Special Force One 16 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7325-2581-2 (ISBN)
Manuel Ortega, Top-Terrorist und Waffenhändler, wird in einem Hochsicherheitsgefängnis der CIA festgehalten. Als akuter Verdacht besteht, dass er befreit werden soll, wird das Special-Force-One-Team um Mark Harrer ausgesandt, um ebendies zu verhindern. Doch dabei geraten sie zwischen die Fronten. Aus irgendeinem Grund will die CIA nicht, dass Ortegas geheimes Wissen die SFO erreicht. Was weiß der Terrorist, das Harrer und seine Leute nicht erfahren sollen?
Special Force One - Die Antwort der Vereinten Nationen auf den Terror der heutigen Zeit. Ein Spezialkommando, allein zu dem Zweck geschaffen, korrupte Staaten, Flugzeugentführer, Attentäter und Massenmörder zu bekämpfen.
Der Nemesis-Plan
Militärisches Hochsicherheitsgefängnis am Cerro Murallón, Patagonien/
Argentinien
Montag, 0000 OZ
Chuck Evans hatte sich vor die Monitore gefläzt und tippte gelangweilt auf der Tastatur herum. »Der volle Horror«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Dame auf E4, jetzt bin ich erledigt, Mann.«
Der Schachcomputer war die einzige Abwechslung in einer langen Nacht.
»Hast du die Zellen gecheckt?«, fragte Enrique Lopez.
Chuck grinste. »Klar doch. Ist alles ruhig.«
Auf den Bildschirmen der Überwachungsstation war drei Mal ein fast identisches Bild zu sehen. Ein kahler Raum mit einem metallenen Bettgestell. Die Häftlinge von Zelle 1 und 2 schliefen. Der Mann aber, den Lopez in Gedanken immer nur ›Z3‹ nannte, lag wach und starrte an die Decke.
»E-Mails?«, fragte Lopez hoffnungsvoll.
»Stephania hat dir geschrieben.« Chuck kicherte und starrte auf Enriques Bauchansatz. »Sie ist schon ganz feucht und will es von ihrem Kuschelbär besorgt bekommen.«
»Verpiss dich, Alter.«
»He, wo ist dein Sinn für Humor geblieben?«, beschwerte sich Chuck und wurde ernst. »Nein, keine Mails. Nur der übliche Formularquatsch.« Er gähnte. »Viel Spaß bei der Nachtschicht. Bin ich froh, dass ich mich aufs Ohr hauen kann.«
Enrique Lopez nahm seinen Platz ein und sah auf die Uhr. »Wusstest du, dass ich in 121 Stunden, 28 Minuten und 31 Sekunden Urlaub habe? Was sagst du dazu?«
Chuck tippte grinsend an seine Stirn und verschwand.
Enrique Lopez hörte, wie die Tür zu den privaten Räumen ins Schloss fiel, und starrte wieder auf den Bildschirm. Wahrscheinlich war es die Langeweile, die ›Z3‹ keinen Schlaf finden ließ. Lopez konnte ihn gut verstehen. Ihm selbst ging es nicht anders. Sechs Monate als Schließer am Murallón waren eine Ewigkeit. In dieser Zeit waren seine Schlafstörungen immer schlimmer geworden. Es lag an Rudolpho, dem dritten Wärter, der vor zwei Monaten erkrankt war. Seitdem gab es keinen Ersatz, und Chuck und Lopez schoben Sonderschichten. Eine organisatorische Schlamperei sondergleichen.
Lopez rutschte im Sessel hin und her. Der Hüftspeck kniff. Es gab einfach keine Abwechslung. Hinaus konnte man nicht. Der Eiswind tötete jeden, der den Sturz über die dreihundert Meter tiefe Eiswand überlebte.
Enrique Lopez tippte auf die Return-Taste, und das fliegende Windows-Symbol verschwand vom Bildschirm des Laptops, der in das System eingestöpselt war. Höchste Sicherheitsanforderungen, Gefahrenzulage, dachte er höhnisch. Die einzige Gefahr war, dass ihm seine Frau weglief. Sie hatten sich nicht im Streit getrennt, aber sechs Monate waren eine lange Zeit. Stephanias E-Mails waren während der letzten Wochen seltener geworden.
Z3 war immer noch wach.
Lopez stützte die Ellenbogen auf das Armaturenbrett und starrte auf den Monitor. Z3 war ein Neuling. Erst vor drei Monaten eingetroffen. Er lag da, die nackte, unbehaarte Brust halb unter der Decke verborgen, und starrte in die Kamera. Er schien nicht mal zu blinzeln.
Wer bist du?, dachte Lopez.
Vielleicht ein Landesverräter, ein Geheimdienstüberläufer. Oder ein renitenter Diktator aus irgendeinem Dritte-Welt-Staat, den man verschwinden lassen wollte.
Enrique Lopez fühlte einen Schauer über seinen Rücken laufen. Er mochte die Augen von Z3 nicht. Der Kerl war ihm vom ersten Augenblick an unheimlich gewesen.
Wirst schon sehen, sagten diese Augen. Ich komme hier wieder raus.
Aber das war Blödsinn. Cerro Murallón war der einzige Ort der Welt, von dem es keine Rückkehr gab.
Enrique Lopez ertappte sich dabei, wie er den Monitor abschalten wollte. Er konnte den Blick von Z3 nicht mehr ertragen.
Doch seine Hand blieb über der Taste hängen.
Das Gesicht von Z3 erschien ihm irgendwie fahl. Und der Blick, der eben noch so furchterregend gewirkt hatte, kam ihm auf einmal leblos und starr vor.
Lopez tastete nach dem Lautsprecherknopf. Die Sprechanlage ermöglichte die Kommunikation mit den Häftlingen, ohne die Zellen zu betreten.
»Z3 – alles in Ordnung?«
Enrique Lopez kam sich vor wie ein Idiot.
Aber der Gefangene regte sich immer noch nicht. Er blinzelte nicht mal. Das war doch nicht normal!
»Z3, können Sie mich hören?«
Lopez spürte, wie sich Schweiß auf seiner Stirn sammelte. Er zögerte einen Moment, dann betätigte er eine andere Taste an der Funksprechanlage.
»Chuck – bist du noch wach?«
Die Antwort bestand aus einem Stöhnen. »Hab mich gerade ausgezogen. Was ist los?«
»Ich weiß nicht. Z3 macht Probleme. Er liegt einfach so da und regt sich nicht.«
»So was nennt man Schlafen.«
»Mit offenen Augen? Ich hab ’n komisches Gefühl, Chucky. Der liegt die ganze Zeit schon so da. Sieht verdammt so aus, als ob er …« Lopez sprach es nicht aus.
Im Lautsprecher war es still. »Warte, ich bin gleich da.«
Zwei Minuten später öffnete sich die Tür. Chuck hatte sich notdürftig Hose und Pullover übergestreift.
Lopez deutete auf den Bildschirm. »Ich glaub, er ist tot. Vielleicht sollten wir in Buenos Aires anrufen.«
»Und was sollen die tun? Herfliegen und ihn reanimieren? Du gehst runter und schaust nach. Ich bleib hier oben und sichere ab.«
Lopez fuhr auf. »Wieso ich? Ich habe …«
Chuck grinste. »Es ist deine Schicht, Mann.«
***
Enrique fühlte sich alles andere als wohl, während er über die Eisentreppe hinunter zum Zellentrakt stieg. Die Korridore der Anlage waren kaum mannshoch. Neonröhren spendeten ein fahles Licht. Eine graue Metalltür mit einem quadratischen Sichtfenster aus bruchfestem Plastik führte in den Zellentrakt. Lopez tippte die Kombination ein, und die Tür glitt zischend zur Seite.
Der Trakt besaß zehn Zellen. Die hinteren sieben standen leer.
Lopez warf einen kurzen Blick durch die Sichtfenster von Zelle 1 und 2. Die beiden Gefangenen schliefen in ihren Betten.
»Alles in Ordnung?«, erklang Chucks krächzende Stimme in dem winzigen Lautsprecher in Lopez, Ohr, der über ein Kabel mit einem Minisender in seiner Brusttasche verbunden war. Das Signal durchdrang zwar nicht das massive Felsgestein des Murallón, aber in jedem Trakt gab es verkabelte Empfänger, die das Signal zum Zentralrechner im Überwachungsraum leiteten.
»Ich weiß nicht«, sagte Lopez. »Die anderen beiden schlafen friedlich in ihren Kojen.«
Er lugte durch das Fenster von Zelle 3. Der Gefangene lag immer noch auf dem Bett.
»Hat er sich in der Zwischenzeit bewegt?«
»Keinen Millimeter«, erwiderte Chuck.
Lopez löste den Gummistock vom Gürtel. Der Knüppel hatte ihn immer an die alten Gefängnisfilme aus den 60ern erinnert, aber jetzt war er froh, dass er ihn hatte.
Er schlug gegen die Tür. »Aufwachen, Z3. Die Schauspielstunde ist vorbei!«
»Der reagiert überhaupt nicht«, sagte Chuck.
Enrique Lopez fasste sich ein Herz. »Okay, ich schau mal nach ihm. Lass das Gas ein.« Womit hab ich das verdient, dachte er sich. Fünf Tage vor meinem Urlaub!
Er vernahm ein leises Zischen. Ein Betäubungsgas wurde in die Zelle gepumpt, das dem Gefangenen für einige Minuten das Bewusstsein raubte. Eine Sicherheitsmaßnahme, die nicht unbedingt mit den Genfer Konventionen vereinbar, aber vom Betreiber des Gefängnisses vorgeschrieben war.
Er wartete zwei Minuten, bis sich das Gas zersetzt hatte, und gab die persönliche Kombination ein. Der Riegel glitt geräuschlos zur Seite.
Z3 lag immer noch so auf dem Bett, wie Lopez ihn vor ein paar Minuten auf dem Monitor gesehen hatte. Selbst wenn er vorhin geschauspielert hatte – das Gas erledigte jeden.
Lopez verdrängte den Gedanken, dass Z3 tot war. Das Letzte, was sie gebrauchen konnten, war ein Leichnam. Es würde Fragen geben, weitere Formulare. Eine Menge Papierkram, auf den weder Lopez noch Chuck besondere Lust hatten.
Der Kerl hatte bisher einen kerngesunden Eindruck gemacht. Ein Spanier, dem Akzent nach zu urteilen. Er sprach nur wenig. Mittleres Alter, ideales Körpergewicht, muskulöser Körperbau.
Lopez tastete nach der Halsschlagader. »Der Puls ist okay«, sagte er erleichtert. »Offenbar hat er wirklich mit offenen Augen geschlafen – so was soll’s ja geben …«
»Dann verschwinde. Er wird schon wieder zu sich kommen …«
»Geht klar. Ich …«
Er konnte nicht weitersprechen. Die Hand des Gefangenen war nach oben geschnellt und hatte ihn an der Kehle gepackt. Instinktiv versuchte Lopez nach dem Plastikknüppel zu greifen, aber Z3 trat nach seinem Unterarm. Lopez spürte, wie das Handgelenk brach. Er wollte schreien, aber ein Schlag in die Magengrube ließ ihn aufkeuchen. Sein Zwerchfell krampfte sich zusammen.
»Enrique – was ist los …?«, vernahm er Chuckys Stimme wie durch dichten Nebel.
Er röchelte nach Luft. Todesangst ergriff ihn, als das Gesicht von Z3 vor ihm auftauchte. Der Kerl grinste höhnisch. Lopez’ Lippen formten einen stummen Hilfeschrei. Doch Chuck hätte ihm nicht einmal helfen können, wenn er ihn gehört hätte.
Wieso hatte das Gas nicht gewirkt?
Z3 schnappte sich den Knüppel und holte aus. Lopez sah den Schatten auf sich zukommen, registrierte eine Explosion an seiner Schläfe – und fiel in abgrundtiefe Schwärze.
***
Buenos Aires, Argentinien
Montag,...
| Erscheint lt. Verlag | 5.4.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Die Spezialisten | Die Spezialisten |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 20. - 21. Jahrhundert • Abenteuer • action • Action & Adventure • Adventure • Air Force • Anna Basener • Armee • Bahnhofsroman • Befreiung • blutig • Blutlinie • Boot • Cody McFadyen • Cora • Dan Brown • Einsatz • ethan cross • Fitzek • force • Gänsehaut • Gefecht • Groschenheft • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Helikopter • Jerry Cotton • Kampf • Klassiker • MAN • Mann • Männer • Massenmörder • Men • men's adventure • Militär • Militärthriller • Military • Mira • One • Psycho • Psychothriller • Pulp • Pulp Ficition • Pyramiden • Rettung • Rettungsaktion • Romanheft • Roman-Heft • Schiff • Schlitzer • Schutz • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Serienmörder • Seriennovellen • Sicherheit • Sonderkommando • Spannung • Special • special force one • Special Forces • Spezialeinheit • Strategie • Suspense • Terror • Terrorbekämpfung • Terrorist • Terroristen • Thriller • todeskünstler • Vatikan • Verschwörung |
| ISBN-10 | 3-7325-2581-3 / 3732525813 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-2581-2 / 9783732525812 |
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