Dr. Stefan Frank 2341 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783732528318 (ISBN)
Die hübsche Immobilienmaklerin Katja freut sich schon sehr auf ihren Urlaub, den sie gemeinsam mit ihrer Mutter Annette in Spanien verbringen wird. Doch schon bei ihrer Ankunft stellt Katja erschrocken fest, dass Annette unter extremen Stimmungsschwankungen leidet, und auch ihr Gedächtnis scheint nicht mehr das beste zu sein. Gott sei Dank normalisiert sich dann alles wieder, und die beiden können einige Tage lang unbeschwert ihren Urlaub genießen. In dieser Zeit lernt Katja den charmanten Hotelmanager Enrico kennen, und es scheint bei beiden Liebe auf den ersten Blick zu sein. Die beiden treffen sich zu einem romantischen Essen, doch als Katja ins Hotel zurückkehrt, ist ihre Mutter verschwunden. Sie findet die ältere Dame völlig desorientiert in einem Café, und plötzlich durchzuckt Katja ein fürchterlicher Gedanke: Leidet ihre Mutter etwa an Alzheimer? Kurzentschlossen bucht sie den nächsten Flug nach München, um Annette dort untersuchen zu lassen. Sie reist ab, ohne Enrico eine Nachricht zu hinterlassen. Für die Liebe ist jetzt kein Platz mehr in ihrem Leben ...
„Eine Walnuss“, wiederholte Therese Reinholt skeptisch.
Auf der anderen Seite ihres Schreibtisches in der Landschaftsgärtnerei Reinholt hob Oliver Turm entschuldigend beide Hände.
„Ich weiß, die Juglans regia ist für den Standort nicht ideal. Darauf habe ich meinen Kunden hingewiesen, aber er will partout keinen anderen Baum. Und ganz wichtig: Das Exemplar muss aus dem Jahr 2008 stammen.“
Nachdenklich tippte Therese mit ihrem Bleistift auf die Tischplatte.
„2008 war die Walnuss Baum des Jahres.“
Oliver Turm nickte.
„Ich bin beeindruckt, Frau Reinholt.“
Das stimmte – allerdings gab es Dinge, die ihn an der jungen Frau noch mehr beeindruckten als ihr gutes Gedächtnis. Zum Beispiel ihre ausdrucksstarken braunen Augen. Oder ihre langen dunklen Haare, die sie gern zu einem nie ganz ordentlichen Pferdeschwanz zusammenband. Oder ihr reizendes Lächeln. Oder die Tatsache, dass ihre Wangen immer ein wenig Farbe hatten. Ganz ohne Rouge, da war sich Oliver sicher.
Als Landschaftsgärtnerin war Therese viel an der frischen Luft, und genauso sah sie auch aus. Frisch. Ungekünstelt. Kein Wunder, dass er sich immer freute, wenn er eine Baummaklerin brauchte.
Sie zuckte die Schultern.
„Es ist keine Kunst. Sie kennen die Liste doch bestimmt auch im Schlaf, Herr Turm.“
Dass Oliver erst hatte nachschlagen müssen, behielt er für sich.
„Mein Kunde möchte unbedingt eine Juglans regia, weil er im Jahr 2008 geheiratet hat und seiner Frau zum Hochzeitstag eine besondere Freude machen will“, wich er aus.
„Aha, ein Romantiker.“
„Nicht wirklich. In erster Linie ein Geschäftsmann, der erkannt hat, dass Bäume Wertanlagen sind. Jachten und Autos sinken nach kurzer Zeit im Wert. Schmuckstücke werden unmodern, gute Bäume hingegen immer teurer. Gerade der Preis für Walnussholz hat sich ja immens entwickelt.“
Therese runzelte die Stirn.
„In dem Fall nehme ich das mit dem Romantiker zurück und hoffe, Ihr Kunde gönnt dem Baum noch einige Jahre, bevor er ihn fällt.“
„Das wird er schon deshalb tun, weil er sonst Schwierigkeiten mit seiner Gattin bekommt. Die liebt nämlich Walnüsse. Bestimmt lässt sie sich die Chance nicht entgehen, welche aus dem eigenen Garten zu ernten.“
„Und die Juglans regia trägt erst mit zehn bis zwanzig Jahren Früchte.“ Therese lächelte erleichtert. „Wenn der Baum von 2008 sein soll, hat er also eine Galgenfrist. Gut. Ich vermittle nämlich lieber Bäume, denen ein langes Leben bevorsteht.“
„Geht mir genauso.“ Fasziniert betrachtete Oliver das Grübchen neben Thereses linkem Mundwinkel.
Gleich darauf rief er sich zur Ordnung. Schließlich beauftragte er die Frau nicht wegen ihres Äußeren, sondern weil sie ihr Handwerk verstand. Therese Reinholt stöberte genau jene Bäume auf, die er als Landschaftsarchitekt brauchte, um seine Visionen zu verwirklichen. Außerdem fehlte ihm die Zeit, in den Baumschulen Europas selbst die Stecknadel im Heuhaufen zu suchen.
„Wie schnell brauchen Sie die Walnuss?“ Therese zog den Terminkalender zu sich heran.
„Bis zum zweiten Juni. In der Woche darauf ist nämlich der Hochzeitstag meines Kunden.“
Sie blätterte im Kalender und notierte das Datum.
„In Ordnung. Ich maile Ihnen wie gewohnt Fotos, sobald ich einen geeigneten Baum gefunden habe.“
„Schön.“ Widerstrebend stand Oliver auf. Alles Geschäftliche war abgehakt, und Privates gab es zwischen ihm und Therese nicht zu besprechen. Noch nicht. Leider. Ging es nach Oliver, durfte sich das jederzeit ändern.
Seit vier Monaten arbeitete Therese als Baummaklerin für ihn. Er hatte sich sofort zu ihr hingezogen gefühlt und mit ihr flirten wollen, doch sie war nicht darauf eingegangen. Vielleicht, weil er damals noch in festen Händen gewesen war und sie davon gewusst hatte?
Nun, diese Hürde fiel jetzt weg, denn vor sechs Wochen hatte sich Oliver nicht nur von seiner Freundin getrennt, sondern auch Therese möglichst beiläufig darüber informiert. Und Therese war eine gute Zuhörerin.
Dass sie ihn uninteressant fand, konnte sich Oliver nicht vorstellen. Er war attraktiv, einen Kopf größer als Therese, gebildet, erfolgreich – was wollte sie mehr?
Einen festen Freund hatte sie nicht, wie Oliver von ihrem Vater wusste. Kein Zweifel, der Inhaber der Landschaftsgärtnerei Reinholt mochte Oliver. Und Therese tat es auch, nur zeigte sie es nicht.
Eigentlich war das eine nette Abwechslung, fand Oliver. Er war daran gewöhnt, dass Frauen es ihm leicht machten. Manchmal zu leicht. Therese war freundlich, blieb aber auf Distanz. Das hatte durchaus seinen Reiz.
„Sie kennen nicht zufällig eine gute Tierpension?“, fragte Oliver, um den Abschied noch ein wenig hinauszuzögern. „Ich fliege nächste Woche geschäftlich nach Kanada und brauche eine Bleibe für meine beiden Graupapageien. Dummerweise hat meine übliche Tierpension wegen Renovierung geschlossen.“
Therese überlegte kurz.
„Hier in Grünwald gibt es zwar eine Tierpension, aber Vögel nimmt die leider nicht auf.“
Oliver seufzte. „Schade. Lorelei und Gretchen sind eigentlich ganz pflegeleicht. Mein bester Freund würde sie für die sechs Tage nehmen, hatte deswegen aber schon mächtig Ärger mit seiner Frau. Leider mögen nicht alle Menschen Papageien. Und es ist gar nicht so einfach, eine gute Tierpension zu finden.“
„Bringen Sie Ihre Papageien doch zu mir“, bot Therese spontan an. „Eine Expertin bin ich zwar nicht, aber ich mag Vögel. Früher hatte ich zwei Wellensittiche.“
„Sie würden die beiden tatsächlich nehmen?“, fragte Oliver hoffnungsvoll.
„Aber ja, wenn Sie sie mir anvertrauen mögen?“
„Natürlich“, versicherte er rasch. „Gar keine Frage.“ Das wurde ja immer besser. Therese war nicht nur reizend – sie hatte auch nichts gegen Papageien!
„Aber Ihr Vater, Frau Reinholt? Er hat einmal erwähnt, dass Sie im selben Haus wohnen. Vielleicht ist er nicht einverstanden? Papageien krächzen ja mitunter recht durchdringend, das ist nicht jedermanns Fall.“
Therese winkte ab.
„Wir wohnen zwar unter einem Dach, aber ich habe eine separate Wohnung – mit der besten Schalldämmung, die es derzeit auf dem Markt gibt.“
Hoffentlich klingt das nicht angeberisch, schoss es Therese durch den Kopf. Nein, entschied sie. Ihr Vater hatte angesichts der Rechnung für den Umbau zwar die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber dank Thereses Idee, als Baummaklerin eine Marktnische zu besetzen, konnten sie es sich leisten. Außerdem war Ignaz Reinholt froh gewesen, dass sein einziges Kind nicht auszog, sondern im Elternhaus blieb.
„Bringen Sie die Papageien doch am Tag vor Ihrer Abreise vorbei“, schlug Therese vor. „Am besten mit einer Liste, was sie fressen und worauf ich sonst noch achten muss.“
„Wunderbar, Frau Reinholt. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.“
„Kein Problem. Papageien habe ich mir als Kind immer gewünscht. Sie tun mir also genau genommen einen Gefallen.“
„Und Sie mir erst.“ Oliver strahlte. Nach seiner Rückkehr würde er Therese zum Essen ausführen. Als Dankeschön. An einem geschmackvoll gedeckten Zweiertisch in einem Restaurant mit schummriger Beleuchtung und Musik kam viel eher romantische Stimmung auf als im grellen Neonlicht eines Büros. Dann würde sich zeigen, dass auch Therese nicht gegen Olivers Charme immun war.
Er beschloss, ihr schon mal einen Vorgeschmack darauf zu geben.
„Sie finden nicht nur die besten Bäume, sondern helfen mir auch noch privat aus der Klemme. Ich bin sehr froh, dass wir uns kennengelernt haben, Frau Reinholt.“ Oliver streckte ihr zum Abschied die rechte Hand hin, wobei er sich vornahm, Thereses Hand länger als nötig festzuhalten und ihr dabei tief in die Augen zu schauen.
Sie legte ihre Hand in seine, zog sie aber gleich wieder zurück, was Oliver nur mit sanfter Gewalt hätte verhindern können. Die wollte er nicht anwenden, also tröstete er sich mit der Gewissheit, dass sein Moment schon noch kommen würde.
„Ich bringe Ihnen Lorelei und Gretchen am kommenden Montag samt Liste und Futter“, sagte er. „Passt es Ihnen gegen siebzehn Uhr?“
„Ja, gern.“
Die Bürotür klappte zu, und ein kräftiger Mann um die sechzig kam herein. Er trug eine dunkelgrüne Latzhose mit einem rotgrün-karierten Hemd darunter und Gummistiefel.
„Ach, der Herr Turm“, sagte er aufgeräumt. „Grüß Sie Gott.“
„Grüß Gott, Herr Reinholt.“
Ignaz Reinholt zog eine zusammengefaltete Zeitung unter dem linken Arm hervor und legte sie auf den Besprechungstisch. Dann schüttelte er Olivers Hand.
„Siebzehn Uhr habe ich gerade aufgeschnappt. Gibt es einen Notfall?“ Er blickte vom Besucher zu Therese und wieder zurück.
„Sozusagen, allerdings nicht pflanzlicher, sondern tierischer Natur, Herr Reinholt. Ich muss geschäftlich nach Kanada und wusste nicht, wohin mit meinen Papageien. Ihre Tochter ist so freundlich, die beiden in Pflege zu nehmen. Wir haben gerade besprochen, wann ich den Käfig herbringe.“
„Verstehe.“ Der Witwer versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Also kein Rendezvous. Dabei hätte er schwören mögen, dass sich Herr Turm für Therese interessierte.
„Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen?“, erkundigte sich Oliver der Form halber.
„Aber nicht die Spur. Therese hatte schon immer...
| Erscheint lt. Verlag | 3.5.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Dr. Stefan Frank | Dr. Stefan Frank |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Arzt • arzt-krimi • Arztromane • Bestseller • Bianca • Cora • der-Notarzt • Deutsch • Doktor • Dr. • dr daniel • dr laurin • dr norden • eBook • E-Book • eBooks • E-Books • Familiensaga • feelgood • Fortsetzungsroman • Frauen • für • Gefühle • Großdruck • große-schrift • Happy End • Heft-Roman • Herzschmerz • Historical • Hollywood • Julia • kaipurgay • Kindle • Klinik • Klinik-roman • Krankenhaus • Krankenschwester • Kurfürstenklinik • Landarzt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • martin-Kelter • Medizin • Mira • Modern • Nicholas Sparks • Patient • patricia-vandenberg • PS ich liebe dich • Romance • romantisch • Romantische Komödie • Schicksalsroman • Serie • spannend • tatsächlich liebe • Tiffany • Verlag • wohlfühlen |
| ISBN-13 | 9783732528318 / 9783732528318 |
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