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Jerry Cotton Sonder-Edition 26 (eBook)

Hinter der Maske des Killers

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732530885 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 26 - Jerry Cotton
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Vor uns lag die Leiche eines bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückten Mannes. Es war Rag Cash, ein bekannter Profi-Killer, auf dessen Konto einige der brutalsten Morde gingen. Was wollte er hier in New York? Ein Auftrag vielleicht, doch wer war das Opfer? Ich schlüpfte in seine Rolle und hoffte, dass hier in New York niemand den berüchtigten Killer von der Westküste von Angesicht zu Angesicht kannte ...

2

Der Chef des FBI-Distrikts New York, Mr High, nahm die Waffe vom Schreibtisch und hielt sie hoch, damit Phil und ich sie sehen konnten.

»Ein Jagdgewehr, dessen Läufe so gekürzt worden sind, dass die Waffe in einen Koffer passt oder unter einem Mantel getragen werden kann«, erklärte er. »Die Sizilianer nennen ein solches Gewehr eine Lupara.«

Er legte die Waffe zurück und drückte auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch. Auf der Leinwand neben der großen Glaskarte von New York erschien die Aufnahme eines Toten, der auf einer Straße lag.

»Bei diesem Mann wurde die Lupara gefunden.« Der Chef tippte auf eine Luger, die neben dem Jagdgewehr auf dem Schreibtisch lag. »Außerdem trug er diese Pistole unter der Achsel. Seine Papiere lauteten auf den Namen Rag Cash. Es gibt einige Beweise dafür, dass er der Mann mit der Lupara ist.«

Wieder drückte der Chef auf den Knopf für den Bildgeber. Jetzt erschienen zwei Aufnahmen nebeneinander: links eine verwaschene Amateurfotografie, rechts in einer Großaufnahme der Kopf des Toten.

»Das ist die einzige Aufnahme, die wir von dem Mann zu seinen Lebzeiten auftreiben konnten. Ich denke, sie reicht aus, um ihn mit dem Toten zu identifizieren.«

Beide Bilder zeigten die gleichen Merkmale des Gesichtes; einen kantigen Schnitt, starke Backenknochen und vorspringende Augenbögen.

Der Chef deutete auf das Jagdgewehr mit den abgesägten Läufen. »Die technischen Untersuchungen ergaben, dass mit dieser Waffe Rolf Emerson in San Francisco, Trento Caluzzo in Detroit und Arc Kane in Chicago getötet wurden. Diese Morde waren von Gangstern bestellt und ausgeführt von dem Mann mit der Lupara, dem geheimnisvollen Berufskiller und Einzelgänger.«

»Der Killer«, meinte Phil, »wurde jetzt also ermordet!«

Mr High schüttelte den Kopf. »Sie irren sich, Phil. Er wurde das Opfer eines Verkehrsunfalls.«

»Eines bestellten Verkehrsunfalls?«

»Eines zufälligen Verkehrsunfalls. Die Untersuchung gegen den Fahrer des Wagens, einen gewissen John Starnough, Händler und Vertreter für billige Textilien, läuft zwar noch. Aber wenn sie keine unvorhergesehene Wendung nimmt, wird gegen Starnough nicht einmal Anklage erhoben. Cash muss ihm vor den Wagen gelaufen sein. Cash hatte eine enorme Menge Alkohol getrunken. Die Aussagen des Textilvertreters werden von der Frau die neben ihm saß, bestätigt.« Der Chef blätterte in seinen Akten. »Lilian Darwey heißt sie. Sekretärin bei der New Yorker Firma North Clothes Inc

Mr High klappte den Aktenordner zu. »Ich möchte mich mit einer anderen Frage beschäftigen. Rag Cash ist tot. Als Zeuge gegen die Männer, die Morde bei ihm bestellten, scheidet er aus. Lesen Sie dieses Telegramm! Es stammt aus der Brieftasche des Toten.«

Er reichte uns ein gelbes, verknittertes Telegrammformular, dessen vollständiger Text lautete:

»Mr Cash, zur Zeit Denver Hotel, Hartville, Illinois. Zimmer reserviert Calwood Hotel, East 68th Street, 414. Erwarten Sie baldigst.

Ein Absender fehlte.

»Wir haben vorsichtig Erkundigungen eingezogen. Cash besaß nie eine feste Wohnung. Er lebte in Hotels, Pensionen, Motels. Er wechselte sie, wenn ein Auftrag ihn in irgendeine Stadt rief. Er hatte keine Angehörigen. Er scheint ein finsterer, schweigsamer Mann gewesen zu sein. In Hartville lebte er drei Monate und sprach kaum mit einem Menschen. Er trank viel und ging jeden Tag zum Forellenangeln. Vor knapp einer Woche wurde er zweimal aus New York angerufen. Vor drei Tagen erhielt er das Telegramm, reiste am anderen Morgen ab, kam am Abend des gleichen Tages in New York an und verunglückte noch in derselben Nacht. Ich bin ziemlich sicher, dass er dem Auftraggeber, der ihn nach New York rief, nicht begegnet ist. Ferner halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass der Auftraggeber Rag Cash nie vorher gesehen hat.«

»Einer von uns soll die Rolle spielen, Chef?«, fragte ich.

Mr High nickte. »Ich dachte daran, und es scheint mir durchführbar. Cash war ein Einzelgänger. Nur wenige Leute haben ihn gesehen. Wenn ein G-man überzeugend Cashs Rolle spielen könnte, sei es auch nur für kurze Zeit, so könnte er sehr schnell tiefer in die Organisation der Unterwelt eindringen, als es sonst in jahrelanger Arbeit gelänge.«

Die Gedanken des Chefs leuchteten mir ein. »Ausgezeichnete Idee, Sir! Ich hoffe, Sie haben Phil oder mich für den Job vorgesehen.«

»Sie sehen beide nicht wie Cash aus, aber es dürfte sinnlos sein, nach einem Beamten zu suchen, der dem Killer wirklich ähnlich sieht. Denn auch bei großer Ähnlichkeit platzt die Sache sofort, wenn unser Mann jemand begegnet, der Rag Cash gekannt hat. Wir können uns also die Mühe um Ähnlichkeit schenken.« Er lächelte.

»Immerhin, Jerry, scheinen Sie mir für die Rolle besser geeignet als Phil. Sie erwecken eher den Eindruck …«

»… ein Berufskiller zu sein«, lachte ich. »Danke für die Blumen, Chef!«

Er schob mir einen Umschlag zu. »Sie werden seine Originalpapiere benutzen, Jerry. Die Genehmigung von höchster Stelle liegt vor. Auch die übrige Ausrüstung des Mannes werden Sie übernehmen, seine Luger und die Lupara.«

»Warum benutzte der Kerl eine so primitive Waffe für seine Morde?«, fragte Phil.

»Eine Kugel aus einer Lupara reißt ein faustdickes Loch«, antwortete Mr High.

***

Ich stellte den Koffer vor die Theke und drückte die Rufklingel. Ein Vorhang aus Glasperlen wurde zur Seite geschlagen. Eine hochblonde Lady in Kriegsbemalung, bekleidet mit einem schmuddeligen blauen Morgenrock, erschien.

»Hallo, Boy!«, rief sie und segelte mit schwerem Hüftschwung heran.

Erst als sie unmittelbar vor mir stand, sah ich das Faltennetz unter der Schminkschicht.

»Sind Sie die Besitzerin?«

»Genau, Boy! Ich betrachte alle Gäste als Freunde.«

»Ich heiße Rag Cash. Für mich wurde ein Zimmer reserviert.«

Mit der Frau ging eine Veränderung vor. Ihr Kronleuchterlächeln erlosch. Sie musterte mich mit einem Ausdruck erschrockener Neugier. »Das Zimmer steht schon seit zwei Tagen für Sie bereit, Mister Cash.«

»Ich wurde aufgehalten. Zeigen Sie mir den Raum!«

Sie nahm einen Schlüssel vom Wandbrett, kam hinter der Theke hervor und führte mich zu einem reparaturbedürftigen Fahrstuhl. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich in die Ecke drückte und jede Berührung mit mir zu vermeiden suchte.

Das Zimmer in der 2. Etage trug die Nummer 22. Der Raum war einfach möbliert. Ein winziges Badezimmer mit einer Dusche gehörte dazu. Vom Fenster aus ging der Blick auf ein Gewirr von Hinterhöfen.

Die Blonde stand an der Tür. »Es ist mehrfach nach Ihnen gefragt worden, Mister Cash.«

»Wenn das nächste Mal gefragt wird, sagen Sie, ich sei eingetroffen. Haben Sie guten Whisky?«

»Sehr guten Bourbon. Auch Scotch!«

»Schicken Sie mir bitte eine Flasche Bourbon rauf!«

Ich ließ mich auf das Bett fallen und schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen. Als die Hotelbesitzerin mit der Flasche, einem Glas und einem Eisbehälter erschien, bedeutete ich ihr mit einer Kopfbewegung, alles auf den Nachttisch in Griffweite zu stellen. Ich war entschlossen, so lange zu warten, bis meine Auftraggeber sich meldeten.

Sie meldeten sich gegen Mittag. Sie verzichteten darauf anzuklopfen oder sonst irgendwelche Umstände zu machen. Sie öffneten die Tür und kamen herein.

Es waren zwei Männer, der eine breit, gedrungen, untersetzt, ungefähr 40 Jahre alt. Ein Bauch im Anfangsstadium wölbte sein Jackett. Der andere konnte kaum älter als 25 Jahre sein, ein dunkelhäutiger, schwarzhaariger Junge mit einem scharf geschnittenen, hochmütigen Gesicht. Beide behielten die Hüte auf den Köpfen. Ich blieb liegen, die Zigarette zwischen den Lippen, das Whiskyglas in der Hand.

Der Untersetzte grinste flüchtig, wobei er ein lückenhaftes Gebiss zeigte. »Ich bin Sid Karowsky«, sagte er mit einer heiseren Stimme. Er zeigte mit dem Daumen auf den Jungen. »Er heißt Pete Juarez. Gould schickt uns, dich abzuholen, Lupara!«

Cash wurde offenbar wie sein abgesägtes Jagdgewehr genannt. Karowsky sprach in einem Tonfall, der Respekt verriet.

Der Junge näherte sich mir. Seine schwarzen Augen funkelten bösartig. »Hallo, Lupara!«, sagte er. »Lass dich aus der Nähe betrachten! Gould hält dich für ’ne ganz große Kanone, und er glaubt, du könntest mehr als wir alle. Ich glaube es nicht, bevor ich es nicht gesehen habe.«

Er wollte mich provozieren. Er kam so nahe heran, dass er sich fast über mich beugte.

»Halt den Mund, Pete!«, rief Karowsky. »Halt den Mund und komm her!«

Der Junge hörte nicht. Ich trank den Whisky aus, während er fortfuhr: »Andere sind nämlich genauso gut wie du. Gould ist nur vor Angst nicht bei Verstand, sonst hätte er nicht dich geholt, sondern einem von uns den Job übertragen.«

»Dir zum Beispiel?«, fragte ich und stellte das Whiskyglas auf die Nachttischplatte.

»Ja, mir! Ich hätte es ebenso gut gemacht wie du. Oder besser!«

»Du bist Puerto-Ricaner?«, fragte ich, denn ich hatte aus dem Bronx-Slang den harten Akzent herausgehört.

Juarez erblasste unter der braunen Haut. Seine Hand fuhr zur Jacke hoch. »Hast du etwas gegen Puerto-Leute?«, quetschte er hervor. »Dann sag’s laut, Lupara, aber denk daran, dass ich ziemlich gut mit dem Messer bin!«

»Ich habe nichts gegen Puerto-Ricaner, nichts gegen Weiße, Gelbe, Schwarze«, sagte ich. »Aber ich habe ’ne Menge...

Erscheint lt. Verlag 10.5.2016
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Jerry Cotton Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dedektiv • Detektiv • Deutsch • Deutsche Krimis • eBook • E-Book • eBooks • Ermittler • erste-fälle • gman • G-Man • Hamburg • Horst-Bosetzky • international • Kindle • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimiautoren • Krimi Bestseller • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Krimis • krimis&thriller • letzte fälle • martin-barkawitz • Mord • Mörder • nick-carter • Polizei • Polizeiroman • Polizist • Reihe • Roman-Heft • schwerste-fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • Spannung • Spannungsroman • stefan-wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • uksak • Verbrechen • Wegner
ISBN-13 9783732530885 / 9783732530885
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