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Mars (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
Heyne (Verlag)
978-3-641-15509-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mars - Ben Bova
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Mission zum Roten Planeten

Wir schreiben das Jahr 2020: Eine aus Astronauten und Wissenschaftlern verschiedenster Nationen bestehende Expedition macht sich auf die lange Reise zum Mars. Dort hoffen sie, auf Spuren außerirdischen Lebens zu stoßen. Doch Meteoriteneinschläge, die lebensfeindlichen Umweltbedingungen auf dem Roten Planeten und eine eigenartige Marskrankheit sowie nicht zuletzt die kulturellen Unterschiede und politische Intrigen auf der Erde bringen die Mission mehr als einmal an den Rand des Scheiterns.

Ben Bova, 1932 in Philadelphia geboren, ist einer der bekanntesten Science-Fiction-Autoren unserer Zeit. Nach dem Tod von John W. Campbell jr. wurde er 1972 Herausgeber des bekannten SF-Magazins Analog Science Fact & Fiction und gewann insgesamt sechs Hugo Awards als Bester Herausgeber. Daneben legte Bova auch zahlreiche Romane vor, insbesondere mit der sogenannten Sonnensystem-Reihe, zu der unter anderem „Mars“, „Venus“, „Jupiter“, „Saturn“ sowie „Asteroidenkrieg“, „Asteroidenfeuer“ und „Asteroidensturm“ gehören, ist er außerordentlich erfolgreich. Bova lebt mit seiner Familie in Florida.

SOL 1
Morgen

»Touchdown.«

Es wurde zuerst auf Russisch ausgesprochen und dann sofort auf Englisch wiederholt.

Jamie Waterman spürte nicht, wann genau sie auf der Oberfläche des Mars aufsetzten. Das Abstiegsfahrzeug sank so langsam hinunter, dass Jamie und die anderen erst merkten, dass es endlich auf den Boden aufgesetzt hatte, als die Vibration der Bremsraketen erstarb. Neben allem anderen war Wosnesenski auch ein hervorragender Pilot.

Jedes Gefühl von Bewegung hörte auf. Es war völlig still. Durch die dicke Isolation seines Druckanzugs konnte Jamie nur sein eigenes aufgeregtes Atmen hören.

Dann kam Joanna Brumados Stimme durch seinen Kopfhörer, gedämpft und ehrfürchtig: »Wir sind da.«

Vor elf Monaten waren sie noch auf der Erde gewesen, und vor einer halben Stunde noch im Orbit um den Planeten Mars. Dann kam der fürchterliche Landeanflug, bei dem sie sich rüttelnd und mit heftigen Stößen ihren Weg durch die dünne Atmosphäre gebrannt hatten, ein künstlicher Meteor, der eine flammende Spur über den leeren Marshimmel zog. Nach einer Reise von mehr als hundert Millionen Kilometern hatten sie bei diesem Abenteuer, das bereits mehr als vier Jahre ihres Lebens in Anspruch nahm, endlich ihr Ziel erreicht.

Nun saßen sie in benommenem Schweigen da, auf dem Boden einer neuen Welt, vier Wissenschaftler in unförmigen, bunten Druckanzügen, in denen sie aussahen, als wären sie von überdimensionalen Robotern lebendig verschluckt worden.

Abrupt, ohne einen Befehl aus dem Cockpit über ihnen, begannen die vier Wissenschaftler ihre Gurte zu lösen und sich steif und ungelenk von ihren Sitzen zu erheben. Jamie schob das Visier seines Helms hoch, während er sich zwischen Ilona Malater und Tony Reed durchzwängte, um zu der kleinen, runden Aussichtsluke zu kommen, dem einzigen Fenster in ihrem engen Abteil.

Er gelangte ans Fenster und schaute hinaus. Die anderen drei drängten sich um ihn. Ihre hartschaligen Druckanzüge prallten zusammen und glitten aneinander entlang, als wären sie ein Quartett unbeholfener Schildkröten, die ihre Schnäbel in ein und dieselbe winzige, lebenspendende Pfütze zu tauchen versuchten.

Draußen erstreckte sich eine rote, staubige Wüste, so weit das Auge reichte. Rostfarbene Felsblöcke lagen auf dem öden, leicht gewellten Land verstreut wie von einem unachtsamen Kind zurückgelassene Spielsachen. Der unregelmäßige Horizont schien viel zu nah zu sein. Der Himmel war von einem zarten Lachsrosa. Kleine, vom Wind geformte Dünen erhoben sich in präzisen Reihen, und an einigen der größeren Felsbrocken häufte sich der rötliche Sand auf.

Jamie katalogisierte die Szene professionell: Auswürflinge von Impakten, möglicherweise auch vulkanischen Eruptionen, aber wohl eher Meteoriteneinschlägen. Kein Grundgestein zu sehen. Die Dünen sehen stabil aus, sind wahrscheinlich seit dem letzten Staubsturm da, vielleicht noch länger.

»Der Mars«, hauchte Joanna Brumado. Ihr Helm lag praktisch an seinem, als sie durch das Fenster spähten.

»Der Mars«, pflichtete Jamie ihr bei.

»Es sieht so trostlos aus.« Ilona Malater klang enttäuscht, als hätte sie ein Empfangskomitee oder zumindest einen Grashalm erwartet.

»Genau wie auf den Fotos«, sagte Antony Reed.

Für Jamie sah die rote Wüstenwelt draußen vor dem Fenster genauso aus, wie er es erwartet hatte, nämlich wie daheim.

Das erste Mitglied des Teams, das die Landefähre verließ, war der stämmige Bauroboter. Jamie, der sich mit den drei anderen Wissenschaftlern an dem kleinen Beobachtungsfenster drängte, sah zu, wie das knollige Fahrzeug aus blaugrauem Metall auf seinen sechs weich gefederten Rädern über den staubigen roten Sand rollte und ungefähr fünfzig Meter vom Standort ihres Landers entfernt abrupt anhielt.

Während Jamie die eckige Maschine mit den unförmigen Flüssigsauerstofftanks darauf beobachtete, dachte er im Stillen: russische Konstruktion, japanische Elektronik und amerikanische Software. Genau wie alles andere auf dieser Expedition.

Zwei glänzende Metallarme entfalteten sich wie die Beine einer aufstehenden Giraffe aus der Vorderseite des Fahrzeugs und entnahmen einen formlosen Plastikhaufen aus dem großen Transportbehälter an der Seite. Der Roboter legte das Kunststoffgebilde so präzise auf dem Sand aus wie eine Großmutter, die ein Picknick-Tischtuch ausbreitet. Dann schien er innezuhalten, als wollte er das glänzende, gummiartig aussehende Material inspizieren. Langsam begann sich der leblose Kunststoff zu regen, füllte sich mit Luft aus den großen Tanks auf der Oberseite des Roboters. Der Plastikhaufen wuchs und nahm Gestalt an: eine Blase, ein Ballon, schließlich eine steife, halbkugelförmige Kuppel, die den Roboter vollständig vor ihren Blicken verbarg.

Ilona Malater drängte sich dicht an Jamie und sagte leise: »Unser Zuhause auf dem Mars.«

Tony Reed erwiderte: »Sofern es nicht leckt.«

Über eine Stunde lang sahen sie zu, wie der geschäftige kleine Roboter ihre aufblasbare Kuppel errichtete, den Rand fest im staubigen marsianischen Boden verankerte und durch eine mannshohe Klappe hinein und heraus rollte, um metallene Verstrebungen und eine komplette Luftschleusenanlage aus der Ladebucht des Landefahrzeugs zu holen und dann an der richtigen Stelle zu verschweißen.

Sie konnten es alle kaum erwarten, hinauszugehen und ihre gestiefelten Füße auf den rostroten Boden des Mars zu setzen, aber Wosnesenski bestand darauf, dass sie sich bis ins Kleinste an den Missionsplan hielten. »Die Stützkonstruktion muss abkühlen«, rief er aus dem Cockpit zu ihnen herunter, um seine Entscheidung zu begründen. »Der Kuppelbau muss erst fertiggestellt und vollständig auf Normaldruck gebracht sein.«

Wosnesenski war natürlich zu beschäftigt, als dass er mit ihnen an der Aussichtsluke hätte stehen und zuschauen können. Als Kommandant des Bodenteams war er oben im Cockpit und überprüfte sämtliche Systeme des Landers, während er dem Leiter der Mission in einem der Raumschiffe, die sich über ihnen in der Umlaufbahn befanden, und durch ihn den Flugkontrolleuren auf der über hundert Millionen Kilometer entfernten Erde Bericht erstattete.

Pete Connors, der amerikanische Astronaut und Copilot des Landers, saß neben Wosnesenski und überwachte den Bauroboter sowie die Sensoren, die Proben der dünnen Luft draußen nahmen. Nur die vier Wissenschaftler hatten Zeit, der Maschine dabei zuzusehen, wie sie das erste Wohngebäude für Menschen auf der Oberfläche des Mars errichtete.

»Wir sollten unsere Tornister umschnallen«, sagte Joanna Brumado.

»Dafür haben wir noch jede Menge Zeit«, sagte Tony Reed.

Ilona Malater gab ein boshaftes kleines Lachen von sich. »Du willst doch nicht, dass er wütend auf uns wird, nicht wahr, Tony?« Sie zeigte nach oben zum Cockpit.

Reed zog eine Augenbraue hoch und lächelte ihr zu. »Ich glaube, es wäre nicht ratsam, ihn gleich am ersten Tag zu verstimmen, oder?«

Jamie löste seinen Blick von dem hart arbeitenden Roboter, der jetzt eine zweite schwere Luftschleuse aus Metall in die gewölbte Kuppelkonstruktion einsetzte. Wortlos drängte er sich an den drei anderen vorbei und griff nach dem Tornistergerät seines Druckanzugs, das an seinem Gestell am gegenüberliegenden Schott hing. Wie die Anzüge waren auch die Tornister farbig codiert: Der von Jamie war himmelblau. Er trat rücklings davor und spürte, wie die Verschlüsse am Rücken seines Raumanzugs einrasteten. Der Anzug selbst fühlte sich steif an, wie eine neue Jeans, nur schlimmer. Es kostete echte Anstrengung, die Schultergelenke zu bewegen.

Im Jargon des Marsprojekts trug ihre Fähre die Bezeichnung L/AV: landing/ascent vehicle, Abstiegs- und Aufstiegsfahrzeug. Sie war unter dem Gesichtspunkt der Funktionalität konstruiert, nicht unter dem der Bequemlichkeit. Sie war groß, aber der Platz wurde größtenteils von geräumigen Ladebuchten eingenommen, die Ausrüstungsgegenstände und Vorräte für die sechs Forscher beherbergten. Auf der Luftschleusen-Ebene oberhalb der Ladebuchten waren die Raumanzüge und die Tornistergeräte für die Arbeit draußen untergebracht. Auf dieser Ebene gab es vier Klappsitze, aber das Abteil war Jamie schrecklich eng vorgekommen, als er zusammen mit den drei anderen Wissenschaftlern darin saß, erst recht, weil sie in ihren beschwerlichen hartschaligen Anzügen steckten. Über der Luftschleusen-Ebene befand sich das Cockpit mit dem Kosmonauten-Kommandanten und seinem Astronauten-Stellvertreter.

Wenn es sein musste, konnten die sechs Männer und Frauen tagelang in diesem Landefahrzeug bleiben. Der Missionsplan sah zwar vor, dass sie ihre Basis in der aufblasbaren Kuppel einrichteten, die der Roboter gerade baute, aber falls es darauf ankam, konnten sie im Lander überleben.

Vielleicht. Wenn sie nur noch ein paar Stunden länger in diesem engen, klaustrophobischen Abteil eingesperrt blieben, dachte Jamie, würde jemand einen Mord begehen. Auf dem neunmonatigen Flug von der Erde in den viel geräumigeren Modulen der Mutterschiffe war es schon schlimm genug gewesen. Dieses kleine Landefahrzeug würde sich rasch in ein Irrenhaus verwandeln, wenn sie mehrere Tage darin verbringen mussten.

Sie legten die Tornister im Buddy-System an, wie man es ihnen beigebracht hatte, wobei ein Wissenschaftler dem anderen half, alle Verbindungen zu den Batterien, der Heizung und dem Luftaufbereiter des Anzugs zu prüfen. Erst einmal und dann noch ein zweites Mal. Die Tornistergeräte waren so konstruiert, dass sie sich automatisch mit Anschlussbuchsen am Druckanzug verbanden, aber schon ein einziger...

Erscheint lt. Verlag 9.5.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Der Marsianer • Der rote Planet • eBooks • Mars-Literatur • Mars-Mission • Raumfahrt • Weltraum
ISBN-10 3-641-15509-6 / 3641155096
ISBN-13 978-3-641-15509-4 / 9783641155094
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