kurz vor ein Uhr morgens eingebrochen. Um zehn Uhr abends begann der Stromausfall und gegen ein Uhr kamen Donovan Ingram und seine Frau von einer Party zurück. Man entwendete Schmuck im Wert von etwa zehntausend Dollar. Der Wandsafe wurde jedoch nicht aufgebrochen«, begann ich.

»Was uns nicht wundern sollte, denn wenn es die gleiche Bande ist, werden die ihre Vier-Minuten-Nummer abgezogen haben – das reicht nicht, um einen Safe zu knacken«, meinte mein Partner.

»Gehen wir bei allen Fällen erst einmal davon aus, dass es die gleiche Bande ist. Wir müssen ein Muster erkennen«, beschloss ich. »Weiter im Text. Dann zwei Wochen später der Fall in Mobile, Alabama. Aus dem Juweliergeschäft verschwand Schmuck im Wert von nur achttausend Dollar. Auch dort blieben einige wertvolle...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2016
Reihe/Serie Jerry Cotton
Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dedektiv • Detektiv • Deutsch • Deutsche Krimis • eBook • E-Book • eBooks • Ermittler • erste-fälle • gman • G-Man • Hamburg • Horst-Bosetzky • international • Kindle • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimiautoren • Krimi Bestseller • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Krimis • krimis&thriller • letzte fälle • martin-barkawitz • Mord • Mörder • nick-carter • Polizei • Polizeiroman • Polizist • Reihe • Roman-Heft • schwerste-fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • Spannung • Spannungsroman • stefan-wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • uksak • Verbrechen • Wegner
ISBN-13 9783732530854 / 9783732530854
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